Dirk Maxeiner / 14.11.2021 / 06:25 / Foto: Pixabay / 65 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Dicke Luft in der Klima-Philharmonie

Im neuen Hamburger Haus der Erde" sollen die exzellentesten der exzellenten Forscher das Klimasystem analysieren und das Klima von morgen vorhersagen. Vorläufig klappt das aber nicht. Man kriegt noch nicht einmal das Klimasystem des Gebäudes in den Griff.

Hamburg gilt im allgemeinen als gut belüftete Stadt. Als ich mir im November auf dem Gänsemarkt einen Kaffee unterm Schirm von Starbucks gönnte, blies der auflandige Wind den Regen von der Seite heran, wie sonst nur bei Mr Wash im Rundum-Modus. „Kopf hoch, nur noch 155 Tage Regen, dann schneit es wieder!", lautet eine populäre Zusammenfassung des Wettergeschehens an der Elbe, das sich mühelos bis zur Gründung des Erzbistums Hamburg durch Papst Gregor den IV. im Jahr 832 zurückverfolgen lässt.

Trotz dieser seit Jahrhunderten geltenden klimatischen Konstante macht man respektive Frau sich an der Waterkant schwere Sorgen um das Klima der Zukunft. Besonders natürlich in Blankenese, wo die Teslas am Elbhang siedeln. Dort gebar die Frauke dem Harry eine Luisa, die der Herr mit einem Lastenfahrrad vom Himmel schickte, um das Menschengeschlecht vor dem Hitzekollaps zu retten. Die Kunde drang bis ins Rathaus, wo die Obersten der Stadt aus dem Fenster in die dunklen Regenwolken schauten und zur Abwendung des lebensbedrohlichen Sonnenscheins den Bau eines Tempels beschlossen.

Sie nannten die Stätte der Erkenntnis „Haus der Erde" und griffen in ihre goldene Schatulle der Stadt, aus der 177 Millionen Euro in Richtung Eimsbüttel flossen, um das „Geomatikum" der Universität zur heiligen Stätte der Klimapriester zu befördern. Die Spitzenforscher unseres Landes sollen dort in stille Zwiesprache mit ihren Computerprogrammen treten, um der Menschheit den jeweils aktuellen Stand ihrer sittlich-moralischen Verfehlungen vor Augen zu führen.

Verzweifelt werden Dämme errichtet und Fluttore geschlossen

Doch während das Wasser die Elbe hinunterfließt wie eh und je, steigt die Bausumme des Hauses der Erde deutlich schneller als die Fluten der Nordsee nach dem Ende der letzten Eiszeit. In nur zehn Jahren erhöhte sich der Tiedenhub von 177 Millionen Euro auf 303 Millionen Euro, die Schuldenflut steht den Hamburger Bürgern bereits bis zum Halse, verzweifelt werden Dämme errichtet und Fluttore geschlossen, so wie am Fischmarkt bei Sturmflut. Die Elbphilharmonie lässt vom Hafen her mit dem Nebelhorn grüßen. Das Fertigstellungsdatum wird immer weiter verschoben wie der Weltuntergang bei den Zeugen Jehovas, derzeit gilt 2024 als verbindliches Datum.

Aber was um Gottes Willen ist passiert? Warum steht der schlichte Klotz noch immer so leer wie die Puffs in der Herbertstraße nach dem letzten Lockdown? Eigentlich, so verkündet die Universität, sollten dort bereits „alle am Exzellenzcluster CliSAP („Integrated Climate System Analysis and Prediction“) beteiligten Einrichtungen der Universität Hamburg in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Klima Rechenzentrum und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie forschen und lehren." Doch warum dürfen die Exzellentesten der Exzellenten das Klima-System daselbst in diesen heiligen Hallen immer noch nicht analysieren und vorhersagen? Haben Klimaleugner das Stromnetz gekappt? Die Dachpappe durchbohrt? In den Fahrstuhl gepinkelt?

Tja, ähm, man muss es dem Volke wohl schonend beibringen: Es will den Exzellentesten der Exzellenten nicht gelingen, das Klimasystem des Baus in einen funktionierenden Zustand zu versetzen, hin und hergerissen zwischen Eppendorf und Deppendorf, dem 2 Grad-Ziel und einem IQ von 1,5. Das Haus der Erde ist 160 Meter lang, 32 Meter hoch und 65 Meter breit und sollte in seiner Überschaubarkeit für die Lotsen des planetaren Klimageschehens theoretisch eine leichte Übung sein, allerdings nur eigentlich. Laut dem Chef des Hamburger Gebäudemanagements Ernst Rowohlt hätten die Planungsfirmen alle gute Referenzen gehabt: „Aber selbst die sind mit all ihrer Erfahrung und ihrer Ausbildung dann unterwegs gescheitert, weil sie diese Komplexität auch nicht mehr beherrscht haben“. 

