Cora Stephan / 04.08.2022 / 11:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 23 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz, diesmal aus dem Sommerloch

Es ist Sommer. Es ist heiß. Und wieder ist Panik angesagt, Panik vor der brutalstmöglichen Hitzewelle. Das Ende kommt täglich näher. Prognosen über Hitzetote lösen die Vorhersagen über Coronatote ab und treten kurzfristig an die Stelle der Hochrechnung von Kältetoten im Winter. Hellseher haben eben immer Konjunktur. 

Wenigstens an den Kältetoten ist nun nicht der Klimawandel, sondern Putin schuld. Wobei: Wäre da eine Erwärmung hierzulande nicht eigentlich eher willkommen? Wurde uns nicht schon einmal versichert, dass es keinen richtigen Winter mehr geben würde? Woran soll denn da noch erfroren werden?

Egal. Wenn künftig an der Heizung gespart werden soll, dann gewiss auch heute schon an stromzehrenden Klimaanlagen. 

A propos. Mir macht die Hitze nicht sonderlich viel aus. Höchstens beim Stau auf der Autobahn, wenn die Klimaanlage streikt. Doch was habe ich auch auf der Autobahn zu suchen? Und das in einem Auto! Alles falsch gemacht. Selber schuld.

Dummheit, Unachtsamkeit oder Absicht

Aber das ist ein anderes Thema. Denn eigentlich soll es ja um das Sommerlochthema „Hitzewelle“ gehen. Und dass es noch nie so heiß war oder jedenfalls immer heißer wird. Außerdem war es in diesem Jahr bislang viel zu trocken. Bald könnte der Rhein unbefahrbar sein, unken die Pegelanalysten, was schwerwiegende Folgen hätte für Schiffe, die Benzin, Kohle oder Heizöl transportieren, und davon brauchen wir jeden Tropfen, der nicht aus Putins Hölle stammt. Der bei uns ebenfalls so dringend benötigte Regen hat sich offenbar nach Pakistan verzogen, wo es derzeit gewaltige Überschwemmungen gibt. So reiht sich Krise an Krise. Krise global, eben. 

Global brennen auch die Wälder – und der unbedarfte Bürger glaubt an ihre Selbstanzündung, wg. Klimaerwärmung. Doch nein: Die meisten Waldbrände werden von Menschen verursacht, aus Dummheit, Unachtsamkeit oder mit Absicht. Die Trockenheit begünstigt allerdings ihre Ausbreitung – vor allem aber die irrige Ansicht, man müsse das vom Borkenkäfer gemeuchelte Totholz im Walde lassen, weil das so urwaldlich sei. Nun, Totholz brennt besonders gut, wie jeder erfahrene Kaminanzünder weiß. 

Doch, ja, es ist bei uns zu trocken. Das könnte man ebenfalls aus dem goldenen Staubschleier schließen, der über den Vollerntern steht, die derzeit über die Äcker rauschen. Ob wir nun auch noch eine autochthone Weizenkrise bekommen, zusätzlich zu der von Putin verursachten? Vielleicht ja, vielleicht nein. Landwirte sind geübt im Bedenkentragen, sie bangen eigentlich bei jedem Wetter, von dem sie nunmal besonders abhängig sind. Ihnen sei das verziehen. Nichts verzeihe man indes den Paniktröten in den Medien, die aus jedem Ereignis einen Vorboten der Apokalypse machen. 

Es ist zu heiß? Der Globus verdampft. Es ist zu kalt? Putin hat uns das Gas abgestellt. Mahnen und Warnen ist ein erfolgreicher Geschäftszweig, sofern man nur in die richtige Richtung mahnt und warnt. 

