Chaim Noll / 04.12.2023 / 12:00 / Foto: Achgut.com / 25 / Seite ausdrucken

Judenhass im Islam – Von der Entstehung des Koran bis zur Hamas (2)

Es führt eine deutlich sichtbare Linie vom Judenhass des Propheten Mohammed und die islamischen Überlieferungen über die Unterwerfung der Juden unter die „dhimma“ bis zum mörderischen antisemitischen Terror der Hamas, die sich wiederum in ihrer Charta auf die alten Schriften beruft. Ein historischer Abriss. Zweiter Teil: Leben unter der dhimma – Jüdische Minderheiten in islamischen Reichen.

Die der dhimma zugrundeliegenden Koran-Stellen sind die schon zitierten Verse 29 und 30 der Sure 9, in der Muslimen geboten wird, „diejenigen, denen die Schrift zuvor gegeben wurde“, solange zu bekämpfen, bis sie sich unterwerfen und den Muslimen eine Tributzahlung (jizya) entrichten. Es handelt sich um ein zeitloses Gebot, dem sich der observante Muslim auch heute verpflichtet fühlen muss, so lange, bis die ganze Welt islamisch geworden ist (Suren 2,193; 8,39 u.a.).

Aus juristischer Sicht, bemerkt ein deutscher Autor, könne die Einrichtung der dhimma kaum Vertrag genannt werden, da sie unter Gewaltandrohung zustande gekommen sei, folglich eher den Tatbestand der Erpressung erfülle, genauer gesagt – wegen der mit ihr verbundenen regelmäßigen Zahlung eines Schutzgeldes – der „Schutzgelderpressung“. Die Bereitschaft der in islamischen Reichen lebenden Juden, eine derart unvorteilhafte Einrichtung hinzunehmen, erklärt sich einzig aus der Aussichtslosigkeit ihrer Lage. Eigener Staatlichkeit seit dem Fall Jerusalems im Jahre 70 beraubt, sukzessive aus ihrem Land vertrieben, zunehmend rechtlos und verachtet, blieb ihnen meist keine andere Wahl, als die dhimma zu akzeptieren.

Äußerst gewaltsame Ausdehnung des Islam

Die Eroberung des Nahen Ostens durch den Islam war ein Prozess militärischer Aggression und Kulturvernichtung, verbunden mit Massakern, Massenvergewaltigungen, Deportationen, Plünderungen, dem Einäschern von Städten und Verwüsten von Landschaften. Millionen Menschen verschiedener Religionen wurden versklavt. Die im Koran gebotene Härte und Grausamkeit der Gotteskrieger Allahs ließ den Bevölkerungen der heimgesuchten Länder oft nur die Alternative Tod oder Übertritt zum Islam. Ein Übertritt zum Islam bedeutete jedoch nicht, wie im antiken Judentum, die nach Ablauf einiger Jahre garantierte Freilassung (die das Mosaische Gesetz gebietet), im Gegenteil, der Islam hat unter einem religiösen Vorwand die lebenslange Sklaverei, die das Torah-Gesetz abzuschaffen suchte, wieder institutionalisiert.

Vor diesem Hintergrund völliger Unentrinnbarkeit ist verständlich, dass Juden und Christen, wo man es ihnen anbot, ein Überleben unter den unwürdigen Bedingungen der dhimma hinnahmen. Die dhimma änderte jedoch nichts daran, dass der Konversionsdruck von Seiten islamischer Herrscher und Behörden – von wenigen kurzen Perioden abgesehen – durch die Jahrhunderte fortbestand und bei passender Gelegenheit politisch instrumentalisiert wurde. Die relativ gewaltlose Schutzgelderpressung der dhimma, eine gelegentlich tolerante Attitüde muslimischer Herrscher – wie die Umayaden-Herrschaft in Spanien im 11. Jahrhundert („Modell von Cordoba“) oder die Aufnahme jüdischer Flüchtlinge aus Spanien durch Sultan Bayezid um 1492 – konnte jederzeit durch fundamentalistische Gewalt- und Bekehrungswellen beendet werden. So unter der 1130 zur Macht gelangten Almohaden-Dynastie, deren Konversionsdruck und alltäglicher Terror Juden und Christen aus Spanien und Nordafrika vertrieb, darunter die Familie des jüdischen Philosophen Maimonides, der die Grausamkeit islamischer Herrschaft im 12. Jahrhundert in seinen Schriften bezeugt.

