Ich schaue in meine Kristallkugel und sehe einen Artikel: “Was ist so schlimm daran, ein Gutmensch zu sein?” wird er heißen. Oh, geirrt, es war nicht meine Kristallkugel, es war mein Rückspiegel. Können wir endlich mal mit diesen Besinnungsaufsätzen aufhören, dieser Baum wird so stark bepinkelt, dass seine Blätter schon abfaulen.
Halten Sie nach Männern Ausschau, die Eier haben und nach Frauen, die das auch tun und meiden Sie die Neidischen. Und lassen Sie die Tadellosen stehen. Geben Sie Ihnen: Nichts ! Und bleiben Sie auf der Hut vor ihrer Bosheit. Immer !
Der Tadellose von heute erinnert mich an eine andere Epoche der deutschen Geschichte. Den obrigkeitsgläubigen, harmoniebedürftigen Mitläufer, 1933 gerade noch rechtzeitig in die Partei eingetreten (nicht, weil er Nazi gewesen wäre, sondern auf der richtigen Seite stehen wollte), brav seinen monatlichen Mitgliedsbeitrag bezahlte und ansonsten völlig unauffällig im Strom mitgeschwommen ist. Ebenso brav zeigte er den Nachbarn bei der Gestapo an, der nachts heimlich im Keller Feindsender hörte, auch wenn er bis 33 mit ihm befreundet war. Denn die da oben werden schon wissen, was sie tun. Auch an Neujahr 45 glaubten sie noch unerschütterlich an die staatliche Propaganda, an die Wunderwaffen, an die Vorsehung. Und es waren die ersten, als Wochen später amerikanische Panzer durch ihr Dorf rollten, die schon immer im inneren Widerstand waren, alles vorher gewusst haben, aber was hätten sie denn machen sollen. Es ist die typisch deutsche Sklavennatur, die sich in Situationen wie diesen bewundern lässt. Nie im Leben kämen diese Menschen auf die Idee, daß Leute wie sie selbst es sind, welche derartige Zustände überhaupt erst ermöglichen. Schließlich sind sie doch gegen Trump, glauben an den menschengemachten Klimawandel und wissen, daß Islam Frieden bedeutet. Nein, zwei Weltkriege und zwei Diktaturen haben nicht gereicht, um den deutschen Michel wachzurütteln. Blöd nur, daß der böse Amerikaner uns nicht ein drittes Mal den Arsch retten wird…
Liebe Frau Bestek, ausgehend von dem Rat eines Kriminalisten, sich - als Frau im besonderen - in kritischen Alltagssituationen als “Spielverderber” zu verhalten, macht es mir mittlerweile sogar Spaß, die usurpierte Opferrolle anderer in Frage zu stellen. Natürlich nicht bei “echten” Opfern. In der Tat, alle haben es inzwischen drauf, im Bedarfsfall seufzend und triefäugig andere zu behelligen und Schuldgefühle zu erzeugen. Als wäre die Gesellschaft eine einzige Tagesstätte. Ich bin nun auch etliche Jährchen älter als Sie, und der sog. Liebesentzug ist mir sausage!
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