Achgut.com / 20.02.2019 / 06:03 / Foto: Pixabay / 84 / Seite ausdrucken

Liebe Freunde, liebe vermeintlich Diskriminierte, liebe Dumme…

Der Smoothie-Hersteller true fruits ist mit dem politischen Reinheitsgebot schon öfter kollidiert. Eine Glasflasche in schwarzer Farbe. Daneben der Spruch: „Schafft es selten über die Grenze“. Damit hatte der Hersteller für eine Geschmackssorte aus seinem Sortiment geworben. Ein anderer Werbespruch zu dem Produkt lautete „Unser Quotenschwarzer“. Dass es sich bei dieser Werbung um Rassismus handle, werfen humorfreie Aufpasser dem Hersteller vor, seit der erste Slogan zu dieser Smoothie-Sorte öffentlich wurde. Vor wenigen Tagen verkündete das Unternehmen auf seiner Facebook-Seite nun, dass es den schwarzen Smoothie aus dem Sortiment nehmen würde. Seitdem ist ein erneut Schnappatmung ausgebrochen. Aber Ironie, Humor und gute Laune lässt man sich von den Anstandstanten der Political Correctness nicht nehmen: "Uns dünkt, der tatsächliche Aufschrei gilt nicht unserer eigensinnigen Art der Kommunikation, sondern der Tatsache, dass wir Euch, den Zwangsempörten nicht den Hintern küssen wollen". Hier dokumentieren wir, gleichsam als zeitgeschichtliches Dokument, das komplette Statement von true fruits auf Facebook:

"Liebe Freunde, liebe vermeintlich Diskriminierte, liebe Dumme,

uns erreichen zurzeit über die sozialen Netzwerke einige Nachrichten und auch Kritik. Man wirft uns Rassismus, Sexismus oder gar die Förderung von „Rape Culture“ vor. Wir sind das regelmäßige Lamento einiger Zwangsempörter gewöhnt und entschuldigen uns bei allen, die davon ebenfalls zu Recht gelangweilt sind. 

Diesmal geht es um ein Best-of verschiedener Slogans, die schon ein paar Jahre zurückliegen. Dazu zählt auch unsere Kampagne, die wir 2017 als deutsches Unternehmen in Österreich geschaltet haben mit Plakattexten wie 
• „Schafft es nur selten über die Grenze“ oder 
• „Noch mehr Flaschen aus dem Ausland“ 

Diese Kampagne war eine Kritik an der rechts angehauchten Politik Österreichs und die mögliche Schließung des Brenner Passes (die Einreise von Flüchtlingen wäre dadurch erschwert worden). Das dies eine Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit war, wäre auch spätestens klar geworden, wenn man sich mit der Kampagne beschäftigt hätte und sich z.B. das dritte Kampagnenmotiv angesehen hätte: 

„Bei uns kannst Du kein Braun wählen“ (denn keine unserer Flaschen ist braun…).

Stattdessen werden aber einzelne Motive ohne Sinn und Verstand rauskopiert und mit übertriebener Polemik, Hetze und Beleidigungen uns gegenüber durch die Gegend geschickt. Seufz.

Im Zentrum der Kritik steht auch ein weiteres Social Media Motiv aus dem Jahr 2016: Konkret geht es um eine Abbildung unseres Sortiments mit der schwarzen Flasche in der Mitte und der Headline „Unser Quotenschwarzer“. Anlass dafür war die omnipräsente Diskussion über die Einführung einer Frauenquote in Führungspositionen von Unternehmen. Die Forderung einer Quote ist in unseren Augen die eigentliche Diskriminierung. Denn wenn man mit gesundem Menschenverstand davon ausgeht, dass alle Menschen gleich sind und auch genau das auch fördern möchte, ist es lächerlich irgendeine Personengruppe als ungleich zu behandeln, in dem man eine Quote einführt. 

Wir finden Rassismus genauso zum Kotzen, wie alle Formen der Diskriminierung. Außer Leute, die Schlager hören, die sollten wirklich nicht am Radio rumfummeln dürfen. Aber ernsthaft zu glauben, dass ein öffentliches Unternehmen unserer Größe Interesse daran haben könnte, rassistische Propaganda zu betreiben, um daraus Kapital zu schlagen, zeugt von wenig Geistesschmalz. 

