Felix Perrefort / 03.11.2023 / 06:15 / Foto: Montage Achgut.com / 76 / Seite ausdrucken

Opferzahlen: Hamas-Mathematik gegen Israel

Die palästinensischen Opferzahlen stammen von der Hamas. Ein ehemaliger Reuters-Journalist spricht darüber nun Klartext. Um vernünftig über Opferzahlen zu reden, muss vorher allerdings mit Unwahrheiten aufgeräumt werden. Eine richtige palästinensische Zivilgesellschaft gibt es zum Beispiel gar nicht. Auch deshalb kann man nicht einfach die Opferzahlen gegeneinander aufrechnen. 

„Die Hamas hat einen klaren Propaganda-Anreiz, die Zahl der zivilen Opfer so weit wie möglich aufzublähen“, sagt der ehemalige Reuters-Büroleiter Luke Baker, der die Berichterstattung über Israel und die palästinensischen Gebiete von 2014 bis 2017 leitete, kürzlich auf X. Natürlich bestreitet Baker nicht, dass es durch die IDF getötete palästinensische Zivilisten gibt. Er macht jedoch deutlich, dass das Ausmaß der Todesopfer nicht nachweisbar ist und diejenigen, die mit der Feststellung von Opferzahlen im Gazastreifen beauftragt sind, nicht unabhängig arbeiten können.

„Jeder Gesundheitsbeamte, der aus der Reihe tanzt und den Journalisten nicht die von der Hamas gewünschten Todeszahlen nennt, riskiert ernsthafte Konsequenzen“, schreibt Luke Baker und fordert die Medien dazu auf, in den Spiegel zu schauen und sich zu fragen: „Woher weiß ich, was ich weiß?“ Falls die Antwort laute: „Weil mir ein von der Hamas geführter Beamter des Gesundheitsministeriums davon erzählt hat“, dann gebe es „ernsthafte Probleme mit der Zuverlässigkeit der Informationen, die sie der Welt als Tatsachen melden.“

Seit Jahren beruft sich die Delegitimierung israelischer Selbstverteidigung auf angeblich immens ungleich verteilte Opferzahlen, weshalb dem jüdischen Staat unterstellt wird, überaggressiv zu reagieren. So verblasst der Terror, dem die Israelis ausgesetzt sind, vor den Gegenschlägen der IDF, deren angebliche Maßlosigkeit wiederum zur Ursache des Terrors erklärt wird. Der Unterschied zwischen Aggressor und Opfer, Angriff und Defensive, Barbarei und Zivilisation wird im Gerede einer „Gewaltspirale“ eingeebnet, in die „Öl gegossen“ werde, wenn Israel das willkürlich vergossene Blut seiner Staatsbürger vergilt. Vor dem Hintergrund dieses routinierten Stumpfsinns, dieser medienpolitischen Folklore findet Nahost-Mathematik gegen Israel statt, die davon ausgeht, man könne die Opferzahlen einfach einander gegenüberstellen, als wären Selbstmordattentate gegen Zivilisten qualitativ vergleichbar mit Luftschlägen gegen terroristische Ziele, bei denen teilweise auch Menschen ums Leben kommen, die nicht unmittelbar als Kombattanten gelten. 

Kannibalische Gelüste in der Friedensmitte

Wenn Außenministerin Annalena Baerbock jüngst postulierte, dass das „Leben aller Zivilistinnen und Zivilisten“ in diesem Krieg „gleich viel wert“ sei, was grundsätzlich stimmt, nur nicht in jeder Kriegskonstellation, will sie dann suggerieren, es dürfe höchstens einen Gleichstand in der Opferzahl geben? Ist Israel im Unrecht, sobald mehr Palästinenser gestorben sein werden, als zuvor Juden ermordet wurden? Und wie will Annalena Baerbock eigentlich feststellen, welcher in Gaza gezählte Tote ein Zivilist oder ein Terrorist ist?

