“Kerry, der dem Irak-Krieg zustimmte, weil er wie George W. Bush daran glaubte, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügte, hinterher aber alle kritisierte, die sich – wie er selbst – so wortreich geirrt hatten” Wahr ist wohl, dass Massenvernichtungswaffen (bislang) nicht gefunden wurden, aber: Ich suche immer noch nach jemandem, der mir erklärt, warum Saddam Hussein keine solchen Waffen hätte haben können! Unzweifelhaft hatte er sie früher und hat sie im Kampf gegen die eigene Bevölkerung im Grenzgebiet zum Iran im Nordirak auch eingesetzt. Das ist wohl unbestritten. Es stellt sich also die Frage, warum ein Herrscher wie dieser dann künftig keine solche Waffen mehr vorrätig hat. Welches ist der Grund oder der Anlass, sich dieser Waffen für die Zukunft zu entledigen? Welche Überlegung könnte dazu geführt haben? Wer (und warum) könnte einen künftigen Verzicht bewirkt haben? Welche bessere Einsicht, wenn schlichte Menschenliebe ausgeschlossen werden darf, war hier erkenntnisleitend? Habe ich etwas nicht mitbekommen? - Ich höre immer nur den leicht triumphierend-schadenfohen Hinweis auf den Irrtum (günstigenfalls) bzw. die Lüge (Normalversion) der Amerikaner bezüglich jener Waffen. Abgesehen davon, dass sich die Führung der USA selbst in dieser Frage - sagen wir - merkwürdig verhalten hat, fragt sich doch, aus welchen Gründen hier eine naheliegende Erörterung der Umstände nicht stattgefunden hat. Mir kommt eine solche wie selbstverständlich vorausgesetzte Klarheit der Situation, die es nach den gegebenen Umständen keineswegs war oder sein mußte, merkwürdig vor. Und soetwas ist meistens ein Hinweis darauf, dass hier etwas grundsätzlich nicht stimmen kann. Was ich zur Zeit - völlig unabhängig von der hier behandelten Frage - allerdings gerade lerne, ist, dass ganz naheliegende Fragen von den Zuständigen in Politik und Medien nicht thematisiert werden (s. zurückliegenden Bundestags-“Wahlkampf”). Und dass hochrangige Leute in den unterschiedlichen Bereichen katastrophal schlechte Arbeit leisten. Beispiel gefällig? “Wir mußten die Verträge brechen, um den Euro zu retten” (Christine Lagarde als Chefin des IWF). Aha! Um eine Währung zu “retten”, deren Fundament bekanntermaßen das gewährte Vertrauen ist, mußte man Verträge brechen, was seinerseits ja sicher sehr viel Vertrauen in die Verläßlichkeit der Vertragspartner schafft. Insofern habe ich allerdings dann auch keine Fragen mehr. (Allenfalls auf der “Achse” kann man sie je mal äußern, wenn man nicht das Talent von Bernd Zeller oder Jan Tomaschoff hat. Bei dieser Gelegenheit: Vielmals Dank in diese Richtung!)
Warum denkt man in der Sache “Wladi gegen den Rest der Welt” eigentlich nicht an das naheliegende? Ist es wirklich so wahrscheinlich, daß Putin den “Glanz” seiner olympischen Spiele nutzte, um sich der Krim anzunehmen? Putin hat ganz andere Sachen auf dem Gewissen(Tschetschenien ..), der ehemalige KGB-Chef hat solche Spirentzchen für seine Vorhaben ganz sicher nicht nötig. Henry Kissinger zu zitieren, einen der – hüstel - “klügsten Realpolitiker dieses Planeten”, ist vermutlich das mit weitem Abstand abseitigste, was man in diesem Zusammenhang tun kann. Kissinger hat deutlich mehr auf dem Kerbholz in Sachen Einmischung, Imperialismus und Unterstützung menschenrechtsverletzender Diktaturen als es Putin je haben wird. Im Gegensatz zum russischen Gelegenheits-Pinup, hat sich Kissinger natürlich nie selbst die Hände schmutzig gemacht, das hat er brav andere erledigen lassen. Der - wie Obama - Inhaber des Friedensnobelpreises, ist aus unerfindlichen Gründen bis heute nicht ergriffen – außer von sich selbst. Aber zurück zur Krim. Was könnte Putin zu einem Schritt bewogen haben, mit dem niemand rechnete, vielleicht nicht einmal er selbst? War da irgendwas? Ach ja, im Nachbarland kam es WÄHREND der olympischen Spiele völlig überraschend zu einem Regierungssturz. Obendrein wurde auch noch ein russlandaffiner Staatsmann abgesägt, demnächst wird es in der Ukraine mit Sicherheit eine pro-westliche Regierung geben. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen: es war der Westen, der sich für diesen Umsturz maßgeblich mit eingesetzt hat. Ein solche Einmischung von außen in quasi inner-russische Angelegenheiten kann ein stolzer russischer Bär natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Hier musste ein Zeichen her, daß man sich nicht alles gefallen lässt, der Verlust soll augenscheinlich kompensiert werden. Und als Kompensationszahlung hat man sich für die Krim entschieden. Gleichzeitig wäre dies auch ein Zeichen an alle wer das sagen hat in der Region. Und Putin hat in diesem Machtpoker wahrlich nicht die schlechtesten Karten. Der amerikanische Fleischerhund hat sich in der Bush-Administration in Sachen Militär und Machtdemonstration etliche Male eine blutige Nase geholt (Irak, Afghanistan) und ist nicht zuletzt durch einen völlig aus dem Ruder gelaufenen Militärapparat auch finanziell an Grenzen gestoßen. Die Europäer sind von Haus aus in Sachen Machtdemonstration ohnehin noch auf dem Stand eines Rehpinschers, und eigentlich hat man ja auch andere Sorgen. Zudem sind sich Europa und die USA(“F*ck the EU”) auch noch uneins, da dürfte Zar Wladimir in diesem Poker vermutlich ein echtes “Full House” in der Hand halten. Mal sehen ob es gelingt, ihm mit einem Bluff wenigstens einen Teil des Potts zu entreißen.
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