Es ist Sommer. Es ist heiß. Und wieder ist Panik angesagt, Panik vor der brutalstmöglichen Hitzewelle. Das Ende kommt täglich näher. Prognosen über Hitzetote lösen die Vorhersagen über Coronatote ab und treten kurzfristig an die Stelle der Hochrechnung von Kältetoten im Winter. Hellseher haben eben immer Konjunktur.
Wenigstens an den Kältetoten ist nun nicht der Klimawandel, sondern Putin schuld. Wobei: Wäre da eine Erwärmung hierzulande nicht eigentlich eher willkommen? Wurde uns nicht schon einmal versichert, dass es keinen richtigen Winter mehr geben würde? Woran soll denn da noch erfroren werden?
Egal. Wenn künftig an der Heizung gespart werden soll, dann gewiss auch heute schon an stromzehrenden Klimaanlagen.
A propos. Mir macht die Hitze nicht sonderlich viel aus. Höchstens beim Stau auf der Autobahn, wenn die Klimaanlage streikt. Doch was habe ich auch auf der Autobahn zu suchen? Und das in einem Auto! Alles falsch gemacht. Selber schuld.
Dummheit, Unachtsamkeit oder Absicht
Aber das ist ein anderes Thema. Denn eigentlich soll es ja um das Sommerlochthema „Hitzewelle“ gehen. Und dass es noch nie so heiß war oder jedenfalls immer heißer wird. Außerdem war es in diesem Jahr bislang viel zu trocken. Bald könnte der Rhein unbefahrbar sein, unken die Pegelanalysten, was schwerwiegende Folgen hätte für Schiffe, die Benzin, Kohle oder Heizöl transportieren, und davon brauchen wir jeden Tropfen, der nicht aus Putins Hölle stammt. Der bei uns ebenfalls so dringend benötigte Regen hat sich offenbar nach Pakistan verzogen, wo es derzeit gewaltige Überschwemmungen gibt. So reiht sich Krise an Krise. Krise global, eben.
Global brennen auch die Wälder – und der unbedarfte Bürger glaubt an ihre Selbstanzündung, wg. Klimaerwärmung. Doch nein: Die meisten Waldbrände werden von Menschen verursacht, aus Dummheit, Unachtsamkeit oder mit Absicht. Die Trockenheit begünstigt allerdings ihre Ausbreitung – vor allem aber die irrige Ansicht, man müsse das vom Borkenkäfer gemeuchelte Totholz im Walde lassen, weil das so urwaldlich sei. Nun, Totholz brennt besonders gut, wie jeder erfahrene Kaminanzünder weiß.
Doch, ja, es ist bei uns zu trocken. Das könnte man ebenfalls aus dem goldenen Staubschleier schließen, der über den Vollerntern steht, die derzeit über die Äcker rauschen. Ob wir nun auch noch eine autochthone Weizenkrise bekommen, zusätzlich zu der von Putin verursachten? Vielleicht ja, vielleicht nein. Landwirte sind geübt im Bedenkentragen, sie bangen eigentlich bei jedem Wetter, von dem sie nunmal besonders abhängig sind. Ihnen sei das verziehen. Nichts verzeihe man indes den Paniktröten in den Medien, die aus jedem Ereignis einen Vorboten der Apokalypse machen.
Es ist zu heiß? Der Globus verdampft. Es ist zu kalt? Putin hat uns das Gas abgestellt. Mahnen und Warnen ist ein erfolgreicher Geschäftszweig, sofern man nur in die richtige Richtung mahnt und warnt.
Eine Mehrheit wünscht sich ein Zurück zur Kernenergie
Richtig heißt: Nicht allen ist alles erlaubt. Hieß es nicht jüngst, wie unverantwortlich es sei, wenn man Krisen und Notlagen „instrumentalisiert“? Eine Spezialität der „Rechten“ sei das, denen das besondere Augenmerk unserer Innenministerin gilt. Rechte Radikalinskis, die brave Bürger, welche mit dem Handeln unserer benevolenten Obrigkeit nicht einverstanden sind, zu Aufständen aufstacheln. Sie haben ja bereits Corona instrumentalisiert, diese Schwurbler und Leugner. Also!
Panikmache ist nur erlaubt, wenn es ums Gute und Richtige geht. Wenn Grete Thunberg „I want you to panic“ zischt, rettet sie die Welt. Wer jedoch eine Regierungspolitik kritisiert, die den Industriestandort Deutschland erledigt (und gleich noch ein paar Kältetote dabei mitnimmt, aber an denen ist ja Putin schuld), versündigt sich hingegen an der Demokratie. Wieso eigentlich ausgerechnet an der Demokratie? Nur weil die Damen und Herren und ihre Parteien mehr oder weniger (Berlin!) ordnungsgemäß gewählt wurden?
Eine Mehrheit der Bürger wünscht sich ein Zurück zur Kernenergie – wie unsere europäischen Nachbarn im übrigen auch. Demokratie?
Eine Mehrheit von Männern, Frauen und Jugendlichen lehnt die Verhunzung der deutschen Sprache durchs Gendern ab. Demokratisch, eben.
Und es ist gewiss eine Mehrheit, die mit Friedrich Merz der Meinung ist, dass „Cancel Culture“ abzulehnen sei. Zu dumm, dass er sich selbst beim Canceln hat ertappen lassen.
Doch wie der Lateiner sagt: Quod licet Iovi, non licet bovi. Alles wie gehabt. Insofern: Don’t panic. Heute ist es heiß. Irgendwann ist es wieder kalt. Und davon geht die Welt nicht unter.