Quentin Quencher / 28.09.2019 / 10:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 27 / Seite ausdrucken

Katzenbilder

Ach, die Katzenbilder sind so süß! Wer aber mal eine Katze beobachtet hat, wie sie mit ihrer Beute spielt, einer Maus oder einem Vogel vielleicht, wie sie scheinbar mit Genuss das Opfer langsam zu Tode martert, manchmal dann nicht mal frisst, glaubt nicht mehr an diese süßen Bilder.

Aber die Natur ist eben, wie sie ist, die Natur der Katzen auch, die Natur insgesamt. Die Natur oder die Umwelt, die sich so manche Menschen in schönen Bildern vorstellen, ganz ähnlich den süßen Katzenbildern, ist in der Realität brutal und rücksichtslos. Doch was sage ich, Romantiker sehen eben, was sie wollen!

Und was ist mit der Natur der Menschen – auch hier ist der Blick darauf so oft von Katzenbildern verstellt. Irgendwas mit -ismus ist meist zu sehen. Ökologismus, Kapitalismus, Sozialismus, Liberalismus und dergleichen Ismen mehr, so langsam wird mir klar, ich sehe nur Katzenbilder. Von den Religionen will ich gar nicht sprechen, oder den Philosophen. Ein jeder macht sich ein Bild von den Menschen, wie es ihm gefällt.

Doch wir müssen gar nicht so weit in die großen Theorien abschweifen, bleiben wir konkret und nehmen einfach mal die Nachrichten zur Energiewende zum Beispiel. Von Weltrettung oder Klimaschutz, Nachhaltigkeit, gerechtem und gesundem Leben wird gesprochen und Erfolge werden vermeldet. Das Desaster, was dieses Vorhaben anrichtet, die Mäuse und die Vögel, welche von der Katze gemartert werden, die Industrie beispielsweise, das ist auf diesem Katzenbild nicht zu sehen. Oder die EU… ach, ich höre auf, einen Katalog der süßen Zukunftsbilder aufzuzählen. Auf keinem ist zu sehen, welchen Charakter diese Vorhaben haben, welche Natur ihnen eigen ist, überall nur süße Katzenbilder.

Freilich werde ich blöd angemacht, wenn ich meine Mitmenschen danach frage, warum sie denn so in ihre süßen Katzenbilder vernarrt sind, ob sie denn die Natur und den Charakter von Katzen nicht kennen würden. Sie nennen mich dann Tierfeind, Tierquäler, Katzenleugner und dergleichen, nur weil ich auf das hinweise, was nicht auf den Bildern zu sehen ist.

Kürzlich, ich gebe zu, ich war nicht so gut drauf, platzte mir dann mal der Kragen, als wieder massenhaft süße Katzenbilder gezeigt wurden und ich schrie die Glotze an: „Deine verdammte Katze frisst meine Freiheit und meinen Wohlstand, aber dich interessiert es einen Scheiß!“

Zuerst erschienen in Quentin Quenschers Blog „Glitzerwasser

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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herbert binder / 28.09.2019

Ein schönes Gedankenspiel, lieber Herr Quencher - nicht mehr, aber auch keinesfalls weniger. Ich habe einmal rein zufällig einer Taube dieses aus (human-)menschlicher Sicht brutale Katzenspiel erspart, ihr das Leben gerettet. Von dem zufällig vorbeikommenden Jogger hat sich das Samtpfötchen wohl so erschrecken lassen, daß es von dem Vogel abließ. Daran muß ich immer mal wieder (gerne) denken. Übrigens, dümmlich ist an Ihrem Text absolut gar nichts.

Emma W. in Broakulla / 28.09.2019

Ich habe mein Leben lang Katzen gehabt und auch jetzt eine Katze, 8 Jahre alt und eine Bereicherung unseres Lebens. Ohne Katze ( oder auch Hund ) kann ich mir meinen Alltag nicht vorstellen. Und alle Katzenbilder sind genauso Realität wie es Realität ist das Katzen jagen. Tiere leben nach ihrer Natur. Die bewusste Brutalität von Menschen ist um unendliches schlimmer, denn Menschen sind es ja mit vollem Bewusstsein. Es ist wie mit allem was man nicht mag. Man übersieht das Positive und kehrt nur das, was einem negativ ins Auge fällt hervor. Der Vorgänger unsrer Katze war ein Kater. Wir hatten ihn 18 Jahre und mussten ihn vor 5 Jahren einschläfern lassen. Wir vermissen ihn immer wieder. Ich halte es in diesem Punkt mit Dieter nur: Wenn man keine Ahnung hat…...

