News-Redaktion / 21.12.2019 / 13:00 / 16 / Seite ausdrucken

„Neger“ bleibt im Landtag erlaubt

Der AfD-Landtagsfraktionschef Nikolaus Kramer hat vor dem Landesverfassungsgericht in Greifswald im Streit mit dem Landtagspräsidium Recht bekommen, meldet tag24.de. Dem Gericht zufolge habe die Vizepräsidentin des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern, Mignon Schwenke (Linke), mit einem Ordnungsruf gegen Kramer wegen der mehrfachen Verwendung des Wortes "Neger" gegen die Landesverfassung verstoßen. Ein Landtagsmitglied könne dann zur Ordnung gerufen werden, wenn es die Würde oder die Ordnung des Hauses verletze. Der strittige Ordnungsruf der Landtagsvizepräsidentin hätte diese Voraussetzungen nach Auffassung des Gerichts nicht erfüllt.  

So habe Kramer das Wort in einer Debatte um Leistungsmissbrauch durch Asylbewerber in einem Zwischenruf verwendet, aber auch in einem Redebeitrag, in dem er zuvor erläutert hätte, dass er das Wort bewusst gewählt habe. Die Landtagsvizepräsidentin hätte in ihrem Ordnungsruf aber nicht näher zwischen den verschiedenen Verwendungen differenziert.

Nach Auffassung des Landesverfassungsgerichts zähle das Wort "Neger" nicht zu den Begriffen, die ausschließlich der Provokation oder der Herabwürdigung anderer dienen können. Es werde zwar nach heutigem Sprachgebrauch in der Regel als abwertend verstanden, aber ob es im Einzelfall tatsächlich so gemeint sei, könne jedoch nur aus dem Zusammenhang heraus beurteilt werden. Der Ordnungsruf hätte den Abgeordneten somit in seinem Rederecht verletzt.

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S. v. Belino / 21.12.2019

Wie ich die Afrikaner kenne (habe selbst etliche Jahre in Afrika gelebt), würden sich die allermeisten von ihnen vermutlich schlapp lachen über unsere nimmer enden wollenden politisch korrekten Bauchschmerzen. Sie verstehen sich in vielen Fällen eben weitaus besser darauf, den Dingen exakt die Bedeutung beizumessen, die ihnen gebührt. Leider hat man zunehmend den Eindruck, als gehe diese Fähigkeit hierzulande immer mehr verloren.

Gerhard Maus / 21.12.2019

@ Thomas Hechinger: Mir geht es wie Ihnen. Früher war „Neger“ in keiner Weise pejorativ. Ich glaube, der Umschwung in der Political Correctness kam durch den Begriff „nigger“ aus dem Amerikanischen. Ja, ich traue mich heute auch nicht mehr das „N-Wort“ zu benutzen. Aber „Negerkuss“ sage ich trotzdem immer noch (und denke dabei an die total leckere Leckerei!), verwende das Wort also „positiv besetzt“, auch wenn ich dann in irgend einer bescheuerten Bäckerei in Berlin Hausverbot bekomme (= so berichtete Herr Buschkowski von einem Vorfall in seinem Buch „Neukölln ist überall“).

Ilona Grimm / 21.12.2019

Mit dem Begriff Neger habe ich kein Problem. Mit Nigger allerdings schon. Und bei „maximal Pigmentierter“ kräuseln sich meine Zehennägel. Die beiden letzteren Begriffe sind deutlich abwertend. Neger dagegen beschreibt schlicht und einfach einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Neger stammt vom lateinischen „niger, nigra, nigrum“ ab und bedeutet schwarz, dunkel(farbig), sonnenverbrannt. Ein „Schwarzer“ kann auch ein Kaminkehrer sein oder ein CSUler aus der Zeit, als die CSU noch authentisch war. „Afroeuropäer“ oder „Afroamerikaner“ ist (von wem??) oktroyierter Krampf. Bei mir bleiben auch die Negerküsse Negerküsse. Basta. In der Lutherbibel von 2017 (500. Reformationsjubiläum) sind aus „Mohren“ politisch korrekt „Kuschiter“ geworden. Wer nicht zu den theologisch Eingeweihten gehört, muss nun nachschlagen, was das für Leute waren. Politisch korrekt müssten wir ja wohl auch das Land und den Fluss Niger und das Land Nigeria irgendwie umbenennen. Gibt’s dafür Vorschläge?

