Stefan Homburg, Gastautor / 12.10.2022 / 16:00 / Foto: S.Homburg / 24 / Seite ausdrucken

Cancel Culture in Witten-Herdecke

Eine öffentliche Diskussion an der Uni Witten-Herdecke über die Angemessenheit der Coronamaßnahmen ist nach einer Kampagne gegen Kritiker wie mich vom Universitätspräsidenten verboten worden. Die Erklärung dazu war unnötig und kaum durchdacht.

Vor einigen Wochen lud die Universität Witten-Herdecke Ulrike Guérot, mich und viele andere Redner ein, um über die Angemessenheit der Coronamaßnahmen wissenschaftlich zu diskutieren. Die Veranstaltung sollte öffentlich stattfinden und per Aufzeichnung in den sozialen Netzen verbreitet werden. Das klang spannend, weshalb ich gern zusagte, den Eröffnungsvortrag zu halten.

Während ich noch in der Vorbereitung steckte, erhielt ich die Nachricht, dass einige Referenten abgesagt hatten, was bei Tagungen mit vielen Eingeladenen aber nicht ungewöhnlich ist. Plötzlich startete indes auf einem Blog und in einem Lokalblatt eine Kampagne, die die Universität als Veranstalterin angriff und ihr vorwarf, Aussagen eine Bühne zu geben, die nachweislich widerlegt seien. Daraufhin hat Universitätspräsident Prof. Dr. Martin Butzlaff die Durchführung der Veranstaltung gestern verboten.

Welche angeblich widerlegten Aussagen das Verbot inhaltlich rechtfertigten, stand nirgendwo, am wenigsten in der Mitteilung des Präsidenten. Ich selbst vertrete seit März 2020 Folgendes: Zu den vier verbreiteten Coronaviren, die für einen Teil der Erkältungskrankheiten verantwortlich sind, ist unlängst ein fünftes mit ähnlichen Eigenschaften hinzugetreten: Gesunde Infizierte merken hiervon kaum etwas oder leiden einige Tage an einem grippalen Infekt. Für Ältere und Vorerkrankte kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 jedoch gefährlich oder gar tödlich sein, ähnlich wie eine Infektion mit Rhino-, RS- oder Parainfluenzaviren.

Die Tatsachen, dass 2020 hunderttausende Mediziner in Kurzarbeit geschickt und zahlreiche Kliniken geschlossen wurden, dass das mittlere Sterbealter der positiv auf Corona Getesteten 83 Jahre beträgt und damit über dem mittleren Alter der übrigen Verstorbenen (81 Jahre) liegt sowie insbesondere der Umstand, dass im Jahre 2020 altersbereinigt eine Untersterblichkeit statt Übersterblichkeit bestand und Schweden laut WHO günstiger abschnitt als Deutschland, weisen alle in die Richtung eines Corona-Fehlalarms. Fast alle Länder haben hieraus inzwischen die Konsequenzen gezogen, die „Pandemie“ für beendet erklärt und Freiheitsbeschränkungen aufgehoben. Man merkt es, sobald man die deutschen Außengrenzen passiert.

Angst vor soliden Zahlen und logischen Schlussfolgerungen

Zusammen mit Kollegen verfasste ich im Sommer 2020 zwei wissenschaftliche Artikel, die nach Begutachtungsverfahren in den renommierten Fachzeitschriften „Frontiers in Medicine“ und „Futures“ erschienen. Die Artikel belegen, dass es im Frühjahr 2020 keine Pandemie im ursprünglichen Wortsinn gab und Lockdowns nichts gebracht haben. Folglich vertrete ich die Ansicht, dass die beispiellosen Grundrechtseingriffe einschließlich Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit durch Impfpflichten für medizinische Einrichtungen und Soldaten unverhältnismäßig und abzulehnen sind. Global betrachtet, ist das zweifellos die Mehrheitsposition.

Deutschland indes steht immer noch unter dem Eindruck der Legende von Bergamo und hält eisern an den Narrativen eines ungewöhnlich gefährlichen Virus und einer Kliniküberlastung fest, die seit zwei Jahren ständig droht, sich aber nirgends in den amtlichen Zahlen zeigt. Da ich seit zwei Jahren Quellen wie das Statistische Bundesamt oder das RKI sowie die Leitmedien zitiere, sind die Informationen kaum angreifbar. In einem frühen Diffamierungsartikel formulierte der Tagesspiegel treffend: „Er nennt solide Zahlen und zieht Schlüsse, die nur schwer zu widerlegen sind – und gerade das macht ihn so gefährlich.“

Dass Präsident Butzlaff die Veranstaltung jetzt verboten hat, mag seiner Sorge um gewalttätige Aktionen der Antifa oder der Angst um Drittmittelprojekte geschuldet sein und ist insofern nachvollziehbar und auch nichts Neues. Dass er aber RKI-Daten und begutachtete wissenschaftliche Artikel als „extreme Positionen“ einer „Querdenkerszene“ brandmarkt, war unnötig und kaum durchdacht. Schließlich erscheint die Universität Witten-Herdecke der Öffentlichkeit jetzt nicht nur als diskursfeindlich, sondern auch als Gral von Ausgangssperren, Schulschließungen und Impfpflichten, die sie um jeden Preis verteidigen will.

 

Stefan Homburg ist Professor der Leibniz Universität Hannover. Seine Dokumentation „Corona-Getwitter“ erschien 2022 im Weltbuch Verlag.

