Dirk Maxeiner / 31.10.2021 / 06:00 / Foto: D J Shin / 75 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer – Nach Kobold kommt Giegold

Der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold macht die Batterie-Entwicklung zur Chefsache: „Batterien: Meine Vorschläge für die nachhaltige Schlüsseltechnologie" heißt ein Opus Magnum, das tief in das Cockpit eines rasenden Weltretters blicken lässt.

Der Begriff „Batterie" beschrieb ursprünglich im Französischen die Schlachtordnung von mehreren gleichartigen Geschützen. Panzerschiffe wurden als schwimmende Batterie bezeichnet. Zu Lande setzte das Militär fahrende Batterien ein. Damit waren keine Feuer fangenden Teslas gemeint, sondern Kanonen, bei denen die Bedienmannschaft während der Fahrt auf dem Rohr saß. Bei den reitenden Batterien ritten die Kanoniere während der Fahrt neben dem Geschütz. Bei der Fußartillerie musste der arme Füselier zu Fuß neben seiner Kanone hermarschieren.

Im Zuge der Industrialisierung  wurde der Begriff Batterie unter anderem für die Reihenschaltung mehrerer galvanischer Zellen übernommen. Heute stecken Batterien in tausenden von Alltagsgegenständen. Seit neuestem sollen sie unsere Autos nicht nur wie bisher elektrisch starten, sondern gleich die ganze Fuhre antreiben. Beispielsweise den hübschen Volkswagen ID3, der mit einer Batterieladung – wenns gut läuft – 300 Kilometer weit kommen soll, wenns schneit und friert aber deutlich früher ausläuft wie eine verunglückte Poolbilliardkugel vor dem Loch. Ein Golf Diesel lässt sich in 5 Minuten volltanken und schafft das Dreifache an Reichweite, egal ob’s schneit oder friert. Bill Clinton hätte dazu gesagt „Its the Batterie, stupid". 

Weil der Wind gerade woanders auf der Welt wehte, avancierte die Kohle in diesem Jahr in Deutschland wieder zum wichtigsten deutschen Primärenergieträger bei der Stromerzeugung. Der visionäre Volkswagenchef Herbert Diess bewegt sich damit auf den Gleisen der Dampfeisenbahn des 19. Jahrhunderts: Er hat einerseits den Kohleantrieb wiederentdeckt und andererseits die Reichweite seiner Lokomotiven auf einen Bruchteil des bisher gewohnten reduziert. Der Volkswagen ID3 sollte eigentlich „ZA3" heißen, wobei ZA für die Wort-Kombination „zum abgewöhnen" steht: Der deutsche Brummbrumm-Fanatiker wird mit solchen Stehzeugen langsam aber sicher vom Individualverkehr entwöhnt werden. Das nennt sich Fortschritt und funktioniert voll digital.

Die freie Fahrt wird künftig an den Vogesen verteidigt

Andererseits keimt Hoffnung. In der nächsten Ausbaustufe wird die Kohle hierzulande dem Stand der Dinge nach durch ausländischen, vor allem französischen Atomstrom ersetzt, der kriegt verdientermaßen das Label nachhaltig und klimafreundlich. Angela Merkel hat zum eigenen Abschied auch leise Servus zum Atomausstieg gesagt, allerdings nur jenseits der Landesgrenzen. Die freie Fahrt wird künftig an den Vogesen verteidigt.

Aber da ist immer noch die Sache mit der Batterie. Egal, ob man Kohlen reinschaufelt oder Uran, das Ding hält den Power nicht lange und macht die theoretischen Vorteile des Elektromobils zum praktischen Rohrkrepierer. Und deshalb versucht alle Welt, endlich leistungsfähigere Batterien zu erfinden und herzustellen. Das geht natürlich nicht ohne deutsche Vordenker, die ja bereits die tragende Rolle von Kobold in diesem Technikfeld thematisiert haben. Nachdem dieser Problemkreis abgearbeitet wurde, tritt nun Giegold auf den Weltrettungsplan.

Der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold (52) hat sein bisheriges Leben im Wesentlichen dem Studium der Wirtschaftswissenschaften, dem Aufbau von Attac-Deutschland und einer politischen Karriere bei den Grünen gewidmet. Weitere segensreiche Wirkungen entfaltete er in der BUNDjugend, beim Evangelischen Kirchentag und einem Institut Solidarische Moderne. Eine darüber hinausgehende sozialversicherungspflichtige Tätigkeit im produktiven Bereich der Volkswirtschaft konnte (trotz intensiver Fahndung in seinem Wikipedia-Eintrag) nicht nachgewiesen werden. Außer vielleicht eine Unterstützung des europäischen Flugverkehrs am 29. November 2019. An diesem Tag  forderte er zuerst im Europaparlament den Ausruf des Klimanotstandes, um sich am gleichen Tag danach bei der Landung am Flughafen-Tegel erwischen zu lassen. 

