Das Einfließen von Quatsch in Psychologie-Lehrbücher ist natürlich ein großes Problem, aber ein weiteres Problem ist das mögliche Einsickern von Quatsch in die zahllosen Bücher, die dem Laienpublikum mittlerweile regelmäßig präsentiert werden (Amazo-Kategorie “Cognitive Psychology” o.ä.), um ihm Alltagsanwendungen von Erkenntnissen aus akademischer psychologischer Forschung aufzuzeigen. Die werden mit Formulierungen wie “practical tips based on recent academic research” beworben, und haben manchmal sogar ein “Scientifically Proven Ways to…” im Untertitel. Ich vermute einfach mal, sie würden mit dem Untertitel “Scientifically Proven or Not So Proven Ways” weniger Leser haben. Nur wenige Menschen kaufen sich solche Bücher, um erstmal selber nachzuforschen, ob ihr Inhalt überhaupt stimmt.
Die Psychologie hat zwei Probleme: Erstens sind ihre Theorien oft durch Ideologien belastet. Zweitens sind ihre Vertreter oft durch Ideologien belastet. Trifft aber auf alle verbalen Wissenschaften zu. Die Psychologie ist in dieser Hinsicht sogar weniger belastet, weil zumindest manchmal bei der Datenerhebung naturwissenschaftliche Maßstäbe angelegt werden. Hinzu kommt, dass die Arbeiten außer vom Verfasser und Gutachter kaum von jemand anderem gelesen werden, selbst wenn sie in irgendwelchen Journalen erscheinen. Eine Ausnahme war der im Psyhotherapeutenjournal, 3/2019 erschienene Artikel „Die Verleugnung der Apokalypse – der Umgang mit der Klimakrise aus der Perspektive der Existenziellen Psychotherapie“. Der hatte sogar bei Achgut eine außerordentliche Resonanz verursacht.
Aus der selbstkritischen Reflexion eines mir seit Jahrzehnten gut bekannten Vertreters der Zunft: Psychologen sind so überflüssig wie Ringrichter beim Wrestling. Die Grundlagen der Disziplin sind scheinwissenschaftlicher Natur. Alles basiert auf fadenscheinigen Hypothesen, deren positive Wirksamkeit am Patienten in keinem Fall objektiv belegbar ist. Tritt bei der Behandlung eines Patienten eine Besserung im Gemütszustand ein, bedeutet das keineswegs, dass therapeutische Bemühungen eine Wende zum Positiven bewirkt haben. Ebenso gut könnte geschlossen werden, dem Patienten würde es nicht wegen sondern trotz therapeutischer Einwirkung besser gehen. Am ehesten wahrscheinlich ist, dass Behandlungsabstinenz dem Patienten förderlicher gewesen wäre. Weil rein gar nichts objektiv verifizierbar ist, sind bei Diagnostik und Gutachten in der Regel Beliebigkeiten Tür und Tor geöffnet und, um fachfremden Laien augenscheinlichen Nonsens zu verschleiern, diese meist wichtigtuerisch fachchinesisch codiert. Bei nicht selten völliger Ratlosigkeit bleibt dem Attestierenden als Ultima ratio immer noch Borderline-Symptomatik als Verlegenheitsdiagnose anzusetzen. Trendy ist seit geraumer Zeit die Posttraumatische Belastungsstörung, mit der sich fast alle Krankheitsbilder abrechnungswirksam begründen lassen…
Aude pensare – wage zu denken Bei diesen beschriebenen psychologischen Studien sind ja trotz der damit verbundenen statistischen Verfahren, die bei mir schon gleich die Alarmglocken klingeln lassen, immerhin Falsifizierungen (Verwerfungen) möglich. Wobei, welchen Sinn die beschriebenen Studien haben sollen, ist mir schleierhaft. Schaut man dagegen zur sogenannten „Klimawissenschaft“, ist festzustellen, dass sich da nichts aber auch gar nichts falsifizieren lässt. Da werden meist unzureichende statistische Daten in den Algorhythmen von ausgedachten Klimamodellen in Großcomputern zusammengeschüttelt und die Ergebnisse wiederum mit statistischen Methoden analysiert und bewertet. Hier werden keine wiederholbare und damit überprüfbare Experimente angeboten, sondern nichts weiter als Interpretationen, die, wenn man es denn will, akzeptieren kann oder auch nicht. Und was dabei in den letzten beiden Jahrzehnten herausgekommen ist, kann nun im Vergleich zwischen den apokalyptischen Behauptungen und der eingetretenen Realität wirklich nicht als Ruhmesblatt der Wissenschaften bezeichnet werden. Und ich sehe nicht, dass sich daran in der näheren Zukunft etwas ändern wird, besonders wenn man die immer schrilleren Töne der Klimatologen beobachtet.