Foto: S.Homburg

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Leserpost

netiquette:

Ludwig Luhmann / 12.10.2022

@Thomas Szabó / 12.10.2022 - “Im von Prof. Homburg zitierten Artikel im Tagesspiegel vom 29.05.2020, bemühen sich die Autoren ihn als einen “Verschwörungstheoretiker” zu präsentieren: “Immer wieder deutet Homburg in seinen Tweets an, es werde einen Impfzwang geben. „Niemand hat behauptet, eine Zwangsimpfung einzuführen …“, schreibt er und setzt die Hashtags „Impfzwang“ und „Zwangsimpfung“ hinter die Aussage. Dass weder Gesundheitsminister Spahn noch irgendein anderer seriöser Politiker eine Impfpflicht fordern, bleibt unbeachtet.” Sie fahren richtig schwere Geschütze auf: “die Vorhersagen von Herrn Homburg wiederholt als falsch erwiesen haben und irreführend sind.” Selbstenthüllungsjournalismus vom feinsten?”—- Diese Leute wissen, dass sie lügen. Und sie wissen auch, dass wir wissen, dass sie lügen. Es geht nicht um uns oder sie. Es geht um die Unbedarften, die massenweise desinformierte Vertrauende sind. Wie man an den forcierten Schritten des Great Reset sieht, geht es auch um ein Wettrennen gegen die Zeit. Die mächtigen Verbrecher wissen, dass die Wahrheit sich langsam durchsetzt. Wir werden seit Jahren lmmer häufiger überrumpelt und vor vollendete Tatsachen gestellt.

Sirius Bellt / 12.10.2022

Zeugt von einem grandiosen Benehmen. Erst jemanden einzuladen um ihn kurz vor Termin wieder auszuladen.

RMPetersen / 12.10.2022

Witten-Herdecke lebt vom NRW-Steuergeld und ist nie weit von einer Finanzkrise entfernt. Da ein Prof. dort (Karagiannidis) Mitglied in dem Lauterbach-Beirat ist, sind Projekt mittel nicht fern. Da ist es sehr störend, wenn an seiner Uni eine Kritik-Veranstaltung stattfindet. Wissenschaft lebt zwar von Kritik und Meinungsstreit, aber ... seitdem in Deutschland nach dem Lyssenko-Stalin-Prinzip gemacht wird, ist der Meinungskorridor schmal wie eine Rasierklinge. Alle Thesen und Meinungen, die dem regional geschätzten SPD-Abgeordneten und Bundesminister Herrn Lauterbach nicht gefallen, werden bekämpft; da helfen auch Bekenntnis zu Wissenschaft und illustre Gründer wie Konrad Schily nicht. (Lauerbach wird sich nicht um die Absage gekümmert haben, das macht “sein Haus” oder die Parteischiene.)

Christian Berger / 12.10.2022

Bin gespannt, wie lange es noch dauert, bis vor deutschen Universitäten wieder „Schandpfähle“ errichtet werden, an denen die Namen angefeindeter Professoren und literarische Schriften angeschlagen werden (S. dazu: wiki Bücherverbrennung 1933/Professorenboykott). In Deutschland hat es halt Tradition, diejenigen zu boykottieren, die „nicht unseres Geistes sind“.  Was „unseres Geistes“ ist, hat sich in diesem Land zwar ab und an geändert, die Lust am Boykott Andersdenkender ist dagegen geblieben.

RPetersen / 12.10.2022

Die Uni Witten-Herecke sollte mal ganz anders sein, prrivat gegründet von Anthroposphen und Freidenkern (- ok, dass ist oft ein Gegensatz). Dann ging ihnen das Geld aus und das Land NRW hat - trotz voriger Aussagen - dann viel Steuerged da hinein gegeben. Seither ist die Uni woke-verbiesteter als jede andere. Freie Meinungsäusserung ist heutzutage nur noch in technischen Hochschulen bei Ingenieuren erlaubt. Alle “Geisteswissenschaften” sind seit rd. 25 Jahren Propaganda.

Olaf Borghoff / 12.10.2022

Hatten in der letzten Woche Besuch aus Deutschland und wurden unmittelbar ins Mittelalter versetzt.Ein Land, das mitten in Europa liegt, hat sich so abgeschottet, wenn es um Covid geht, dass man glauben könnte, es liegt irgendwo auf einer kleinen abgelegenen Insel in den Wasserwüsten des Pazifischen Ozeans. Wie kann man so resistent gegen alle Aufklärung, Verhaltensweisen und Forschung außerhalb des Landes sein?.Warum wehrt man sich nicht gegen die faschistischen Politiker und der übergriffigen Polizei und Behörden. Ich habe das Gefühl,”-dass am Deutschen Wesen immer noch die Welt genesen solle”. Ich werde Deutschland so lange wie möglich meiden.

ricardo sanchis / 12.10.2022

Als Privatmann hat der Uni- rektor sicher das Recht auf Feigheit. In seiner Funktion in der auch für die Freiheit der Wissenschaft und Lehre steht ist er leider eine totale Fehlbesetzung! Es gibt sicher geeignetere und aufrechtere Personen die ihn ersetzen können und sollten!

Claudius Pappe / 12.10.2022

Na ja, Uni kann man dieses nach betriebswirtschaftlichen Bedingungen arbeitenden Unternehmen wirklich nicht nennen. Vor 50 Jahren mitten in Wälder und Felder gebaut -  massive Umweltzerstörung würde ich es nennen.

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