Im Verblendungszusammenhang gegen Israel wird zweierlei behauptet: zum einen die Belastbarkeit von Zahlen, die zuweilen auch Menschen den Verstand vernebeln, die der Israelfeindlichkeit unverdächtig sind. Zum anderen werden stillschweigend gleichwertige, einander ähnliche Gesellschaftsformationen unterstellt. Vor jeder Diskussion über die Höhe von Opferzahlen ist über den Unterschied zwischen israelischer Gesellschaft und palästinensischem Kollektiv zu reden. Ein bürgerlich-wehrhafter Staat, mit einer arabischen Minderheit, die dort mit allen staatsbürgerlichen Rechten leben kann, steht einem antisemitisch-mörderischen und judenreinen Kollektiv gegenüber. Der Begriff der palästinensischen „Zivilgesellschaft“ entspringt dem Vokabular bürgerlich-demokratischer Gesellschaften und trifft auf das, was sich in den palästinensischen Gebieten über Jahrzehnte hinweg gebildet hat, nur bedingt zu. Eine zivile Sphäre lebt von verwirklichten Bürgerrechten und der Selbstunterscheidung von Staat und Regierung. In Gaza wird jeder Widerspruch brutal im Keim erstickt. Das Regime pflegt und hegt einen tradierten Enthusiasmus für den Krieg gegen die Juden. Von klein auf soll eine Komplizenschaft mit dem antisemitischen Vernichtungsgeschäft der Führung hergestellt werden. 

Wenn selbst der linke Standard unter abwiegelnder Überschrift in seiner Auswertung verfügbarer Statistiken letztlich resümiert, dass die Hälfte der palästinensischen Bevölkerung für die Hamas ist, belegt er damit einmal mehr den mörderischen Ungeist, der seit jeher viele Palästinenser beherrscht. Mit der PLO unter Arafat verübte bereits die erste Palästinenserführung Selbstmordattentate, im Jahr 1968 in Gestalt eines Anschlags auf einen von israelischen Kindern besetzten Bus. Weil westlichen Menschen solch ein Ausmaß brutaler Verrohung in ihren eigenen Gesellschaften nicht vertraut ist, sie es jedoch auch woanders nicht wahrhaben wollen, ordnen sie fein säuberlich einer „Hamas-Minderheit“ zu, was sich offensichtlich auf einen großen Teil der palästinensischen Volksgemeinschaft erstreckt. Kürzlich erst demonstrierte die einst unter deutschen Journalisten als Hoffnung geltende „Friedensaktivistin“ Ahed Tamimi nach Presseberichten schamlos in einem Instagram-Post ihren mörderischen Hass auf jüdische Siedler: "Wir warten auf euch in allen Städten des Westjordanlandes von Hebron bis Dschenin - wir werden euch abschlachten und ihr werdet sagen, dass das, was Hitler euch angetan hat, ein Witz war", wird sie zitiert. Und weiter: "Wir werden euer Blut trinken und euren Schädel essen. Kommt schon, wir warten auf euch."

Warum schamlos? Scham ist ein Ausdruck von Zivilisation, von der sie so unberührt zu sein scheint, wie die Pogromkommandos vom 7. Oktober. Weil zwischen Unschuld und Terror auf dem vielleicht unmenschlichsten Fleck der Erde höchstens im Einzelfall unterschieden werden kann, ist es möglich, dass nach Gaza verschleppte Frauen unter den Augen aller wie Vieh präsentiert, gequält und ermordet werden; ein Großteil der palästinensischen Bevölkerung ist schon der Abgrund, aus dem die Hamas-Bestien hervorkriechen, um mit den Juden beginnend die Zivilisation als solche zu vernichten. 

„Von Hamas gewünschte Todeszahlen“

Bei solch drastischer Wortwahl empören sich vom Völkerrecht kommende Deutsche links wie rechts. Seelenruhig führen sie die Gewalt gegen Israel auf eine Art Ursünde zurück: Mit der Gründung des Judenstaats wurden ja wohl einige Araber von ihrer Scholle vertrieben, auf der sie seit Generationen idyllisch lebten, bis der fiese Westen sie für die Schuld der Deutschen unrechtmäßig bezahlen ließ. „Welch Trauma, welch Unrecht!“, rufen Bernd und Ute in ihrer verkappten Blut- und Boden-Empathie, für die ein erzwungener 20-Kilometer-Umzug in der Wüste fast schon eine Deportation ist. Dabei ist es fraglos kein den Altvorderen angetanes Kolonial-Unrecht, sondern die westlich mitfinanzierte Indoktrination an UNRWA-Schulen, die im palästinensischen Nachwuchs, parallel zum Lesen- und Rechnen-Lernen, den künftigen Mudschahid vorbereitet. In diesem Sumpf aus Terrorismus und Judenhass werden die in der westlichen Öffentlichkeit kursierenden Opferzahlen „erhoben“, die dem gerechten Krieg Israels gegen die Hamas ein Ende setzen sollen. Selbstverständlich entstehen unter solchen Bedingungen keine verlässlichen Statistiken.

