Energiewende mit Ammoniak aus Yucatán

Der grüne Kolonialismus hat neben Namibia, Dänemark und Feuerland nun auch diese magische mexikanische Halbinsel entdeckt, wo riesige Industrieanlagen zur Erzeugung von sogenanntem grünen Wasserstoff entstehen sollen.

Mexiko ist eine Reise wert. Das Land pulsiert in einem Tumult aus Improvisation und Sinnlichkeit. Verkehrsregeln werden ignoriert, Mariachis trompeten wild durcheinander, und die Frauen ziehen sich aufregend schön an. Die Seele blüht auf in diesem herrlichen Chaos, das irgendwie doch immer funktioniert. Die Menschen sind lateinisch-herzlich, und sie sind gefährlich. Ja, es gibt hier mehr Leben, es gibt aber auch mehr Sterben.

Das musste Maximilian erfahren, der jüngere Bruder von Kaiser Franz-Josef, der 1864 mit dreißig Jahren nach Mexiko geschickt wurde, um dort den Thron zu besteigen. Er war hingerissen von Kultur und Lebensart, und mit seiner Gattin Charlotte sprach er ab jetzt nur noch Spanisch. 

Seine Liebe zu Land und Leuten wurde aber nicht erwidert. Benito Juárez und seine Truppen beendeten Maximilians Herrschaft, er wurde gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Für seine Hinrichtung hatte er zwei Wünsche: Während die Schüsse fielen, sollte das Lied „La Paloma“ ertönen; und die Soldaten des Kommandos sollten auf seinen Körper zielen, nicht auf den Kopf. Er wollte vermeiden, dass Bilder seines von Kugeln entstellten Antlitzes in die Geschichte eingingen. Die Männer bekamen für den Gefallen ein paar Goldstücke, die für den Verurteilten jetzt ja wertlos waren. 

Das Lied wurde wie gewünscht gespielt, die tödlichen Treffer aber gingen geradewegs in des Kaisers Gesicht. Das ist Mexiko.

Das Ende der Welt

Es ist ein Ende, das man niemandem gönnt – und doch ist da im Unterbewussten ein heimlicher Wunsch, dass gewisse moderne Nachfahren Maximilians ein ähnliches Schicksal ereilen möge. Lassen Sie mich das erklären.

Zwischen Karibik und dem Golf von Mexiko liegt die Halbinsel Yucatán, etwa so groß wie Bayern, und fast genauso schön. Die Magie dieser Gegend hatte schon immer eine Anziehung auf Lebewesen aller Art, nicht nur auf die gefiederte Riesenschlange namens Quetzalcoatl (wie abgebildet), sondern auch auf normale Sterbliche wie die Maya. So entstand dort eine phantastische Zivilisation, mit widerstandsfähiger Architektur, heute noch sichtbar in Form der Pyramide von Chichen Itza. Auch entwickelte man höhere Mathematik, welche die Grundlage des Maya-Kalenders war, in dem sich das Ende der Welt für den 4. Dezember 2012 errechnete. Das war dann zufällig der Tag, an dem der CDU-Bundesparteitag Angela Merkel mit 97,94 Prozent der Stimmen als Parteivorsitzende bestätigte.

Es bleibt aber nicht aus, dass hochentwickelte Zivilisationen früher oder später durch Barbaren zerstört werden, und auch die magische Halbinsel Yucatán sollte nicht verschont bleiben. Die Barbaren des 21. Jahrhunderts kommen jedoch nicht mit Keulen und Steinschleudern, sie zerstören ein Land mit Photovoltaik und Windmühlen.

Ammoniak aus Yucatán

Der grüne Kolonialismus hat neben Namibia, Dänemark und Feuerland nun auch diese magische Halbinsel entdeckt, wo riesige Industrieanlagen zur Erzeugung von sogenanntem grünen Wasserstoff entstehen sollen. In der Heimat der Mayas sollen also demnächst großflächige Photovoltaik-Anlagen und Windturbinen die Landschaft dominieren. 

