Manfred Haferburg / 02.02.2022 / 12:00 / 77 / Seite ausdrucken

Habeck und Lindner - Hütchenspieler und Schildbürger

Die EEG-Umlage fällt weg, zumindest auf der Stromrechnung des einzelnen Kunden. Dafür lassen die Hütchenspieler in Berlin die Förderung des Ökostroms zum Ausgleich über Steuergelder finanzieren.

Fangen wir mit einer einfachen Frage an: Was ist der Unterschied zwischen einem Steuerzahler und einem Stromkunden? Nun, Stromkunden sind alle. Steuerzahler sind diejenigen, die meist durch ihre Arbeit Einkommen erzielen. Aber Steuerzahler sind stets auch Stromkunden.

Als Reaktion auf die gestiegenen Energiepreise wollen Habeck und Lindner die EEG-Umlage „schnellstmöglich“ abschaffen. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage: Kann der Preisanstieg der vergangenen zwölf Monate durch eine Komplettabschaffung der EEG-Umlage überhaupt ausgeglichen werden? Die knappe Antwort lautet: nein. Das zeigen Rechnungen des Anbieterportals Verivox. Für Kunden, die aufgrund der Kündigung durch ihre Stromanbieter in die Grundversorgung wechseln mussten, kostet der Strom einer dreiköpfigen Familie trotz des Wegfalls der EEG-Umlage etwa 500 Euro mehr im Jahr. Wer seinen Stromvertrag behält, zahlt trotzdem nicht weniger.

Die EEG-Umlage fällt weg, zumindest auf der Stromrechnung des einzelnen Kunden. Dafür wird aber die Förderung des Ökostroms zum Ausgleich über Steuergelder finanziert. Also zahlen nun alle Steuerzahler „anonym”. Nur wer keine Steuern zahlt, profitiert geringfügig. Doch mehr Umverteilung ist gewollt: Ab Juni will die Bundesregierung per Gesetz Wohngeldbezieher mit einem Heizkostenzuschuss von einmalig 135 Euro für einen Ein-Personen-Haushalt und 175 Euro für einen Zwei-Personen-Haushalt entlasten. Jede weitere Person soll mit 35 Euro berücksichtigt werden.

Die Abschaffung der EEG-Abgabe wird umgehend von einer neuen CO2-Steuer – die nicht so heißt, sondern „CO2-Bepreisung“ – aufgefressen. Das Bundesfinanzministerium hat mit der CO2-Bepreisung 2021 gut 7,2 Milliarden Euro eingenommen. Diese Einnahmen dürften in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen, weil der CO2-Preis 2021 von 25 auf derzeit 30 Euro je Tonne steigt und weiter jedes Jahr planmäßig um 5–10 Euro/t. Laut Umweltbundesamt verdoppeln sich daher die Preise für Diesel, Benzin und Erdgas bis 2025. Hurra, die Eiskugel pro Kilowattstunde und die ersehnten 5 Euro pro Liter Benzin sind nah.

Den Steuerzahler mit Hütchenspielertricks ausnehmen

Bisher zahlten die Stromkunden die 25 Milliarden Subventionen pro Jahr für die erneuerbaren Energien recht transparent über ihre Stromrechnung. Jetzt wird ein Teil davon auf der Stromrechnung nicht mehr erscheinen und auf dem Steuerbescheid ohnehin nicht spezifiziert. Die Finanzierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) würde dann der Steuerzahler statt des Stromverbrauchers tragen. Um daher eine Entlastung zu schaffen, soll das EEG in Zukunft aus den Einnahmen des Nationalen Emissionshandels gespeist werden, den die GroKo zu Beginn des letzten Jahres gestartet hat. Doch auch diesen schultern die Verbraucher: Die CO2-Abgabe für Heizöl, Erdgas und Benzin belastet die Heizkosten, Strom- und Benzinrechnungen.

Das Ganze erinnert doch sehr an die Hütchenspieler. Na, lieber Stromkunde und Steuerzahler – unter welchem Hütchen ist denn dein Geld? Aach, leider verloren. Aber es ist nicht weg, es haben nur andere. Neues Spiel, bis 2030 steigt die CO2-Bepreisung auf 55 Euro.

