Dirk Maxeiner / 06.09.2018 / 15:02 / 32 / Seite ausdrucken

Damit es bei Frau Merkel zweimal klingelt

Gestern äußerte sich die Bundeskanzlerin zum Thema "Wo sind die Belege für ihre Behauptungen einer Hetzjagd?" Merkels Nicht-Antwort respektive ihr "Ende der Debatte" ist inzwischen hinlänglich bekannt. Zuvor hatten nachfragende Journalisten wie die von Publico, ScienceFiles und Achgut.com vom Bundespresseamt eine standardisierte Antwort erhalten, die den Schluss erlaubt, dass die deutsche Regierung für ihren "Hetzjagd"-Vorwurf keine Belege hat, respektive auf ein einziges nicht eindeutig einzuordnendes Video mit der Quellenangabe "Antifa-Zeckenbiss" aus den Tiefen der sozialen Netze vertraute. Auf dieser Basis setzte man eine Empörungspirale in Gang, die dem Ruf Deutschlands auch im Ausland schwer geschadet hat.

Der Ärger darüber ist nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland groß. Als "Die Welt" gestern über die einsilbige Antwort der Kanzlerin berichtete, gingen in kurzer Zeit 1.645 Kommentare ein, davon hieß so gut wie keiner das Vorgehen der Bundesregierung gut. "Die Verbreitung von Fake News aus dem Bundeskanzleramt, die wir für intendiert halten, sollte nicht einfach im Treibsand der täglichen Belanglosigkeiten verschwinden", sagt Michael Klein von Sciencefiles. Damit diejenigen, die das Maß des Zumutbaren für überschritten halten, ihre Verärgerung sinnvoll kanalisieren können, hat er zusammen mit Heike Diefenbach und dem bekannten Sozialwissenschaftler Werner J. Patzelt einen Aufruf gestartet: „Frau Bundeskanzler, bitte belegen Sie ihre Behauptungen!“ Auf change.org haben bereits 21.000 Menschen diesen Aufruf unterschrieben. Hier kann man mitmachen.

Werner J. Patzelt, schreibt auf Facebook:

"Inzwischen hat sich die Bundeskanzlerin zu ihren Aussagen über die Chemnitzer Ereignisse in abschließend gemeinter Weise geäußert, und zwar so: „Wir haben dort Bilder gesehen, die sehr klar Hass und Verfolgung von unschuldigen Menschen deutlich gemacht haben. Davon muss man sich distanzieren. Das hat Herr Seibert gemacht, das habe ich gemacht. Und damit ist alles gesagt“ (Quelle: Focus Online, 6. September, 16:46).

Mit dem, was sie da ausführte, hat die Kanzlerin völlig recht: Wir sahen Bilder von Hass und Verfolgung; davon muss man sich distanzieren; und tatsächlich ist mit einer solchen Distanzierung alles Nötige gesagt.

Doch warum sagten sie und ihr Regierungssprecher dann vor wenigen Tagen zu Chemnitz so viel mehr als das Nötige? Wofür brauchte es dann noch „Hetzjagden“ und „Zusammenrottungen“? Reichte eine Distanzierung von falschen Einstellungen und Verhaltensweisen nicht? War wirklich auch noch ein Fußtritt gegen die Chemnitzer erforderlich?

Und falls man einfach die Lage verkannt hat, was unter Zeitdruck ja widerfahren kann: Lässt sich das um keinen Preis zugeben? Ist es denn ganz gleichgültig, ob man – höchst folgenreich – einer Stadt zugeschrieben hat, in ihr habe es über den Hass und Verfolgungswillen einer Minderheit hinaus auch noch „Zusammenrottungen“ und gar „Hetzjagden“ gegeben? Ist es schlicht egal, wie wuchtige Worte man in einer unübersichtlichen Lage verwendet und welche sozialen Tatsachen man durch Bedeutungsüberschuss schafft?

Schade, dass die Kanzlerin durch eine Erklärung, die ausgerechnet den Kern der weit verbreiteten Empörung aussparte, die Chance vergab, innenpolitisch befriedend zu wirken. Das tut unserem Land nicht gut – und der Partei der Kanzlerin erst recht nicht."

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Klaus Schmid / 06.09.2018

Aber leider, leider ist die Lage hoffnungslos, und dieses mal werden uns auch keine Alliierten mehr retten, und die Niederlage wird endgültig sein da Schwarz-Rot-Grün-Links das Denken der Mehrzahl der Deutschen versaut hat. Und übrigens, gerade gelesen “Warum sollen sich Menschen aus aufwachsenden Bevölkerungsgruppen, die in 3-4 Generationen wahrscheinlich die Bevölkerungsmehrheit stellen, in ein Absterbendes Volk integrieren.”

Wilfried Cremer / 06.09.2018

Die Schlagzahl tödlicher Verbrechen eingeladener Gäste steigt von Tag zu Tag. Wer das nicht hören will, hat selber blutige Hände. Und Hass ist ihm Projekt wie Projektion.

Frank Holdergrün / 06.09.2018

Welcome Frau BK, Chemnitz wird Ihnen einen begeisternden Empfang bereiten!!! Merkel und ihr Presseversprecher schießen sich fortlaufend selbst ins Knie und die AfD in die Höhe. Wie groß muss die Angst sein bei CDU/SPD/Grünen vor Menschen mit Argumenten und Vernunft, die sie fortlaufend als Nazis und Rechtsextreme diffamieren? Der Bundesgrüßgottwalter mahnt erneut, keine Hasspredigten abzusondern und geht mit gutem Beispiel voran? Alle Politiker der Moralparteien haben längst die Stufe ihrer eigenen Inkompetenz erreicht und segeln langsam auf ihrer eigenen heißen Luft nach unten.

