Hans Scheuerlein, Gastautor / 24.03.2024 / 14:00 / Foto: Pixabay / 22 / Seite ausdrucken

Der Sound der Achse

Die Achse ist vielfältiger, als eine Frau Strack-Zimmermann oder Frau Roth zugeben wollen. Das zeigt sich auch anhand des Musikgeschmacks der Autoren.

Erst kürzlich wieder hat die unheimliche Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Achse mit ihrem Bannstrahl gegeißelt und als einen „prominenten Blog der Neurechten“ bezeichnet. Schon die schwierige, um nicht zu sagen: umstrittene Claudia Roth warf die Achse in einen Topf mit „all diese(n) neurechten Plattformen“, um kräftig darin herumzurühren, bis ihr grün-roter Einheitsbrei endlich schön braun aussah. Und auch bei Wikipedia wird einem aufgetischt, dass die Achse des Guten „ein im Spektrum der politischen Rechten verorteter Blog“ sei.

Haben die alle ihren politischen Kompass verloren? Wenn man nämlich etwas weiter nach unten scrollt und sich die Namen der Autoren durchliest, muss man feststellen, dass es auf der Achse überraschend divers zugeht. Da schreiben (geläuterte) Alt-Linke und Ex-Grüne neben Konservativen, Liberalen und Libertären, Christen, Juden und Muslime neben gänzlich ungläubigen Damen und Herren der Schöpfung und „Heteros“ neben „Homos“. Da kann es kaum verwundern, dass auch schon (echte) Transpersonen den kritischen Geistern auf der Achse Einblicke in ihre Situation geben durften.

Zudem fällt auf, dass jeder einzelne der aufgelisteten Autoren einen Wikipedia-Eintrag besitzt; was ja nicht nur auf ein gewisses Renommee verweist, sondern auch Ausdruck einer qualitativen Komponente ist. Ja, die Achse ist – im wahrsten Sinne des Wortes! – ein Qualitätsmedium. Und das mindestens im selben Maße, wie so manch anderes, dem dieses Siegel nurmehr gewohnheitsmäßig aufgedrückt wird. Viele Autoren der Achse, zu denen professionelle Journalisten und Fachleute wie Ärzte, Anwälte, Ingenieure und Wissenschaftler zählen, haben schon für namhafte Blätter wie den Spiegel, den Stern, die Tageszeitung (taz), die Süddeutsche Zeitung (SZ), die Zeit, die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) oder die Welt geschrieben.

„Sage mir, welche Musik du hörst, und ich sage dir, wer du bist.“

Und die sollen jetzt auf einmal alle „rääächts“ sein? Oder wird hier vielmehr der (verzweifelte) Versuch unternommen, mit demokratisch höchst fragwürdigen Mitteln ein gesellschaftspolitisches Feindbild aufzubauen, um die Diskurshoheit nicht zu verlieren und dem eigenen Wählerschwund entgegenzuwirken? In Wirklichkeit bewegen sich die Beiträge auf der Achse nämlich genau in jenem Tonspektrum, welches die Schwarz-Weiß-Maler des Rechts-Links-Schematismus eifrig zu verwischen bemüht sind.

Ein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal der Achse ist der großartige Humor. Dafür sorgen neben den beiden Gründungsmitgliedern Henryk M. Broder und Dirk Maxeiner insbesondere Claudio Casula, Thilo Schneider oder Robert von Loewenstern. Und die Achse hat Musik! Und das nicht zu knapp. Als Gastautor, der sich für die musikalischen Beiträge zuständig fühlt, kann ich berichten, dass es sowohl bei den Autoren als auch bei den Lesern viele leidenschaftliche Musikliebhaber gibt, die über ein beeindruckendes Insider-Wissen verfügen.

„Sage mir, welche Musik du hörst, und ich sage dir, wer du bist.“ Das ist im Fall der Achse gar nicht so einfach. Viel zu breit gefächert sind die individuellen Geschmäcker und Vorlieben, wie ich sie regelmäßig in den Kommentaren von Achse-Lesern zu meinen Artikeln vorfinde oder in Gesprächen mit Achse-Autoren erfahren konnte. Neben Bands und Interpreten, die praktisch jeder kennt – quasi von ABBA bis Zappa oder von AC/DC bis ZZ Top – wurden auch viele unbekanntere Musiker erwähnt, die stilistisch von Klassik und Jazz über Folklore, Country, Pop, Rock und Soul bis hin zu Hardcore-Punk und dem krassesten Metal reichen. Hat beispielsweise schon mal jemand etwas von Anna Marly, Arthur Russel, Bhimsen Joshi, Beach Fossils, Cannibal Corpse, Clemencic Consort, Liquid Tension Experiment, Mickey Newbury, Penguin Cafe Orchestra, Planxty, Riley Walker, Stormy Six, Vic Chesnutt, Wipers oder Dr. Z gehört? Wer bitteschön hat denn noch so coole Leser und Autoren?

