Seit etlichen Jahren fördert der deutsche Staat die Rückkehr der Wölfe. Diese Ansiedlungsförderung hat neue Institutionen, wie die „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“, und Aufgabenbereiche, wie das „Wolfsmanagement“ geschaffen. Je mehr Wölfe sich unter staatlichem Schutz ansiedeln, desto häufiger kommt es zu tödlichen Angriffen auf Schafe und andere Nutztiere. Das sorgt bei etlichen Menschen auf dem Lande für Unmut. Der deutsche Staat versucht nach Kräften, diesen Unmut mit Entschädigungszahlungen und Beihilfen zum Bau von Schutzzäunen zu dämpfen. Doch Schaden bleibt und je mehr er mit der Zahl der Wölfe zunimmt, desto stärker ist der Drang mancher Menschen auf dem Lande, es den Vorfahren gleichzutun und den Wolf zu jagen. Das ist natürlich streng verboten, denn der Wolf steht unter besonderem Schutz. Wird dann doch ein Wolf erschossen, ist das ein Fall für den Staatsanwalt.
Auch ein Jäger, der einen Wolf erschießt, landet folgerichtig vor Gericht. Anfang der Woche gab es das deutschlandweit erste Gerichtsurteil in einem Verfahren gegen einen Jäger, der einen Wolf erschoss, berichtet Legal Tribune Online. Am Amtsgericht Potsdam habe demnach am Montag der Prozess gegen einen Jäger aus den Niederlanden stattgefunden, der Anfang 2019 in Brandenburg einen Wolf erschossen haben soll (Az. 82 Ds 82/20). Im Fläming, südwestlich von Berlin, habe der 61-Jährige den Wolf getroffen. Nach Zeugenaussagen soll das Tier zuvor die Jagdhunde angegriffen haben. Acht Zeugen seien in dem Fall gehört worden. Darunter Jäger, Vertreter der Jagdbehörde und eine sachverständige Veterinärin.
Am Ende sprach das Gericht den Jäger frei. Weil der Wolf die Jagdhunde angegriffen hätte, sei der Jäger zum Schießen berechtigt gewesen, habe der Richter seine Entscheidung begründet. Der Jäger habe ausgesagt, dass weder Klatschen, Rufen noch ein Warnschuss den Wolf dazu hätten bringen können, von den Hunden abzulassen.
Torsten Reinwald, der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, habe schon vor der Urteilsverkündung gegenüber der dpa von einer "Signalwirkung für alle Jäger“ gesprochen und Rechtssicherheit per Gesetz gefordert: „Die Frage ist doch, was ist mehr wert: ein Hund, als Familienmitglied, der jahrelang ausgebildet worden ist? Oder ein Wolf?"