Während die unsägliche Knallcharge Williamson nicht ganz freiwillig von Buenos Aires nach London flog, berief Joseph Ratzinger den bisherigen Erzbischof von Milwaukee im Staat Wisconsin, den 59jährigen Timothy Dolan, zu seinem neuen Statthalter im wichtigen Erzbistum New York – wenige Tage nachdem sich Dolan mißbilligend über die Un-Exkommunikation des Holocaust-Leugners ausgelassen und dabei sogar über Benedikt von Bayern nachdrücklich den Kopf geschüttelt hatte. Dazu könnte man „Bravo!“ rufen – zeigte sich hinter dieser Entscheidung, den fahlen, mit 77 Jahren in den Ruhestand tretenden New Yorker Kardinal Edward Egan mit dem jovialen Biergenießer Dolan zu ersetzen, nicht eine schlitzohrige Taktik des Vatikanherrschers. Denn der gelegentliche Spaßvogel und Witzbold kommt mit besten Empfehlungen der jüdischen Gemeinden von Milwaukee nach New York, um dort den brachliegenden Dialog mit jüdischen Religionsvertretern wieder aufzunehmen – und das Porzellan zu kitten, das das seit gestern Krokodilstränen heulende armselige Würstchen Williamson als „Nicht-Historiker“ zerdeppert hatte. Außerdem soll er das Erzbistum, das letzthin aus Finanznot Schulen und andere Einrichtungen zu schließen gezwungen war, vor dem völligen Ausbluten bewahren; bleibt abzuwarten, ob ihm die pekuniäre Akrobatik gelingt, die ihm in Wisconsin einen Ruf als ökonomischer Wunderheiler einbrachte. Gleichzeitig versteht sich Timothy Dolan—ein Mann zölibater weltlicher Lebenslust, der es besser als die Jesuiten im Nordwesten der USA verstanden hat, die Geschwüre priesterlicher Sexskandale zu bemänteln, die auch unter seiner Wacht aufpustelten—trotz aller Don Camillo-Allüren als kompromißloser Verfechter der reaktionären Linie seines Herrn und Meisters in Rom; wenn es um persönliche Freiheiten nicht nur seiner Schäfchen, sondern aller Bürger geht, wettert er mit Mullahs und orthodoxen Oberrabbinern um die Wette gegen Gotteslästerungen, als da sind Selbstbestimmung der Frauen über ihre Körper, Geburtenkontrolle und Homosexualität, und selbstverständlich hält er außerehelichen Geschlechtsverkehr für sündhaft und das ach so bewährte Priesterzölibat für himmlische Verfügung. Kurz, er ist der ideale Putzlappen des Vatikans, der sich gleichzeitig zum Aufmoppen diverser Sauereien eignet als auch zur Augenwischerei gegenüber anderen Religionen, und an Sonn- und Feiertagen mag er dazu noch als Lendenschurz die Blößen klerikaler Heuchelei bedecken. Am 15. April wird er in sein Amt eingeführt, und die Beförderung zum Kardinal ist ihm gewiß. Na dann, Prosit, Katholiken von New York, und „L’ Chaim“!
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