Cora Stephan / 05.08.2021 / 12:00 / Foto: Pixabay / 23 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz. Worüber wir nicht reden.

Wir hier in der Provinz kriegen ja nicht so richtig viel mit von der Welt, vor allem dann nicht, wenn wir noch fernsehen. Die Welt muss schon zu uns kommen. Gottlob ruft mich meine Freundin Monika Maron öfter mal aus Berlin an, das bringt Hauptstadtfeeling. Allerdings haben wir uns aus Rücksicht auf unsere Nerven auf ein Spiel namens Fawlty Towers geeinigt, Sie wissen schon…  Wir klären also gleich zu Anfang, worüber wir kein Wort verlieren wollen.

Das machen ja heute bereits viele Menschen, indem sie das N-Wort nicht benutzen. Oder das K-Wort. Das B-Wort, ganz schlimm! Oder das Z-Wort.  Manche sagen ja noch nicht einmal mehr Regen, weil das den Kämpfern gegen den Hitzetod weh tun könnte. Oder weil sich jemand an ein den Älteren von uns gut bekanntes Palindrom erinnert fühlen könnte.

Also reden wir auch nicht über C oder I – also darüber, wie schlimm das wirklich ist mit der Pandemie und ob das Impfen „Leben rettet“, wenigstens für ein paar Monate, dann muss nachgespritzt werden. Kein Wort auch darüber, dass es Menschen gibt, die Nichtgeimpfte vom gesellschaftlichen Leben ausschließen und Ärzte, die sie im Zweifelsfall sterben lassen wollen – und wir verbieten uns selbstredend jeden Gedanken an Lösungsmöglichkeiten wie Madagaskar oder so.

Worüber wir derzeit auch nicht reden, sind die beherzten Prügelorgien in Berlin. Ja meine Güte, was soll denn die Polizei auch machen, wenn Kinder und Greise maskenlos durch die Gegend laufen! Kinder, die, wie wir ja wissen, ungeimpft ihren Großeltern den Tod bringen können! Wobei die ja womöglich bereits „durchgeimpft“ sind. Was allerdings nicht heißt, dass sie nicht doch infiziert und infektiös sein könnten. Wer weiß das schon. Also die, die darüber entscheiden möchten, wissen jedenfalls rein gar nichts. Hauptsache, irgendwas wird entschieden!

Manchmal reicht es schon, „Annalena“ zu sagen

Wer demnächst kostensparend alles allein entscheiden will, sind die Grünen. Über die reden wir eigentlich auch nicht gern, außer, wenn es wieder mal etwas zu lachen gibt, manchmal reicht es schon, „Annalena“ zu sagen. Ist das nicht putzig, dass sie, immerhin Mitglied im Landesverband Brandenburgs, im Wald von Barnim stehend, sich im Oderbruch wähnt, einem Binnendelta, das nicht für seinen Wald bekannt ist? Ja, da nicken wir beiden alten weißen Frauen mit dem Kopf und murmeln etwas von „Bildung, hat man ja heute nicht mehr“.  

Weshalb wir auch kein Wort über den größenwahnsinnigen Plan der Grünen verlieren, ein Klimaschutzministerium zu schaffen, „das mit einem Veto-Recht gegenüber den anderen Ressorts ausgestattet (ist), sollten Gesetze vorliegen, die nicht Paris-konform sind.“ 

Woah! Das beschleunigt die Entscheidungsfindung enorm, zumal man dann eigentlich auch kein Parlament mehr braucht. Wir würden das durchaus begrüßen, redeten wir denn darüber, denn der deutsche Bundestag hat zwar schon jetzt kaum noch was zu sagen, aber dort sitzen mehr Abgeordnete als im amerikanischen Repräsentantenhaus, was würden wir ohne sie für Geld sparen, das man für die Weltrettung ausgeben kann! Ach so, darüber reden wir natürlich ebenso wenig.

Auch nicht über die Schleierfahndung nach ungeimpften Reiserückkehrern. Wir sind beide in einem Alter, in dem man sich erinnert: „Schleierfahndung“ nannte sich das zu RAF-Zeiten (für Jüngere: damit ist die Baader-Meinhof-Bande gemeint, die sich Rote Armee Fraktion nannte), damals filzte die Polizei mit allzeit bereiter Knarre Langhaarige im VW-Bus, sie hätten ja Terroristen oder wenigstens Sympathisanten sein können. Warum es sich um Ungeimpfte handelt, die man nun heutzutage schleiermäßig „erwischen“ will? Keine Ahnung, muss aber etwas Schlimmes sein, womöglich wird es ihnen so ergehen wie beim Berliner Polizeieinsatz gegen Masken- und Abstandsleugner. Das freut doch jeden Steuerzahler, mal so behandelt zu werden, wie man es sich bei Drogendealern und Hausbesetzern nicht traut! Da sieht man doch, dass er noch funktioniert, der Staat!

Übrigens: Grenzen kann man nicht sichern, so hieß es vor 6 Jahren immer. Doch jetzt müsste man doch auch illegal Einreisende per Schleierfahndung auf ihren Impfnachweis hin überprüfen können? Das wär ja was! Aber wer übernimmt das dann fällige Bußgeld? Dumme Frage. Gut, dass wir nicht drüber gesprochen haben.

Auch nicht darüber, dass die Franzosen offenbar noch immer in der Lage sind, gegen staatliche Anmaßung zu rebellieren. „Wenn Le Pen die Wahl gewinnen sollte, braucht sie keinen Ausnahmezustand mehr zu verhängen. Der Weg in den Polizeistaat ist vorgezeichnet. Das spüren die Franzosen auch. Daher wehren sich so viele gegen den ‚Grünen Pass‘, den Gesundheitspass. Sie wollen diese Kontrolle nicht“, sagt Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin.