In wirklich wissenschaftlichen Studien, wie diejenigen, die zur Zulassung von Arzneimitteln verlangt werden, gibt es einen Prüfplan, in dem _vorher_ genau festgelegt ist, was nacher wie ausgewertet wird. Nicht mal eine vorher nicht festgelegte Zwischenauswertung ist erlaubt. Eine Abweichung davon wird weder von der wissenschaftlichen Community noch von den Zulassungsbehörden akzeptiert, weil jeder weiß, daß mit der nachträglichen Auswahl der verwendeten Daten, Endpunkte und Auswertungsverfahren der (oft unbewußten) Manipulation Tür und Tor geöffnet werden. Solche Ergebnisse sind wertlos. In der Klima-“Wissenschaft” scheitert die Reproduzierbarkeit schon daran, daß die Verfahren/Modelle in der Regel nicht offengelegt werden, auch nicht die Rohdaten, oder die zugrundeliegenden Daten sogar gelöscht wurden (kein Scherz, das wurde am Rande des “Climategate”-Skandals an der University of East Anglia bekannt). All die angeblichen Fantastilliarden der “Konsenswissenschaftler” könnten also die “Konsens”-These gar nicht nachprüfen, selbst wenn sie es wollten. Es sind gläubige oder opportunistische Follower. Daß die (im Verhältnis zum ultrakomplexen System Klima) wenigen Meßdaten, die es überhaupt gibt, gern “korrigiert” oder passend ausgewählt werden, kommt noch erschwerend hinzu.
Ach, Sie armer @Dr. Giesemann! Ja, Kinder können SO grausam sein. „So sitz ich da im Ashram und halte mir den Arsch warm“, geht mir sehr zu Herzen, aber lachen muss ich auch.
Unser Denken ist auf Zusammenhänge (Kohärenzen) abgerichtet. Das scheint der Evolution als Erfolgsmodell und Auswahlkriterium gefallen zu haben und ist auch ontogenetisch - zumindest beim Menschen - so vorgeprägt. Ab einem gewissen Komplexitätsgrad steht das Erklärungswesen Mensch vor der Entscheidung, die weitere Suche nach den (großen) Zusammenhängen entweder an die forschende und erklärende Wissenschaft zu delegieren oder zugunsten eines gläubigen Vorurteils ganz aufzugeben. Resignation, Aberglaube aber auch echtes Desinteresse, auch Gleichgültigkeit genannt, scheinen für viele der weniger anstrengende Weg zu sein. Die psychopathologischen Störungen mit psychotisch gestörter Wahrnehmung und Inkohärenz des Denkens seien hier einmal ausgeklammert. Keine Fragen zu haben, sich mit einem propagandistisch unwissenschaftlichen Weltbild zu begnügen, ist heute eher mehrheitsfähig als die oft einsame, immer mühsame und Geduld erfordernde, opferbereite Forschung nach relevanten Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Es bleibt uns aber nichts anderes übrig als uns mit den jeweils gesicherten wissenschaftlichen Antworten zufrieden zu geben. Die Bedrohung durch Betrug (oder Irrtümer) im Namen der Wissenschaft - da sollten wir uns nichts vormachen - ist allgegenwärtig, je selektiver und mächtiger große Interessengruppen die Wissenschaft durch “großzügige” Förderung kompromittieren. Keine Wissenschaft kann ein Wünschdirwas sein. Auch “beste” Modelle und statistischen Scheinbeweise versetzen uns nicht in die Lage, Dreck in Gold zu verwandeln. Je länger wir so tun als ob und unbeirrbar durch wissenschaftlichen Zweifel in die EINE Richtung hasten, desto größer wird einst der komplexe Scherbenhaufen sein. Zutreffend hat Frank Elstner seine Serie mit Interviews von Nobelpreisträgern “Die stillen Helden” genannt. Warum bleiben sie so still?
Und nun? Um Erfolg auf dem Markt der Eitelkeiten zu haben, muss publiziert werden. Egal was. Mir wäre „ein Besinnungsaufsatz über die Fragestellung“ dann doch lieber als Studien, die vielleicht einen wahren Kern haben, aber vielleicht auch nicht. Schade ums Geld und schade um die Studenten und Patienten, die Vertrauen in die publizierte Lehre haben. Welchen Nutzen haben Studien (das gilt für alle Wissenschaften), wenn praktisch überall geschummelt und manipuliert (=betrogen!) wird, um das vorher definierte Resultat zu erhalten. Das entspricht dem Betrug durch Abschaltvorrichtungen bei Diesel-Pkw außerhalb der Prüflabore, über den sich ganz Deutschland furchtbar aufregt und womit sich Anwaltsfirmen goldene Nasen verdienen. Mal ehrlich: Hat es in den letzten hundert Jahren einen echten Fortschritt bei der Behandlung des weiten Spektrums von psychischen Malaisen bis Erkrankungen gegeben? Hat die Zahl der Erkrankten nicht vielmehr stetig und überproportional zugenommen? Ich weiß das nicht, habe nur so ein Gefühl. // Wo Skepsis gegenüber dem Konsens-Mainstream in der Wissenschaft hinführt, erleben gerade die Leute von EIKE, die ihren Klimakongress in München nicht abhalten können, weil wahrhaft demokratisch, tolerant und am Diskurs interessierte Schläger- und Einschüchterungstrupps in SA-Manier im Auftrag des gemeinnützigen Vereins „Umweltinstitut München e.V.“ die Hotelleitung dazu genötigt haben, den Kongress wegen akuter Gefährdung der Gesellschaft durch wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten abzusagen. Die Begründung: „Ein Leugnen des menschengemachten Klimawandels ist mit den Wertvorstellungen der NH Hotelgruppe nicht vereinbar“. Wertvorstellungen einer Hotelgruppe, die von zahlenden Gästen lebt! Freie Meinungsäußerung und Freiheit der Forschung? Das war einmal. Vielleicht.
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