Bei aller berechtigter Kritik sollten wir nicht vergessen, es sind Modeerscheineungen. Über die Jahrhunderte gesehen erscheinen diese bzw. ähnliche immer wieder. (Die Konservativen sind da meist das Korrektiv. Die diese Erscheinungen einhegen (sollten), also reformieren, sprich zurück in die Form bringen.) Die Zusammenhänge mit gesellschaftlichen Veränderungen sind mir nicht bekannt, die wird es wohl geben. Keine Zeit das zu ermitteln. Vielleicht ist das schon irgendwo niergeschrieben. Ich erinnere mich an ein Foto von einem Haus, Restaurant, am Potsdamer Platz (Berlin Zentrum) 1920iger Jahre mit riesen Werbeaufschriften, veganes Restaurant. Im Mittelalter gab es eine Zeit den Wahn, viel Wasser zu trinken. Die haben da 10, 20 Liter Wasser am Tag getrunken. In wenigen Stunden überfahre ich von der CZ kommend, die Grenze nach Sachsen, dann Brandenburg, werde allen zum Wahlergebnis gratulieren und mir Achtung bei REWE ! ein T-Bone Steak und dicken Kartoffelsalat kaufen für den morgigen Vatertag. Das Dosenbier steht schon im Kühlschrank. Ich weiß jetzt nur nicht mehr, von welchem Produkt 1 Euro in die Abholzung des Spreewaldes für den steuersubventionierten Windradbau geht.
Dass das eigene Lustempfinden individuell erlernt werden muss ist haben Sie sehr richtig dargestellt. Trotzdem habe ich zwei kleine Anmerkungen: Was die/den Nährstoffbilanz/-umsatz angeht, kommt man nicht an dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik vorbei, was der Mensch an Ernergie aufnimmt sollte er verbrauchen, sonst passt die Hose nicht mehr. Der zweite Punkt ist nicht ganz so griffig: Mehr Menschen, mehr Nachfrage nach Fleisch, Massentierhaltung, Antibiotikaeinsatz, Multiresistenzen (die Abkürzungen werden Sie schätzen lernen: ESBL, MRSA, 3/4-fach MRGN). Wie weit tangiert meine individuelle Freiheit/Konsum meinen Nachbarn? Liebe Grüße Frau Kollegin
Ich glaube, das Wichtigste, was es bei der Ernährung zu beachten gibt, ist das langfristige Gleichgewicht zwischen aufgenommenen und verbrauchten Kalorien. Viel Salat zu essen, hilft nur denen, die sich kaum bewegen und auf das mehr oder weniger substanzlose Sättigungsgefühl nicht verzichten wollen, das dieses inhaltsarme Grünfutter vermittelt. Zum Erhalt der Körpersubstanz braucht man Eiweiß, das man als Fleisch sehr zweckmäßig und wohlschmeckend zu sich nehmen kann. Als Kraftstoff braucht man Kohlenhydrate, die, einmal aufgenommen, entweder verbraucht oder als Fett gespeichert werden können. Wer das Fett nicht anlagern will, muß körperlich entsprechend aktiv werden oder von vornherein energieärmer essen, bis hin zu Salatblättern, wenn es ganz schlimm kommt. Fett als weiterer Energielieferant ist in unserer Nahrung reichlich enthalten, man muß nur da welches hinzufügen, wo es aus Geschmacksgründen dringend erforderlich ist. Weniger ist hier mehr, wenn man nicht gerade im Steinbruch arbeitet oder anderweitig ausdauernd körperliche Höchstleistungen erbringt. Ernährung als Ideologie gab es als Trend schon sehr lange, nicht umsonst gibt es Reformhäuser. Dieser Trend war immer ein Minderheitenthema. Die Aufladung mit dem Klimaschutz durch Fleischvermeidung wird wohl eine kleine Welle machen. Geht wieder vorbei. Hauptsache, es schmeckt!
Wie lange ist es eigentlich her, dass Menschen sich nicht aussuchen konnten, was sie essen, um nicht zu verhungern? Gut, ich hab meinen Fleischkonsum drastisch eingeschraenkt - mehr als einmal am Tag, ess ich kein Steak mehr.