In vielen islamischen Städten lebten die Juden in einem mella oder anders genannten Judenviertel, das meist in der Altstadt (medina) und in der Nähe des Herrscherpalastes gelegen war, um durch solche Nähe den dhimmi eine gewisse Sicherheit gegen Übergriffe islamischer Mitbürger zu gewähren. Dieses auf Segregation beruhende Konzept des Umgangs mit den Juden entspricht dem in christlichen Ländern üblichen Ghetto und bedeutete so wenig wie dieses eine wirkliche Sicherheit für die dort internierten Juden. In Fez in Marokko beispielsweise, wo die Juden seit 1438 in einer mella lebten, kam es dennoch 1465 zu einem Judenmassaker, dem fast alle Juden der Stadt zum Opfer fielen. Bereits im Jahre 1033 waren etwa sechstausend Juden in Fez von Muslimen abgeschlachtet worden. Zu Massakern an der jüdischen Bevölkerung kam es in Abständen immer wieder, 634 in Gaza, 1066 in Granada, 1077 in Jerusalem, 1232 in Marrakesch und anderswo in den verschiedenen islamischen Reichen.

Die dhimma basierte auf dem Prinzip der Demütigung

Zu anderer Zeit benutzten islamische Herrscher die Juden, um desolate, durch Krieg verwüstete Landschaften oder nach Vertreibungen entleerte Städte rasch wieder hochzubringen, auch dies einer der kalkulierten Effekte der dhimma. Man folgte dem Modell von Chaibar, die Unterworfenen zur Hergabe ihres Wissens und Könnens zu veranlassen und danach zu vertreiben oder in Verachtung und Armut zu stoßen. Dieser Vorgang wiederholte sich im Osmanischen Reich: zunächst ein Einbeziehen der Juden durch Sultane, die sich im Sinne ihrer imperialen Pläne der Kenntnisse und Fähigkeiten, der Handelsbeziehungen und internationalen Verbindungen der Unterworfenen bedienten, doch später, sobald all dies in die Kontrolle der Muslime übergangen war, eine Verschlechterung des Status der jüdischen dhimmi, ein sichtliches Nachlassen der ihnen gewährten Toleranz.

Die dhimma basierte grundsätzlich auf dem Prinzip der Demütigung. Wie zuerst in den Koran-Versen ausgesprochen, auf denen diese Institution beruht: „Bekämpft diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde und die (…) sich nicht zur Religion der Wahrheit (gemeint ist der Islam) bekennen, bis sie erniedrigt sind und Tribut entrichten“ (Sure 9,29). Den dhimmi wurde die Erniedrigung bei jeder Gelegenheit ins Bewusstsein gerufen, durch in den islamischen Rechtsvorschriften fixierte Regeln, die alles Praktische und Persönliche ihres Daseins regelten: dass sie sich beleidigen, schlagen, verhöhnen lassen mussten, ohne sich wehren zu dürfen (ihrerseits einen Muslim anzurühren, war ihnen bei Todesstrafe verboten), dass ihnen Waffenbesitz untersagt und ihre Aussage vor Gericht wertlos war, dass sie sich im Straßenbild in demütiger Haltung zu bewegen und zuerst zu grüßen hatten, dass sie keine Pferde reiten durften und von ihrem Reittier – Maultier oder Esel – absteigen mussten, sobald ihnen ein Muslim begegnete, dass sie diskriminierende Kleidungsstücke, Kopfbedeckungen, Schuhe zu tragen oder auch nicht zu tragen, dass sie den dhimmi-Status markierende Abzeichen an ihrer Kleidung zu befestigen hatten.

