Stefan Klinkigt / 19.06.2022 / 11:00 / Foto: Stefan Klinkigt / 38 / Seite ausdrucken

„Bei mir stirbt der Wald anders“ – Nachlese

Am letzten Sonntag wurde hier mein Artikel „Bei mir stirbt der Wald anders“ veröffentlicht. Unter vielen interessanten Leserreaktionen hat mich eine, die mich per E-Mail erreichte, besonders gefreut: der Brief eines pensionierten höheren Verwaltungsbeamten aus der Forstwirtschaft.

Mit seiner freundlichen Genehmigung gebe ich diesen nachfolgend allen Lesern zur Kenntnis.

„Sehr geehrter Herr Klinkigt,

habe eher zufällig Ihren Artikel „Bei mir stirbt der Wald anders“ gelesen. Ich kann Ihnen nur zustimmen. Ich bin Förster und war mein ganzes Berufsleben dem Wald verpflichtet. Ab 2008 begann am Großen Winterberg die Käferinvasion. Für die Bekämpfung des Borkenkäfers gibt es nur das eine simple Verfahren, befallene Bäume möglichst früh im Frühjahr erkennen (der Käfer beginnt bei 15 Grad seinen Schwarmflug), sofort fällen und aus dem Gebiet verbringen. Im NP war das nach grüner Ideologie nicht durchsetzbar. Holz durfte nicht genutzt werden! So wurde der Käfer Stück für Stück gezüchtet. Ein Pärchen des Borkenkäfers kann bei guter Witterung für den Käfer bis zu 100.000 Nachkommen in nur einem Jahr erzeugen. 

Mit den Trockenjahren 18/19/20 traf diese riesige Population auf eine stark geschwächte Fichte. Nun sieht der NP so aus, wie er aussieht und im Übrigen auch die Randgebiete. Nun werden erhebliche Mittel für die Verkehrssicherung ausgegeben. Trotzdem wird die Folgegeneration wieder Fichte sein, da aktiv im NP so gut wie kein aktiver Waldumbau betrieben wurde. Wieder auf Grund der selbst auferlegten Prämisse des Nichtstuns. Die Folge dieser verfehlten Politik ist nicht nur ein riesiger Verlust an Volksvermögen, sondern auch an landeskulturellen Leistungen des Waldes, insbesondere Bodenerosion an den Steilhängen. Gleichzeitig sind sogenannte fremdländische Baumarten ein absolutes Tabu, übrigens jetzt nicht nur im Nationalpark. Für unsere Zukunft wird es unter den gegebenen Klimaveränderungen darauf ankommen, einen gesunden und produktiven Wald heute zu gestalten. Dabei werden fremdländische Baumarten eine besondere Rolle spielen. Wir müssen heute viel probieren, offen sein für Neues. Biodiversität haben wollen und Fremdländer verbieten, ist ein Widerspruch in sich.

Es ist äußerst wichtig, dass Menschen wie Sie sich zu diesen Themen sachlich äußern.

Mit freundlichen Grüßen
XXX“

 

Ich hatte übrigens meinem Text vom letzten Sonntag noch ein Postskriptum angefügt:

PS: … und an die Adresse der Grünen Weltklimaretter gerichtet: Nicht das CO2 ist ein Killer, sondern die von euch in höchsten Tönen bejubelten und als „Zukunftsenergie“ gepriesenen, monströsen Windräder, die massenweise Vögel, Fledermäuse und Insekten töten – und darüber hinaus in grotesker Weise unsere großartigen Kulturlandschaften verschandeln. Aber wenn das Weltklima gerettet werden soll, dann hat die Scheiß-Natur gefälligst Platz zu machen, gell? … Demnächst auch im Reinhardswald (Grimms Märchenwald) in Hessen.

Ich habe mich mal auf der Website der Windpark Reinhardswald GmbH umgeschaut:

Die Windpark Reinhardswald GmbH will nach eigenen Angaben dort 20 Windräder des Herstellers VESTAS (V150-5,6 MW) mit einer Nennleistung von jeweils 5,6 MW, einer Nabenhöhe von 166 Metern, einem Rotorradius von 75 Metern und einer Gesamthöhe der Anlagen 241 Meter über Geländeoberkante aufstellen.