Normalerweise werden zum Zwecke der Kühlung von Gebäuden Fenster installiert, die man öffnen kann, in südlichen Gefilden kalkt man darüber hinaus die Häuser weiß und bringt hübsche Fensterläden an, die man im Sommer schließen kann. Große Meister in Sachen angepasstes Bauen sind auch die arabischen Länder, vielleicht sollte man die Hamburger Planer mal auf eine Dienstreise in die Oasenstadt Timbuktu schicken, möglicherweise sollte man sie auch dort belassen. In Timbuktu ist man übrigens auch ästhetisch und architektonisch 500 Jahre weiter als das „Haus der Erde".

Möglicherweise doch noch ein kleines Problem

Jetzt ist Dadelldu und die gescheiterte Klimaanlage wird backbords entsorgt und steuerbords eine neue eingebaut.  Die dafür erforderlichen Katakomben sind so groß wie der Laderaum eines Überseefrachters. Deutschland und die Welt dürfen also nach der Abwicklung des kleinen Malheurs nun darauf gefasst sein, dass die Komplexität des planetaren Klimasystems umso beherzter und fachkundiger analysiert und definitiv vorhergesagt wird.  Wobei es möglicherweise doch noch ein kleines Problem geben könnte.

Und das ist im Hamburgischen Gesetz zum Schutz des Klimas (Hamburgisches Klimaschutzgesetz HmbKliSchG) vom 20. Februar 2020 versteckt. Und zwar in Paragraph 13: „Beschränkungen für mechanische Raumkühlung". Dieses Gesetz konnte man beim Baubeginn in grauer Vorzeit natürlich noch nicht erahnen. Und schon gar nicht, was unter Punkt 1 darin steht und von achtern um die Ecke kommt:

„Die Neuinstallation von raumlufttechnischen Anlagen oder Bauelementen zur mechanischen Kühlung von Gebäuden oder Aufenthaltsräumen ist nur zulässig, wenn die bestimmungsgemäße Nutzung nicht durch bautechnische oder andere geeignete Maßnahmen auf wirtschaftlich vertretbare Weise erreicht werden kann. Raumkonditionen, die abweichend von den allgemein anerkannten Regeln der Technik einen höheren Energieaufwand erfordern, sind unzulässig.

Aber zum Glück gibt es Punkt 2:

„Der Senat wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung diejenigen Gebäude und Aufenthaltsräume zu bestimmen, für die eine mechanische Raumkühlung nach Maßgabe von Absatz 1 zulässig ist."

Und so wird den Exzellentesten der Exzellenten wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Klimaschutz für den Klimaschutz auszusetzen. Oder wie mein alter Chemielehrer immer sagte, wenn uns im Physiksaal eine ungeplante Explosion heimsuchte: „Forschung kostet Opfer!".

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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Andreas Rochow / 14.11.2021

Auch im Land HH hat man ein Systemproblem mit repräsentativen Bauten. Der Stadtstaat HH - so gilt es jedenfalls bis heute - gehört noch zur Bundesrepublik Deutschland. Weshalb also soll es den Hanseaten besser gehen? Das Staatsversagen in Beton wird allerorten tief in die Erde gerammt und die Baufertigstellung in inflationören Zeiten immer wieder hinauszuzögert, damit es richtig teuer wird. Früher galt das als schlicht kriminelles Versagen. Heute muss man keine Klimapythia sein, um derartige Kostenexplosion(en) vorherzusagen. Irgendjemand verdient daran, irgendjemand zahlt immer dafür. Wie bei allen Staatsschlössern scheint das keine Rolle zu spielen, weil der Länderfinanzausgleich es schon richten wird. Verantwortliche Bürgermeister machen Karriere, weil sie ihr Versagen in Serie grinsend als Staatsversagen abtun. Wühltätigkeit ist ikonisch für Klimaforschung und Universitäten, womit eigentlich klar sein müsste, dass (de)konstruktivistische NWO-Klima-Aktivisten als Bauherren (und Baufrauen!) völlig ungeeignet sind! Ihr Geschäftsmodell sind Zerstörung und Abbruch. Eine wahrhaft kranke Epoche, in der die Definition von “Exzellenz” in den Händen und Köpfen von Zerstörern liegt, die gleich noch den kritischen Diskurs und die Wahrheit für rechtsradikal erklären. Eine Epoche der Sprengmeister. - Lieber Dirk Maxeiner, wieder einmal ist Ihnen ein Meisterwerk der Glosse gelungen. Ich schließe mich Ihrem Vorschlag (Ab nach Timbuktu mit den “Exzellenten!”) an.