Die Situation der marokkanischen Juden im Jahre 1864, nach Angaben von Esriel Carlebach: „Juden dürfen weder Felder noch Gärten noch Häuser besitzen. Sie dürfen keine anderen als schwarze Kleider tragen. Sie dürfen außerhalb ihres Viertels keine Schuhe an den Füßen haben. Sie dürfen kein Pferd besteigen. Sie dürfen sich gegen keinen Angriff eines Muselmanen verteidigen. Sie dürfen vor Gericht nicht als Zeugen auftreten. Sie dürfen auch in der Wüste nicht aus arabischen Brunnen trinken. Sie müssen im Mohammedanerviertel mit gesenktem Blick durch die Straßen gehen. Sie müssen kolonnenweise, auch am Sabbath, Säuberungsarbeiten in der Araberstadt verrichten. Sie müssen ihre Haustiere, ihre Möbel, ihre Frauen dem Gouverneur zur Verfügung halten. Sie müssen jede Münze, die man ihnen gibt, ob falsch oder nicht, als Bezahlung annehmen. Sie müssen, wenn jemand in der Stadt gehängt werden soll, die Hinrichtung durch ihre Gelehrten ausführen lassen und den Kopf des Getöteten am Tor ihres Viertels aufspießen..“ 

Leben unter muslimischer Herrschaft

Wie bedrückend die Lage der Juden in den islamischen Reichen war und blieb, bekunden die gelegentlichen jüdischen Zeugnisse, die unumwunden die Lage zu schildern wagen. Eins der bedeutendsten ist der 1172 geschriebene, vertrauliche Brief des Maimonides (Rabbi Moshe ben Maimon) an die jemenitischen Judengemeinden, igeret tejman, ein rabbinisches responsum auf eine verzweifelte Anfrage wegen des sich verstärkenden Konversionsdrucks durch die islamischen Behörden. Das berühmte Dokument wird im heutigen Europa ungern zitiert. Dabei gilt Maimonides, der an islamischen Höfen hohe Ämter bekleidete und dem andere Juden zu weit gehende Anpassung an islamische Sitten vorgeworfen haben, keineswegs als dezidierter Gegner des Islam, im Gegenteil, strikte Rabbiner warfen ihm zu weit gehende Toleranz vor. Seine Schilderung der Lebenslage seines Volkes unter muslimischer Herrschaft ist daher umso glaubwürdiger:

„Wegen der großen Zahl unserer Sünden hat uns Gott unter dieses Volk fallen lassen, die Araber (Yishma’el), die uns hart verfolgen und uns verhängnisvolle Gesetze aufgezwungen haben (…) Noch nie zuvor hat uns jemand dermaßen bedrückt, entwürdigt, erniedrigt und gehasst wie sie (…) Wir haben uns gefügt, Alte wie Junge, die Erniedrigung hinzunehmen (…) Dennoch können wir der ständigen Misshandlung nicht entrinnen, die uns nahezu erdrückt.“ 

Sich so offenherzig zu äußern, bedeutete für Maimonides ein großes Risiko, wie er selbst am Ende des igeret tejman hinzufügt: sowohl die verbale Kritik an der muslimischen Herrschaft als auch – an mehreren anderen Stellen des Briefes – seine offene Ablehnung der religiösen Superiorität des Islam hätten ihn den Kopf kosten können. Bemerkenswert ist, dass er es dennoch wagte und den jemenitischen Juden von jedem Nachgeben in Glaubensfragen abriet, dass er Mohammed einen „Irren“, „Irrenden“ oder „Verrückten“ nannte (ha meshuga) und seine Religion ein „Falsifikat“. Er vergleicht den Islam mit einer groben „Statue, die äußerlich wie ein Mensch aussieht“, deren innere Struktur jedoch „keinerlei fachmännische Ausarbeitung“ zeigt, während das Innere eines Menschen „wahrhaft wunderbar und Zeugnis der unendlichen Weisheit seines Schöpfers“ sei. Nur ein „Einfältiger“ könne beides verwechseln und den Islam für eine dem Judentum ebenbürtige Religion ansehen.

