News-Redaktion / 13.04.2021 / 10:00 / Foto: Mateussf / 111 / Seite ausdrucken

Richter und Staatsanwälte warnen vor neuem Infektionsschutz-Gesetz

Während die Öffentlichkeit mit dem CDU-Schaukampf Laschet gegen Söder beschäftigt wird, sollen in dieser Woche ganz andere Fakten geschaffen werden: Die von der Regierung betriebene Neufassung des Infektionsschutzgesetzes soll die Aushebelung der bürgerlichen Grundrechte verstetigen und öffnet künftigem Missbrauch Tür und Tor. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir hier im Wortlaut eine Stellungnahme des Netwerkes Kritischer Richter und Staatsanwälte  (KriStA) zur geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes im Wortlaut:

 

"„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ 
(Art. 20 Abs. 1 GG)"

Eine Stellungnahme zur geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes

Dem Netzwerk KRiStA wurde dieser Tage eine „Formulierungshilfe der Bundesregierung für die Fraktionen der CDU/CSU und der SPD“ zum dort vorliegenden Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes zugeleitet. Da sich der Entwurf und dessen Inhalt mit den in der Tagespresse dargestellten wesentlichen Punkten deckt, gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt von einem authentischen Dokument aus.

Unserem Selbstverständnis und eigenem Anspruch folgend, haben wir uns auferlegt, das juristische und politische Geschehen in Deutschland zunächst sorgfältig zu prüfen und erst in einem zweiten Schritt mit Stellungnahmen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Der vorgenannte Gesetzentwurf ist jedoch so weitreichend und soll in derart kurzer Zeit einer parlamentarischen Abstimmung zugeführt werden, dass wir uns gedrängt sehen, kurzfristig Stellung zu beziehen.

Um es mit den Worten von Jens Gnisa, dem ehemaligen Interessenvertreter von rund 17.000 Richtern in Deutschland, zu sagen:

„Der Bund schießt deutlich über alle Verhältnismäßigkeits-Grenzen hinaus.“

Nach seiner Ansicht 

„"...dürfte es sich wohl um das am tiefsten in die Grundrechte einschneidende Bundesgesetz der letzten Jahrzehnte handeln“.

Das Netzwerk KRiStA kann diese Auffassung nur unterstreichen. Der im Zentrum des Gesetzentwurfes stehende § 28b Infektionsschutzgesetzes (IfSG) würde die alleinige Kompetenz für die sogenannte „Corona-Notbremse“, mithin die einschneidendsten Maßnahmen für rund 83 Mio. Menschen seit dem Zweiten Weltkrieg, in die Hand der Bundesregierung legen. Dieser würde ein Durchregieren bis in die Wohnzimmer der Menschen ermöglicht werden, in Abhängigkeit zudem von einem Messwert, der zunehmend in der Kritik von Juristen und Medizinern steht.

Zur Erinnerung: Der Föderalismus ist ein leidvoll errungenes Bekenntnis zur Machtbegrenzung und Machtverteilung sowie zum Vorrang der Regelung auf tiefstmöglicher Ebene. Dieses Prinzip hat sich seit 1949 bewährt und unser Land erfolgreich durch jede Krise geführt. Die Pandemiebekämpfung und die zur Erreichung dieses Ziels erforderlichen Maßnahmen haben am sinnvollsten vor Ort in den Ländern zu erfolgen. 

Darüber hinaus droht durch das angestrebte Nebeneinander von Bundesgesetz sowie von Verordnungszuständigkeiten von Bund und Ländern sowohl für den Bürger als auch den Verordnungsgeber ein unüberschaubarer Flickenteppich von Regelungen.

Diese Regelungen können sich zudem „über Nacht“ durch einen Automatismus starrer Inzidenzwerte ohne Rücksicht auf die Besonderheiten der Region oder das Zustandekommen dieser Werte ändern. Hierin liegt der zweite grobe Fehler. Die geplante starre Regelung einer bundeseinheitlichen Notbremse ab einer 7-Tage-Inzidenz von 100 an drei aufeinander folgenden Tagen ließe vollkommen außer Acht, dass der Inzidenzwert ein nahezu willkürliches Instrument zur Messung des Infektionsgeschehens ist. Die bisherigen
Inzidenzzahlen basieren auf wöchentlichen Testungen in der Größenordnung von ca. 1,1 bis 1,6 Mio. Tests pro Woche. Der Positivanteil lag dabei laut RKI zuletzt (KW 13/2001) bei 11,1 Prozent aller Tests. Wenn – wie abzusehen – der Großteil der Arbeitgeber und Schulen eine oder mehrere Testungen der Arbeitnehmer oder Schüler einführt, wird die Anzahl der positiven Tests sprunghaft ansteigen. Zur Erinnerung: Es gibt derzeit allein ca. 10,9 Mio. Schüler in Deutschland. Der neue § 28b IfSG würde ein automatisiertes Durchregieren des Bundes auf unabsehbare Zeit manifestieren. Eine Betrachtung der konkreten Gesundheitsversorgung vor Ort und der verfügbaren Intensivbettenkapazitäten bliebe vollkommen ausgeblendet zu Gunsten eines Verfahrens, das sich zunehmender Kritik ausgesetzt sieht.

