Manfred Haferburg / 10.08.2021 / 06:10 / Foto: Stefan Klinkigt / 205 / Seite ausdrucken

Frankreich: Impfpflicht durch die Hintertür jetzt Schock-Realität

Trotz riesiger Bürger-Proteste ist die Impfpflicht durch die Hintertür seit gestern in Frankreich Realität. Ab heute sollte der Zutritt zu Gaststätten – auch im Außenbereich – den großen Supermärkten, den Flugzeugen, Fernzügen und Fernbussen, Krankenhäusern außer in akuten Krankheitsfällen, nur noch mit einem gültigen QR-Impfcode möglich sein.

Die Regierung hatte „die Maßnahmen“ ab dem 9. August in Kraft gesetzt, aber am Sonntag – nach den massiven Protesten in vielen Städten – scheinbar entschärft. So sollen Tests nunmehr drei Tage gültig sein und auch Selbsttests unter „Aufsicht eines Apothekers“ gültig sein. Eine Woche der „Toleranz“ wurde angekündigt. Mir kam das alles wie Kosmetik vor. 

Um herauszukriegen, „was wirklich ist“, bin ich heute gegen Mittag in Nizza am alten Hafen unterwegs gewesen. Dort gibt es viele gut besuchte Brasserien und Restaurants mit wunderschönen Hafenblick-Terrassen. 

Ich muss sagen, was ich sah, schockierte mich. Die herrschenden Eliten in Frankreich geben kein Pardon. Und das mitten in der Urlaubszeit in einer Stadt, wo es von in- und ausländischen Touristen nur so wimmelt. Was machen nun die bedauernswerten Ausländer, die auf Grund mangelnder Sprachkenntnisse die Tragweite der „Maßnahmen“ nicht annähernd verstanden haben. Für die gibt es von jetzt an nur noch Sandwich auf die Tatze und warmen Rosé aus der Pulle auf irgendeiner Kirchentreppe?

Plötzlich hat sich in Frankreich die Lage verschoben

An den Gaststätten wurden Schilder angebracht: „Zutritt nur mit Impfbescheinigung – Danke für Ihre Kooperation“. Die Kellner kontrollierten mit elektronischen Geräten die QR-Codes der Gäste. Ich hörte eine Kellnerin sagen, die eine Familie bedauernd abwies: „Wenn wir erwischt werden, kostet es Sie eine Strafe von 135 Euro und mich 9.000 Euro“. Murrend trollten sich die großen und kleinen Gäste.

Plötzlich hat sich in Frankreich die Lage verschoben. Gestern ging es noch um die Abwehr der Zwangsimpfung für die Mitarbeiter des Gesundheits- und Transportwesens und um die Feuerwehr. Heute geht es um den Ausschluss für Ungeimpfte aus fast dem gesamten öffentlichen Leben. 

Doch halt – Ausschluss nicht aus dem gesamten Leben. Zum Arbeiten gehen in die großen Fabriken und zum Steuern zahlen wird der QR-Code nämlich nicht kontrolliert. Die Regierung hat die Maßnahmen sehr gut durchdacht – alles, was irgendwie Spaß macht, wird vom Impfen abhängig gemacht. Du willst einen Apero im Café schlürfen? Lass dich impfen. Du willst deine Mutter mit dem Zug besuchen? Lass dich impfen. Du willst shoppen gehen? Lass dich impfen. 

Es ist die komplette Impfpflicht durch die Hintertür. Noch kann sich der Ungeimpfte freitesten. Aber ab September müssen die Tests selbst bezahlt werden. Dann kostet der Restaurantbesuch plötzlich 50 Euro mehr, für den fälligen Test. Und wer in Deutschland jetzt schadenfroh über Frankreich den Kopf schüttelt, der soll mal noch vier Wochen warten und dann schauen, was in Deutschland los ist. Frau Merkel hat ja gesagt: „Mit mir wird es keine Impfpflicht geben“.

Mir läuft es kalt den Buckel runter

Der französische Staat hat die Abhängigen – Gastwirte und Geschäftsinhaber – zu Corona-Bütteln degradiert, und die machen gute Miene zum bösen Spiel. Eine Wirtin zum Gast, nachdem ihr Code-Leser einen fröhlichen Piep von sich gab: „Ah, Ihr Code funktioniert, Monsieur Pasqual. Ich weiß jetzt alles über sie. Sie wurden am 25. März 1979 geboren und wohnen in Lyon. Sie dürfen jetzt gerne sitzen bleiben, sie sind registriert.“

Auf meinem Rundgang tauchte auch eine Gruppe von vier Polizisten auf, die sonst immer zu zweit ihre Runden drehen. Der geneigte Leser mag sich selbst beantworten, warum sie nun zu viert in den Restaurants unterwegs sind.

Im Fernsehen werden fast ausschließlich positive Kommentare von „zufällig Befragten“ zu den Regierungs-Maßnahmen gebracht. Ich sah im Kanal LCI, wie das Zugpersonal QR-Code-Kontrollen durchführte. In den Fernzügen werden die QR-Codes geprüft und die Reisenden mit gültigem Impfpass bekommen ein blaues Armband. Die anderen dürfen gar nicht einsteigen oder zahlen 135 Euro Strafe, wenn sie erwischt werden. Mir läuft es kalt den Buckel runter, wenn ich das sehe. Wo sind wir hingeraten? 