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass keiner von den Lesern des Briefes den Schreiber verriet, denn Maimonides lebte, trotz solcher Kritik an Mohammed, seiner Glaubenslehre und der darauf errichteten politischen Ordnung, bis in sein Alter unbehelligt als Arzt am Kairoer Hof. Er leistete das Äußerste an Hilfe gegenüber anderen Juden, wozu er fähig war: Trotz eigener bedrängter Lage, Überwachung und restriktiver dhimma-Gesetzgebung forderte er die jemenitischen Gemeinden zur Beibehaltung ihres Glaubens auf, ermutigte sie zur Aufrechterhaltung ihrer jüdischen Identität und versah sie mit den Argumenten, die es ihnen erleichterten.

Judenfeindschaft des Islam bis heute – historische Kontinuität

Nach verbreiteter Ansicht resultiert die heutige judenfeindliche Haltung islamischer Staaten aus der Existenz des Staates Israel, im Weiteren aus der israelischen „Okkupation der Palästinenser-Gebiete“, sogar aus tagespolitischen Aktionen dieser oder jener Regierung. Dieser Ansatz ignoriert den ab ovo bestehenden Judenhass, der im Koran und der islamischen Tradition verwurzelt ist. Die Judenfeindschaft islamischer Gesellschaften hat eine lange Vorgeschichte, bis hin zu den Anfängen der islamischen Bewegung im sechsten Jahrhundert, bis zu Mohammeds obsessivem Judenhass und dem judenfeindlichen Charakter der religiösen Grundlagenschrift, des Koran.

Die Neu-Gründung eines jüdischen Staates und die Siedlungstätigkeit auf dem Gebiet des heutigen Israel haben den traditionellen Judenhass der islamischen Umgebung allenfalls reaktiviert. Für viele Muslime ist der Vorgang doppelt bitter: Der im zwanzigsten Jahrhundert statthabende stetige, rasche, fast sensationelle Aufschwung des jüdischen Staates vollzieht sich auf den Trümmern des letzten islamischen Großreiches, des osmanischen, das mit dem Ersten Weltkrieg nach langer Lethargie endgültig in die Brüche ging: eine symbolische, für viele orthodoxe Muslime unerträgliche Koinzidenz.

Mehr noch: Die Existenz des Staates Israel in seiner gegenwärtigen geopolitischen Situation scheint vielen orthodoxen Muslimen der vorrangige Grund für das bisherige Scheitern ihrer religiös gebotenen Versuche, mit dem Aufbau eines vom Mittleren Osten ausgehenden weltweiten dar al-Islam zu beginnen, eines Kalifats oder anderen Form islamischer Weltherrschaft. Es ist kurzsichtig, den islamischen Reichsgedanken auf heutige Gruppen, Bewegungen oder Terror-Organisationen zu beschränken. In Wahrheit ist die Errichtung eines islamischen Weltreichs ein fundamentales Konzept des Korans und bereits mehrmals in der Geschichte in Angriff genommen worden.

Judenhass in der Moschee und in der Hamas-Charta

Von daher ist auch diese spezifische Art von islamischem Judenhass – der scheinbar neuartige, auf den jüdischen Staat fokussierte „Anti-Zionismus“ – nur die heutige Artikulation des historischen Phänomens. Er ist so uralt und so neu wie die anderen Stereotype der überlieferten Judenfeindlichkeit innerhalb des Islam, etwa die Anschuldigung der Schrift-Verfälschung, des Propheten-Mordes, der „Verfluchung“ durch Gott etc. Aus der offenkundigen Übernahme großer Mengen biblischen Materials in den Koran fabriziert islamische Propaganda – heute wie vor Jahrhunderten – in Verkehrung der Tatsachen das genaue Gegenbild zur historischen Wahrheit: eine angebliche Verfälschung des Koran durch die Juden. So erklärte ein weltbekannter shiitischer Geistlicher, der Führer der iranischen Revolution, Ayatollah Ruhollah Khomeini: „Wir erkennen heute, dass die Juden – Allah möge sie verfluchen – am Text des Koran herummanipuliert haben.“ Auf diese Behauptung folgt eine erstaunliche Konklusion: „Wir müssen dagegen protestieren und den Menschen bewusst machen, dass die Juden und ihre ausländischen Unterstützer (...) die jüdische Herrschaft überall auf der Welt etablieren wollen.“ 

