Es sei noch erwähnt das der Koran wie das NT zunächst mündlich überliefert wurde bevor es Textfassungen gab. Und natürlich wurde auch da gestritten was hinein soll und was nicht. Ich gehe davon aus das nicht alle Ausgaben identisch sind. Es gab auch Streit um die Frage wer den nach Mohamed die Gemeinde führen solle. Jemand aus der Verwandtschaft oder eine Person die gewählt wurde. Des weiteren ist davon auszugehen das es in der islamischen Welt mindestens so viele rivalisierende Gruppen gibt wie im Christentum und nicht alle gehen freundlich miteinander um. Fachleute könnten sicherlich auch unschöne Texte des neuen und alten Testaments zitieren.
Dazu eine Randbemerkung: Das Narrativ vom toleranten Islam stammt von jüdischer(!) Seite. Es kam auf, als Cordoba bereits gefallen war und die Judenverfolgung im katholischen Kastilien noch härter war als unter den Arabern. Das tolerante Coroba ist sozusagen die tröstliche westliche Variante der östlichen Golem-Erzählung. Das es nicht stimmen kann wissen wir aus zeitgenössischen Quellen, die von Toleranz in Cordoba schweigen. Dass es heute als anerkannter Standard gilt, zeigt nur dass die Geschichtsschreibung stets wichtiger ist als die Geschichte. (Unsere Regierungen sind nun mal islamophil, da passt das prima zur ebenfall nicht existenten Friedensreligion).
Die Urmutter des Monotheismus ist das Judentum mit seinem Jahwe. Die Christen flohen ein wenig in Dreieinigkeit, die Moslems kleben fest. Grund genug, die Juden zu hassen, oder? Eigentlich müssten sich Juden und Moslems verbrüdern gegen die Christen mit ihrem Zeugs. Wenigstens zweieinig. Porca miseria. Ich bin Moslem, weil die sind die kriminellsten - habe immer schon einen Hang zum Krimi gerharbd.
Grunebaum, “Der Islam im Mittelalter”, über “Dhimma”: “Diese Bedingungen erlegen wir uns selbst und unseren Religionsgenossen auf; wer sie verwirft, genießt keinen Schutz, dimma.” Es ist nicht zu übersehen, daß allen diesen Beschränkungen zum Trotz Nicht-Muslime häufig erheblichen Einfluß in der Regierung erlangten. Es ist aber ebensowenig zu übersehen, daß es genaugenommen ungesetzlich war, Nicht-Muslimen exekutive Posten zu übertragen, daß sie diese Stellungen nur geduldet bekleideten und daß die Kreise der Frommen die laxe Handhabung der kanonischen Bestimmungen von seiten mancher Herrscher nachsichtslos bekämpften. Worauf es ankommt, ist nicht so sehr, daß in manchen Zeiten Juden und Christen ungestraft die zahlreichen ihnen auferlegten Beschränkungen mißachteten, sondern daß alle Gemeinschaften, die Muslime ebenso wie die Nicht-Muslime, sich ständig der Tatsache bewußt waren, daß die Scharia unwiderrufliche Beschränkungen des Aktionsbereichs der ahl al-kitab [Leute des Buches] enthielt und daß die im täglichen Leben vielfach bestehenden Erleichterungen im Geist eines laisser-faire mit den strikten Weisungen des göttlichen Gesetzes eigentlich nicht vereinbar waren.” (Teil 3, Ende)
Grunebaum, “Der Islam im Mittelalter”, über “Dhimma”: “Die folgende ist die knappste Version des Vertrags [des Kalifen Umar]; sie ist in Form eines Briefes gegeben, in dem Umar ein ihm seitens einer christlichen Gemeinde zugegangenes Schreiben zitiert. “Als du (d.h. Umar) zu uns kamst, erbaten wir von dir Sicherheit für unser Leben, unsere Familien, unser Eigentum und unsere Religionsgenossen unter den folgenden Bedingungen: wir würden persönlich (eigtl. aus [unserer] Hand) in die des Steuereintreibers und in demütiger Haltung Kopfsteuer bezahlen; keinen Muslim daran hindern, bei Tag oder bei Nacht in unseren Kirchen abzusteigen, ihn dort ehrenvoll drei Tage lang aufzunehmen, ihm Speise geben und ihm ihre Tore öffnen; den Holzgong (naqus, der den östlichen Kirchen als “Glocke” dient) nur leicht anschlagen und beim Kirchengesang unsere Stimmen nicht erheben; … wir würden (ferner) keine Kirche, Kloster, Einsiedelei oder Zelle bauen, noch auch solche (religiöse Gebäude), die verfallen sind, wieder herrichten; uns nicht in einem (solchen Gebäude) versammeln, wofern es sich in einem muslimischen Viertel befindet noch auch (überhaupt), wenn Muslime zugegen sind; unsere Vielgötterei, sirk, nicht zur Schau tragen, nicht für sie Propaganda machen; kein Kreuz (außen) an irgendeiner unserer Kirchen aufrichten noch noch auch an irgendeiner Straße oder irgendeinem Marktplatz der Muslime; den Koran weder lernen noch unseren Kindern lehren; keinen unserer Angehörigen an der Annahme des Islam hindern, falls er (den Übertritt) begehrt; … den Muslimen in Tracht, Erscheinung und Sätteln nicht ähneln…; sie ehren und respektieren und uns vor ihnen erheben, wenn wir mit ihnen zusammentreffen; … unsere Häuser nicht höher machen (als die ihren); keinerlei Waffen und Schwerter behalten und diese weder in einer muslimischen Stadt noch auf Reisen durch muslimisches Gebiet tragen; … keinen Muslim schlagen; keinen Sklaven an uns zu nehmen, der Eigentum von Muslimen gewesen ist.” (Teil 2)