Zu guter Letzt wirft man uns Sexismus und die Förderung von „Rape Culture“ vor. Zu ersterem werden oft unsere Kampagnen-Motive aus dem Jahr 2016 zur Einführung der Chia-Samensäfte herangezogen. Wir hatten damals vier Slogans:
• „Oralverzehr – schneller kommst Du nicht zum Samengenuss“ (weil trinkfertiger Chia)
• „Besamt & befruchtet“ (logisch: enthält Samen und Frucht)
• „Bei Samenstau schütteln“ (Chia setzte sich leider immer am Boden der Flasche ab) oder
• „2 Samenspender aus gutem Hause“ (es gab zwei köstliche Sorten)

Alle vier Slogans wurden auch damals schon als Beschwerden dem deutschen Werberat vorgelegt. Und dieser entschied, dass es sich zwar um eine provokative Werbung handle, aber eindeutig nicht um Sexismus. 

Der Vorwurf zur Rape Culture geht vornehmlich auf ein Werbe-Motiv zu unserem Trinkaufsatz für die 750ml true fruits Flasche zurück. Der Claim „abgefüllt und mitgenommen“ bezieht sich auf den Weitergebrauch unserer Flasche samt Trinkaufsatz. Klar, wir spielen hier mit einer sexuellen Doppeldeutigkeit, aber die Doppeldeutigkeit entsteht ja im Kopf des Lesers, eindeutig abgebildet ist ja eine Glasflasche, die tatsächlich wieder befüllt und durch den dicht schließenden Deckel eben auch mitgenommen werden kann. Wir fragen uns ernsthaft, was für ein kranker Dummkopf man sein muss, darin eine Befürwortung von Vergewaltigungen zu lesen. Welche Gedanken gehen in solchen Köpfen vor und ist das vermeintliche Problem nicht eventuell dort zu finden?

Aber in einem Punkt, das müssen wir uns eingestehen, sind wir anscheinend diskriminierend! Wir sind diskriminierend gegenüber dummen Menschen, denn dumme Menschen schließt unsere Art der Kommunikation eindeutig aus. Sie ist schlichtweg nicht für Dumme gemacht und wird sie auch nie sein, das tut uns leid.

Und wenn nun genau diese Gruppe von dummen Menschen (ganz egal ob weiß, schwarz, weiblich, männlich, hetero- oder homosexuell, mit Holzbein oder Sprachfehler) meint ohne mal kurz  nachzudenken mit brennender Mistgabel auf die digitalen Barrikaden gehen zu müssen und wie ein pöbelnder Mob Hetze gegen uns zu betreiben, ja dann senden wir ihnen eben ein kräftiges „Fuck you!“. Was sollen wir auch anderes tun, denn Intelligenz lässt sich nun mal schwer versenden!

Grundsätzlich möchten wir Euch aber darauf hinweisen, dass wir auch zukünftig Werbung betreiben werden, die ein gewisses Maß an Intelligenz und Humor voraussetzen wird. Ihr werdet bei uns also immer wieder auf dieser Art der Kommunikation stoßen, die dumme Menschen falsch verstehen könnten. 

Aber wir wollen nicht nur spalten, sondern haben uns konstruktiv mit der Kritik auseinandergesetzt. Daher haben wir uns entschieden, zukünftig jegliche Kommunikation, die wir betreiben, zum Schutz einer vermeintlichen Minderheit (den Dummen), mit dem Warnhinweis „Achtung, diese Werbung könnte von dummen Menschen missverstanden werden!“ zu versehen.

Wir hoffen damit unserer Fürsorgepflicht als guter Saftladen gerecht zu werden und versuchen dadurch diese Art der Diskriminierung zu entschärfen. 

Liebe Grüße aus Bonn, Euer true fruits Team

PS: Natürlich fliegt der schwarze Smoothie nicht aus dem Sortiment, weil uns Rassismus vorgeworfen wird, sondern weil er sich zu schlecht verkauft hat. There’s no biz like juice biz baby…

PPS: Die Verkaufszahlen unseres Smoothie white in der schwarzen Pulle sind in den letzten Stunden enorm gestiegen! Yipppieyeah und allen einen herzlichen Dank dafür.

PPPS: Seien wir ehrlich, wir wissen schon, worum es hier im Kern eigentlich geht: Jeder Mensch möchte mit seinen Bedürfnissen gesehen und verstanden werden. Uns dünkt der tatsächliche Aufschrei gilt nicht unserer eigensinnigen Art der Kommunikation, sondern der Tatsache, dass wir Euch, den Zwangsempörten nicht den Hintern küssen wollen. Wir verstehen Euch ja... ihr mögt unsere arrogante Art nicht. Ihr mögt unsere dummen Witze nicht. Kurz: Ihr mögt uns einfach nicht. Wisst ihr was? Das ist OK. Es ist wirklich kein Problem. Unser ernst gemeinter Tipp: Statt Euch sinnlos aufzuregen und uns beim Marketing noch zu helfen, bestraft uns doch mit etwas, was uns wirklich weh täte – entzieht uns Eurer Aufmerksamkeit, folgt uns nicht mehr, kauft uns nicht mehr und macht Euch Eure Smoothies, Säfte und Bowls einfach selbst. 