Islamischer Judenhass artikuliert sich heute aus allen denkbaren Blickwinkeln: religiös oder taktisch, traditionell oder tagespolitisch. Er wird in verbreiteten modernen Koran-Kommentaren (etwa im Ma’arif al Quran, englische Version: The Meaning of the Noble Quran with explanatory notes by Mufti Muhammad Taqui Uthmani) ebenso kultiviert wie im Covenant of the Islamic Resistance Movement Hamas. Sure 5 oder andere den Juden gewidmete Stellen von Mohammeds Predigten geben willkommenen Anlass zu antijüdischen Kommentaren. In der Charta der Hamas werden heutige politische Strategien zur Zerstörung Israels aus den traditionellen Stereotypen islamischen Judenhasses hergeleitet. Den Artikeln der Hamas-Charta sind die entsprechenden Koran- und Hadith-Stellen angehängt, die das aktuelle Zerstörungs-Gebot belegen.

So gilt Artikel 7 der Charta der internationalen Dimension des Kampfes und erläutert die Hamas (neben der Muslim-Bruderschaft und ähnlichen Gruppen) als Bestandteil der „Islamischen Widerstandsbewegung“, diese wiederum als „universelle Bewegung“ und heutige Trägerin des jihad, des „Heiligen Kampfes“. Dazu wird ein Hadith zitiert, in der Überlieferung von al-Bukhari: „Der Prophet – Andacht und Frieden Allahs sei mit ihm – erklärte: Die Stunde der Erlösung wird nicht anbrechen, bevor nicht die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten. Bevor sich nicht die Juden hinter Felsen und Bäumen verstecken, die dann ausrufen werden: Oh, Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt, komm und töte ihn.“

Artikel 22 erklärt das Wirken des „zionistischen Feindes“: „Mit Hilfe ihres Geldes haben sie sich Kontrolle über die Weltmedien verschafft, mit ihrem Geld haben sie Revolutionen in verschiedenen Ländern rund um die Welt entzündet. Sie steckten hinter der Französischen Revolution und hinter der Kommunistischen (...) Mit Geld haben sie überall in der Welt geheime Organisationen gebildet, um die Gesellschaft zu zerstören und den Interessen des Zionismus zu dienen (…) Sie haben hinter dem Ersten Weltkrieg gesteckt, wodurch sie die Zerstörung des Islamischen Khalifats erreichten (gemeint ist das osmanisch-türkische Reich, C.N.), sie verschafften sich die Balfour-Deklaration und etablierten die Vereinten Nationen (...) Wo immer es Krieg in der Welt gibt, sind sie es, die im Hintergrund die Fäden ziehen.“

Auch dieser summarische Abriss judenfeindlicher Klischees durch die Jahrhunderte findet seine Legitimierung in Koran-Zitaten, wodurch die historische Kontinuität islamischen Judenhasses von Mohammeds Tagen bis heute belegt und die Zerstörung des zionistischen Staates in das Gesamtbemühen des Islam, den ewigen jihad, integriert werden soll. Zur religiösen Legitimation zitiert wird der Koran, Sure 5, Vers 64: „Ihre (der Juden) Hände seien gefesselt, und sie seien verflucht, für das, was sie sagen.“ Ferner Sure 3, Vers 118 (in der Hamas-Charte Artide 22): „Was sie in ihren Herzen verbergen, ist noch schlimmer. Wir haben euch die Zeichen deutlich gemacht, damit ihr versteht“. Der letzte Satz wird in der Charta der Hamas um des größeren Nachdrucks willen wiederholt: „Damit ihr versteht.“ Was verstanden werden soll, ist die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes gegen den aus dem Koran überlieferten Gegner, den „zionistischen Feind“ und seine christlichen Verbündeten, „die Kreuzfahrer“, bis zu deren vollständiger Vernichtung.