Während ich dies schreibe, laufen im Fernsehen auf allen Kanälen Sondersendungen. Es gibt eine perfekte Ablenkung von der französischen Covid-Misere. Ein 60-jähriger Pfarrer wurde von einem abgelehnten Asylbewerber brutal ermordet. Der Täter, ein Mann aus Ruanda, der sich seit 2016 in Frankreich aufhält, ist derselbe Mann, der vor einem Jahr in der Kathedrale von Nantes ein Feuer gelegt hatte, bei dem die Orgel komplett zerstört wurde. Der Täter wurde nach seiner Tat „unter richterliche Aufsicht“ gestellt. Der ermordete Priester hatte den Mann aus christlichem Mitleid in seiner Gemeinde aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft verkündet, dass es keinerlei Anzeichen für ein terroristisches Motiv gibt und der Täter in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Premier Emmanuel Macron drückte sein tiefstes Beileid für die Hinterbliebenen und die Gemeinde aus. Der Innenminister Géralde Darmanin sicherte den Katholiken Frankreichs „all seine Unterstützung“ zu. 

Ich habe als durch ein totalitäres System geprüfter Mensch eine große Befürchtung: wenn nicht an den kommenden Wochenenden Millionen von Franzosen auf die Straße gehen und mächtige Streiks das Land erschüttern, dann hat Frankreich eine dauerhafte Impfpflicht durch die Hintertür. Dann dauert es nicht mehr lange, bis auch die Kinder zum Schulbesuch einen gültigen Impfpass brauchen. Dann können die Pharma-Konzerne die Preise für die kommenden Booster-Impfungen beliebig erhöhen und die Inhaber von Pharma-Aktien werden reiche Leute sein – die Aktie von BioNTech stieg innerhalb von zwei Jahren von 13 auf gegenwärtig 430 US-Dollar.

Foto: Stefan Klinkigt

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Leserpost

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Sigrid Leonhard / 10.08.2021

@Th.Bode, “Diese Dynamik ist aber so gefährlich, dass sie verstanden werden muss, da sie sich auch in Zukunft wiederholen kann. ” Wir sind noch lange nicht raus aus der Nummer.

Wirsam, Dietmar / 10.08.2021

Es gibt einen Gesetzentwurf, nachdem u.a. nur der einen Gottesdienst besuchen darf, der eine vollständige Impfung besitzt. Das ist der Lackmustest für die Kirchen. Auf deren Reaktion kann man gespannt sein.

Hartmut Steeb / 10.08.2021

Danke für den Bericht, trotz der Erschütterungen. Möge er Menschen zum Aufwachen führen. Rechtsstaat und Menschenwürde gehen anders.

A. Iehsenhain / 10.08.2021

Herr Haferburg, ich glaube, Sie werden ein gewichtiger Zeitzeuge sein, nachdem (ich denke jetzt einfach mal hoffnungslos optimistisch) die Gegenseite einmal gefallen ist. Und ich kann Ihre Hoffnung nur unterstreichen - dass die französischen Bürger jetzt erst recht Rabatz machen!

Richard Kaufmann / 10.08.2021

Außer dass er einen Mutterkomplex hat, hat sich der Schnösel nur unangenehm bemerkbar gemacht. Die dritte Lusche in Folge, die die Grande Nation zu erdulden hat.

Sigrid Leonhard / 10.08.2021

“Ah, Ihr Code funktioniert, Monsieur Pasqual. Ich weiß jetzt alles über sie. Sie wurden am 25. März 1979 geboren und wohnen in Lyon. Sie dürfen jetzt gerne sitzen bleiben, sie sind registriert“.” Die enormen Reglementierungen in den Betrieben durch die DSGVO dienten also nur dazu, die Betriebe zu schikanieren - vor allem für die Kleinbetriebe war der Zusatzaufwand dadurch sehr groß. Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe….

E. Holdschik / 10.08.2021

Das Hoheitszeichen Frankreichs ist seit der Revolution das Facis oder Liktorenbündel, welches in der Römischen Republik seine erste Blüte hatte…. Wir befinden uns im Jahr 2021 n.Chr., ganz Gallien ist von den Facisfreunden beherrscht. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, Widerstand zu leisten…. Ich fürchte, das wird nicht passieren. Sie zeigen uns heute die Werkzeuge und bieten uns, nur für wenige, etwas belesene erkenntlich, den Schierlingsbecher an. Wir werden in “Interessanten Zeiten” leben.

Ilona Grimm / 10.08.2021

@Silas Loy: » Lieber mit Rosé auf der Kirchentreppe als mit QR-Code auf der Hafenblickterrasse. Selberfahren statt Bahnfahren. Lieferung statt Einkaufen. Schmökern statt Kino. Unterlaufen und vor allem reduzieren.« Bis hierhin bin ich völlig mit Ihnen einig. In fast anderthalb Jahren habe ich mich kein einziges Mal testen lassen. Sogar auf meine heiß geliebten Friseurbesuche habe ich im gelockerten Lockdown verzichtet, weil Tests zeitweise vorgeschrieben waren. Es hat sich für mich als überraschender Vorteil erwiesen, weil mir meine Naturhaarfarbe (dunkelbraun) sehr gut steht. Ich frage mich jetzt, warum ich jahrzehntelang blond gesträhnt gewesen bin. Nun gehe ich nur noch zum Schneiden zum Friseur. Und wenn wieder Tests vorgeschrieben werden, oder gar Impfung, dann gehe ich gar nicht mehr und drehe mir einen Dutt. Den Friseur freut’s nicht!—- Was ich für undenkbar halte, lieber Silas Loy, ist, dass sich Geimpfte in diesem Sinne mit Ungeimpften solidarisieren. Ich bin ja ein Outcast (oder Schlimmeres) und erlebe großen Abstand.

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