Der Umgang mit religiösen Vorschriften ist einem geschichtlichen Wandel unterworfen. Dieser Wandel wird von Diskussionsprozessen innerhalb der Gemeinden getragen. Sie können zu Wegen führen, den Glauben und die Lebensrealität der Gläubigen zu vereinbaren – sodass heute etwa katholische Einrichtungen Beratungen anbieten, die rechtliche Voraussetzung für einen möglichen Schwangerschaftsabbruch sind. Ähnliches gilt auch für die Debatte um männliche Beschneidung. Sie muss in den Religionsgemeinschaften selbst stattfinden. Dass sie begonnen hat, ist alles andere als falsch.
http://www.fr-online.de/kultur/beschneidungsurteil-nicht-in-die-hinterzimmer-verdraengen,1472786,16545466.html
Wenn unter Berufung auf die Religion Gewalt gerechtfertigt wird, muss man sich diesem Anspruch verweigern. Das gilt zum Beispiel auch für die Genitalverstümmelung von Mädchen. Aber bei der Beschneidung liegt der Fall anders. Das Problem, das hier beim Blick in fremder Männer Hose konstruiert wird, existiert vor allem als Projektion derer, die selbst nicht beschnitten sind.
http://www.ksta.de/politik/navid-kermani—-urteil-geht-ueber-vorbehalte-hinaus-,15187246,16546268.html
Wir haben in dieser Frage doch gar kein Verhandlungsmandat. In den fünf Büchern Mose steht nun einmal, dass jüdische Jungen, sofern sie gesund sind, am achten Tag beschnitten werden müssen. Nicht sieben Tage, nicht neun Tage, sondern acht Tage nach der Geburt. Wir selbst können da keine Zugeständnisse machen, da muss man schon mit dem lieben Gott verhandeln.
http://www.ksta.de/politik/dieter-graumann—ganze-juedische-welt-ist-betroffen-,15187246,16539572.html
Nach dem Kölner Urteil droht freilich auch hierzulande ein Kulturkampf von äußerster Härte… Mit Blick auf die jüdische Minderheit hieße das im Klartext, dass wesentliche Züge der jüdischen Religion als verächtlich gelten, man die Gruppe aber der deutschen Vergangenheit wegen gnädig in Ruhe lässt. Dass eine derartige „Lösung“ die in Sonntagsreden bemühte Floskel von der „jüdisch-christlichen“ Tradition Lügen strafen würde, versteht sich von selbst. http://www.fr-online.de/kultur/beschneidung—judentum-und-islam-hier-nicht-erwuenscht-,1472786,16529678.html