Den ersten Teil dieses Beitrags lesen Sie hier.

Der hier veröffentlichte Text ist die gekürzte Fassung eines Kapitels aus dem kürzlich erschienenen Buch von Chaim Noll „Scharia und Smartphone. Texte zum zeitgenössischen Islam“, Hess Verlag Stuttgart, 384 Seiten, 22 Euro

 

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland. In der Achgut-Edition ist von ihm erschienen „Der Rufer aus der Wüste – Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben. Eine Ansage aus dem Exil in Israel“.

Foto: Achgut.com

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Klaus Keller / 04.12.2023

Es sei noch erwähnt das der Koran wie das NT zunächst mündlich überliefert wurde bevor es Textfassungen gab. Und natürlich wurde auch da gestritten was hinein soll und was nicht. Ich gehe davon aus das nicht alle Ausgaben identisch sind. Es gab auch Streit um die Frage wer den nach Mohamed die Gemeinde führen solle. Jemand aus der Verwandtschaft oder eine Person die gewählt wurde. Des weiteren ist davon auszugehen das es in der islamischen Welt mindestens so viele rivalisierende Gruppen gibt wie im Christentum und nicht alle gehen freundlich miteinander um. Fachleute könnten sicherlich auch unschöne Texte des neuen und alten Testaments zitieren.

Jochen Lindt / 04.12.2023

Dazu eine Randbemerkung:  Das Narrativ vom toleranten Islam stammt von jüdischer(!) Seite.  Es kam auf, als Cordoba bereits gefallen war und die Judenverfolgung im katholischen Kastilien noch härter war als unter den Arabern. Das tolerante Coroba ist sozusagen die tröstliche westliche Variante der östlichen Golem-Erzählung.  Das es nicht stimmen kann wissen wir aus zeitgenössischen Quellen, die von Toleranz in Cordoba schweigen.  Dass es heute als anerkannter Standard gilt, zeigt nur dass die Geschichtsschreibung stets wichtiger ist als die Geschichte. (Unsere Regierungen sind nun mal islamophil, da passt das prima zur ebenfall nicht existenten Friedensreligion).

gerhard giesemann / 04.12.2023

Die Urmutter des Monotheismus ist das Judentum mit seinem Jahwe. Die Christen flohen ein wenig in Dreieinigkeit, die Moslems kleben fest. Grund genug, die Juden zu hassen, oder? Eigentlich müssten sich Juden und Moslems verbrüdern gegen die Christen mit ihrem Zeugs. Wenigstens zweieinig. Porca miseria. Ich bin Moslem, weil die sind die kriminellsten - habe immer schon einen Hang zum Krimi gerharbd.

Martin Schott / 04.12.2023

Grunebaum, “Der Islam im Mittelalter”, über “Dhimma”: “Diese Bedingungen erlegen wir uns selbst und unseren Religionsgenossen auf; wer sie verwirft, genießt keinen Schutz, dimma.” Es ist nicht zu übersehen, daß allen diesen Beschränkungen zum Trotz Nicht-Muslime häufig erheblichen Einfluß in der Regierung erlangten. Es ist aber ebensowenig zu übersehen, daß es genaugenommen ungesetzlich war, Nicht-Muslimen exekutive Posten zu übertragen, daß sie diese Stellungen nur geduldet bekleideten und daß die Kreise der Frommen die laxe Handhabung der kanonischen Bestimmungen von seiten mancher Herrscher nachsichtslos bekämpften. Worauf es ankommt, ist nicht so sehr, daß in manchen Zeiten Juden und Christen ungestraft die zahlreichen ihnen auferlegten Beschränkungen mißachteten, sondern daß alle Gemeinschaften, die Muslime ebenso wie die Nicht-Muslime, sich ständig der Tatsache bewußt waren, daß die Scharia unwiderrufliche Beschränkungen des Aktionsbereichs der ahl al-kitab [Leute des Buches] enthielt und daß die im täglichen Leben vielfach bestehenden Erleichterungen im Geist eines laisser-faire mit den strikten Weisungen des göttlichen Gesetzes eigentlich nicht vereinbar waren.” (Teil 3, Ende)