Der US-amerikanische Orientalist Gustave Edmund von Grunebaum (1909-1972), der sicher alles andere als ein Islamophobiker war, in seinem Werk “Der Islam im Mittelalter” zum Thema “Dhimma”: “Kraft seiner Zugehörigkeit zum Islam ist der Gläubige seiner Substanz nach ein überlegenes Menschenwesen; diese Überlegenheit auszugleichen gibt es für den Ungläubigen kein anderes Mittel, als den Islam anzunehmen und auf diese Weise selbst ein Mitglied der herrschenden Gemeinschaft zu werden. (...) Die offizielle Einstellung Christen und Juden gegenüber spiegelt sich in einem fatwa, Rechtsgutachten, des vierzehnten Jahrhunderts. “Es ist bekannt, daß die Juden und die Christen mit den Zeichen des Zorns und der Verfluchung des Herrn gebrandmarkt sind, weil sie ihm Genossen beigesellen und hartnäckig seine Zeichen leugnen. Gott hat seine Diener die Gebete gelehrt, die sie verwenden sollen, wenn sie ihn ansprechen. Er hat ihnen anbefohlen, in der Richtung auf diejenigen hin zu marschieren, auf die er seine Gnade ausgegossen hat, auf dem Pfad seiner Propheten, der Gerechten, der Märtyrer und der Tugendhaften unter den Menschen; er hat ihnen ebenfalls anbefohlen, sich von dem Pfad der Frevler fernzuhalten, denen er seine Gnade entzogen und die er vom Paradies ausgeschlossen hat. Die seinen Zorn erregt haben und die in die Irre gegangen, sind von seiner Rache und seinem Fluch beladen. Nun aber sind nach dem Text des Koran die Leute des Zornes das jüdische Volk und das vom Irrtum auf Abwege geleitete Volk der trinitarischen Christen, die das Kreuz anbeten.” [Anm.: vgl. Koran Sure 1!] (Teil1)
Großartig, Herr Noll! Was man nicht vergessen darf: Nicht nur Hamas teilt dieses Gedankengut, sondern es findet sich im Schrifttum der unterschiedlichsten islamischen Gemeinschaften wieder aufgrund der überragenden Bedeutung seiner Quellen, nämlich dem Koran und den “gesunden”, also weithin als wahr anerkannten Hadithen. Bei aller Differenzierung, die der Islam in seiner Ausbreitung zwischen Marokko und Indonesien erfahren hat - die Ressentiments sind immer dieselben, gegen “Ungläubige”, Christen und vor allem immer wieder die Juden. Auch der sogenannte “Islamismus” gleicht sich überall. Muslimische Autoren bemühen genannte Quellen immer wieder, um aktuelles Weltgeschehen durch die Folie des Frühislam im 7. Jahrhundert zu deuten (vgl. “Der Konflikt im Nahen Osten im Lichte himmlischer Prophezeiungen” [1990] des vierten “Kalifen” der “gemäßigten” Ahmadiyya-Gemeinschaft, der dieselben Hadithe zitiert wie die “Charta” der Hamas, etc.).
Was Sie in meinen Augen tun, Herr Noll, ist, den Leser vor verfehltem Differenzieren bewahren. Man soll nicht sagen, leider seien im zahllosen Heer der wohlanständigen und rechtschaffenen Muslime ein paar schwarze Schafe, die nicht einfach nur Anstoß nehmen an der Staatsbehauptung der Israelis, sondern Staat hin, Staat her, allem an den Kragen wollen, was irgendwie jüdisch ist. Vielmehr soll der geneigte Leser sich endlich zu der bitteren Erkenntnis durchringen, dass die Religion der Muselmanen von ihrer Grundlegung weg auf Ablehnung, wenn nicht gar Auslöschung alles Jüdischen hin angelegt ist. Wen die für Gott halten, von dem glauben sie auch, dass er sie gegen alles Jüdische aufbringt. Wer ihm gefallen will, muss gegen Juden sein. So weit, so traurig. Und ich muss sagen, dass ich nicht zum erstenmal lese, der Gott der Juden sei ja rein religionsgeschichtlich gar nicht derselbe wie derjenige der beiden anderen abrahamitischen Religionen. Ich dachte bisher immer, dass es in derTat derselbe Gott sei, der sich nur wieder und wieder neu und anders offenbart. Da mag ich mich täuschen. Worauf ich Sie aber in jedem Fall verweisen möchte, ist jenes Buch des französischen Intellektuellen (Hochschulabschlüsse in Ingenieurwesen und in Geisteswissenschaften, mehr Leonardo geht nicht) Lauren Guyenot mit dem Titel “Du Yahvisme au sionisme. Dieu jaloux, peuple élu, terre promise: 2500 ans de manipulations”. Erhältlich ist auch eine englische Übersetzung: “From Yahweh to Zion: Jealous God, Chosen People, Promised Land…Clash of Civilizations” (von einer auf Deutsch weiß ich nichts). Darin ist dargelegt, dass dieses zyklische Zum-Rand-Streben-und-dann-auf-Teilhabe-an-der-Mitte-Plädieren, bzw. das Leiden daran, dass man damit auch immer wieder Argwohn auf sich zieht, eine seiner Wurzeln im Glauben an die eigene Erwähltheit hat, also entweder ein besonderes Verständnis des Torah-Textes - oder eben ein Mißverständnis davon - ist.
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