Messerverletzungen: Mitten ins Herz

Die Zahl von Stichverletzungen hat massiv zugenommen. Für medizinisches Personal eine große Herausforderung. 

So könnte der Beitrag aus dem aktuellen Hamburger Ärzteblatt (S. 34/35) auch betitelt sein, aber die Autoren haben sich für „Messerstich direkt ins Herz“ entschieden. Wie dem auch sei. Auf jeden Fall aber macht dieser Artikel wieder einmal deutlich, dass jedes Problem zwei Seiten hat, mindestens.

Der vorliegende Fall ist in erster Linie ein trauriger Hinweis auf die auch in Hamburg zugenommene Messerkriminalität, aber setzt er nicht vielleicht auch ein kleines Hoffnungszeichen? Muss doch ein Messerangriff selbst dann nicht tödlich enden, wenn das Opfer mitten ins Herz getroffen wurde, wenn es also, wie die Chirurgen sagen, zu einer penetrierenden Verletzung gekommen ist, in diesem Fall von Brusthöhle einschließlich des Herzens.

Auch bei einem solchen medizinischen Problem gilt für die medizinischen Behandler die alte Regel: Übung macht den Meister. Und je häufiger solch penetrierende Verletzungen, desto umfassender die einschlägige chirurgische und notfallmedizinische Erfahrung und desto besser das Ergebnis. Oder, aus Patientenperspektive und frei nach Hölderlin: Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch. Jedenfalls manchmal und wenn auch noch jede Menge Glück im Spiel ist.

„Ohne Rücksprache und unbemerkt“

Im vorliegenden Falle wuchs das Rettende für einen Patienten, Mitte 20 und – wie sich später zeigte – des Deutschen nicht mächtig und drogenabgängig. Zuvor aber gelang es dem Notfallteam, den mit einer lebensbedrohlichen Stichverletzung eingelieferten Patienten zu stabilisieren, ihm acht Minuten nach Einlieferung im Notfall-OP das Brustbein zu durchtrennen, die Blutungsquelle – ein Durchstich der linken Herzkammer – zu schließen und weitere Blutungsquellen auszuschließen. Weitere Details möchte ich dem Leser hier ersparen. Nach 19 Tagen beendete der Patient „ohne Rücksprache und unbemerkt“ einseitig die Behandlung, wahrscheinlich getrieben von seiner Drogensucht.

Wesentlich erleichtert wurde der aus notfallmedizinischer Sicht positive Krankheitsverlauf durch den kurzen Transportweg vom Tatort ins Krankenhaus. Denn die Klinik liegt nur knapp 500 Meter Luftlinie vom Hamburger Kriminalitäts-Hotspot, dem Hauptbahnhof, entfernt. Passend dazu heißt es in dem Artikel: „In unserer Klinik beobachten wir in den letzten Jahren eine deutliche Häufung penetrierender Verletzungen im Rahmen von Gewaltdelikten.“

Die Nähe zu einem (geeigneten) Krankenhaus ist bei penetrierenden Messerverletzungen – sei es von Brust- oder Bauchraum – von herausragender Bedeutung, da bei dieser Art von Verletzungen eine zeitweilige Blutstillung am Ort des Geschehens, z.B. durch Kompression, nicht möglich ist.

Ein umkämpftes Thema

Die Frage nach Häufigkeit und Zunahme der – zudem ja nicht selten unter migrantischer Beteiligung erfolgenden – Messerkriminalität in den letzten Jahren ist ein umkämpftes Thema. Bei der Google-Suche wird das allein schon dadurch deutlich, dass man in ungewöhnlicher Häufung auf Beiträge des ÖRR und vor allem auch seiner selbsternannten Faktenfinder stößt. Die Diskussion krankt zudem auch daran, dass Messerangriffe erst seit 2020 kriminalstatistisch erfasst werden.

Für Berlin berichtet etwa der Tagesspiegel über eine Zunahme von knapp 30 Prozent – von 2020 bis 2022 – auf 3.317 entsprechende Angriffe und für 2023 einen weiteren Anstieg um 7 Prozent. Mittlerweile kommt es also jeden Tag in Berlin im Mittel zu fast 10 Messerangriffen. In Hamburg betrug nach Angaben des Senats die Zunahme von 2020 zu 2022 nur gut 1 Prozent, von 2022 zu 2023 dagegen fast 13 Prozent, auf insgesamt 1.269 Fälle, also durchschnittlich 3,5 solcher Taten pro Tag.