Martin Schott / 04.12.2023

Grunebaum, “Der Islam im Mittelalter”, über “Dhimma”: “Die folgende ist die knappste Version des Vertrags [des Kalifen Umar]; sie ist in Form eines Briefes gegeben, in dem Umar ein ihm seitens einer christlichen Gemeinde zugegangenes Schreiben zitiert. “Als du (d.h. Umar) zu uns kamst, erbaten wir von dir Sicherheit für unser Leben, unsere Familien, unser Eigentum und unsere Religionsgenossen unter den folgenden Bedingungen: wir würden persönlich (eigtl. aus [unserer] Hand) in die des Steuereintreibers und in demütiger Haltung Kopfsteuer bezahlen; keinen Muslim daran hindern, bei Tag oder bei Nacht in unseren Kirchen abzusteigen, ihn dort ehrenvoll drei Tage lang aufzunehmen, ihm Speise geben und ihm ihre Tore öffnen; den Holzgong (naqus, der den östlichen Kirchen als “Glocke” dient) nur leicht anschlagen und beim Kirchengesang unsere Stimmen nicht erheben; … wir würden (ferner) keine Kirche, Kloster, Einsiedelei oder Zelle bauen, noch auch solche (religiöse Gebäude), die verfallen sind, wieder herrichten; uns nicht in einem (solchen Gebäude) versammeln, wofern es sich in einem muslimischen Viertel befindet noch auch (überhaupt), wenn Muslime zugegen sind; unsere Vielgötterei, sirk, nicht zur Schau tragen, nicht für sie Propaganda machen; kein Kreuz (außen) an irgendeiner unserer Kirchen aufrichten noch noch auch an irgendeiner Straße oder irgendeinem Marktplatz der Muslime; den Koran weder lernen noch unseren Kindern lehren; keinen unserer Angehörigen an der Annahme des Islam hindern, falls er (den Übertritt) begehrt; … den Muslimen in Tracht, Erscheinung und Sätteln nicht ähneln…; sie ehren und respektieren und uns vor ihnen erheben, wenn wir mit ihnen zusammentreffen; … unsere Häuser nicht höher machen (als die ihren); keinerlei Waffen und Schwerter behalten und diese weder in einer muslimischen Stadt noch auf Reisen durch muslimisches Gebiet tragen; … keinen Muslim schlagen; keinen Sklaven an uns zu nehmen, der Eigentum von Muslimen gewesen ist.” (Teil 2)

Martin Schott / 04.12.2023

Der US-amerikanische Orientalist Gustave Edmund von Grunebaum (1909-1972), der sicher alles andere als ein Islamophobiker war, in seinem Werk “Der Islam im Mittelalter” zum Thema “Dhimma”: “Kraft seiner Zugehörigkeit zum Islam ist der Gläubige seiner Substanz nach ein überlegenes Menschenwesen; diese Überlegenheit auszugleichen gibt es für den Ungläubigen kein anderes Mittel, als den Islam anzunehmen und auf diese Weise selbst ein Mitglied der herrschenden Gemeinschaft zu werden. (...) Die offizielle Einstellung Christen und Juden gegenüber spiegelt sich in einem fatwa, Rechtsgutachten, des vierzehnten Jahrhunderts. “Es ist bekannt, daß die Juden und die Christen mit den Zeichen des Zorns und der Verfluchung des Herrn gebrandmarkt sind, weil sie ihm Genossen beigesellen und hartnäckig seine Zeichen leugnen. Gott hat seine Diener die Gebete gelehrt, die sie verwenden sollen, wenn sie ihn ansprechen. Er hat ihnen anbefohlen, in der Richtung auf diejenigen hin zu marschieren, auf die er seine Gnade ausgegossen hat, auf dem Pfad seiner Propheten, der Gerechten, der Märtyrer und der Tugendhaften unter den Menschen; er hat ihnen ebenfalls anbefohlen, sich von dem Pfad der Frevler fernzuhalten, denen er seine Gnade entzogen und die er vom Paradies ausgeschlossen hat. Die seinen Zorn erregt haben und die in die Irre gegangen, sind von seiner Rache und seinem Fluch beladen. Nun aber sind nach dem Text des Koran die Leute des Zornes das jüdische Volk und das vom Irrtum auf Abwege geleitete Volk der trinitarischen Christen, die das Kreuz anbeten.” [Anm.: vgl. Koran Sure 1!] (Teil1)