Batteriemäßig voran wie die preußische Fuß-Artillerie

Und jetzt macht Giegold endlich die Batterie-Entwicklung zu seiner Chefsache: „Batterien: Meine Vorschläge für die nachhaltige Schlüsseltechnologie" ist ein Opus Magnum überschrieben, das tief in das Cockpit eines deutschen Weltretters blicken lässt. Giegold reitet batteriemäßig voran wie die preußische Fuß-Artillerie:

„Im Europaparlament arbeiten wir an einer neuen EU-Batterieverordnung, um globale Maßstäbe für saubere Batterien zu setzen. Europa kann mit neuen Regeln zum CO2-Fußabdruck von Batterien und zum nachhaltigen Abbau von Rohstoffen die Richtung weisen."  

In einfacher Sprache: Globale Maßstäbe. Richtung weisen. Neue Regeln. CO2-Fußabdruck. Nachhaltiger Abbau. Das sind nun seit Jahrzehnten bewährte Vokabeln, die stets in ein Desaster wiesen und erfolgreich zum nachhaltigen Abbau von Wohlstand führten. 

„Alle Batterien müssen hochwertig recycelt werden, um Ressourcen zu schonen und Europa unabhängiger zu machen von Rohstoffländern. Das ist eine Chance, die Batterieproduktion in Europa massiv auszubauen und damit Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen."

In einfacher Sprache: Hatten wir schon: Genau aus diesem Grund wird das Gros der Solarzellen in China produziert und werden dortige Arbeitsplätze von Deutschland aus subventionert.

„Hohe Standards für Europas Batteriemarkt tragen zu sauberer Mobilität ‘Made in Europe’ bei. Diese Verordnung für grüne Batterien ist eine Chance die Akzeptanz der Elektromobilität dauerhaft zu stärken.“

In einfacher Sprache: Europas still beerdigte Weltniveau-Initiativen tauchen regelmäßig auf und werden dann ebenso regelmäßig stickum wieder einkassiert. Diese Verordnung für grüne Batterien ist eine Chance, die Akzeptanz der Elektromobilität dauerhaft zu unterminieren

„Die EU-Kommission hat einen starken Vorschlag für saubere Batterien vorgelegt. Doch um wirklich eine sichere und nachhaltige Kreislaufwirtschaft für alle Batterien auf dem europäischen Markt zu garantieren, muss der Vorschlag an entscheidenden Stellen verbessert werden.“

In einfacher Sprache: Die derzeitige Entwicklung deutet tatsächlich darauf hin, dass havarierte Elektromobile am Rande der Autobahn kompostiert werden. Der Vorschlag muss in der Tat an einer entscheidenden Stelle verbessert werden: Man produziere die einwandfrei zu recycelnden Verbrennermotoren einfach weiter, anstatt sie zu verbieten. Und gut ist es.

„Neben dem Umweltausschuss stimmt der Binnenmarktausschuss federführend ab über die von den Herstellern auszuführende Feststellung, ob Batterien auf dem europäischen Markt den neuen Regeln entsprechen.“ 

In einfacher Sprache: Nix wie weg, ihr Unternehmer: Dieser Prozess dauert vermutlich bis ins 4. Jahrtausend.

„Erstmals wird es spezielle Recyclingziele für Kobalt, Nickel, Kupfer, Blei und Lithium geben. Mit einer Recyclingpflicht können wir diese wertvollen Rohstoffe wiederverwerten.... Wir wollen schon ab 2026 70% des Lithiums recyceln und ab 2030 mindestens 90%. Ähnliches gilt für die weiteren Rohstoffe. Auch hier schlagen wir – gemeinsam mit der sozialdemokratischen Berichterstatterin – vor, die Recyclingziele auf 95% und 98% zu erhöhen.“

In einfacher Sprache: Warum nicht auf 110 Prozent?

„In China sind Rückgewinnungsraten für Kobalt und Nickel von 98% bereits Teil der offiziellen Leitlinien der Regierung.“

In einfacher Sprache: Die Chinesen haben eine Leimrute gelegt und lachen sich tot über Sven Giegold und die Seinen.

„Mit echtem Recycling steigt nicht nur der Nutzen für die Umwelt, auch Europas Unabhängigkeit von den Rohstoffländern. Wir sollten der europäischen Industrie zutrauen, Batterien effizient zu recyceln.“

In einfacher Sprache: Wir sollten der europäischen Industrie zutrauen, rechtzeitig das Weite zu suchen.

