Litauen will angesichts einer stark steigenden Zahl illegal Einreisender nun auch Militärkräfte zur Sicherung der Grenze zum benachbarten Weißrussland (Belarus) einsetzen, meldet orf.at. Als Signal mit abschreckender Wirkung solle auch eine „zusätzliche physische Barriere“ errichtet werden, habe Regierungschefin Ingrida Simonyte gestern in Vilnius mitgeteilt. Das Außenamt habe zudem fast alle Diplomaten von Weißrussland ausgewiesen.
Zudem solle die Prüfung von Asylanträgen beschleunigt werden. Die litauische Regierung habe wegen der Migranten zuvor bereits den Notstand verhängt, um leichter und schneller reagieren zu können. Litauen mit seiner fast 680 Kilometer langen Grenze zu Weißrussland – einer EU-Außengrenze – beklage aktuell ein hohes Aufkommen an illegalen Grenzgängern. An der Organisation des starken Zustroms von Migranten seien weißrussische Behörden sowohl aktiv als auch passiv beteiligt, habe Simonyte gesagt und der Führung in Minsk vorgeworfen, den Grenzübertritt bewusst zu erleichtern. „Unserer Ansicht nach zielt das unter anderem darauf ab, unserem Land zu schaden, die Lage zu destabilisieren.“
Simonyte habe erklärt, dass Weißrussland diesen Menschen Flüge nach Minsk angeboten habe. Bei mindestens einem Migranten, der nach Litauen gekommen sei, hätte man dazu Belege gefunden. „Es gibt Reisebüros, Direktflüge, die Minsk zum Beispiel mit Bagdad verbinden, und es gibt Agenturen sowohl in Belarus als auch in anderen Ländern, die hier tätig sind und ‚Touristen‘ nach Minsk locken“, habe Simonyte der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. „Wir sehen den gesamten Prozess als hybride Aggression, die sich nicht gegen Litauen, sondern gegen die gesamte Europäische Union richtet“, so Simonyte weiter.