Das wollen wir hierzulande ja eigentlich auch nicht. Aber schweigen wir von was anderem. Worüber wir dann doch redeten: über die Dachdecker aus gut hundert Betrieben, die in die von der Hochwasserkatastrophe verwüsteten westdeutschen Gebiete fahren, um Dächer abzudichten und Fallrohre zu erneuern. 

Es gibt sie eben doch noch, die guten Dinge. 

 

Mehr von Cora Stephan lesen Sie in ihrem neuen Buch „Lob des Normalen: Vom Glück des Bewährten“. Hier bestellbar.

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Matthias Steinecker / 05.08.2021

Danke für den Text. Auch wenn niemandem Sarkasmus zu irgendetwas hilft, ist er immerhin noch Ersatzbefriedigung (also wegen Abstandseinhaltung PC-gemäße Beglückung).      Leider muss ich der Schreiberin auch in dem absolut unlustigen, sicher nicht von jedermann verstandenem, Verweis auf “Madagaskar” Recht geben…

Dr Stefan Lehnhoff / 05.08.2021

Liebe Frau Stephan, ich hätte da nur einen Frage: Sie und Ihre Freundin, reden Sie nicht über Madagaskar, weil Sie Ihr Auswanderungsziel schon kennen oder weil Sie sich denken, da bleibt keins, es wird doch auf das Selbsmordattentat hinauslaufen müssen? Es wäre uncharmant in Erwägung zu ziehen, dass Sie denken, vor dem Schlimmsten eh schon verstorben zu sein und würde mich betrüben. Und das Sie noch hoffen, es wird einfach so wieder besser, kann ich nicht glauben, dazu sind Sie zu schlau.

Karsten Dörre / 05.08.2021

Man sollte im Deutschen nicht die bösen A-Z-Wörter sagen, seien es Substantive, Verben, Artikel, Pronomen, Adjektive. Begonnen hat dieser Wahnsinn mit Verletzung religiöser Gefühle, wenn man wen an Einhaltung deutscher Gesetze hinwies. Die Verteidigung des Grundgesetzes konnte mit religiösen Gefühlen torpediert werden. Die jetzigen religiösen Gefühle, wie Klimawandelangst, Weltuntergänge, geimpft sein, sind tief im kollektiven Bewusstsein verankert. Deutschland hat sich kaputt entwickelt, da geht nichts zu reparieren. Es wird ein äußerst schmerzvoller Weg zurück zu Freiheit, Demokratie und Liberalismus - wenn dies die Evolution überhaupt noch vorsieht.

Wilhelm Rommel / 05.08.2021

„Das freut doch jeden Steuerzahler, mal so behandelt zu werden, wie man es sich bei Drogendealern und Hausbesetzern nicht traut!“ Da stimme ich (unter ironischem Vorbehalt) gerne zu, verehrte Frau Stephan! Sie vergaßen allerdings noch eine (im Wachsen begriffene) Gruppe, bei der man sich gleichfalls nicht wirklich traut, d.h. wo man es beim behutsamen schlapphutmäßigen „Beobachten“ bewenden lässt, indem man sämtliche Augen- und Ohrenschützer in Betrieb nimmt: Gemeint sind unsere ganz speziellen Freunde, die von pööhsen Rassisten und Islamophobikern gern auch mal als Salafisten bezeichnet werden. Wir reden aber (dabei durchaus Un-Wörter benutzend) schon noch drüber, auch auf dem „platten Land“ und auch über diese Bagage – etwa im Rahmen spontaner Schwätzchen beim Direktvermarkter des Vertrauens: So kürzlich geschehen unweit der „römermordenden“ Gegend, von der Sie letztens (Achse vom 29.07.) beiläufig erzählten. Während wir noch über die verheerenden infrastrukturellen Versäumnisse in der Region parlierten, als deren Folge das tradierte Bevölkerungs- und Sozialgefüge auch im ländlichen Raum zunehmend in Auflösung gerät, langte mein Gegenüber unter seinen Tresen und reichte mir wortlos einen Ausriss aus dem „Mindener-Käseblatt“ vom 15. Juni d.J. mit der Überschrift: „150 Salafisten in OWL“ – mit Hinweis auf entsprechende „Nester“ in Form von Moscheen und Moscheevereinen in sechs kleineren und größere Städten der Region, die man aber, so das Blättchen beruhigend, fleißig „beobachte“. Wie lange, so mein besorgter Gesprächspartner, will man – herrgottnochmal - eigentlich tatenlos „beobachten“? Etwa solange, bis es wirklich knallt? Fragen über Fragen… Herzlichst Ihr W.R.

Claudius Pappe / 05.08.2021

Wir reden auch nicht von Olympia…...................................ich stelle mir gerade vor, wir hätten einen Jahresetat ( 50 Mrd. Euro ) statt für die illegalen Grenzübertreter, für unsere Sportler aufgewendet. Wir hätten 50 mal Gold gewonnen und 50 echte Goldstücke mehr, statt 2 Millionen Goldkettenträger. mit Adidas/ Puma / Nike Sportschuhen.  Oder wir hätten 50 Mrd. für den Hochwasserschutz ausgegeben…......................wir reden auch nicht über die monatlichen 0,86 Euro/pro Haushalt die ARD und ZDF dank des BVerfG nun mehr einnehmen um ihre Gebäude klimaneutral auszustatten…................

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com