„Der CO2-Fußabdruck großer Batterien (z.B. in E-Autos und Solarspeichern) muss in Zukunft ausgewiesen werden. Die EU wird einen maximalen Fußabdruck festlegen, den in Europa verkaufte Batterien nicht überschreiten dürfen. Damit setzen wir Standards für die nachhaltige Produktion auf der ganzen Welt. Wir Grüne fordern, den CO2-Fußabdruck für alle E-Autos, leichte Verkehrsmittel (E-Bikes, E-Roller etc) und Industriebatterien (z.b. Solarspeicher) einzuführen.“

In einfacher Sprache: Schon wieder rettet Deutschland die ganze Welt. Kleiner hat Giegold es nicht. Es  wird dabei herauskommen, dass ein moderner Diesel hierzulande einen geringeren CO2-Abdruck hat als ein E-Auto. Aber die sind dann nunmal da. Und die die Batterien werden in China produziert.

 

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Leserpost

netiquette:

Ulla Schneider / 31.10.2021

Nachdem ich die Biografie dieses Herrn gelesen hatte, finde ich, daß er fachlich gesehen viel besser den Leitungsposten der Evangelischen Kirche übernehmen könnte. Geübt hat er dort ja schon.  Erstaunlich wie viele Protestanten sich an   “Weltvernichtungsstrategien” mit Hilfe von Moral und Besserwisserei andienen.  Nach der Kreuzablegung passt doch das neue Kreuz: ein Baum an der “Kette” . Die Form wäre beliebig, möglich auch rechteckig.

Dr. Jäger / 31.10.2021

Warum man im grünen Lager das bald so wichtige ,totale Recycling von ausrangierten Sonnenkollektoren und Windrädern nicht erwähnt,es passt derzeit nicht so, weil es wohl nicht so klappt, also Klappe halten, und gegen was anderes poltern. Svens Freunde von der DUH (Chef Vielflieger Resch) haben sich gerade das Tempolimit als neues Hauptziel gesetzt. Der FDP mal zeigen, wo der Hammer hängt.

Klaus Biskaborn / 31.10.2021

Dieser Artikel belegt aufs Neuerliche wonach nicht nur dieser Grüne Giegold sondern der gesamte Behördenapparat der EU geistige Insolvenz angemeldet hat und sicherlich längst in China,  den USA , zumindest dort wo noch nicht die Linken die Herrschaft übernommen haben und anderen Teilen der Welt zum Gespött geworden ist. Diesen Prozess aufzuhalten ist allerdings wohl niemand willens oder in der Lage, dessen müssen wir uns bewusst sein!

Claudia Maack / 31.10.2021

Das Grundproblem ist, dass man mit der Physik nicht diskutieren kann… das können diese grünen Labertaschen einfach nicht begreifen. Sie wollen extrem ärgerliche, weil alternativlos strukturierte Größen wie Schwerkraft, Mechanik und Thermodynamik aushebeln und diesen miesen Spielverderbern zeigen, dass es auch anders geht. Weil Leute wie Giegold, Baerbock und Co überhaupt keine Ahnung von Naturwissenschaften haben, glauben sie, sie könnten das Heft jetzt in die Hand nehmen und die lahmarschigen Ingenieure antreiben, die noch nicht einmal mit so einem lächerlichen Zeugs wie dem Wasserstoff in die Pötte kommen. Mein Gott, das kommt einfach in den Tank und fertig. Immer diese Bedenkenträgerei der Ingenieure. Das nervt!

Ludwig Luhmann / 31.10.2021

Immer dran denken: Wohlstand ist nazi!

Claudius Pappe / 31.10.2021

Mein Schuhabdruck beträgt:  45 : Giergold, du bist do…...............

Stephan Bujnoch / 31.10.2021

… in Europa verkaufte Fahrzeuge …. Das ist die implizite Forderung zur Einstellung der Produktion in Europa. Wenn denn die Batterie in China an einen chinesischen Hersteller verkauft wird, dürfte das „legal“ sein. Der Herr sollte mal einen Forderungskatalog für das Recycling von Windrädern auf den Weg bringen. Dann wäre zumindest dieses Problem final gelöst.

K. Schmidt / 31.10.2021

Nicht vergessen! Jede Batterie (und sei sie noch so klein) braucht neu ein SIM-Modul, um sich direkt mit der EU-Zentrale verbinden zu können. Nur von dort darf in Zukunft das OK zur Energiefreigabe erfolgen.

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