Martin Schott / 04.12.2023

Großartig, Herr Noll! Was man nicht vergessen darf: Nicht nur Hamas teilt dieses Gedankengut, sondern es findet sich im Schrifttum der unterschiedlichsten islamischen Gemeinschaften wieder aufgrund der überragenden Bedeutung seiner Quellen, nämlich dem Koran und den “gesunden”, also weithin als wahr anerkannten Hadithen. Bei aller Differenzierung, die der Islam in seiner Ausbreitung zwischen Marokko und Indonesien erfahren hat - die Ressentiments sind immer dieselben, gegen “Ungläubige”, Christen und vor allem immer wieder die Juden. Auch der sogenannte “Islamismus” gleicht sich überall. Muslimische Autoren bemühen genannte Quellen immer wieder, um aktuelles Weltgeschehen durch die Folie des Frühislam im 7. Jahrhundert zu deuten (vgl. “Der Konflikt im Nahen Osten im Lichte himmlischer Prophezeiungen” [1990] des vierten “Kalifen” der “gemäßigten” Ahmadiyya-Gemeinschaft, der dieselben Hadithe zitiert wie die “Charta” der Hamas, etc.).

Markus Weber / 04.12.2023

Was Sie in meinen Augen tun, Herr Noll, ist, den Leser vor verfehltem Differenzieren bewahren. Man soll nicht sagen, leider seien im zahllosen Heer der wohlanständigen und rechtschaffenen Muslime ein paar schwarze Schafe, die nicht einfach nur Anstoß nehmen an der Staatsbehauptung der Israelis, sondern Staat hin, Staat her, allem an den Kragen wollen, was irgendwie jüdisch ist. Vielmehr soll der geneigte Leser sich endlich zu der bitteren Erkenntnis durchringen, dass die Religion der Muselmanen von ihrer Grundlegung weg auf Ablehnung, wenn nicht gar Auslöschung alles Jüdischen hin angelegt ist. Wen die für Gott halten, von dem glauben sie auch, dass er sie gegen alles Jüdische aufbringt. Wer ihm gefallen will, muss gegen Juden sein. So weit, so traurig. Und ich muss sagen, dass ich nicht zum erstenmal lese, der Gott der Juden sei ja rein religionsgeschichtlich gar nicht derselbe wie derjenige der beiden anderen abrahamitischen Religionen. Ich dachte bisher immer, dass es in derTat derselbe Gott sei, der sich nur wieder und wieder neu und anders offenbart. Da mag ich mich täuschen. Worauf ich Sie aber in jedem Fall verweisen möchte, ist jenes Buch des französischen Intellektuellen (Hochschulabschlüsse in Ingenieurwesen und in Geisteswissenschaften, mehr Leonardo geht nicht) Lauren Guyenot mit dem Titel “Du Yahvisme au sionisme. Dieu jaloux, peuple élu, terre promise: 2500 ans de manipulations”. Erhältlich ist auch eine englische Übersetzung: “From Yahweh to Zion: Jealous God, Chosen People, Promised Land…Clash of Civilizations” (von einer auf Deutsch weiß ich nichts). Darin ist dargelegt, dass dieses zyklische Zum-Rand-Streben-und-dann-auf-Teilhabe-an-der-Mitte-Plädieren, bzw. das Leiden daran, dass man damit auch immer wieder Argwohn auf sich zieht, eine seiner Wurzeln im Glauben an die eigene Erwähltheit hat, also entweder ein besonderes Verständnis des Torah-Textes - oder eben ein Mißverständnis davon - ist.

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