S. Marek / 28.09.2019

Sehr gut Herr Quentin Quencher. Aber wie sollen die Menschen Ihre Sprache der Metamorphose verstehen wen bereits klare Bilder und Fakten die vor der dem Auge der betrachtender Masse ablaufen nicht erkannt geschweige den verstanden werden wollen?

Thomas Taterka / 28.09.2019

Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der beim Anblick eines leeren Kühlschranks ausrief : ” Du Hurensohn! ” ( arabisch Ibn Sharmuta ) Gilt, glaube ich ,in der ” orientalen ” Welt als schlimmste Beleidigung.

Michael Lorenz / 28.09.2019

Der Erfolg des homo sapiens begann nicht, als er lernte, im Einklang mit der ‘Umwelt’ zu leben, sondern als er lernte, sich erfolgreich gegen sie zu verteitigen: Kälte, Dürre, Pest, Raubtiere, Sturmfluten, Parasiten usw. - Ok, kleine Einschränkung: das mit den Parasiten hat nicht geklappt. Sie haben sich gerade in Berlin die Diäten um 60% erhöht ...

Karsten Dörre / 28.09.2019

Herr Quencher, Sie haben meine Träume gestohlen, meine Kindheit mit Ihren leeren Worten. Ich werde eine wütende Rede halten und alle anderen für meine Gefühle verantwortlich machen. Friday for Cats!

Thorsten Helbing / 28.09.2019

Da heutzutage unter allerlei Scham zu leiden, oder besser, Scham zu leben, das eigene Gewissen angeblich gereinigt wird und ich zwei dieser Umweltverschmutzer ein Zuhause biete dachte ich mir versuchst es mal. Da Fleischscham momentan der letzte Schrei ist und diese toten Tiere in Dosen in Soße, eiskalt als Katzenfutter deklariert, bin ich letztens mit einem Blumenkohl, Chiasamen und Tofu nach Hause gekommen. Die anfängliche Neugier (Natur) wich schnell einem ungläubigen Blick, als ich die Näpfe damit füllte und wie in der Werbung noch mit einer Petersilie obendrein garnierte. Auch meine Standpauke zum Wohle des Klimas brachte nichts, ebenso wenig die Drohung der Abschaffung dem Klima zuliebe, wenn sie nicht wenigstens ihren CO2-Pfotenabdruck durch pflanzliche Nahrung senken würden. Naja, wer gewonnen hat kann sich der Leser denken. Und so bleibt eben nur der Mensch als Umerziehungsobjekt. Das wiederum funktioniert ganz toll. Wie demnächst „tuesday for taxes“ beweisen wird und freitags bereits ein Selbstläufer ist.

Gertraude Wenz / 28.09.2019

Danke lieber Herr Quentin Quencher für diesen Artikel! Sie sprechen mir so aus der Seele oder besser gesagt aus dem Verstand! Die meisten Menschen - vor allem Frauen - brauchen diese Katzenbilderwelt, mit der sie komplett aus der Realität flüchten können. Ich beschränke mich jetzt mal auf die Natur. Schon immer haben mich die Naturliebhaber aufgeregt. Nicht, dass ich nicht auch eine Wanderung durch den Wald, einen Spaziergang entlang blühender Wiesen schätze, die Schönheit und der Duft einer Blume rauben mir den Atem, der Anblick majestätischer Bäume treibt mir die Tränen in die Augen. Man merkt schon, ich bin reichlich sentimental. Aber unter diesem wunderschönen Kleid der Natur verbirgt sich eben auch brutalste Auslese, unermessliches Leid und - in Vermenschlichung der Natur -  Gnadenlosigkeit und Unbarmherzigkeit. Nein, natürlich ist die Natur nicht unbarmherzig, sie ist nur wie sie ist und ist kein fühlendes Wesen. Wir Menschen haben sie mit Katzenbildern überzogen und zur ” Mutter Erde” gemacht, nur weil wir uns von ihr enähren und durch sie leben können. Die Tierwelt ist der Natur noch total ausgeliefert, und die Dramen, die sich da abspielen, lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Als ich eine grüne inzwischen Exfreundin, die sich als erklärte Naturliebhaberin präsentiert, mal darauf aufmerksam machte, meinte sie nur kaltlächelnd: “Das gehört doch dazu!” Sie hat gut reden. Sie steht als Mensch inzwischen an der Spitze der Nahrungskette und ist dem gnadenlosen Fressen- und Gefressenwerden nicht mehr ausgeliefert. Ich kann ja verstehen, dass die meisten Menschen die realistische Welt nicht ertragen können/wollen. Das ist wahrlich nur was für starke Gemüter. Und so überziehen sie - die anderen - eben alles mit Katzenbildern: mit abstrusesten Welterklärungsmodellen, mit naivstem Aberglauben. Hauptsache, es tut gut!

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