Frances Johnson / 14.11.2021

Der Gorilla ist cool.

Frances Johnson / 14.11.2021

Schön geschrieben mit viel Humor. Ja, es ist durchaus kalt in Deutschland. Es war ein kaltes Jahr, in meiner Gegend das zweite und was Schnee betrifft, vermutlich nach 2019 das schneereichste seit vielen Jahren. Es ist kalt und feucht, und die Kinder kommen wie schon immer und jedes Jahr von der Schule heim mit Schnupfen oder Halsschmerzen.  Was früher schon war, heißt heute Covid, und Oma und Opa haben offensichtlich immer noch nicht gelernt, sich von Mitte Oktober spätestens bis Mitte Dezember von den Enkeln fernzuhalten, und Mutti hat immer noch nicht ihrer Mutter, die sie ins Seniorenheim abgeschoben hat, beigebracht, wie Skypen geht. Ich sage voraus, im Dezember ist das wieder vorüber wie jedes Jahr. Und nächstes Jahr ist es wieder vergessen, es sei denn, Epsilon hätte sich aufgemacht. Aber warm ist es nicht gerade. Dennoch sagt Apostel Hans Joachim und seine elf Mitstreiter, es wäre eins der wärmsten Jahre, und da wir nicht nach Thailand, Kenia oder Brasilien konnten oder wollten und Kiribati und Samoa auch ausfiel, können wir das schwer überprüfen, sollen wir auch gar nicht. Wir sollen in ein solch offenbar vom Rücken durch die Brust ins Auge gedachtes Gebäude gehen und das glauben, was dort vorgesetzt wrid, auch wenn die Nordsee gerade wieder verrückt spielt. Mahlzeit!

N.Lehmann / 14.11.2021

Das sind begehrte Goldstücke für’s Baugewerbe und den daran beteiligten Öko-Klima-Fiskal-Genossen. Aber das Geld ist doch nicht weg, sondern stimuliert deren Geldbeutel und spornt an zu mehr, noch mehr, bis nimmersatt. Dem Bürger kann’s egal sein, er muss es ja nicht bezahlen, dass besorgen die Politiker! Allet jut, sagen die Weltmeister dieser Disziplin in Sumpf-City! Singen wir darum das Lied vom lieben Sankt Martin.

Andreas Mertens / 14.11.2021

Kritik prallt an den Fähnleinführern unseres Ökovolkssturms völlig wirkungslos ab. Sie sind zu 100% subventionsgepanzert. Sie leben fett & fröhlich ihrer Tage, frei nach George Orwell’s Motto (das er in der “Farm der Tiere” erdachte): Alle (Tiere) sind gleich, aber einige sind gleicher”. Was die re-gier-enden Schweine auf der Farm vergaßen, auch auf die mächtigsten Schweine wartet am Ende immer der Metzger.  Wenn’s genehm ist, lebe ich weiterhin ganz am nah am Rand der Farm. Wenn die Schweine ihre Hunde von der Leine lassen bin ich schneller durch den Zaun als Klima-Greta Weltuntergang buchstabieren kann.

Christian Sander / 14.11.2021

Das Weltklima mit einer Klimaanlage für Klimaforscher in Hamburg retten. Mehr Realsatire, nein, mehr Idiotie geht einfach nicht. Wenigstens auf dem scheinbar unaufhaltsam Weg zum beklopptesten Land der Welt sind wir noch Weltspitze.

j. heini / 14.11.2021

:) :) :) War nicht auch irgendetwas mit der Akkustik? Insgesamt eine der technischen Meisterleistungen in D. Ist nicht schon die Rede davon, die Köhlbrandbrücke zu ersetzen? Die neue Brücke soll ja wohl das nächste Wahrzeichen werden. Symptomatisch für D: Projekt mit grausigem Ergebnis beendet. Ran an das nächste.

Peter Wagner / 14.11.2021

Es gab die Zeit der Aufklärung und dann allerlei technischen Fortschritt. Nun sind wir unleugbar in der Zeit der absoluten Dummheit angelangt.

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