Doch Habeck und Lindner sind nicht nur schlaue Hütchenspieler, sondern auch echte Schildbürger. Die Energiewende soll jetzt mit 100 neuen Gasturbinenkraftwerken gerettet werden. Die gibt es zwar noch nicht, aber sie sollen nunmehr statt mit russischem Erdgas mit amerikanischem Fracking-Flüssiggas betrieben werden. Nicht nur, dass bei der Methan-Förderung aus tiefem Gestein viel des Super-Treibhausgases in die Atmosphäre entweicht: Die flüssige Komprimierung und der gekühlte Transport per Schiff verschlingen zudem Unmengen an Energie. In Deutschland ist Fracking seit 2016 verboten. Aber im Schildbürgerland wird ja auch Atomstrom aus Frankreich importiert, den zu erzeugen in Deutschland ab 1.1.2023 auch verboten ist.

Um das Flüssiggas von den US-Frachtern anlanden zu können, soll nun in Brunsbüttel bei Hamburg für rund eine halbe Milliarde Euro das erste deutsche Flüssiggas-Terminal gebaut werden. Auf der anderen Elbseite in Stade soll ein zweites LNG-Terminal entstehen. Leider hat sich noch kein Investor für diese Beglückungsidee gefunden. Da muss wohl der Steuerzahler ran, und man kann den Dingern notfalls nach Fertigstellung immer noch die Betriebserlaubnis verweigern. Dann fehlen nur noch die paar Gasleitungen zu den 100 Gaskraftwerken. Oder soll das LNG mit Elektro-LKW’s zu den Kraftwerken gebracht werden? Mit einer LKW-Ladung könnte sich die Gasturbine eine ganze Viertelstunde bei Volllast drehen. Das wären dann so um 10.000 LNG-Trucks pro Tag, die bei Flaute zur Versorgung der Gaskraftwerke durch die deutschen Windradlande fahren. Das ist alles ausgerechnet, Herr Habeck.

Bloß nicht protestieren im Schildbürgerland

Aber die böse Putin-Gasleitung würde zum Glück nicht mehr gebraucht – ehe sie überhaupt erstmalig Gas transportiert. Dem Putin werden es die Ampelmännchen und Ampelweibchen schon zeigen. Der Bau von 1.230 km Nordstream kostete ca. 10 Milliarden Euro und wurde sogar von der Bundesregierung mit 66 Millionen Euro der Steuerzahler subventioniert. Nach der Fertigstellung fällt den deutschen Schildbürgern ein, dass leider keine Betriebserlaubnis erteilt werden kann. Weg mit Schaden, ist ja nicht Geld vom Lindner-Konto. Investitionssicherheit? Das war einmal, bevor Angela Merkel per Telefonat die Betriebserlaubnis von acht Kernkraftwerken über Nacht kassieren ließ und die der restlichen neun bis Ende dieses Jahres. Der Wert von 17 voll betriebsfähigen Kernkraftwerken war vielleicht so um die 50 Milliarden Euro? Weg mit Schaden, am besten sprengen.

Den Steuerzahlern wird wohl ob all dieser Schildbürgereien ein wenig schwindelig. Aber sie können nichts machen, weil ja anständige Menschen nicht zur Demonstration gehen, sondern ihren Protest gegen groteske Unfähigkeit zu Hause zum Ausdruck bringen. Aber bitteschön auch nicht im Internet.

Noch eine letzte Frage: Ist Putin an der Energiemisere schuld, wie es allerorten heißt? Als Antwort habe ich ein paar weitere Fragen: Hat Gazprom wirklich weniger Gas geliefert, als bestellt war? Lässt Putin die deutschen Kernkraftwerke abschalten? Hat Putin den deutschen Kohleausstieg beschlossen? Hat Putin die CO2-Bepreisung in Deutschland eingeführt? Sabotiert Putin die Inbetriebnahme von Nordstream? Fragen über Fragen.

Auch ohne Putin verpuffen der Wegfall der EEG-Umlage oder die höhere Pendlerpauschale wieder mit der steigenden CO2-Abgabe. Und auch ohne Putin werden die Gaskraftwerke nebst Infrastruktur zur Rettung der Energiewende nicht rechtzeitig fertig.

