Und sie verspricht offenbar weitere Anleihekäufe zur Unterstützung überschuldeter Süd-Länder.
Die hohe Inflation zwingt Europas Zentralbank zu einem höheren Tempo bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren, als sie geplant hatte, meldet spiegel.de. Die Zinsen sollen um jeweils 0,50 Prozentpunkte asteigen, wie die Notenbank am Donnerstag mitgeteilt habe.
Damit entfalle der bisherige Negativzins von minus 0,50 Prozent für geparkte Gelder von Geschäftsbanken. Der Leitzins, zu dem sich Kreditinstitute bei der EZB Geld leihen könnten, steige von null Prozent auf 0,50 Prozent. Für die nächsten Sitzungen habe die EZB weitere Zinserhöhungen angekündigt.
Den Kurswechsel habe der EZB-Rat bereits bei seiner vorherigen Sitzung im Juni angebahnt, allerdings einen kleineren Zinsschritt von jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. »Der EZB-Rat hielt es für angemessen, einen größeren ersten Schritt auf dem Weg zur Normalisierung der Leitzinsen zu tun, als er auf seiner letzten Sitzung angekündigt hatte«, habe die Notenbank nun mitgeteilt. Diese Entscheidung habe auf der aktualisierten Einschätzung der Inflationsrisiken durch den EZB-Rat beruht.
Kritiker würden der EZB weiterhin vorwerfen, die Zinswende viel zu spät eingeleitet zu haben. Die Teuerung im Euroraum ziehe bekanntlich seit Monaten auf Rekordniveau an. Zinsanhebungen könnten allerdings für hoch verschuldete Staaten in Südeuropa zur Belastung werden. Um sicherzustellen, dass Zinserhöhungen Länder wie zum Beispiel Italien nicht zu stark belasten wolle die EZB ein neues Anti-Krisen-Programm auflegen, das sogenannte Transmission Protection Instrument (TPI). »Das TPI wird das Instrumentarium des EZB-Rats ergänzen und kann aktiviert werden, um ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamiken entgegenzuwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Transmission der Geldpolitik im Euroraum darstellen«, habe die Notenbank erklärt. »Der Umfang von Ankäufen im Rahmen des TPI hängt von der Schwere der Risiken für die geldpolitische Transmission ab. Die Ankäufe sind nicht von vornherein beschränkt«, heiße es weiter. Das muss man wohl so verstehen, dass der Kauf südeuropäischer Anleihen wieder in großem Umfang aber unter neuem Namen möglich ist.