Selbst Liebe geht bekanntlich, zumindest teilweise, durch den Magen. Und das ist auch schön so. Wie herrlich ist es, abends nach einem erlebnisreichen Tag, so richtig zu schlemmen. Mit allem Ungesunden, was dazugehört. Als da sei Fleisch, Fisch, Wein und Nachtisch. Von mir aus dürfen auch gern Salat und Gemüse dabei sein. Von allem etwas. Mal dieses, mal jenes. Wie Sie schon sagen, hören wir auf die Bedürfnisse unseres Körpers. Dieser meldet sich schon rechtzeitig und sein Rat ist teuer. Warum sollten wir uns einer möglichen Lebensqualität verweigern? Würden uns hungernde Menschen noch für normal halten? Essen ist wichtig für unser Wohlbefinden, für unser Zusammensein, es fördert die Kommunikation, es macht Spaß. Ich liebe es, neue Speisen zu probieren und kann behaupten, dass es fast nichts gibt, was ich nicht mag. Leid tut mir die Pizza-Pasta-Burger-Generation. Denn die verpasst vieles. Allerdings tun dieses auch die Veganer, nehme ich an. Und selbst wenn sie ein paar Jährchen länger leben sollten, tauschen möchte ich mit ihnen nicht.
Letztens auf einem Geburtstag: “Wir haben heute ein veganes Buffett.” Ich hielt es für nen Gag und habe gelacht. War schon nicht so gut. Schmeckte aber besser als erwartet. Ich als Omnivore bin da flexibel. Am Tisch sitzt neben mir so ne Milchtüte von Ende 20 und sinniert über Ernährung. “Wie kann man nur auf die Idee kommen, ein Tier zu töten und zu essen?” Meine Antwort: “Hunger? Aber du weißt ja sicher nicht, was das sein soll. Die meisten Menschen, die auf diesem Planeten leben und gelebt haben allerdings schon.” Da hatte ich aber die Stimmung versaut. Und ich finde allerdings nicht, dass vegetarisch schmecken muss wie Hund. Rezept? Eine Packung Räuchertofu (unbedingt Räuchertofu) anbraten, Zwiebeln dazu, wenn glasig , Knoblauch, Chilli beifügen und vorher gekochte Nudeln kurz mit anbraten. Vom Herd nehmen. Pesto (am besten den klassischen Grünen) untermischen. Parmesan nach belieben. Voila.
Es ist bemerkenswert wie willig junge (und alte) Menschen Schwachsinn in sich aufsaugen. Das inzwischen in allen Lebensbereichen, siehe die Hysterie um die “Klimarettung”, die Energiewende, die Verkehrswende…. In einer Zeitschrift las ich vor einigen Jahren die für mich einzig wahre Empfehlung einer amerikanischen Ernährungsberaterin: “Essen Sie das, worauf Sie gerade Appetit haben!”. Mit dieser Maxime bin ich bei ziemlich guter Gesundheit inzwischen 67 Jahre geworden. Gegessen wurde, was auf den Tisch kam. Und in den 1950er Jahren war die Auswahl oft nicht eben riesig.
Wunderbar, dass es junge Leute gibt, die so frisch und gesund und normal daherreden und vor allem mit Lust essen und trinken. In der heutigen Zeit, in der die Menschen verlernt haben, Diskurse zu führen, dem Gegenüber eine eigene Meinung zuzugestehen, auch wenn sie völlig anders ist, sind leider vorbei. Die meisten stehen stramm vor den neuen Religionen Essen und Klima. Kleinste Abweichungen werden von selbsternannten Priestern sanktioniert, die abweichende Meinungen streng ahnden und wohl bald, so steht zu befürchten, über die staatlichen Vollzugsstellen bestrafen. Fliegen geht (bald) nicht mehr, Autofahren nur noch elektrisch, Fleisch essen ist verpönt, ausser es sei haram. Jedesmal, wenn ich einen dieser spindeldürren, hinternlosen sich selbst als vegan oder veggie bezeichnenden Menschen sehe, die morgens mit ihren Red-Bull-Büchsen und Knabbernüsschen auf den Zug rennen, aschfahl und mit einem Gesichtsausdruck, der jedem andern ein schlechtes Gewissen einreden will, denke ich, wie blind und egozentrisch, wie interesse- und neugierdelos die durch die Welt irren. In der Tat ist es unvorstellbar, dass solche Menschen Sexualität geniessen, lustvoll durch eine schöne Landschaft wandern, schwimmen oder radfahren oder sich an einer Ferienreise erfreuen können. Sie kasteien nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Geist. Das Schlimmste ist ihr missionarischer Eifer, der andere dazu zwingen will, genauso ungeniessbar zu werden, wie sie selbst es sind.
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