Maxeiner & Miersch / 09.09.2012 / 09:31 / 0 / Seite ausdrucken

Die Geschäftsidee

Wir werden reich. Steinreich. Und zwar garantiert. Die Sache hat absolut keinen Haken. Zumindest nicht für uns. Unserer Geschäftsidee liegt folgender einleuchtender Gedanke zu Grunde: Wenn wir an jedem Bundesbürger pro Jahr nur zehn Cent verdienen, dann macht das acht Millionen Euro im Jahr, bei einem Euro sind es schon 80 Millionen und so weiter.

Aber wie bringt man Millionen Menschen dazu unser Produkt zu kaufen? Ganz einfach: Man lässt Ihnen keine Wahl, sie müssen. Um das zu erreichen, brauchen wir nämlich nicht acht Millionen Menschen überzeugen, sondern nur ein paar Politiker. Und denen erzählen wir eine bewährte Geschichte: Der Weltuntergang dräut, es sei denn die Menschheit wird mit unserer Erfindung zwangsbeglückt. Der Markt für Zwangsbeglückung boomt ja mächtig, besonders bei der Energieversorgung. Und hier werden wir für eine Revolution sorgen: Wir machen Strom aus Wasser!  Nicht auf dem mühsamen Umweg über Wasserräder oder Turbinen, sondern ruckzuck im Labor. Hundert Prozent ökologisch und nachhaltig! Vergessen Sie einfach mal alles was sie über Physik und Chemie gelernt haben, das ist ja ohnehin eine gute Voraussetzung um die Energiewende zu verstehen.

Also: Wo ein politischer Wille ist, da wird auch aus Wasser unmittelbar Elektrizität, wir brauchen lediglich noch ein paar Milliarden für Entwicklung und Aufbau. Bedauerlicherweise wollen die Banken „Maxeiner & Miersch Greening Water“ bislang nicht finanzieren, weil sie unsere Erfindung für etwas windig halten und ihnen das Risiko zu groß scheint. Deshalb muss jetzt die Politik ran: Sollten sich unsere kühnen Prognosen in der Praxis als illusorisch erweisen, dann werden die Verluste auf alle Stromkunden umgewälzt. Die Banken steigen prompt ganz groß bei M & M ein.

Ein irrer und größenwahnsinniger Plan? Keineswegs: Sie müssen nur ein Wörtchen austauschen und schon ist es eine Geschichte aus der Wirklichkeit. Statt Strom AUS dem Wasser, Strom AUF dem Wasser. Denn auch die riesigen Offshore-Windparks samt der Leitungen dorthin wollte bislang keine Bank finanzieren. Oder besser gesagt: Sie durfte es wegen des Risikos künftiger Energiewende-Ruinen mit gutem Grund gar nicht. Die Lösung des Problems: Für die milliardenschweren und unbewältigten technischen Risiken der Offshore-Parks sollen in Zukunft die Stromkunden aufkommen - sie zahlen, auch wenn es künftige keinen Strom vom Wasser gibt. Und hier kommen Maxeiner & Miersch ins Spiel: Keinen Strom aus Wasser liefern können wir auch.

Erschienen in DIE WELT am 07.09.2012

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