Der moralische Rigorismus ist aber auch ein Import aus den USA. Das sollte nicht vergessen werden. Amerika hat eben auch eine antiliberale Tradition, die teert und federt, was in ihren Augen gesündigt hat. Seltsam nur, dass diejenigen, die dieses Amerika bei uns an den Pranger stellen, die neue bigotterie, den genderunfug, die gnadenlose und menschenverachtende Religion der pc gerade uns einpflanzen. Auch einer der widersprüche unserer Zeit.
“Eine Hand wäscht die andere. Wie kommt es nur das hinterher beide dreckig sind?” Kabarettist Dieter Hildebrandt kannte sein Deutschland. Kleiner Hinweis: Die Bullizei trägt mittlerweile blau.
Ein - wie stets - sehr guter, lesenswerter Beitrag. Nur eines stört mich: Es schreibt sich checks and balances (ein"l”).
Weil es eben den Deutschen so schwer fällt, zu verstehen, was Demokratie ist. Demokratie ist eben nicht kuschelig. Wir sind jetzt alle einstimmig für Demokratie, so wie man etwa einstimmig für das Menschenrecht auf Leben ist. Demokratie ist vielfältig, besteht aus gegenseitiger Kontolle, aus Meinungsverschiedenheit, aus Grenzen der Freiheit, aus ständiger Überprüfung der Wahrheit, es gibt zwar einen Vertrauensvorschuss, doch wird dieser missbraucht, zeitigt der Missbrauch Konsequenzen. Da reicht es nicht zu sagen, ja, aber ich gehöre doch zu den Guten. Mir werdet ihr dich wohl nichts vorwerfen. Mein Ansehen ist doch so hoch. Ich habe doch so eine tolle Haltung. Nein, in einer Demokratie nutzt das nichts. Es geht einzig um die Tat, um das Fehlverhalten. Wer öffentlich pinkelt, bricht das Gesetz und wird wie ein Gesetzesbrecher behandelt. Und das gilt für jeden, den die Blase all zu sehr drückte. Da gibt es keine Ausrede. Eine Demokratie braucht Gesetze, die für JEDEN gelten. Für Merkel, für den Spiegel, für VW. Ist das nicht so, ist es auch keine Demokratie. Sonst gilt nicht das Gestz, sondern die Haltung. Und die richtige Haltung schützt vor Bestrafung. Haltung steht dann über dem Gesetz. Haltung ersetzt dann das Gesetz. In Deutschland sind wir gefährlich nah dran, an so einer Interpretation von dem, was Demokratie bedeutet. Demokratie bedeutet aber nicht, eine „bestimmte Haltung“ einzunehmen. Wenn der Regierungschef das Gesetz nicht so ernst nimmt, wer braucht es dann noch ernst zu nehmen? Wenn Richter dieses Verhalten decken, wer nimmt die Justiz dann noch ernst. Wer nimmt Polizisten ernst, denen die Hönde gebunden sind? Denn die Haltung ist doch neuerdings entscheidend. Sie steht in Deutschland offensichtlich über dem Gesetz. Doch was für Deutschland gilt, gilt glücklicherweise für andere Demokratien noch lange nicht. Das machen uns die Amerikaner immer mal wieder klar. Und wir brauchen diesen Unterricht dringend. Denn wir verwechseln Haltung mit Demokratie.
„Ohne Erkenntnisvielfalt geht es schief.“ — Eben diese Vielfalt ist gerade in Arbeit. Wo sonst herrschen Studenten ohne Abschluss, Frauen ohne Kinder, Spiegel ohne Durchblick und ischiasgeplagte Problembären? Deshalb haben wir hier den Himmel auf Erden und ewigen Frieden! – Kein Vergleich mit der finsteren Ära, als Kinder völlig unkreativ dem Duden folgten, mit Überschlag, Kopfrechnen und Probe gequält wurden und als Eltern, Polizisten und Richter noch Respektspersonen waren. Wir hatten eine halbe Million einheimische und nochmal so viele fremde Soldaten im Land, Autobahnen wurden gebaut, Züge waren pünktlich und niemand hielt Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen von ihrem militaristischen Gebaren ab, keine Aktivisten und keine Männer™. Vielfalt ist, wenn nichts funktioniert.
Wunderbarer Artikel, Sie haben den Spiegel äh, Nagel auf den Kopf getroffen. Deutschland ist einschließlich seiner früheren Renommierkonzerne in den letzten Jahren ziemlich versifft. In welcher Farbe, das weiß jeder.
Wie üblich großartig Herr Maxeiner. Wie klar und deutlich Sie die Dinge auf den Punkt bringen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ihnen und dem ganzen Achgut-Team und auch allen Lesern ein friedliches und glückliches Jahr 2019.
Grün ist out, die Polizei trägt blau…
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