Und hier gehts zum Spendenbutton für die Band, die ja keinen Eintritt verlangt. 

 

Hans Scheuerlein ist gelernter Musikalienfachverkäufer. Später glaubte er, noch Soziologie, Psychologie und Politik studieren zu müssen. Seine Leidenschaft gehörte aber immer der Musik.

Foto: Pixabay

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Karsten Dörre / 24.03.2024

Ich höre ausschliesslich neurechte Musik und deren Bands wie Led Zeppelin, Pink Floyd (mit und ohne Antisemit Roger Waters), Deep Purple, Black Sabbath, Art of Noise, Supertramp, Queen, Laibach (zwei lustige Konzerte in Nordkorea), Two Steps from Hell, Johann Sebastian Bach (Orgelwerke)...

Lutz Herrmann / 24.03.2024

Ich empfehle Bandcamp, wenn sich keine noch so kleine Plattenfirma für die Lieblingsmusik erbarmt. So geschehen bei Steve Westfield, wo das deutsche Label der Meinung war, so viel Country könne man den Leuten nicht zumuten.

L. Luhmann / 24.03.2024

Pandit Bhimsen Joshi war ein veritabler Magier. Sein Gesang ist für die Ewigkeit. Dagegen ist Ravi Shankar ein gemainstreamter Langweiler ohne Seele!

Jan Henrik Holst / 24.03.2024

Und ich bin auch Musiker! Aus der Wikipedia löscht das einer immer weg. Wir suchen aktuell eine Sängerin für Refrain + andere Passage eines (chartstauglichen!) Dancefloor-Titels von mir. Spontane Idee: Vielleicht eine Achse-Leserin? Bitte melden! (Studio ist in Vorort von Hamburg.)

Franz Klar / 24.03.2024

Selbst Richter haben einen eigenen Musikgeschmack : “Das Oberlandesgericht Dresden entscheidet: Die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth darf einem populären Publizisten weiterhin ein fragwürdiges Geschäftsmodell unterstellen…. Den Angaben nach ging es um eine Äußerung Roths, dass Broders “Geschäftsmodell auf Hetze und Falschbehauptungen beruht”. Der Senat habe das als zulässige Meinungsäußerung eingestuft” ( n-tv.de , 08.05.2020 ) . Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden” Wilhelm Busch (1832 - 1908).

Wilfried Düring / 24.03.2024

Ich höre Freddy Quinn (‘WIR’, 1966)! Wie schreiben doch die woken Genossen vom Bolschwoken-Lexikon Bolschewoki-Pedia: ‘Der Titel fiel 1966 in eine Zeit, in der einerseits bereits die Rolling Stones und die Beatles den deutschen Musikmarkt beherrschten, sich andererseits die Jugendkultur der Beatniks manifestierte, als “sprachlose Opposition” gegenüber der Elterngeneration und Teil des in Europa aufflammenden Protests gegen den Vietnamkrieg. In der bürgerlichen und konservativen Gesellschaft und ihren Medien stießen die “Gammler” mehrheitlich auf Ablehnung. Freddy Quinn galt als Gegenmodell dieser Subkultur, das ein Chefredakteur des Magazins Musikparade so definierte: “Sauber im Aussehen, sauber im Text und auch nicht gammlig in der Weltanschauung.”. Nur so! Im folgenden ein Auszug des gerade programmatischen Liedtextes: ‘... IHR lungert herum in Parks und in Gassen, wer kann Eure sinnlose Faulheit nicht fassen? WIR! Wer hat den Mut, für Euch sich zu schämen? WIR! Wer lässt sich unsere Zukunft nicht nehmen? WIR! Wer sieht Euch alte Kirchen beschmieren, ... und muss vor Euch jede Achtung verlieren? WIR! WIR! WiIR! ... Wer hat noch nicht die Hoffnung verloren? WIR! Und dankt noch denen, die uns geboren? WIR! Doch wer will weiter nur protestieren - bis nichts mehr da ist zum protestieren? IHR! IHR! IHR! ‘. Wer muß bei diesem zeitlos-genialen Liedtext (tiefen Dank an die gesellschaftskritischen Künstler) nicht an die Rotten der SA, die Rollkommandos der Staatssicherheit - oder zeitgemäßer an die lärmenden Anbeter des Klima-Baals und wohlbetuchte, bezahlte Rgeierungsdemonstranten samt deren schwarzen Block der Anti-FA denken! Heute beschmieren diese Verbrecher nicht nur Kirchen - sondern zünden sie an! Heute zerstören diese Banditen Gemälde des kulturellen Welterbes! Dafür gibt es KEINE Vergebung!  Darum nicht vergessen: Brrraun ist der Sompf - aber BLAU ist der Schlompf.

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