Ich bin selbst Psychiater und Psychotherapeut. In dem, was die Autorin schreibt, liegt einiges Wahres. Dennoch bleibt die Schilderung oberflächlich und pauschal. Tatsache ist: Es gibt massive psychische Leiden, die Einfluss auf die Gesamtgesundheit (auch die körperliche) haben. Es kommt darauf an, wie der Betroffene und sein Behandler damit umgehen. Zuwendung und Bewusstwerdung des eigenen Opfer-Seins, der eigenen Wunde sind wichtig und notwendig, auch das Erkennen von tieferliegenden Zusammenhängen mit der Vergangenheit. Der Prozess darf aber nicht stehenbleiben an dieser Stelle. “Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat.” (Jean Paul Sartre) - Damit ist ein schmerzhafter emotionaler Prozess verbunden, der letztlich in die Übernahme eigener Verantwortung für das eigene Leben, sprich: Autonomie, führt. Alles andere ist oberflächliche narzisstische Selbstbespiegelung. Es bedarf bei Patient und Therapeut die grundsätzliche Bereitschaft, der Wunde und dem Schmerz nicht auszuweichen. - Es gibt hier zwei Fraktionen: die im Artikel geschilderten “Narzisstischen Weicheier” einerseits und die “Harten Verdränger” andererseits, die hier offenbar viele Leserbriefe schreiben. Dazwischen gibt es auch die “Veränderungswilligen Notleidenden”, die der Therapie bedürfen und bei denen gute Therapie wirklich wirksam ist. Danke fürs Lesen.
“So ist die Obsession mit der mentalen Gesundheit eventuell nur das logische Resultat einer Gesellschaft, der man jegliche Form der äußeren Zugehörigkeit kontinuierlich abgesprochen hat.” Zustimmung. Ich selbst halte auch die Menge der vom Individuum zu verarbeitenden Information, die in den letzten 100 Jahren stark angestiegen ist, für einen Faktor, der der seelischen Gesundheit abträglich ist.
Vor vielen Jahren hat mich mal eine Bekannte, die “sich finden wollte”, in so eine Veranstaltung mitgeschleppt, weil sie meinte, weil ich gelegentlich mit meinem Sohn Stress habe, brauche ich eine “Familienaufstellung”. Oben genannte Veranstaltung war sozusagen als “Hineinschnuppern” gedacht: Etwa 12 Weiber im Stuhlkreis, im Zentrum ein orangefarbenes Chiffontuch drapiert, dazu Duftstäbchen und Kerzen und psychedelische, extrem nervtötende Musik! Horror!! Nie wieder!!! ...wenn ich nur Stuhlkreis höre!!!——- Heute wüsste ich es besser und würde eine hanebüchene Räuberpistole zum Besten geben und den Stuhlkreis aufmischen!
Mein Rat: Meiden Sie die “Geimpften” und suchen Sie die Ungeimpften. Meiden Sie ganz besonders die, die sich jetzt wieder “impfen” lassen. Dann dürfte vieles von selbst ins Lot kommen.
Manche Dinge sind so einfach, dazu bedarf es keiner Therapeuten. Und wenn man an den Falschen gerät, gehste mit einem Problem rein, und kommst mit zwei wieder raus. Einfach mal die Realität akzeptieren, anstatt sich sinnlos selbst zu “optimieren”! Dazu ein Witz: Im Discounter, an der Kasse. Ein jüngerer Mann legt den folgenden Einkauf aufs Band: 1.) Eine Tiefkühlpizza, 2.) ein Sixpack Dosenbier, 3.) einen Fertigsalat und 4.) eine Packung Zigaretten. Die Kassiererin fragt ihn nebenbei: “Junggeselle?” Er: “Donnerwetter! Woher wissen Sie das?” Sie: “Weil Sie so hässlich sind.” ........ In diesem Sinne: Allen eine erbauliche Woche!
Ich habe keinen Sinn für neurotische Selbstbespiegelung, ich muss ein furchtbar grober Klotz sein. Ich fühle mich nicht therapiebedürftig, ich habe genügend Lebensinhalte. Jeden Tag 1/2 bis 1 Stunde Laufen, 1 Std. trainieren, Bild malen, Buch lesen, politisieren, gut essen, Freunde treffen. Keine Zeit für Neurosen.
Mir persönlich geht diese ganze Selbstdarstellung von Vielen einfach auf den Geist. Wenn man in die Kaffeeküche kommt, um sich einen Kaffee aufzubrühen, hört man - ungewollt! - viel von Yoga-Kursen mit fehlender Zeit für Meditation, Botox-Cremes etc. Ein Glück, ich muss dort nicht mitreden, sondern bin tatsächlich zum Arbeiten da. Der Herr im Himmel hat mich glücklicher Weise mit einer tiefen Zufriedenheit gesegnet, was nicht automatisch bedeutet, dass ich nicht beharrlich an einem Ziel arbeiten kann. Mein lieber Ehegatte tickt da übrigens ebenso - auf einem “Seminar” bei seiner Reha nach einer Hüft-OP wurden die Teilnehmer nach ihren Zielen gefragt. Seine Antwort (nicht-wörtliches Zitat): “Ich muss erst einmal sehen, wie es mir geht, wenn ich wieder zu Hause bin. Was nutzt mir eine Zielsetzung, wenn ich später von mir selbst enttäuscht bin?” Eben auch voll geerdet, ohne Psychodoc und Yoga. Es kommt, wie es kommt - und dann sieht man, wie man Schwierigkeiten beiseite räumt.
Früher ist man als „Opfer“ verspottet und gehänselt worden. Heute ist man als „Opfer“ geradezu ein Held! Dank der Grünen Gutmenschen! Man muss das aber in den asozialen Medien publik machen, sonst merkt es keiner, und man kriegt auch keine Likes dafür. So geht das heute. Aber neu ist das nicht; die Therapiewelle lief schon vor Jahrzehnten in den USA (wo sonst?) an. Damals war’s aber noch ein Privileg der Reichen und der Schönen.
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