Katharina Szabo / 23.10.2013 / 02:11 / 7 / Seite ausdrucken

In Saus und Braus

Jeder Aspekt des Falles Tebarz-van Elst ist nun beleuchtet, jedes Detail bekannt. Inzwischen sind sich alle einig. Ein Mensch, der mit der unvorstellbaren Summe von 31 Millionen hantiert, um ein historisches Gebäude zu sanieren und um einen Neubau zu erweitern, muss wahnsinnig sein. Anfang der Woche wurden wir also von allen namhaften Nachrichtenmagazinen informiert, dass der Bischof wahrscheinlich am Asperger-Syndrom leide. So lauteten zumindest die aktuellsten Gerüchte aus Rom.

Der mutmaßlich autistische Bischof weilt derzeit hinter den schützenden und dicken Mauern des Vatikans. Dort wird er wahrscheinlich noch eine Weile bleiben. Nicht, weil Papst Franziskus ihn in Ketten werfen ließ, um die vor Wut bebende und Pomp verachtende deutsche Volksseele zu beruhigen, sondern aus schierer Angst. Das ist vernünftig, da nicht nur Heiner Geissler, nach Claudia Roth höchste moralische Instanz der Deutschen, mittlerweile auf den Plan trat, um für die Aberkennung aller Ämter und eine Verbannung Tebarz-van Elsts ins tiefste Afrika zu plädieren, sondern weil Katholiken und Nichtkatholiken des Landes jetzt drastische Konsequenzen fordern. Erzbischof Zollitisch wird gar mit den Worten zitiert: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da weiterleben könnte.“  Viele erkennen hier eine subtile Aufforderung Zollitschs an Tebarts-van Elst, den Freitod zu wählen. Vermutungen, Zollitsch habe vor, den Bischof eigenhändig im Starnberger See zu ertränken, erwiesen sich jedoch als haltlos.

Richtig wäre es, darauf hinzuweisen, dass Bauprojekte in öffentlicher Hand, also vom Steuerzahler finanzierte Bauprojekte, in der Regel weitaus teurer sind als die 31 Millionen an Kirchenvermögen, die Tebarz-van Elst verwendet hatte. Niemand will etwa Klaus Wowereit ertränken oder ihn mittellos nach Afrika verbannen, nur weil er 5 Milliarden an Steuergeldern in den Sand setzte und noch setzen wird. Den Bau des Berliner Flughafens kann man ja auch nicht mit dem Bau des Limburger Bischofsitzes vergleichen. So ein Flughafen kommt schließlich dem gesamten Volk zugute, da sollte Geld keine Rolle spielen.

Hilfreich wäre es auch, daran zu erinnern, dass der ESM mit 168 Milliarden Euro an Garantien plus 22 Milliarden Euro an Bareinlagen von der deutschen Regierung ausgestattet wurde. Da die gesamte Opposition mit Ausnahme der Linken zugestimmt hatte, regt sich auch niemand wirklich auf. Der Vorschlag, Schäuble nach Afrika zu verbannen, wurde nie gemacht.  Und auch hier ist ein Verweis auf den 31 Millionen Protzbau aus Limburg nicht angebracht. Dies hieße, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Hier geht es nicht um luxuriöse Sonderwünsche für Katholiken. Die Rettung des Euro kommt nicht nur allen Deutschen, sondern sogar allen Europäern jedweder Konfession zugute. Anfänglich 190 Milliarden Euro sollte uns dieses Vorhaben schon wert sein.

Vergleichen könnte man die horrenden Kosten für den Bau des Bischofspalastes also lediglich mit den Ausgaben für Bauprojekte anderer sakraler Gebäude. Die Kosten für den Bau der Zentralmoschee Köln-Ehrenfeld schlagen zum Beispiel inzwischen mit 34 Millionen Euro zu Buche. In Köln bekommt man allerdings mehr für sein Geld. Zwei 55 Meter hohe Minarette, ein mehrstöckiges Gebäude nebst 36,5 Meter hoher transparenter Kuppel, Geschäfte, Seminarräume und eine Tiefgarage konnten mit den Millionen erstanden werden, um einen sichtbaren Identifikationspunkt für Muslime zu schaffen. 

Anders als beim Bau der Moschee in Duisburg-Marxloh benötigte die DITIB diesmal auch keinen Zuschuss an Steuergeldern in Millionenhöhe, sondern schaffte es, das Geld für den Bau alleine aufzubringen. Zu diesem Zwecke wurden auch Spenden gesammelt.  Bei der DITIB wird Transparenz groß geschrieben, und so kann man die Liste der Spender auf der Internetseite der Zentralmoschee Köln einsehen. Neben sechs weiteren DITIB Moscheegemeinden, welche jeweils zwischen 1000 Euro und 6000 Euro gespendet hatten, gab die St. Theodor Kirchengemeinde aus Köln Vingst 5000 Euro dazu.

