Erwin Jurtschitsch, Gastautor / 08.03.2019 / 06:23 / Foto: Pixabay / 102 / Seite ausdrucken

Eine entsetzliche Generation

Von Erwin Jurtschitsch.

Sie haben alles gehabt. Freiheit, Sex und Politik. Wohngemeinschaften und besetzte Häuser. Wohlstand und Arbeit. Bezahlte Jobs statt Serienpraktika. Sie durften sich als die Avantgarde fühlen. Haben Parteien gegründet und sich Che ins Wohnzimmer gehängt. Sie haben zehn Jahre lang studiert, um am Ende sich vom Staat bezahlen zu lassen. Sie sind mit rußenden Autos gefahren ohne Kat. Sie haben immer hohe Steuern befürwortet, sie aber nie bezahlt. Und sie haben die Ökologie und das Waldsterben oder den Klimawandel erst spät für sich entdeckt. Zuvor aber haben sie als Rucksacktouristen die ganze Welt bereist, bis in den letzten Winkel von Laos und Kambodscha. 

Und genau diese Generation hat es geschafft, ihren Kindern die Zukunft zu nehmen. Erst hat sie ihre armen Nachfahren von Kindesbeinen an mit Horrornachrichten überflutet. Von Dioxin über Waldsterben, von Gentechnik bis Atomenergie, von Bienensterben bis Insektentod. Immer nur die Apokalypse. Und nun, am Ende des Zyklus, geht die Welt unter im wörtlichen Sinne.

Keine Lösungen, keine Ideen für die Zukunft; nur Verbote, Einschränkungen oder, wie es bei den Grünen so neudeutsch heißt: Wir werden schmerzliche Anpassungen vornehmen müssen. Wobei die schmerzhaften Anpassungen immer für alle anderen gelten oder warum jetten Grüne so ungeniert um die Welt, Transport mit dem Porsche-SUV zum Flugzeug eingeschlossen?

Noch viel schlimmer ist, was diese Generation dem Seelenleben ihrer Nachfahren angetan hat. Kein Wunder, wenn diese nun konservativ werden und sich aufs Landleben zurückziehen wollen. Statt Globalisierung lieber Dorfgemeinschaften, statt Aufbruch und Freiheit lieber Verzicht und Selbstgeißelung.

Die immer schon dümmste grüne Fraktion in Hamburg

Wie weit der Irrsinn gehen kann, zeigt die immer schon dümmste grüne Fraktion, die Grünen in Hamburg. Sie wollen mit allen Zwangsmaßnahmen eine Hafen- und Industriestadt klimaneutral machen. Nur Hamburg, nicht etwa die ganze Welt, nein, eine Stadt. Und das Handwerk soll mit Lastenfahrrädern versorgt werden. Das ist kein Spaß, sondern bitterer Ernst. Der Individualverkehr soll komplett abgeschafft und der Hafen dramatisch zurückgefahren werden. In dem sogenannten Strategiepapier ("Grün in Führung gehen") steht keine einzige Zeile, woher der Wohlstand kommen soll, der die Bewohner Hamburgs weiter ernährt. Und man darf gespannt sein, was passiert, wenn die Wähler den Grünen die Mehrheit der Stimmen geben. Was folgt auf eine solch harte Deindustrialisierung? Und vor allem, wie soll sie durchgesetzt werden? Diktatur oder Venezuela?

Es ist an der Zeit, Widerstand zu leisten. Widerstand gegen die Zerstörung eines Industrielandes. Gegen die Zerstörung wissenschaftlicher Vernunft und gegen hysterischen Alarmismus. Schon beim Waldsterben und bei der Dioxindebatte wurde massiv übertrieben und keiner, der damals den Irrsinn propagiert hat, gibt heute zu, wie falsch wir alle lagen. 

Der erste Widerstand gilt den Grünen, der nun völlig irren SPD und Teilen der CDU. Von Habeck bis zu Merkel haben sie nur eines im Sinn: alles, was das Land reich und wohlhabend gemacht hat, zu zerstören. Der Weg ist vorgezeichnet. Erst sind es Fahrverbote, dann folgen Flugverbote und Verbote auf Fleisch. 