Eine Mehrheit wünscht sich ein Zurück zur Kernenergie

Richtig heißt: Nicht allen ist alles erlaubt. Hieß es nicht jüngst, wie unverantwortlich es sei, wenn man Krisen und Notlagen „instrumentalisiert“? Eine Spezialität der „Rechten“ sei das, denen das besondere Augenmerk unserer Innenministerin gilt. Rechte Radikalinskis, die brave Bürger, welche mit dem Handeln unserer benevolenten Obrigkeit nicht einverstanden sind, zu Aufständen aufstacheln. Sie haben ja bereits Corona instrumentalisiert, diese Schwurbler und Leugner. Also!

Panikmache ist nur erlaubt, wenn es ums Gute und Richtige geht. Wenn Grete Thunberg „I want you to panic“ zischt, rettet sie die Welt. Wer jedoch eine Regierungspolitik kritisiert, die den Industriestandort Deutschland erledigt (und gleich noch ein paar Kältetote dabei mitnimmt, aber an denen ist ja Putin schuld), versündigt sich hingegen an der Demokratie. Wieso eigentlich ausgerechnet an der Demokratie? Nur weil die Damen und Herren und ihre Parteien mehr oder weniger (Berlin!) ordnungsgemäß gewählt wurden?

Eine Mehrheit der Bürger wünscht sich ein Zurück zur Kernenergie – wie unsere europäischen Nachbarn im übrigen auch. Demokratie?

Eine Mehrheit von Männern, Frauen und Jugendlichen lehnt die Verhunzung der deutschen Sprache durchs Gendern ab. Demokratisch, eben.

Und es ist gewiss eine Mehrheit, die mit Friedrich Merz der Meinung ist, dass „Cancel Culture“ abzulehnen sei. Zu dumm, dass er sich selbst beim Canceln hat ertappen lassen

Doch wie der Lateiner sagt: Quod licet Iovi, non licet bovi. Alles wie gehabt. Insofern: Don’t panic. Heute ist es heiß. Irgendwann ist es wieder kalt. Und davon geht die Welt nicht unter

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Dirk Jungnickel / 04.08.2022

@Hagen Müller Ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Was Europa begreifen muß: Wer sich mit dem Teufel zu Tische setzt, braucht einen langen Löffel. Diesen unsägliche Eroberungskrieg der Russen mit der Träumerei von der Abkehr von Energiegewinnung nur aus fossilen Stoffen zu verquirlen halte ich für viel zu weit her geholt. Und Ihre Spekulation Deutschland zu den“Kriegsgewinnern“ zählen zu wollen ist absurd, weil es keine geben wird.

Sam Lowry / 04.08.2022

Der Winter wird heftig, wenn die so weitermachen. Ohne NS2 und ohne AKW´s wird die Hälfte der deutschen Häuser vergammeln… dann sind “WIR” die dritte Welt! Ah ja, und die Intensivstationen werden voll sein. Nicht wegen Corona, sondern wegen Lungenpilzen… aber die Doitschen haben es nicht anders gewählt… sollen sie ihre Rechnung (Dummheit) bald begleichen. Ich lache drüber… habe vorgesorgt, egal was passiert! Geht und st…