Der Rest der 34 Millionen Euro, so betont die DITIB, stammt ausschließlich aus eigenen Einnahmen.

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Rigobert Pilot / 25.10.2013

Sehr geehrte Frau Szabo, Ihr Beitrag ergänzt die beiden Artikel von Frau. Dr. Cora Stephan „Prunk, Protz, Pranger“ und Herrn Hansjörg Müller „Der Manufactum-Bischof“ in ausdrucksvoller Weise. In dieser Sache wird die „höchste moralische Instanz der Deutschen“ nicht nur durch die Personen Heiner Geissler und Claudia Roth repräsentiert. Es gibt noch mehr Gutmenschen welche sich – u. a. in einschlägigen Talk-Runden – dazu gesellen. Beispielsweise waren dies bei Günther Jauch Norbert Blüm („Die Renten sind sicher!“), eine Redakteurin der Zeitung „Christ und Welt“, und gar der Verwaltungsratvorsitzende aus Limburg (!). Allesamt haben die drei genannten Personen ins gleiche Horn des Unverständnisses und der Kritik geblasen. Warum ist eigentlich der Verwaltungsratvorsitzende noch in Amt und Würden? Hätte er nicht sein Amt zur Verfügung stellen können und mit gutem Bespiel voran gehen müssen? Die unsägliche Äußerung des Erzbischofs Zollitsch haben Sie zu Recht kritisiert. Kameradschaft ist (anscheinend) ein Wort, das in der Deutschen Bischofskonferenz (wohl) nicht existent ist. Davon unabhängig muss ein Bischof natürlich etwas aushalten können bzw. belastbar sein. Hierfür gibt es im Christentum und der katholischen Kirche genügend Beispiele. Der Bischof von Limburg ist eine hagere Person. Er stellt nicht unbedingt das dar, was man unter einem attraktiven Mann versteht. Wie wäre man mit dem Bischof umgegangen, sofern ein Georg Gänswein die Aufgabe des Bischofs ausgefüllt hätte? Wäre es auch in diesem Fall zu einer solch massiven Kritik gekommen? Diese Frage sollte sich jeder selbstkritisch stellen und auch beantworten. Die Teenager von heute verwenden hier den Begriff „Opfer“. Ergänzen möchte ich die für Deutschland erwähnten möglichen Kosten in Sachen Euro-Rettung. Es sind nicht nur die 190 Mrd. EUR für den ESM. Vielmehr belaufen sich (im schlimmsten Fall) die möglichen Gesamt-Kosten der Euro-Rettung – also inkl. IWF u. EZB - auf 644 Mrd. EUR! Natürlich hat auch die Euro-Rettung etwas mit diesem Thema zu tun, schließlich geht es in der öffentlichen Diskussion um mehr als 90 % NUR um das Geld. Für eine sachgerechte Diskussion ist es hilfreich, dass Sie auf ähnlich gelagerte Bauvorhaben hinweisen. Als im Erzbistum Köln die Entscheidung zum Bau des Kunstmuseums Kolumba anstand, hat der damalige Generalvikar und heutige Dompropst, Dr. Norbert Feldhoff, gemeinsam mit Joachim Kardinal Meisner verabredet, neben dem Kirchensteuerrat AUCH den Pastoral- u. Priesterrat mit einzubeziehen. Resultat ist, dass sich die Gemeinden nicht übergangen fühlten und Köln ein weiteres bedeutendes Museum hat. Eine derartig beispielhafte Vorgehensweise wurde in Limburg nicht vollzogen. Da in Limburg die Entscheidung zur Durchführung der Baumaßnahme bereits vor dem Amtsantritt des Bischofs erfolgte, müssen sich auch andere Akteure das informationspolitische Defizit vorhalten lassen. Wird die sogenannte Prüfungskommission auch hierzu die notwendigen kritischen Fragen stellen? Beim Bau der Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld beauftragte die DITIB das – für Sakralbauten – bedeutende Architekturbüro Böhm. Wegen „erheblicher Baumängel“ und „ausufernden Kosten“ hatte die DITIB den Auftrag entzogen und Schadensersatzforderungen in den Raum gestellt. Die SPD-Politikerin Lale Akgün äußerte in diesem Zusammenhang, dass die DITIB, die direkt dem türkischen Ministerpräsidenten unterstellt sei, sich immer konservativer und verschlossener entwickeln würde. Über derartige Vorkommnisse in der evangelischen oder katholischen Kirche in Deutschland ist mir jedenfalls nichts bekannt. Davon zu unterscheiden sind die Äußerungen des beauftragten Architekten in Limburg der in einem Fernsehbeitrag äußerte, dass die Denkmalschutzauflagen NICHT zur Kostenerhöhung beigetragen hätten. Jedem ist bekannt welche Kostensteigerungen Denkmalauflagen verursachen können. Dies wäre ansonsten ein Novum in Deutschland. Oder soll hier etwas anderes verdeckt werden? Wieso sind Fotos von Handwerksarbeiten in den Medien veröffentlicht worden? Ging so etwa der Bischof mit den ausführenden Firmen um? Des Öfteren kommt in den letzten Tagen die Forderung nach der Offenlegung sämtlicher Vermögenswerte der katholischen Kirche zum Ausdruck. Dies ist berechtigt. Dies geht sicherlich nicht von heute auf morgen. Von Vorteil für die katholische Kirche ist hierbei, dass sie somit AUCH ihre Kosten-Verpflichtungen offen legen kann/wird. Dies sind nicht nur die laufenden Aufwendungen für die Gemeinden inkl. Sakralbauten etc., sondern auch die Rücklagen für die Altersversorgung. Der Informations-Anspruch der Öffentlichkeit sollte gerechtigkeitshalber AUCH für ALLE übrigen Institutionen gelten, die sich bis heute ähnlich in transparent gegeben haben. Hierzu gehört z. B. der ADAC, die Vermögensanlage bzw. –verwaltung des DGBes mit seinen dazugehörigen Mitgliedsgewerkschaften. Unabhängig von allem Gesprochenem und Geschriebenen sollte nunmehr gelten: „Roma locuta causa finita“. Ich verbleibe mit einem Gott zum Gruße, Rigobert Pilot