Sabine Heinrich / 21.12.2019

Ich vermisse “Zehn kleine Negerlein”, den Negerkuss, das herrliche Wanderlied ” Zehn nackte Neger - vom Stamm der Hosenträger…”,* habe meine noch existierende Negerpuppe (Schildkröt) geliebt ( Muss ich sie jetzt “Farbigenpuppe” nennen?) und den Sarottimohr ohnehin. *Auch das farbige Mädchen hat vor 30 Jahren während der Klassenfahrt begeistert mitgesungen, niemand hat eine Verbindung zwischen dem kessen Lied und ihm hergestellt. Die bösen Gedanken, die oft noch von kultureller Ahnungslosigkeit und Einfalt zeugen, wie z.B. beim Spiel “Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann”, das für naive, unwissende Pädagoginnen inzwischen nicht mehr mit diesem Wortlaut gespielt wird, kommen heutzutage nur von Erwachsenen, die den Kindern dann noch alles Mögliche einreden und Sprachzensur durchsetzen. Ich rede im täglichen Umgang auch nicht mehr von “Negern”; dabei war der Begriff für mich nie negativ besetzt. Es reizt mich allerdings schon mal, an der Supermarktkasse laut zu fragen: ” Wo sind denn hier die Negerküsse?” - angelehnt an diesen kleinen Werbefilm für Kondome vor ca. 25 Jahren - oder mehr. Die Reaktionen der Umstehenden würden mich SEHR interessieren! Noch fehlt mir der Mut, aber da mich die zunehmenden Gängelungen jeder Art erzürnen, juckt es mich, einmal die sprachkorrekten Mitmenschen zu erschrecken. :-)

N.Reher / 21.12.2019

Ich liebe Negerküsse und die heißen bei mir auch so! Kann man einem Schwarzen ein schöneres Kompliment machen? Apropos: Googles Wortvervollständigung hat mir politisch völlig unkorrekt das Wort eben direkt vorgeschlagen ;-)

Hildburg Heider / 21.12.2019

Für mich ist bis heute der Begriff “Neger” nicht anstößig. Wenn ich ganz erschöpft bin, sage ich manchmal “Jetzt könnte man mir nen nackten Neger auf den Bauch binden, und es täte sich nichts.” Ein Lieblingsspruch meiner Mutter. Bei ihr war “Neger” offenbar erotisch anregend konnotiert. Ich bedaure sehr, daß die Gehirnwäsche schon so weit fortgeschritten ist, daß sich kaum einer mehr traut,  “Negerkuß” oder “Zigeunerschnitzel” zu sagen. Und ich hatte eine heißgeliebte Negerpuppe. Wie heißen die heute politisch korrekt?

Werner Schmidt / 21.12.2019

Ich weiss nicht mehr, wann die bundesdeutsche Sprachpolizei angefangen hatte, das Wort Neger mit dem amerikanischen, eindeutig abwertenden Nigger gleichzusetzen. Ich bin alt genug um zu beurteilen,  dass das falsch ist. Beispiel gefällig? In dem um 1980 entstandenen BAP-Klassiker “Verdammt lang her” besingt der rassistischer Einstellungen völlig unverdächtige Wolfgang Nideggen den Obdachlosen “Jupp vun der Vringspooz”, der Geschichten erzählt (Zitat:) “... da wird manche Nejer blass”. Weiteres Beispiel: Der ebenso unverdächtige Kabarettist Werner Fink, der in einer Zeit “Haltung gezeigt” hatte, als das noch lebensgefährlich war, berichtet in seiner in den 1970iger Jahren erschienenen Biografie von einer Amerikareise, wobei er völlig unbefangen von seinen Begegnungen mit amerikanischer “Negern” berichtet.

B. Ollo / 21.12.2019

Ich kann mich dem Kommentar des Herrn Hechinger anschließen, verwende den Begriff auch nicht und würde hinzufügen: Es bricht niemandem ein Zacken aus der Krone andere Leute so anzusprechen, dass man sie nicht verärgert oder beleidigt. Das ist eine Sache des guten Benehmens. Eine rückwirkende Sprachbereinigung lehne ich aber strikt ab. Und auch für das Wort Neger gilt, dass schon in der Schule gelernt werden sollte, dass der Begriff in anderen Zeiten eben nicht automatisch negativ konnotiert war, üblicher Sprachgebrauch war, dass dieser Begriff zwei Seiten hat. Die abwertende Bedeutung des Wortes kommt für meine Begriffe im Wesentlichen einerseits aus dem Englischen, wo es synonym mit Sklave verwendet wurde. Sklaverei gab es in dieser Form in Deutschland nicht. Andererseits ist der Begriff auch sehr unpräzise, subjektiv und willkürlich (was der zeitlichen Herkunft geschuldet ist), was dann schnell beleidigend wird, zumal sich viele Menschen eher über den Kulturkreis als die Haar- oder Hautfarbe definieren. Umgekehrt wird beispielsweise in Afrika ja auch unterschiedslos von Weißen gesprochen, was genauso dem dortigen Erfahrungshorizont entspricht. Wenn man wenige Weiße gesehen hat, sehen vielleicht auch alle gleich aus, egal ob aus der Türkei oder Großbritannien. Das ist nicht weniger unpräzise, denn wer aus dieser Sicht Weißer oder Farbiger ist, ist ja genauso subjektiv und willkürlich - ausgrenzend, wie andere sagen würden. Die Zuordnung einer Hautfarbe kann also in jeder Richtung mit einer gewissen Enttäuschung verbunden sein, je nachdem, wo man sich selbst zu zählt. Aber manche halten sich auch für besonders schlank, kräftig oder groß, müssen dann aber feststellen, dass sie im Vergleich zu anderen durch andere anders eingeschätzt werden.

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