Foto: Instagramm

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Fred Burig / 02.02.2022

Die beiden auf dem Titelbild gehören einer Koalition von Nichtsnutzen an!  Zudem scheint es mir auch, dass der eine so aussieht, wie man den anderen nennt. MfG

Bernhard Freiling / 02.02.2022

Diese Schwachmaten (nicht nur die deutschen) machen sich Gedanken um die Versorgung mit Erdgas. Lt. Statista verbraucht Deutschland jährlich rd. 87 Mrd. cbm. Wußten Sie (Sie, Herr Haferburg, werden es bestimmt wissen), daß im Rahmen der Ölförderung, ganz ohne Fracking, jährlich 150 Mrd. cbm Erdgas völlig sinnfrei abgefackelt werden? Der 2-Jahresverbrauch Deutschlands einfach so, pfffft, verbrannt? Und da soll ich an den Klimawandel glauben? # Die Großkopferten wollen Inlandsflüge verbieten und lassen es zu, daß jährlich so viel Erdgas sinnfrei verbrannt wird, daß mit dessen jährlichem CO2-Äquivalent 100 Jahre Inlandsflüge in Deutschland Stickstoff-neutral durchgeführt werden könnten? # Komme mir keiner mit den Kosten, die das “Einfangen” dieses Erdgases verursachen würde. Umweltschutz ist keine Frage der Kosten, sondern des Ergebnisses.  # Von Folgendem gehe ich aus: So viele und so große Idioten können nicht an den Schaltstellen sitzen. Wenn es also nicht auf Idioten zurück zu führen ist, bleibt nur eine Alternative: Verschwörung ;-)

Helmut Bühler / 02.02.2022

Alles richtig, alles beklagenswert, aber: der Wähler wollte es so. Ein klassischer Fall von geliefert wie bestellt. Einzig ein Teil der FDP-Wähler hat wohl nicht bekommen, was er bestellt hatte und staunt jetzt, wie schnell die Lindnerpartei ergrünt ist. Dass die meisten Ampelwähler nur Opfer der Medienpropaganda sind macht es nicht besser. Wir müssen eben akzeptieren, dass wir nicht nur von Idioten regiert werden, sondern auch unter Idioten leben. Besserung ist nicht in Sicht.

Detlef Dechant / 02.02.2022

Es wäre sehr vorteilhaft, wenn auch im Bereich Energie der Verbraucher die propagierte Freizügigkeit in Europa nutzen und seinen Lieferanten in der EU frei wählen könnte. Ich wäre der erste, der sofort zu einem französischen Atomstromlieferanten wechseln würde. Mir würden sicher einige folgen und an dieser Bewegung könnte man ersehen, wie viele Deutsche tatsächlich wären, aus Klimaschutzgründen Gas und Strom zu deutschen Konditionen zu beziehen.

Dr. Joachim Lucas / 02.02.2022

Es ist schon erstaunlich wieviel die in wenigen Monaten bereits kaputtgekriegt haben. Wenn sie das Tempo beibehalten haben sie es in 4 Jahren geschafft. Die Vorarbeit durch das Ungeheuer aus der Uckermark war ja schon eine gute Steilvorlage.

Uta Buhr / 02.02.2022

@uli sperling, ruhig Blut. Wenn die Lichter ausgehen, geht vielleicht dem einen oder anderen Michel ein Licht auf. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

Uta Buhr / 02.02.2022

Neee drei, lieber @Torsten Hopp. Der schöne Toni steht sicherlich gern zur Verfügung. Der ist doch Bieolohge und kann das. Vielleicht hilft ja auch Claudi mit, den Karren noch schneller in den Dreck zu fahren. Gegen diesen trostlos verdummten Verein. der sich zu allem Überfluss noch “Regierung” schimpft, waren die Schildbürger echt intellente Leute. Ich wette, dass Ricarda Eben-so-hoch-wie breit es nicht einmal schafft. Sonnenschein in Eimern in den BT zu tragen. Halt stopp, das schaffen aber bestimmt Annalenas Kobolde. Alles ausgerechnet.

Hans-Peter Dollhopf / 02.02.2022

Conrad Witzner / 02.02.2022 : “auch ALG2 Bezieher und Rentner bezahlen Steuern” - - - Die Sozialgesetzgebung ist die Perfektionierung der Bewirtschaftung von zweibeinigem Nutzvieh durch seine Halter. Warum sollte minderwertiger Bestand keiner Vollverwertung unterzogen werden?

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