Auf der Website wird vollmundig verkündet:

„Der Windpark im Reinhardswald wird umweltfreundliche Energie in der Region für die Region erzeugen. Vorgesehen sind 20 Windkraftanlagen – vier am Farrenplatz und sechzehn auf dem Höhenzug des Langenbergs. Über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren wird der Windpark voraussichtlich 315 Millionen Kilowattstunden regenerativen Strom pro Jahr erzeugen.“ 

Donnerwetter! Rechnen wir doch mal nach.

• 315 Millionen kWh pro Jahr sollen die 20 Windräder liefern.

• Maximale Nennleistung pro Anlage: 5.600 kW

• 20 x 5.600 x 8.760 (Volllaststunden pro Jahr) = 981.120.000 kWh pro Jahr

• Nutzungsgrad: 315.000.000 / 981.120.000 = 0,32

(Zu den Begriffen „Nutzungsgrad“ und „Volllaststunde“ kann man hier nachschlagen.)

Der Projektbetreiber Windpark Reinhardswald GmbH will also der Öffentlichkeit allen Ernstes weismachen, seine 20 VESTAS-Windräder, für die der halbe Reinhardswald zerstört und verunstaltet werden soll, würden mit einem Nutzungsgrad von 0,32 betrieben!

Nutzungsgrade von Onshore-Windkraftanlagen bewegen sich in Deutschland (je nach Windeinzugsgebiet – einen Überblick bekommt man beim Global Wind Atlas) zwischen 0,16 und 0,25 – wobei der Reinhardswald (zwischen Hann. Münden und Bad Karlshafen) eher im unteren Bereich liegen dürfte.

Neben der geplanten rücksichtslosen Wald- und Biotopvernichtung zum Betrieb der 20 Windräder werden also auch noch diejenigen, die in diesen gigantischen Irrsinn investieren sollen, mit falschen Ertragsversprechen hinter die Fichte geführt. Oder sehe ich das falsch?

Foto: Stefan Klinkigt

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Leserpost

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A.Schröter / 19.06.2022

Die Grünen und ihre Wähler hängen zu sehr aneinander und sind Hanfdampf in allen Gassen.

Rainer Hanisch / 19.06.2022

Ach Herr Lorenz, Physik hat doch nie jemanden ernsthaft interessiert. Das Brauchbare wurde für die religiöse Grün-Schwafelei herausgepickt. Meist ohne jeden Zusammenhang mit anderen Gesetzmäßigkeiten. Das hat auch unsere physikalische Kanzlerin (angeblich mit Dr.-Titel) nicht gestört, den Bürgern beispielsweise “erneuerbare” Energie andrehen zu wollen! Hauptsache, die Windmühlen stehen und verschandeln die Umwelt. Was die ganzen Solaranlagen für Umweltschäden verursachen, bleibt ebenfalls unerwähnt. Aber egal - Hauptsache “grün” und “öko”.

Theodor Zetchke / 19.06.2022

@Lorenz: Sie haben die Physik der Klimapriester noch nicht verstanden: Während der Furz einer Kuh das Weltklima zum kippen bringt, wirkt sich die Verlangsamung der natürlichen Luftströmungen durch die Entnahme von Energie im Megawatt-Bereich niemals auf das Wetter aus. Und jetzt alle: “Wir müssen das Klima retten und danach den Mars, auf dem wurde Plastikmüll gefunden!”.

