Am 11. Juli versendete der Evangelische Pressedienst eine Meldung, die im täglichen Nachrichtenstrom unterging. Sie kam von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und lautete: Weltweite Rekordernte bei Getreide. Die FAO hat errechnet, dass in diesem Jahr die Weizenernte weltweit um sieben Prozent ansteigen und damit einen neuen Höchststand erreichen werde. Auch bei Reis werden es voraussichtlich zwei Prozent mehr sein.
Warum nimmt dies kaum jemand als Sensationen wahr? Vielleicht weil nicht gewohnt sind, Landwirtschaft als technische Spitzenleistung zu betrachten. Unsere Bewunderung gilt dem neuesten Smartphone oder dem Superjumbo A 380. Die Intelligenz, die in den Zehntausenden unterschiedlichen Produkten eines modernen Supermarktes steckt, machen wir uns selten bewusst.
Die rasante Effizienzsteigerung der Landwirtschaft hat im vergangenen halben Jahrhundert immer mehr Weltgegenden erfasst. Einstige Entwicklungsländer, wie Brasilien, zählen heute zu den erfolgreichsten Lebensmittelexporteuren. FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva verkündete im Juni: „Wir sind die erste Generation die den Hunger beenden kann.“
Diese optimistischen Signale wollen so gar nicht zu den Szenarien passen, die manche Klimaforscher unermüdlich verbreiten. So warnte Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung im vergangenen Herbst eindringlich vor „Missernten, welche die globale Ernährungssicherheit gefährden.“ Man kann natürlich nicht ausschließen, dass es eines Tages so kommen wird. Doch bisher geht die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung.
Nicht der Klimawandel sondern seine Bekämpfung Mittels Biotreibstoffen ist derzeit eine der größten Fortschrittsbremsen. Subventionierte Energiepflanzen beanspruchen wertvolles Ackerland und treibend dadurch die Preise für Brotgetreide in die Höhe. Doch trotz solcher Gegenwirkungen widerlegen die Ertragssteigerungen beim Getreide all die Untergangspropheten, die unentwegt globale Hungerkatastrophe durch Bevölkerungswachstum und Klimaerwärmung vorhersagen.
Moderne Landwirte produzieren immer mehr und bessere Lebensmittel. Sie benötigen dafür immer weniger Land, weniger Wasser, weniger chemische Hilfsmittel und weniger Arbeitsstunden. Gegen diese Leistung ist der A380 ein nettes Spielzeug. Denken Sei daran beim nächsten Gang in den Supermarkt.
Erschienen in DIE WELT am 19.07.2013