Wir leben doch in einer freien, fröhlichen Konsumwelt, niemand zwingt Euch unserem Kram zu kaufen oder unseren Unterhaltungskanälen zu folgen. Euer Puls wird es Euch danken und wir haben unsere Ruhe. Karma tut ihr übriges und alles wird gut. Namaste, ihr süßen Pissnelken*. 

(*keine Diskriminierung von Nelken oder anderen Nelkengewächsen beabsichtigt!)"

Foto: Pixabay

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Anders Dairie / 20.02.2019

Statt Dumme…. sollte es im Titel heissen:  Dummgemachte.  Was soll ein Afghane am Münchner Hauptbahnhof mit einem Teddy-Bären, dessen Symbolik er nicht kennt und den er mitschleppen muss?  Diese Begrüßungskultur,  das Wort wurde später erfunden,  ist nichts als Selbstbeweihräucherung. So ist es auch geblieben.  Eine(r) tut Gutes und empfiehlt sich nach Oben, späterer Ablass inbegriffen?  Das ist nicht ehrlich und selbstlos.  Bei den Smothees ist es genauso.  Der Kapitalismus wird bekämpft,  wo man ihn auch nur vermutet.  Zur Verbesserung des Selbstgefühls wird jede Gelegenheit dazu benutzt.  Bei genauerem Hinsehen, lebt der Kämpfer gewöhnlich “rechts”  und leistet sich den Luxus sich “links” zu geben.  Wer bei Rot leichtes Unwohlsein spürt, bleibt bei “Grün"stehen. Ich möchte mal wissen, wieviele GRÜNEn-Wähler überzähligen Wohraum an die Kommune geben, weil sie die Höhe der Miet-Ersatzleistungen für Flüchtlinge vom Amt her kennen.  Abschließend, der Kapitalismus ist die Gesellschaftsordnung, die den Zustrom verkraftet—und die Grenzern keine Schießbefehle gibt.

Klaus Schickor / 20.02.2019

Für meinen Geschmack zu viel Werbefläche für ein Konsumprodukt auf dieser Plattform ... unabhängig davon ob ich mit dem Inhalt konform gehe oder nicht.

Bernhard Böhringer / 20.02.2019

Wo gibt’s das Zeugs zu kaufen?

Hartmut Runge / 20.02.2019

Schmunzel! Ein Plädoyer für kreative Werbung die sich an Menschen wendet, die nicht kreativ genug sind,sich einen Smoothie selbst zu mixen. Frage: da vermutlich nicht davon auszugehen ist, dass die Zielgruppe der Dummen hier liest, ist das dann eine Wichsvorlage für die Intelligenten? Oder ist Empörungskultur eher doch ein übergreifendes Phänomen? Sich über Dummheit zu empören, erscheint mir angesichts des Nischendaseins von Intelligenz, das hier offenbar vorausgesetzt wird, irgendwie paradox. ;-)

P. Wedder / 20.02.2019

Endlich mal wieder bei der Frühstückslektüre schallend gelacht…und true fruits auf den Einkaufszettel geschrieben.

Burkhard Minack / 20.02.2019

Chapeau! Endlich mal eine Firma mit Eiern, die nicht gleich einknickt, wenn die Dauerempörten am Start sind!

Malte Hiermann / 20.02.2019

Jehova! Er hat Jehova gesagt!

B.Rilling / 20.02.2019

Herrlich! Ich danke den Dummen und Zwangsempörten dafür, dass sie mich auf diese wirklich wunderbaren Werbeslogans aufmerksam gemacht haben. Da ich sonst die meiste Werbung automatisch ausgeblendet habe, wäre mir echt was entgangen! Die vier Sätze aus 2016 haben mich besonders herzhaft glucksen lassen! Ab und zu habe ich diese Smothies mal im Supermarkt in den Warenkorb gelegt, doch zukünftig werde ich das wohl öfter tun. Soviel Unabhängigkeit und Eigensinn muss heutzutage belohnt werden! Es ist schon lustig, wie unsere “Bessermenschen” so völlig humorlos durch ihr trauriges Leben stolpern! Das könnte mir völlig schnuppe sein, wenn sie damit nur ihr eigenes sinnloses Leben verdüstern. Aber sie arbeiten wirklich hart daran, anders denkenden und lebenden Menschen so richtig eine rein würgen zu wollen. Sie wollen diese schädigen, sei es wirtschaftlich oder sogar gesundheitlich! Das ist das große Übel der letzten Jahre! Mich lässt diese furchtbare Entwicklung völlig ratlos und wütend zurück. Das wird noch ein schlimmes Ende nehmen!

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