...der eine macht den andern kalt…“
Da sich bei mir Leserbriefe häufen, bei denen die Schreiber das Hauptanliegen meines Affen-/Migrantenbeitrags links liegen lassen, um mich stattdessen mit semantischer Schlaumeierei zu belehren, daß es sich bei der Menschenaffenkarikatur in der New York Post keineswegs um eine rassistische Analogie zum amerikanischen Präsidenten (noch dazu mit Attentatsuntertönen) gehandelt habe (jaja, ich weiß, der am Montag von der Polizei in Connecticut erschossene Schimpanse!), möchte ich nochmal dickköpfig auf meiner Einschätzung beharren und betonen:
Im assoziativen Kontext der amerikanischen Geschichte und tiefverwurzelter Vorurteile (von der Sklaverei und den Affenvergleichen ihrer Apologeten bis zum Ku Klux Klan, der Afroamerikanern Tierschwänze andichtete, von Blackface-„Komödianten“ bis zum brutalen Polizeikommandeur Bull Connor in den Sechzigern und den Primatenvergleichen, die während der Wahlkampagne im vorigen Jahr aus den publizistischen Dämmerklausen der Ewiggestrigen mit deutlichen Bezügen auf Obama auftauchten) ist diese Karikatur eindeutig rassistisch und allen Unschuldsbeteuerungen von „Künstler“ Sean Delonas und Chefredakteur Col Allen zum Trotz auch so gemeint gewesen, so wie die Darstellung von Juden als krummnasigen, geldraffenden Untermenschen im „Stürmer“ und, neuzeitlicher, in iranischen Zeitungen eindeutig rassistisch und so gemeint gewesen ist. Nur stand hinter dem „Stürmer“ die absolute, konkurrenzlos mörderische Macht der Nazis (und hinter persischen Abkupfereien der auch nicht gerade tötungsunlustige Ahmadingsbums mit seinen machtversessenen Mullahnern), während hinter der New York Post glücklicherweise nur der nun klammheimlich händeringende Verleger Rupert Murdoch steht und sich die lokale Konkurrenz im Boulevardblätterdschungel, die New York Daily News, unverhohlen die Hände reibt. Und während der „Stürmer“ das Feld pflügte für den Massenmord, ist die New York Post trotz des fiesen Zeichenstiftmordes an dem Affen hauptsächlich an der Maximierung ihres Profits interessiert, indem man sich von der Provokation eines Medienskandals erhoffte, noch mehr mit schaurig grotesken Stereotypen sympathisierende Dumpfköpfe als bisher als Leser zu gewinnen. Ob die zynische Rechnung aufgeht, ist zweifelhaft.
Auf jeden Fall ist es naiv zu glauben und zu behaupten, es sei alles nicht so gemeint gewesen. Auf der Seite vor der Karikatur war in der NY Post am Mittwoch ein Foto von Obama abgedruckt, wie er die Stimulus-Gesetzgebung unterschreibt. Welcher amerikanische Journalist, der auch nur das Salz in der dünnsten Suppe wert ist, wäre ignorant genug, nicht den rassistischen Symbolismus in dieser Zeichnung zu kapieren und zu erfassen, wie fürchterlich und furchterregend das Image des erschossenen Schimpansen ist, während sich Todesdrohungen gegen den Präsidenten häufen?
Hier noch einiges zum Thema:
“NY Post Defends Cartoon, Slams Al Sharpton,” Huffington Post, 2-18-2009
“Obama Photo Preceded Cartoon Of Gunned Down Chimp,” Huffington Post, 2-18-2009
“‘Curious George’ Obama Shirt Causes Uproar,” CBS News, 5-15-2008
“Post-Racial USA? Not So Fast.” Associated Press, 11-15-2008
“Obama never worries about his security despite record number of threats,” Daily Mail, 11-27-2008
“Winnfield man with rifle said he had ‘delivery’ for Obama,” The Advocate, 2-11-2009