Bundesweite Daten für 2023 liegen noch nicht vor, jedenfalls nicht öffentlich. Im Jahr 2022 waren es 8.160 Fälle, ein Anstieg von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Chancen stehen also gut, dass im laufenden Jahr die 10.000er-Marke gerissen wird.

Das TraumaRegister wird kaum genutzt

So gut wie gar nicht genutzt, weder medial noch politisch, wird im Zusammenhang mit der Messerkriminalität das TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Im Wesentlichen dürfte das allerdings daran liegen, so meine Recherchen, dass auch dort bisher keine aktuelle, umfassendere Aufbereitung der Daten von in nicht suizidaler Absicht erfolgten Messerstichverletzungen vorliegt.

Möglicherweise erscheint vielen das als zu heikel, denn es könnte ja Wasser auf die Mühlen der Falschen leiten. Bei einer solchen Analyse der Daten ginge es nicht nur um die Zunahme dieser Taten, sondern z.B. auch um nähere Angaben zu deren regionaler und saisonaler Verteilung. Von Interesse wären des Weiteren Angaben zu Alter, Geschlecht, Nationalität und Art der Verletzung sowie natürlich zum Ausgang, also u.a. tödlich oder nicht tödlich.

Wobei ein nicht tödlicher Ausgang selbstverständlich keinesfalls gleichbedeutend sein muss mit völliger Wiederherstellung der Gesundheit, sondern im schlimmsten Fall lebenslanges Leid bedeuten kann.

Wie sieht es in den USA aus?

In einer Analyse von Daten des TraumaRegisters aus 2019 wird auf die relative Seltenheit von penetrierenden Schuss- und Stichverletzungen in Deutschland im Vergleich zu den USA hingewiesen. Das bedinge in hiesigen Krankenhäusern eine fehlende Routine für die Behandlungsteams in der Klinik. Allerdings konnte ich keine Daten zur Häufigkeit von Stichverletzungen in den USA finden. Aber hinsichtlich penetrierender Schussverletzungen sind die ärztlichen Kollegen in den USA natürlich ungleich häufiger gefordert und fachlich entsprechend weiter. Besonders, wenn sie in den einschlägigen hot spots, wie z.B. St. Louis, Baltimore, New Orleans oder auch Chicago, tätig sind.

Die Prognose von Schussverletzungen ist noch einmal deutlich ungünstiger als die von Stichverletzungen. Trotz aller medizinischen Expertise stirbt etwa ein Drittel der Opfer von Schussverletzungen. Entgegen der landläufigen Annahme geht die Zahl der Todesfälle durch Schusswaffen in den USA seit zwei Jahren allerdings zurück, auf – ohne die Suizide – knapp 19.000 im vergangenen Jahr, plus eine fast doppelt so hohe Anzahl von Verletzten.

Wird die ungefähr viermal so hohe Bevölkerungszahl der USA in Rechnung gestellt und – wie oben diskutiert – eine weitere Zunahme der Messerangriffe in Deutschland angenommen, dürfte vielleicht schon im nächsten Jahr die Anzahl hiesiger Messerangriffe die Größenordnung der pro Jahr verletzten und getöteten Schusswaffenopfer in den USA erreicht haben. Wer hätte das vor noch gar nicht so langer Zeit gedacht?

 

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Geriater und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im zivilrechtlichen Bereich.  

Foto: Kevin S. O'Brien USNavy via Wikimedia

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Detlef Rogge / 21.02.2024

@ Thomas Taterka Fraglich bleibt, weshalb man sich derartige Lebensverhältnisse - Wedding/Kreuzberg - als Berliner Bürger noch antut. Nach kritischer Hinterfragung meiner Motive scheint mir lediglich eine Erklärung einsichtig: Besser hier im verranzten, kurzweiligen Zuwandererghetto an der Front als im drögen, reizlosen, mir wohlbekannten Milieu der Bildungsbürger in der Etappe. Ich jedenfalls weiß, wovon ich rede.