Der dort gewonnene Strom soll dann helfen, Deutschlands Energiewende zu retten. Dazu sind ein paar Schritte notwendig:

  • Wind und Sonne Yucatáns erzeugen Strom.
  • Durch Elektrolyse wird aus dem Strom Wasserstoff H2.
  • Der ist aber für den Transport zu unhandlich, deshalb macht man daraus Ammoniak NH3.
  • NH3 wird gekühlt, unter Druck verflüssigt und auf spezielle Schiffe verladen.
  • Die Schiffe fahren zwischen Kuba und Florida auf Kurs Nordost über den Atlantik und landen nach zwei oder drei Wochen in einem deutschen Hafen.
  • Hier wird das NH3 entladen und unter Druck in einen Speicher transportiert.
  • Bei Bedarf wird das NH3 dann zurück in H2 verwandelt.
  • Der H2 wird über Brennstoffzellen oder Gasturbinen dann verstromt und ins Netz gespeist.

Wir brauchen die Schritte nicht einzeln durchzurechnen, um zu erkennen, dass das Ganze grotesk unökonomisch ist – was natürlich nicht ausschließt, dass an dem Prozess Beteiligte dabei stinkreich werden. 

Deutschlands ökologische Anstrengungen zum Einsparen von CO2 waren und sind angesichts des geringen globalen Anteils ohnehin nur symbolisch, aber seit China das Pariser Abkommen von 2015 verlassen hat, sind sie weniger als symbolisch – sie sind idiotisch.

Torschlusspanik

Wenn auch die mathematische Kompetenz unserer grünen Regierenden eher gemäßigt ist, so dürften sie dennoch erkannt haben, dass 14 Prozent Wählergunst – Tendenz südwärts – für die mittelfristige Zukunft keine guten Aussichten bieten, vorausgesetzt, dass Elemente der demokratischen Grundordnung weiterhin gelten. In den verbleibenden Monaten kann man dann versuchen, so viel Tafelsilber wie möglich zu verscherbeln, jeder auf seine Art. Annalena sucht sich noch ein paar hunderttausend Kilometer entfernte Locations, wo kulturelle Aneignungen aus der Kolonialzeit gutzumachen sind, und unser Minister für alles versucht, die Welt umzugestalten, wie er es in seinen Märchenbüchern beschrieben hat. Und bei alledem hat irgendjemand vergessen, die Richtlinien der Politik zu bestimmen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.

 

Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig. Er lebt heute in Kapstadt.

Foto: Bart Everson CC BY 2.0, Link

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Jochen Grünhagen / 22.08.2023

Je mehr sich heraus kristallisiert, dass die Deutsche Klimawende irrsinnig ist, umso größer der Furor mit dem selbige voran getrieben wird. Auch auf den anderen Gebieten der links grünen Politik wird richtig aufgedreht, sei es die gigantische Zuwanderung oder die ausufernde Umverteilung. Zeitgleich wird die Bürokratie aufgeblasen und Verordnungen und Gesetze erlassen die alle Bereiche des wirtschaftlichen Lebens erfassen und ersticken. Doch würde die Ampel Regierung morgen enden, wie ginge es anschließend weiter? Wieder eine große Koalition oder Schwarz, Grün, Gelb oder eine Allpartien Allianz der Selbstgerechten? Die Aussichten sind gruselig.

Wolfgang Richter / 22.08.2023

@ Bernd Hartke - “Das gibt einen kombinierten Nobelpreis in Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften—” Hat nicht gerade die Geschäftsführung von ThyssenKrupp mit Freunde den vom Kinderbuchautor überreichten Milliarden-Subventions-Scheck -zahlbar aus der Kasse der “Anderen”-  entgegen genommen, gedacht als Kostenausgleich für die Umstellung der Stahlherstellung auf “Grüne Energie” = Wasserstoff? Auf der Basis kann auch ein blinder Schimpanse erfolgreich Regierungspolitik betreiben. Blöd nur, daß die Höchst-Preise für dieses Produkt am Ende keiner zahlen wird, außer vielleicht im Rahmen einer wissenschaftlich begleiteten Regierungs-PR-Aktion eines “Rewe-Penny”-Imitats im Stahlmarkt mit dem Hinweis, daß der Öko-Fußabdruck leider aufgepreist werden mußte.