Am schlimmsten aber ist der Versuch, die Freiheit abzuschaffen. Die Freiheit, sich selbst zu schaden, die Freiheit, an seine Grenzen zu gehen, die Freiheit, selbst zu entscheiden. Alles und jedes soll reglementiert werden. Um all das durchzusetzen, wurde früher der Kampf gegen das Kapital ausgerufen, dann gegen den Imperialismus und dann gegen die Atomindustrie.

Jetzt aber wird mit der endgültigen Apokalypse gedroht. Das Klima als Rechtfertigung für die neuen Jakobiner. Und nicht nur in China träumen die Machthaber von der perfekten, sanften Diktatur. Wer fliegt und Auto fährt, hat bald nichts mehr zu lachen in dieser neuen grünen Welt der Habecks. Und je sanfter sie daherkommen, desto mehr gehen ihnen die Wähler auf den Leim. Es wird ein böses Erwachen geben, wenn Habeck und Baerbock das Programm der Grünen in die Wirklichkeit umsetzen. 

Erwin Jurtschitsch ist Journalist und gehörte zu den Mitbegründern der taz.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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toni Keller / 08.03.2019

Ich finde wir sollten dankbar sein über jeden, der das Denken anfängt. Herr Jurtschitsch als Gründungsmitglied der TAZ hat erlebt, wie es gelingen konnte, dass verhasste, verlachte, wirkliche Minderheiten die Deutungshoheit in ein paar Jahrzehnten übernehmen konnten und das ohne, wie es damals hieß “von Moskau bezahlt zu werden!”. Von daher besteht Hoffnung, heute traf ich klimabesorgte Tochter mit Mutter beim bewussten Einkaufen im Supermarkt (mitgebrachte Boxen, Tüten, und immer schön drauf achten, dass das Gemüse auch aus Deutschland kommt) Ich fühlte mich sofort an meine Jugend erinnert mit all den spießigen Großtanten und 50er Jahre Müttern, die darauf bestanden, dass man seine Suppe aufisst, wegen der hungernden Kinder in Indien ....... Wer sehen kann, der sieht dass die Migration unsere Rettung vorm grünen Spießertum sein wird, weil die sind nicht hergekommen um mit der Milchkanne und per Fahrrad einkaufen zu gehen, sowie die Tür immer gut geschlossen zu haben, damit mit Wärme im Zimmer bleibt. Und nun ja der lange Marsch dauerte, aber er war erfolgreich, und nun ja, unsereines ist zwar müde des ewigen Neuaufbruchs und des ewigen Verrats, aber so wandern wir eben weiter.

Manfred Bühring / 08.03.2019

Ich muss gestehen, ich gehöre auch zu der Generation, die alles „vergurkt“ hat. Aber irgendwann, letztlich ausgelöst durch die ständig heraufbeschworene aber nicht eingetretene Apokalypse, die epidemische Ausmaße annehmende Freudlosigkeit durch weltrettende Einschränkungen des Alltäglichen, bis hin zum heiligen Veganismus und der Aushebelung unseres Rechtsstaates im Zuge der Flüchtlingskrise, irgendwann hatte ich meine politische Heimat verloren. Ich habe also Schuld auf mich geladen. Was mich allerdings zutiefst irritiert, ist die Heftigkeit der Foristen, die sich in Hass und Verachtung gegenüber meiner Generation breit macht. Und diese Form der Polarisierung macht mir Angst.

Georg Maatz / 08.03.2019

Es gibt für den normalen Bürger leider nicht viele Möglichkeiten des Widerstandes gegen diese verschiedensten Arten des Irssinns und der negativen Entwicklungen, die er nach sich zieht. Die einzigen Möglichkeiten des Widerstandes sind seine Meinung immer und zu jeder Zeit offen zu sagen und Wählen zu gehen. Die Aufklärung durch Seiten und Portale wie “achgut” und anderen, die sich mit diesen Themen sachlich auseinandersetzen, sowie der von Ihnen veröffentliche Artikel Herr Jurtschtisch und die darauf geschriebenen Leserbriefe sind bereits ein Widerstand und Aufklärung hat schon immer für Veränderung gesorgt. Diese Art von Aufklärung und öffentliche Auseinandersetzung zeigt dem einzelnen, dass man mit seinen Sorgen und Bedenken nicht alleine ist. Das ist zwar lange nicht die Lösung dieser Probleme, schützt aber vor Resignation und bestärkt den einzelnen seine Meinung zu vertreten. Vielen Dank dafür an die Achse des Guten und ihre Auroren