Ralf Ross / 21.02.2024

Alles kein Problem. Es fehlt einfach an Sozialarbeiter-innen, die sich mit Einfühlungsvermögen den Söhnen Allahs annehmen. Zumal wir auch selbst die Schuld tragen. Denn wir verkaufen Messer in frei zugänglichen Geschäften. Völlig unverständlich ist mir auch, warum der Wohnungsmarkt komplett zusammengebrochen ist. Mit Hunderttausenden Gläubigen, die jährlich unser Land (der Ungläubigen/Kuffars) fluten, hat das zumindest nun mal rein gar nichts zu tun. Und ja, natürlich bin ich von Beruf Nazi!

Wilfried Cremer / 21.02.2024

hi, um nicht als “Nazi” von der Antifa gejagt zu werden, hat man sich, in letzter Konsequenz, den Todesstichen hinzugeben. Wenn sogar die Polizei mit schöner Regelmäßigkeit verprügelt wird?! Und wer bezahlt die Antifa? Die SPD?

Fred Burig / 21.02.2024

Für diese gewollte und exzessive Art der “Ausdünnung” / “Austausch” der schon länger hier in Deutschland Lebenden durch „unbrauchbare“ Goldstücke, fordere ich die härteste Strafe für die Verantwortlichen! Die Namensliste beginnt bei der Hauptschuldigen Merkel - und endet bei allen sich Andienenden! Deutschlandfeindlichkeit, Verrat am deutschen Volk und Bruch des Eides zur Amtseinführung,  sollten wahrlich genug Gründe dafür bieten! MFG

Sophie Straßer / 21.02.2024

Heute ist der 2. Ukrainer gestorben. Ein 17-Jähriger junger Kerl. Erstochen von 14-15 jährigen. Es ist einfach nur noch traurig, wieviele Opfer wir mittlerweile betrauern müssen. Und die Politik tut das, was sie immer tut: nichts. Sie hält nach jedem Anschlag blödsinnige Statements, die ihnen sowieso niemand mehr glaubt. Denunziert die Kritiker und diejenigen, die solche Vorgänge öffentlich machen, als Ausländerfeindlich. Kein Politiker stellt sich auf die Seite der Opfer. Wird aber ein Mensch mit Migrationshintergrund geschädigt, gibt es Brennpunkte und Spezialsendungen. Und der angeblich Vorsitzende der Muslime sieht sich ein weiteres Mal als Opfer. Es ist nicht mehr auszuhalten. Jedes Opfer, egal welche Seite, ist ein Opfer zuviel. Es ist Aufgabe der Politik, die Bürger zu schützen. Die Politik kommt in keinster Weise auf keinem Feld ihren Aufgaben nach.

Thomas Taterka / 21.02.2024

@Wolfgang Richter - Ich will nix runterspielen . Sie verstehen mich völlig falsch . Ich will die Gefahrengrade unterscheiden , damit man in den untersten Stufen endlich mal aus den Socken kommt . Die obersten bleiben unberechenbar , wenn man nicht unten mal anfängt .

Thomas Taterka / 21.02.2024

@Detlef Rogge - Humboldthain würde ich als älterer Herr nach Dunkelheit meiden , am Nordufer aber den Müll genießen , der die an sich schöne Gegend verschandelt . So mal als Morsesignal von Kreuzberg in den Wedding ! Ich geh’ da manchmal am Wasser lang , Richtung Plotzensee , - wenn ich in Stimmung bin . Hab’mal in der Nähe gewohnt , als es noch schön und ” spießig ” dort war . Besonders auf der Müllerstraße . Man könnte fast schwelgen In Erinnerungen .

Manfred Hildebrandt / 21.02.2024

Der Islam gehört nicht zu Deutschland. _______ Wer erinnert sich an die Zeit, als Castro die Gefängnisse und Psychiatrien öffnete, und die Insassen in die Vereinigten Staaten ausreisen liess? Glaubt jemand ernsthaft, dass Länder wie Syrien, Afghanistan, Libanon, afrikanische Staaten dies nicht mit ihren Gewalttätern und psychisch Gestoerten   genau so machen, und ihre “Goldstücke “zu uns schicken?  Das Ergebnis sehen wir jeden Tag.

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