Nicht minder problematisch sind die einzelnen Eckpunkte der „Notbremse“. So sollen beispielsweise private Zusammenkünfte auch im privaten Raum mit höchstens einer(!) weiteren Person zulässig sein (§ 28b Abs. 1 Nr. 1 IfSG). Auch soll eine grundsätzliche nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr, die zuletzt von mehreren Gerichten für unwirksam erklärt wurde, bundeseinheitlich eingeführt werden (§ 28b Abs. 1 Nr. 2 IfSG). Dies ist eine Nichtachtung der Judikative. Auch die bisher schon ergriffenen Schließungen
weiter Teile der Tourismus-, Freizeit- und Gastronomiebranche würden auf unbestimmte Zeit fortbestehen, wodurch sich eine bereits bestehende finanzielle Not weiter Teile der Wirtschaft verschärfen würde. In einer Art manipulierbarem Automatismus würde der Exekutive auf Bundesebene eine praktisch nur durch das Bundesverfassungsgericht überprüfbare Macht zur Einschränkung elementarer Grundrechte eingeräumt werden. Gleichzeitig würde durch unmittelbar geltendes Parlamentsgesetz, das keiner Umsetzung durch die Exekutive mehr bedarf, der instanzgerichtliche Rechtsschutz und damit der Grundsatz der Gewaltenteilung ausgeschaltet. All dies hat mit den über Jahrzehnte gewachsenen Institutionen unserer parlamentarischen Demokratie, dem Föderalismus und dem Gebot effektiven Rechtsschutzes nicht mehr viel gemein.

Knapp und treffend von CDU-Politiker Prof. Dr. Max Otte auf Twitter formuliert:

"„Wenn das durchgeht, ist die Diktatur vollendet und die klassischen Bürgerrechte sind weg, das sollte jedem klar sein.“"

Wir fordern die Abgeordneten des Bundestages nachdrücklich auf, dieser offensichtlichen Entrechtung der Länderparlamente, weiter Teile der Judikative und vor allem der Menschen in diesem Land entgegenzutreten! Springen Sie über den Schatten Ihrer Fraktionsdisziplin und nehmen Sie das Wohl der Menschen in den Blick!

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Leserpost

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Markus Schmitz / 13.04.2021

@Martina Güllner: Ist auch mein heimlicher Traum. Wenn ich im Bekanntenkreis rumhöre, alles bisher durschnittliche, bodenstöndige und unbescholtene Menschen, hört man immer öfter von Vorstellungen, wie man die Verbrecherbande schnell und sicher los werden könnte, die ich hier besser nicht zitiere. Es brodelt immer mehr. Wenn sich das irgendwann Bahn bricht, brauchen wir kein Militär mehr zum Putschen, die Arbeit erledigt das Volk dann schon selber.  Die Band dürft nur deshalb noch halbwegs ruhig schlafen, weil wir mit die strengsten Waffengestze der Welt haben.

Hans-Peter Dollhopf / 13.04.2021

“Das Bundeskabinett hat am Dienstag den Entwurf für die Änderung des Infektionsschutzgesetzes beschlossen. Diese sieht bundeseinheitliche Maßnahmen bei Corona-Inzidenzwerten ab 100 vor. Jetzt soll es per Eilverfahren durch Bundestag und Bundesrat. Die Menschen in weiten Teilen Deutschlands müssen sich auf Ausgangsbeschränkungen und geschlossene Läden nach bundesweit verbindlichen Vorgaben einstellen. Eine entsprechende Änderung des Infektionsschutzgesetzes hat das Bundeskabinett am Dienstag in Berlin beschlossen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) erfuhr. Auch die Nachrichtenagenturen Reuters und AFP berichten darüber.” Quelle: WELT Noch nie in meinen sechzig Jahren als freier Republikbürger habe ich jemals erlebt, dass irgendein Kabinett sich ermächtigt, ein Gesetz zu beschließen! Wenn dies ab heute, Dienstag, nun praktiziert würde, dann zu den Waffen, und sei es die Mistgabel! Merkel muss weg, oder wir sind morgen tot und Geschichte.

S.Müller-Marek / 13.04.2021

Auch DAS lässt Führerin Merkel wieder völlig unbeeindruckt. Genau wie ALLES andere auch. Was die Führerin will, geschieht!  Es gibt nichts und niemanden, der diese Person stoppen kann. Wann endlich wandert diese Diktatorin nach Nordkorea aus? Dort müsste sie sich doch sofort heimisch fühlen!

Clemens Cahn / 13.04.2021

Ermächtigungsgesetz 2.0 Mehr ist hierzu nicht zu sagen. Bleibt nur zu fragen: Wer zieht die Notbremse?