Wolfgang Richter / 22.08.2023

“In der Heimat der Mayas sollen also demnächst großflächige Photovoltaik-Anlagen und Windturbinen die Landschaft dominieren.” Wenn sie sich das gefallen lassen?  Wer sich eines Maximilians entledigen konnte, der sollte doch in der Lage sein, sein Land heute erneut vor Invasoren zu bewahren. Gut, daß ich schon dort war, muß ich mir den Mist also nicht mehr antun, denn ich vermeide entsprechend “aufgerüstete” Gegenden, egal ob in MeckPom oder in Yucatan. Und bis die gesamte Welt mit dem “Öko-Schrott” zugestellt ist, werde ich diesen Planeten sicher verlassen haben.

Bernd Hartke / 22.08.2023

Ich finde das großartig. Das erzählte Vorhaben in Schilda, draußen mit Eimern Licht einzufangen und es in ein Haus zu tragen, bei dem man vergessen hatte, Fenster einzubauen, war als offensichtlicher Blödsinn gedacht. Aber jetzt wird etwas sehr Ähnliches ernsthaft angepeilt. Brilliant! Das gibt einen kombinierten Nobelpreis in Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften—oder aber einen veritablen Bauchklatscher (plus, wie angedeutet, Donald-Duck-artige Geldschwimmbäder für einige wenige Profiteure). Irgendwie beschleicht mich das komische Gefühl, daß Variante 2 die ein wenig wahrscheinlichere ist.

Dr. Hendrik Hurtz / 22.08.2023

Lieber Hans Hofmann-Reinecke - wie schon in Ihrem hervorragenden Bestseller „Grün und Dumm“ liefern Sie uns wenigen kritisch-distanzierten Zeitgenossen sehr anschaulich und verständlich die erforderlichen (physikalischen) Fakten, um den Aktionismus unserer dilettierenden „Klima-Eliten“ sachgerecht bewerten und einordnen zu können. Weiter so !! Der hemmungslose kollektive Nonsens wird ohne einen permanenten fachkundigen Widerspruch nicht nur unsere Gesellschaft massiv schädigen. Besonders bestürzt bin ich vor diesem Hintergrund darüber, dass niemand einschließlich der verbohrten Klima-Kleber die extreme Explosion der Weltbevölkerung mit ins Klima-Blickfeld nimmt. Seit 1974 Verdoppelung von 4 auf 8 Milliarden. Und bis 2100 nochmal 4 Milliarden oben drauf. Welchen Einfluß der Mensch auch immer aufs Klima haben sollte >>> bei der absehbar unkontrollierten weiteren Bevölkerungsexplosion wird jedenfalls jeder “Klimaschutz” ad absurdum geführt.

Dirk Jungnickel / 22.08.2023

Wenn auf den Resten der Maya - Pyramiden auf der Yucatán - Halbinsel aus praktischen Gründen oben drauf Windquirle platziert werden, würde zumindest die archäologische Welt aufschreien. Wenn wegen dumm - grün - roter Hirngespinste Deutschlands Landschaft kaputtgespargelt wird, formiert sich Widerstand nur im Schleichtempo !

Gerhard Schweickhardt / 22.08.2023

Durch Elektrolyse entsteht H2 und O2. Wenn das zusammen kommt, gibt’s ab 100 kg ein dreifach großer Doppelt Bums. Ab 1000 kg kann man den Giga Bums bis nach Berlin höhren. Aber ich glaube, die sind nicht nur rechenschwach, sondern auch taub.

Franz Klar / 22.08.2023

@Elias Hallmoser :“Der oben beschriebene Prozess ist nicht nur grotesk unökonomisch, sondern erzeugt neue Gefahren, wo es vorher keine gab. Flüssiges Ammoniak oder seine konzentrierten wässrigen Lösungen sind ätzend, giftig und umweltschädigend. Lese ich von ‘grünem Wasserstoff’, könnte ich schon laut schreiend weglaufen. Dieser Dummfug ist nicht auszuhalten” . Sehr richtig ! Auslaufendes Erdöl hingegen schmiert die Erdachse !

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