Diese Wahrheit setzt sich allmählich durch, es tut sich etwas. Seit Beginn der Herrschaft der Hamas im Jahr 2007 wurde nie zuvor „die Zuverlässigkeit des Gaza-Gesundheitsministeriums so deutlich infrage gestellt“ wie im Fall des anfangs erwähnten Reuters-Journalisten, schreibt das US-Nachrichten Magazin Time. Bislang galt nämlich, was auch hierzulande gebetsmühlenartig wiederholt wird: Die Statistiken hätten sich in der Vergangenheit als zutreffend erwiesen, verbürgt von angeblich unabhängigen Experten. Der Einwand von Ex-Reuters-Mann Luke Bakers bleibt indes offensichtlich richtig: „Jeder Gesundheitsbeamte, der aus der Reihe tanzt und den Journalisten nicht die von der Hamas gewünschten Todeszahlen nennt, riskiert ernsthafte Konsequenzen.“

Sicher ist: Die Hamas-Zahlen beinhalten getötete Hamas-Terroristen, die Opfer fehlgeleiteter palästinensischer Raketen und frei erfundene Todesopfer, wie sich eben erst deutlich zeigte. Diese Angaben sind nicht belastbar, sondern irreführend, man kann aus ihnen gar nichts ableiten. Luke Bakers: „Diese Zahlen sind enorm UND fast völlig unüberprüfbar.“

Die Erpressung Israels mit jihadistischen Propaganda-Zahlen muss ein Ende haben, sie ist der Informationskrieg, der den intendierten Vernichtungskrieg begleitet. Mit ihnen wird das wehrhafte Opfer zum Täter umgelogen, das Täterkollektiv zum Genozid-Opfer. Dieses Unrecht schreit zum Himmel.

Lesen Sie zum Thema auch: Frieden für Israel! Die etwas andere Einstaatenlösung.

 

Felix Perrefort ist Redakteur und Autor der Achse des Guten.

Foto: Montage Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Sam Lowry / 03.11.2023

Jaja, und “Bundeskanzler Olaf Scholz fordert Deutschtests für Kinder”... was soll das heißen??? So ein Schwachsinn!

Wolfgang Richter / 03.11.2023

Die “Hamas und Freunde”-Terroristen haben Israel aktiv den Krieg erklärt, mit einem mörderischn Überfall, und aufgrund der “Geschichte” dem Wissen, wie Israel reagieren wird. Weite Teile der Bevölkerung des Gaza-Streifens - und nicht nur dort- haben jeden toten Juden fröhlich bejubelt. Wer derart “aufschlägt”, hat die Folgen einkalkuliert und bei Eintritt derselben keinen Grund zu jammen. Ich hoffe nur, daß es den israelischen Sicherheitskräften nun gelingt, die Terrorstrukturen ein für alle mal auszumerzen, unter möglichst geringen eigenen weiteren Opfern. Und die Tunnelsysteme komplett zu zerstören, dürfte doch das geringste Problem sein, allein aufgrund der Quasi-Verdämmung. Gibts eigentlich Panzerminen oder größer, funkferngesteuert zu zünden??

Ilona Grimm / 03.11.2023

@Lisa Deetz: Netanjahu hatte überhaupt keine andere Wahl: Freunde aus Washington haben ihn erpresst. Irgendwer hat offensichtlich ein massives Interesse an diesem Krieg.