Andreas Mertens / 13.04.2021

Zu spät. Viel zu spät! Der Zug ist längst abgefahren ... mit Vollgas ... und in Richtung Sackbahnhof. Die “große Transformation” hat längst unumkehrbare Weichen gesetzt. D-Land wird, mit neuem Personal bestückt, in ein Öko-Agrar-Disney-World umgewandelt, welches bestenfalls 2.Welt- eher aber 3. Weltstandards erfüllt.  Wenn sie Verstand (und vor allem ... noch… genug Geld) besitzen, dann machen sie sich vom Acker.  Sie als indigener Steuertrottel sind überflüssig geworden. Sie sind nur mehr ein missliebiger Störfaktor. Warum gegen das Unvermeidliche kämpfen. Sie verbrennen nur die Ressourcen welche ihnen Anderswo vielleicht noch einen bescheidenen Neustart (wahlweise ein bescheidenes Lebensende) ermöglichen könnten (keine Garantie!). Noch ist ihr Pass in vielen Ländern etwas wert (visafrei in 191 Ländern = nach Henley Passport Index,  134 nach Arton Capital Index) Das wird sich sehr bald und sehr schnell ändern. Dann ist das gute Stück nur noch bunt bedrucktes Papier. Wohin .. da bin ich selber ratlos.  Kanada, USA, Neuseeland, Australien, Norwegen, Japan ... aber auch Singapur sind zu empfehlen. Zweite Wahl sind GB (mit Einschränkungen), Schweiz, Schweden, Chile. Alles außer GB und Norwegen ist in Europa zu meiden. Wenn Berlin das Geld ausgeht (und es wird sehr bald zu Ende gehen) dann endet der Traum von Europa in einem Desaster ohne Gleichen.  Dann befinden sie und ihre Lieben sich besser an einem weit weit entfernten Ort. Ihr Grundgesetz können sie in den Abort hängen .. es hat leider seine Wirkung verloren. Ach ja, und wenn sie nach einem Schuldigen für dafür suchen, dann brauchen sie nur in einen Spiegel schauen (so wie auch ich)

Klaus U. Mayerhanns / 13.04.2021

Endlich: >>> Juristen, die noch etwas von Rechtsstaat und Demokratie verstehen!!! Wenn man sich immer wieder erschüttert die Frage stellt, wie eigentlich das sog “3. Reich” entstehen konnte, dann dokumentieren die aktuellen Verhältnisse eindrucksvoll, daß die Ursache dafür keineswegs nur die widerliche Nazi-Partei gesetzt hat, sondern erst die Masse an unkritischen, karrieregeilen, speichelleckenden, demokratiefernen, überregulierenden deutschen Michels die bekanntermaßen entsetzliche Entwicklung ermöglicht hat. Diese anscheinend “urdeutschen” Charaktereigenschaften sind nun mit den altbekannten Methoden und Mechanismen schon wieder “erfolgreich” am Werk ... aber bedrückenderweise schert es so gut wie niemanden - und zum Hohn feiern sich die massenhaften Demokratie-Versager quer durch die Parteienlandschaft auch noch als meisterhafte Krisenbewältiger!!

Wolfgang Nirada / 13.04.2021

Der Brandbrief ist wahrscheinlich genauso hilfreich wie ein Leserbrief auf der Achse… Aber nu issa halt mal geschrieben… Da wollen wir mal nicht so sein und drücken ganz fest die Daumen… Ihr schafft das! Und jetzt! Maske auf - Hackenknallen - und ab zum testen und impfen ... Aber zackig!

Reinhard Weber / 13.04.2021

@George Samsonis. Ich kann Ihnen nicht folgen. Es bedarf keiner freiwilligen allumfassenden Disziplin, denn es gibt keine als pandemisch einzuordnende Gefahr. An Hand vielfältiger wissenschaftlicher Arbeiten lassen sich die dramatischen Fehlleistungen der herrschenden Politikerkaste ableiten. Diese werden flankiert durch die brandbeschleunigende zwangsfinanzierte bzw. gestützte Medienlandschaft. Ansonsten bleibe ich dabei, dass jeder für sich an seinen eigenen Schutz denken möge, soweit dieser Weg für notwendig erachtet wird. Ebenso ist der Gedankengang absurd, dass die Menschen im Lande durch ihr Verhalten das geplante Gesetz quasi provoziert hätten. Nein, die Leute, die solche Gesetze erlassen sind von der Diktatur infiziert, sind machtbesessen und gehören aus ihren Ämtern verjagt. Doch ich trage keinerlei Zuversicht, dass das Gesetz verhindert werden kann. Eine Heilung ist bis auf weiteres nicht in Sicht. Es bedarf einer ausgeprägten Rosskur, um Michel und Micheline zum Nachdenken zu bewegen. Mittlerweile befürchte ich ernsthaft, man das Lesen und Debattieren hier und an anderen noch freien Medien unterbindet. Auch das wäre wohltuend für 85 % der Bevölkerung, die sich dann ungestört unterwerfen können.

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