Jürgen Wächter / 06.09.2018

Das ganze Geschreibsel ist eigentlich sinnlos. Selbst wenn Merkel und die Medien die Sache richtig stellen würden - es werden trotzdem die Krawalle und Hetzjagden (die es nicht gab) in Erinnerung und vor dem geistigen Auge bleiben. Ich würde wetten, dass viele der Schlafschafe die Bilder und Videos von Hetzjagden (die es nicht gibt) weiterhin fürchterlich finden. So funktioniert der Apparat. Mit der Sache wurde Deutschlands Ruf erheblich beschädigt, alles basierend auf falschen Behauptungen. Ich kenne Leute - wenn ich denen erläutern würde, dass es keine Pogrome in Chemnitz gab, dann könnte ich ebenso gut den Holocaust leugnen. Fehlt ja nur noch die Wortschöpfung der Guten: Hetzjagdleugner. Klimaleugner gibt es ja auch schon. Die Leute glauben ja z.B. auch, dass der Reaktorunfall in Japan tausende Tote gefordert hat. Eigentlich war es die Flutwelle aber die Deutungshoheit lag klar bei den Grünen… Am Schlimmsten ist, dass wieder jegliche Debatte unterbunden wird. Gratiskonzert und #wirsindmehr - zack fertig. Nochmal den Deckel drauf gedrückt bis zum nächsten Mal. Irgendwann wird es überkochen - das ist klar und ich befürchte, dass es dann richtig bunt wird.

Justin Theim / 06.09.2018

Hetzjagden gab es auch schon zu Silvester 2015/2016 auf der Kölner Domplatte! Mir ist nicht bekannt, dass da plötzlich ein Konzert gegen diese Gewalt abgehalten wurde! Allein Die Einleitung von Merkel ist bemerkenswert: “Meine Reaktion ist…” Wieder dieses umständliche Geschwurbel, wenn jemand sich nicht bekennen will. Anschließend, wenn sie dann bis aufs I-Tüpfelchen der Lüge überführt wurde, wird sie sagen: “Wie hätte man denn sonst auf diese Situation, die mir mitgeteilt wurde, regaieren sollen? MEINE Reaktion war… Und die war doch korrekt, sowas MUSS man doch verurteilen!”

Jörg Plath / 06.09.2018

Nun, durch derlei Verschärfungen fühlte sich der Großteil der Medien wohl nur noch mehr angespornt, vom “Braunen Mob”, von “6.000 Rechtsradikalen”, die Montag letzter Woche “in Chemnitz marschierten”, von Zuständen, wie in Lichtenhagen usw. usf. zu berichten. Der “Spiegel” kommentierte pauschal, dass man Ausländern (und anderen) nicht mehr empfehlen könne, in Ostdeutschland mit der Bahn zu fahren. Weil: Überall Nazis… Ein paar Tage später gab es ebenfalls auf “Spiegel”-Online ein “Handout” zum Erkennen von Nazis. Auch die “Zeit” verschüttet Gülle ohne Ende in ihrem Leitartikel letzte Woche. Das alles ist mittlerweile so absurd und widerlich, dass man nur noch TV und Radio abschalten kann und Presserzeugnisse besser nicht mehr kauft. Übrigens: Frau Merkel ist erprobt in “Gesicht zeigen gegen Andersdenkende”. Als die FDJ gegen den Regimekritiker Havemann seinerzeit in der “DDR” zusammen mit der Stasi Front machte, war Merkel in vorderster Reihe mit dabei. So zumindest vermittelt es ein Bild von der “Aktion”...

Karla Kuhn / 06.09.2018

“Und damit ist alles gesagt“  Läutet mit diesem Satz Merkel das Ende der Demokratie ein ?  “Hoffentlich bald”, Herr Stricker, ich hoffe mit Ihnen ! Denn jetzt schüttelt diese Frau das Kind mit dem Bade aus, mir reichts, ich lasse mir von niemand den Mund verbieten. Früher habe “Kleinigkeiten”  (nachträglich so gesehen) gereicht und ein Politiker ist von sich aus zurückgetreten. Obwohl ich Wulff nicht mag aber mit seinem Rücktritt hat er Rückgrad bewiesen. Und heute habe ich den Eindruck, daß auf Biegen und Brechen an der Macht geklammert wird, von bestimmten Politikern. Change org. (ca. 25 Millionen Nutzer) bietet die Gelegenheit, sich an den verschiedensten Petitionen zu beteiligen oder sogar selber eine Petition ins Leben zu rufen. Wie haben die Menschen 1989 beim Zusammenbruch der DDR gerufen ?? WIR sind das Volk !!

Klaus Reichert / 06.09.2018

Die Antifa hat in Chemnitz eine Gruppe junger Leute krankenhausreif geprügelt, wie mehrere alternative Medien glaubhaft berichteten. Bei einem mehrere Rippenbrüche. Es waren Freunde von Daniel H., die keine politischen Parolen riefen und keine Zeichen irgendeiner Parteinahme bei sich trugen. Vielleicht meint Merkel das mit Hetzjagd auf unschuldige Menschen?

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