Werner Arning / 08.03.2019

Das Problem ist : Sie haben Macht, oder sind kurz davor, sie zu erobern. Früher galten sie als Spinner, die ja irgendwie nicht ganz unrecht hatten. Heute aber geben Sie den Ton an. Heute beeinflussen sie die reale Politik. Früher protestierten sie. Heute erlauben sie keinen Widerspruch gegen ihre Positionen. Früher belächelte man sie, heute fürchtet man sie. Früher wünschte man ihnen viel Erfolg, heute macht man sich fast strafbar, wenn man ihnen widerspricht (Klimawandelleugner?) Wird eine grüne Diktatur bald schon zur neuen Wirklichkeit?

Andreas Hofer / 08.03.2019

Nein. Mit der „linksgrünen“ Erzählung soll nur ein massiver Umbau der Industriestruktur erklärt werden. Die „mechanistische“ Industrie neigt sich - auch in D - ihrem Ende entgegen und es folgt Industrie 4.0, der Umbau der Autoindustrie zu Mobilitätsservice-Dienstleistern usw. Übrigens alles saubere Jobs, die da entstehen. Der Schraubenschlüssel wird endgültig durch das Laptop ersetzt. Es werden hunderttausende gutbezahlte Jobs abgebaut oder auch - z.B. wg. der geringeren Energiekosten - verlagert werden (z.B. nach Polen, Ungarn etc). Ein Erzählung wie das Bedingungslose Grundeinkommen wird die Leute besänftigen, aber das BGE wird natürlich durch die Realität früher oder später einkassiert. Also: Es geht nicht um die Umweltrettung, es geht um den maximal größten Umbau einer Industrie. Klappt das, stünde D vielleicht gar nicht schlecht da. Klappt das nicht? Siehe Solar-Industrie in D

Anna Kasperska / 08.03.2019

Herr Jurtschitsch vielen Dank für diese sehr gute Abrechnung mit den Grünen, deren das fanatisch-ideologisch verblendete, totalitäre Denkvermögen, ihren Blick darauf verstellt, dass sie selbst es sind, die sich mental und politisch in Richtung des Totalitarismus und Faschismus bewegen. Sie sind erfüllt vom Hass, der in ihnen wütet. “Am schlimmsten ist der Versuch die Freiheit abzuschaffen.” - Wie wahr! Wir dürfen das nicht zulassen!

Michael Blum / 08.03.2019

Deutschland befindet sich im Würgegriff eines ökosozialistischen Adels, der nach einem etwa 40 Jahre währenden Gang durch die Institutionen die Sphären von Politik, Medien, Verwaltung, Bildungseinrichtungen usw. erfolgreich unterwandert hat . Die Gesellschaft ist gespalten wie nie und die Grundlagen des Wohlstands sind aufgrund apokalyptischer Stimmungsmache und einer verheerenden Energie- und Industriepolitik in akuter Gefahr. Doch vertrauend auf Hölderlins Diktum “Wo aber Gefahr ist wächst / das Rettende auch” wird auch dieser Spuk an sein unweigerliches Ende gelangen. Fragt sich nur, wie lange sich das noch hinzieht.

Rudi Knoth / 08.03.2019

Ist es denn wirklich die ganze Generation? Denn von den heute 60-70 jährigen hat doch nur eine Minderheit Abitur und konnte deshalb studieren. Dies waren etwa 10 bis 20 Prozent eines Jahrganges. Die anderen fingen danach mit der Lehre an. Diese Leute sind eher für Autos, Fleisch und Urlaub auf Malle zu begeistern. Aber das sind ja dann die “alten Männer” gegen sich die Schülerproteste richten.

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