Ich danke Herrn Murat Altuglu sehr für diesen exzellenten Artikel. “Über die Aufnahme von Flüchtlingen aber gibt es nichts zu streiten, dazu ist der Staat verpflichtet. Wer anderes sagt, stellt sich gegen das Grundgesetz und mehr noch: der leugnet ein Gebot Christi.” sagt Bischof Bohl. Was für ein hanebüchener Unsinn die Behauptung ist, es wäre ein Gebot Jesus Christus’, “der Staat” wäre zur Aufnahme von Flüchtlingen verpflichtet, hat der Artikel sehr gut klargemacht. Aber auch die zweite Behauptung, unser Grundgesetz würde den deutschen Staat verpflichten, Flüchtlinge aufzunehmen, ist eine Unsinnsbehauptung, wenn man sie etwa auf Flüchtlinge vor einem Bürgerkrieg bezieht. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erklärt in einem Artikel auf ihrer Website, der mit “Politisch Verfolgte genießen Asyl” überschrieben ist, den Geltungsbereich der Asylregelungen des Grundgesetzes… dort kann man folgenden Satz lesen: “Allgemeine Notsituationen wie Armut, Bürgerkriege, Naturkatastrophen oder Perspektivlosigkeit sind damit als Gründe für eine Asylgewährung grundsätzlich ausgeschlossen”. Daher ist auch die Behauptung Bohls, das Grundgesetz würde den deutschen Staat zu einer Aufnahme von Flüchtlingen zwingen, die vor einem Bürgerkrieg wie etwa in Syrien fliehen, eine Quatschbehauptung. Daß es sehr zu wünschen ist, daß Menschen im (relativen) Wohlstand Menschen in Not helfen, darüber besteht doch überhaupt kein Dissens. Ärger erweckt hingegen die Behauptung von Politikern, Bischöfen und anderen Berufstugendhelden, die Hilfe könne nur in einer Massenumsiedelung um den halben Erdball bestehen. D.h. selbst wenn man einmal die Quatschbehauptung über “die Pflichten des Staates gemäß Christi” beiseite lässt, so gibt es ebenso kein Gebot Christi, das als Hilfe eine Massenumsiedelung um den halben Erdball vorschreibt… sondern Hilfe kann viele Formen annehmen. In Deutschland ist aber eine Debatte darüber nicht möglich (Bischof Bohl: “Über die Aufnahme von Flüchtlingen aber gibt es nichts zu streiten”), d.h. an Massenumsiedelungen führt kein Weg vorbei, und wer denen reserviert gegenübersteht, ist ein Menschenfeind, basta!
Ihr letzter Satz “Mit dem Gehalt eines Landesbischofs könnte Herr Bohl ein gutes Dutzend Flüchtlinge auf Hartz IV Niveau versorgen und hätte dann immer noch mehr Geld übrig, als es die meisten Menschen in Deutschland zur Verfügung haben.” bringt pointiert zum Ausdruck, was bereits vor 170 Jahren Harry Heine so wundervoll formulierte: “Ich kenne die Worte, ich kenne den Text, ich kenn´ auch die Herren Verfasser! Ich weiß, sie tranken heimlich Wein - und predigten öffentlich Wasser!” (aus: “Deutschland - Ein Wintermärchen”) Danke für Ihre wahren Worte und treffende Analyse der Verderbtheit der EKD…
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