Michael Schauberger / 19.06.2022

Dieser ganze grüne Öko-Terrorismus (man kann das leider nicht anders bezeichnen) führt doch die gesamte Zeit über, seit seiner Einführung der “Erneuerbaren Energien” im Zuge der “CO2-Senkung”, seit Anbeginn an, die Bürger hinter die Fichte. CO2 war & ist niemals schädlich, es gibt überhaupt keinen Bedarf für Windräder. Wenn, dann sollte der Platz, den solch ein Windrand braucht, für Solarzellen genutzt werden, das ist deutlich effizienter. Nichtsdestotrotz bleibe ich bei meiner Aussage, die ich auch in meinem letzten Kommentar unter Ihren Beitrag geschrieben habe: Das Fällen von Bäumen darf nur unter ganz besonderen Umständen geschehen, die einer expliziten Genehmigung bedürfen. Ein Borkenkäferbefall wäre so ein Grund, aber ein Windrad? Definitiv: Nein. Um es ganz platt zu sagen: Die Menschen werden verarscht, ihnen wird das Geld mit diesem Klima-Terrorismus aus der Tasche gezogen, ihre Umwelt wird vernichtet und das Ganze auch noch grün angestrichen, damit der Mensch nicht merkt, was für ein Wahnwitz hier vollzogen wird. Im Gegenteil, man muß den PR-Agenturen, auch in den Reihen der Bundesregierung, Respekt zollen für diese Art der Manipulation, der Gehirnwäsche, die hier am Volk vollzogen wurde. Da sind die echten Profis am Werk. Das ist außerdem kein Zufall, der hier passiert, das hat Methode. Jeder, der mir etwas anderes erzählen will, der sollte verdammt gute Begründungen parat haben.

Jo Pabst / 19.06.2022

Tja, man hat nur vergessen an den NP-Grenzen Schilder aufzustellen mit “Durchflug für Borkenkäfer verboten”. :-))))))) Aber niemals ist eine inkompetente Politikblase an sowas Schuld, dafür gibt es natürlich die Klimakatastrohe. Das ist so als wenn ein Bauer zur Feuerwehr sagt: Ihr dürft nur den Wohntrakt löschen, der Ökonomietrakt soll abbrennen…

Karsten Dörre / 19.06.2022

Mit Wissenschaften und Realitäten kann man neuen Religionen (Glaubensbekenntnissen) nicht beikommen. Der Beginn und die Umsetzung des Leninschen Sozialismus (wie auch der nicht vollzogene trotzkistische Sozialismus) beruhte lediglich auf theoretisch-romantische Phantasien. Die derzeitige Religion beruht auf vollständige Katastrophen und Untergänge, um danach jungfräulich neu zu beginnen. Der grün-ökologische Mainstream baut nicht auf Vorhandenem auf. Deshalb die permanente Weltuntergangspropheterien, für die die derzeitige Menschheit verantwortlich sei. Dem im Weg stehen z.B. klassische Kriege oder Feldforschung und unabhängige Wissenschaften. Die heutige Wissenschaft ist politisch abhängig. So auch die Forstwirtschaft. Es überrascht auch nocht, dass gesunde Bäume der Ideologie weichen müssen, während kranke und ansteckende Bäume dem “Umweltschutz zuliebe” stehen bleiben. Bei Religionen sind viele Geschichten und Rituale nicht rational erklärbar.

Hartwig Dorner / 19.06.2022

Tausche 80 Geflügeltürme im 17 km Radius (“ca 134880 Haushalte”, dzt. on shore) gegen 1 mal anständig qualmenden Kohle- oder Atommeiler.

Ludwig Luhmann / 19.06.2022

@Michael Lorenz / 19.06.2022 - “Und noch ein Gedanke, denn der Energieerhaltungssatz gilt ja immer und überall. Wenn - worauf die Grünen stolz verweisen- an manchen Tagen sämtliche elektrische Energie von Solar und Wind erzeugt wird (vorzugsweise dann, wenn der Strom eh nicht gebraucht wird und wie das Ausland teuer bezahlen, ihn uns abzunehmen!): hat sich schon einmal jemand Gedanken darüber gemacht, welche Folgen es für das atmosphärische Geschehen hat, wenn man diesem solch riesige Energiemengen entzieht? (...)”—- Die Grünen gehen ja implizit immer von einem geschlossenen System aus, wenn sie über die Erde als Treibhaus reden. Wenn sie beginnen, den Energieerhaltungssatz zu verstehen, dann werden sie wohl nach belieben von eonem offenen und einem geschlossenen System reden, oder einer Mixtur.

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