In einem sehr weitsichtigen Kommentar zur deutschen Atompolitik schreibt Christoph Koch im Stern: Nun kommt die deutsche Sozialdemokratie ins Spiel. Ihr dämmert insgeheim: Grundlastsicherung ist Sozialpolitik. Ein deutsch-isolationistischer Atomausstieg könnte - neben den bereits genannten unschönen Klimafolgen - unsozial sein und somit (hier besinnt sich heimlich die Partei auf ihre Werte und Wurzeln) unsozialdemokratisch. Weil Sich-eines-Besseren-Besinnen stets ein taktisches Hochrisiko-Manöver darstellt, erscheint es tatsächlich opportun, weise Greise vorzuschicken, um eine große Zehe in die Strudelgewässer des Gesinnungswandels zu tauchen…
Womit wir bei der zwingenden Einheit von Energie- und Sozialpolitik anlangen: Stürzt sich Deutschland sehenden Auges in die Grundlastlücke, die sich in den nächsten Jahrzehnten deshalb auftut, weil Wind und Solar so manches, aber keine Wunder wirken und Biokraftstoffe eher den Armen die Teller leerfressen als die Öko-Zukunft bringen, dann ist der Wohlstand weg. Und das mögen die Deutschen überhaupt nicht. Ist der Wohlstand weg, so zeigt sich schon heute, die Friedrich-Ebert-Stiftung hat es kürzlich aufgezeigt: Schon bei lediglich gefühltem Pauperismus sind die Landsleute in Massen bereit, auf derlei Luxus wie Demokratie und Parlamentarismus zu verzichten.
Soll man das wollen? Noch in dieser Woche werden wir von den Demografen erfahren: Die Lager der Ausstiegs-Befürworter und der Verlängerungs-Anhänger liegen gleichauf - Zeit also, Politik zu machen. Die Tür zur Vernunft hat sich einen Spaltbreit geöffnet. Man ist versucht - nur für die echten Insider - zu sagen: Ein Strahl bläulichen Tscherenkow-Lichtes dringt schon heraus. Denn es bleibt wahr: In der globalisierten Welt fehlt für eine 82-Millionen-Industrienation, die aus Gründen der politischen Romantik kleines gallisches Dorf spielen möchte, das Biotop. Sieben der acht G8er haben recht, wenn sie Angela Merkel jetzt ärgern, weil sie wider besseres Wissen an der deutschen Prinzipienreiterei deklarativ festhält, wiewohl sich die Welt tatsächlich nicht drum schert.
Und es ist schön, wenn sich erste Sozialdemokraten aus den Konventionen des Rudeldenkens lösen und endlich der Einsicht zur Geltung verhelfen, dass die Kernenergienutzung für einige Zeit über das aus dem Machbarkeitswahn der rot-grünen Jahre geborene Ausstiegsszenario hinaus notwendig bleiben wird.
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