Ilona Grimm / 03.11.2023

Warum nicht mal die „Doku“ veröffentlichen, die in der Knesset gezeigt wurde und Abgeordnete reihenweise umgehauen hat? Das Massaker an Israelis muss sichtbar gemacht werden, damit die Relativiererei aufhört. Viel zu oft ist zu hören: „JA, ABER….“ Die Greuel kann sich ein Mensch mit gesundem Verstand ja überhaupt nicht vorstellen.

Franz Klar / 03.11.2023

“Mit der Gründung des Judenstaats wurden ja wohl einige Araber von ihrer Scholle vertrieben, auf der sie seit Generationen idyllisch lebten, bis der fiese Westen sie für die Schuld der Deutschen unrechtmäßig bezahlen ließ” . “Infolge des Massakers von Deir Yasin und aus weiteren Gründen waren bis zum eigentlichen Beginn des Palästinakriegs am 14. Mai 1948 – also binnen 35 Tagen – bereits zwischen 250.000 und 300.000 arabische Palästinenser geflohen oder wurden vertrieben….Bis zum Ende des Krieges verloren bis zu 750.000 palästinensische Araber ihre Heimat, was von ihnen heute als Nakba bezeichnet wird (Quelle WiKipedia) . So werden “einige Araber” hochgejazzt ...

Ralf Pöhling / 03.11.2023

Natürlich ist das alles Propaganda. Wer im “Laden” arbeitet, der weiß das alles. Das wird seit Jahrzehnten gelogen, dass sich die Balken biegen. Stichwort dazu immer wieder: Taqiyya. Das Lügen gilt in der islamischen Welt als clevere List und nicht als verwerflich. Hinzukommt, dass die fundamental tickenden Moslems sich als fortwährend im Krieg gegen die Ungläubigen, also jeder der nicht Moslem ist, sehen. Dieser laufende Krieg gegen uns wird im Westen nicht erkannt, weil der Krieg nicht offen ausgerufen worden ist. Die führen gegen die gesamte Welt Krieg, darum die “Palästina”-Propaganda auf allen Kanälen, und die Zivilisten hier im Westen halten das für einen lokalen Konflikt in Nahost. Das ist schlicht falsch. Dass das rund um Israel so eskaliert, liegt daran, dass die Juden dort nicht einknicken und gegenhalten. Eingeknickt sind wir hier im Westen rund um das Kosovo. Da redet man bei uns in völliger geistiger Umnachtung fälschlich von Frieden und hat gar nicht begriffen, dass man mit der Anerkennung des Kosovo als eigenständige Nation den Krieg gegen den Islam hier auf einem Teil Europas längst verloren hat. Die größte Schwäche Westens ist seine Trennung von Zivilbevölkerung und Militär. Bei uns hat die Zivilbevölkerung das Sagen. Die Zivilbevölkerung hat vom Krieg aber keine Ahnung. Sie erkennt ihn nicht mal, wenn er ihr direkt die Nase einschlägt. Das muss aufhören. Die Russen haben längst begriffen, woher der Wind weht. Wir hier im Westen noch nicht. Hier fehlt noch die Militarisierung des Volkes, die unweigerlich mit mehr Expertise in Geopolitik und Propaganda einhergeht. Zivilisten erkennen den Feind einfach nicht. Also muss man aus den Zivilisten hier endlich Soldaten machen. Wie in Israel.

Dirk Jürgens / 03.11.2023

Wie unsinnig die Unterscheidung zwischen böser Hamas und gutem “palästinensischen” Volk ist, zeigt sich doch gerade in Neukölln und anderen umgekippten europäischen Vierteln. Ein Araber, der gegen die Hamas (oder gar für eine Zweistaatenlösung) ist, ist doch die Ausnahme von der Regel. Dass ausgerechnet so viele Deutsche, die gerne alle anderen Deutschen pauschal mit Nazis gleichsetzen, zwischen “Palästinensern” und Hamas unterscheiden wollen, ist der Gipfel der grünlinken Geisteskrankheit.

Franz Klar / 03.11.2023

@Lutz Herrmann :“Die arabische Einwanderung ins Mandatsgebiet wurde nie eingeschränkt. Die jüdische schon” . Das wird ja längst durch die uneingeschränkte jüdische Einwanderung ins Autonomiegebiet wiedergutgemacht .  Halleluja und Schalom !

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com