Hagen Müller / 04.08.2022

“Dirk Jungnickel / 04.08.2022:  Frau Stephan, ich habe überhaupt kein Verständnis dafür wie leichtfertig Sie über die Schuld Putins hinweg schreiben. Ich kann mir wiederum auch nicht vorstellen, dass Sie zu den mich ankot…. Relativierern dieses Wahnsinns gehören. DER UKRAINEKRIEG IST DURCHAUS AUCH UNSER KRIEG. ” /////  Das mit dem Krieg… Sehe ich leider auch so. Unsere feministische Aussenpolitikerin hat das übrigens im Gegensatz zu Scholz auch klar gesagt: “Wir werden Russlands Wirtschaft zerstören!” Nur haben es Kriege, zumal erklärte, manchmal an sich, dass gewissen Kriegshärten einen selbst treffen können. Davon bekommen wir gerade energiemäßig eine Kostprobe, die allerdings von gewissen Regierungskreisen sogar erwünscht ist, weil man so auch ein anderes *Ziel* schneller zu erreichen glaubt, die Abkehr von fossiler Energie. Die Frage wird letztlich sein, ob Deutschland in diesem Krieg wenigstens wieder einmal zu den Gewinnern zählt. Ich hoffe es, bezweifle es jedoch stark. Im Übrigen ist auch die Ukraine bzw. eine Kiewer Clique uns gegenüber vertragsbrüchig geworden, und zwar am 22.02.2014, als man den von Steinmeier mitverhandelten Regierungsübergang in die Tonne trat, Fuck the EU* ernstnahm und sich quasi den USA anschloß. Ich hätte ab dem Zeitpunkt sehr große Vorsicht walten lassen und Vorkehrungen getroffen, dass es eben NICHT *unser Krieg* wird! Zumal man vor Augen haben musste, dass die Ukraine zu Sowjetzeiten die wohlhabenste Sowjetrepublik war, ohne Schulden in die Unabhängigkeit startete (die übernahm Russland) und trotzdem fürs Volk nix auf die Reihe brachte, 2014 nur mal so die Hälfte des Russischen BIP pro Kopf noch erzielte. Ja, es ist leider auch *Unser Krieg*. Aber er sollte es nicht sein.

Dirk Jungnickel / 04.08.2022

Frau Stephan, ich habe überhaupt kein Verständnis dafür wie leichtfertig Sie über die Schuld Putins hinweg schreiben. Ich kann mir wiederum auch nicht vorstellen, dass Sie zu den mich ankot…. Relativierern dieses Wahnsinns gehören. DER UKRAINEKRIEG IST DURCHAUS AUCH UNSER KRIEG. Und er verursacht noch unübersehbares wirtschaftliches und kulturelles Unheil. Mit den Folgen werden wir uns noch Jahre herumschlagen, selbst wenn der KGB - Unhold so oder so ins Gras beißen muß. Eine winzige Hoffnung für mich: Dass es immer mehr junge Russen gibt, die ihn und seine Kamarilla unter Gefahr für Leib und Leben zum Teufel - zu seinesgleichen! - jagen möchten.

Yon Bureitxa / 04.08.2022

Frau Stephan, Sie und ich, wir sind die letzten Normalos in dieser völlig entgleisten Republik :-)

Bernd Oberegger / 04.08.2022

Frau Stephan, trösten Sie sich. Wir werden bald Gas in Fülle haben. Putin wird Gas als Reparationsleistung liefern müssen. Schließlich haben wir vor der UNO einen Zweifrontenkrieg eröffnet. Annalena Nancy Pelosi Baerbock hat den Schlitzaugen gezeigt, wo der Hammer hängt. Wir treffen jetzt die chinesische Wirtschaft, die in Folge kein russisches Gas mehr benötigt. Die Gefahr des Auslaufens chinesischer Kriegsschiffe in Nord- und Ostsee ist gering. Corona-Lockdown hindert sie am Auslaufen. Sollten sie doch Kurs aufnehmen, so könnten sie, zwecks CO2-Ersparnis, Elektronik-Bauteile für die deutsche Autoindustrie mitbringen.

Karl Georg Lempenheimer / 04.08.2022

Genderdeutsch folgt einem anderen Verarbeitungsschema als Deutsch. Es sind zwei verschiedene Sprachen. Genderdeutsch ist eine künstliche Fremdsprache.

A. Ostrovsky / 04.08.2022

Immerhin wird im Berliner Grunewald gerade demonstriert, wie man trotz CO2-Kompensation Gas sparen kann. Und obwohl mit Wasser überhaupt nicht gespart wird, wird es doch auf die richtige, vordringliche Weise angewendet. Man spricht schon von Triage, weil das Löschen natürlich Vorrang hat vor dem Durst. Der Pressesprecher Klein der Berliner Feuerwehr hat sogar heute ganz auf die Dusche verzichtet.

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