Max Schiemann / 24.10.2013

1 Bischofssitz Limburg entspricht den laufenden monatlichen Kosten für den Berliner Flughafen.

Vaclav Endrst / 23.10.2013

Ob die Rettung des EURO wirklich allen Europäern zu gute kommt ist eine gute Frage, aber halt ein bisschen umstritten. Also eine Ansichtssache. Strenggenomen kann die gemeinsame Währung mit Staaten die unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit haben nicht ohne Ausgleichzahlungen funktionieren. Und gerade dies wird verneint. Hat aber mit dem Limburger Bischofshandlungen wenig zu tun.

Heino Rübenstein / 23.10.2013

Ich verstehe die politisch-medialen Mechanismen nicht.  Vielleicht will ich sie auch nicht verstehen. Die Pädophilievorwürfe gegen die grüne Zwangesbeglückersekte sind völlig aus den Medien verschwunden. Über den EU-Kraken, die Eurokrise, das Einwanderungsproblem, die Katastrophen im Bildungssystem, in der Kranken- und Pflegeversicherung und-und-und redet kein Mensch. Statt dessen hat man sich auf diesen völlig weltfremden, wehrlosen Kirchenmenschen eingeschossen. Auf ihn wird nun in einer nichts weiter als tiefste Abscheu gegen die Journaille, diesen ganzen Haufen von Wichtigtuern ud Schwätzern, hervorrufende Weise eingeprügelt. Er ist zum Abschuß freigegeben. Niemand kennt die Fakten, niemand kennt die Einzelheiten - alle reden, nein - kreischen mit und, das ist das Schlimmste, maßen sich auf der Grundlage ungeprüfter Gerüchte,  Denunziationen Urteile an. Was ist bloß los in diesem Land, auf das ich mich nach der Wende 1989 so gefreut hatte…

Matthias Elger / 23.10.2013

Sehr guter Beitrag. Besser kann man es kaum formulieren. Unsere politischen Größen sind nicht haftbar, schieben Fehler gar auf die Größe der Projekte. Einen kleinen Bischof dagegen soll mehr als voll für seine Fehler haften. Dies kommt einem bekannt vor. Der kleine Bürger muss für die kleinsten Fehler haften, z. B. wird man für 5 min. falsch parken zur Kasse gebeten, macht man in dem undurchsichtigen Wust der Steuererklärung gar einen Fehler drohen einem harte Strafen. Aber Politiker, wie A. Merkel und W. Schäuble, die dem Volk zu dienen geschworen haben, dürfen nach Lust und Laune das Grundgesetz brechen, niemand stört sich dran, auch das Bundesverfassungsgericht nicht. Einfach traurig.

Gerhard Sponsel Lemvig / 23.10.2013

31 Millionen Euro monatlich als Unterhalt für die Bauruine eines Flughafens stören die beiden Empörungs-Führer Heiner Geißler und Claudia Roth einen Pfifferling.  Hauptsache das Baumarterial und Bauteilel für den unvollendeten Airport kommen nicht aus israelischen Siedlungsgebieten. So großzügig sind die beiden Moralisten bei den Investitionen eines Bistums nicht.  Da wird die deutsche Leitkultur der Zwangsversetzung gefordert. Vielen Dank für Ihre treffende Analyse über die deutsche Gutmenschen-Heuchelei.  Die Heuchler sagen dem Bischof ganz deutlich: Und die Gemeinschaft aller Gutmenschen sagt, Sie müssen raus, denn Sie passen nicht in unsere ehrenwerte Gemeinschaft.

Leo Hofstädter / 23.10.2013

Sheldon Cooper sollte neuer Bischof von Limburg werden, das wäre lustig.

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