Amoklauf Energiewende: Wachen die großen Umweltverbände auf?

Die Grünen in der Regierung und die Naturschützer leben sich in großem Tempo auseinander. Vorwurf: Habeck & Co betreiben in Deutschland das größte Umweltzerstörungsprogramm aller Zeiten. 

Jahrzehnte lang passte kein Blatt Papier zwischen die Grünen und die mächtigen Umwelt- und Naturschutzverbände, allen voran der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund (NABU). Willig trug man alle Entscheidungen mit, wie der Ausbau der sogenannten Erneuerbaren Energien insbesondere der Windkraft, „naturverträglich“ gestaltet werden könne. 

Dann kam die Ampel und mit ihr der Amoklauf von Klimaschutzminister Robert Habeck. Binnen kürzester Zeit wurde nicht nur der Landschaftsschutz, ohnehin ein schwaches Instrument, vollständig geschleift, sondern auch der Artenschutz, insbesondere der Vogelschutz. Oft im Schulterschluss mit der EU wurden immer neue Beschleunigungsgesetze verabschiedet inklusive des im Wind-an-Land-Gesetz vorgeschriebenen Zwei-Prozent-Flächenziel für die Windkraftnutzung.

Innerhalb der Umweltverbände wuchs indes der Widerstand der Mitglieder gegen das allzu freundliche Einvernehmen ihrer Verbandsspitzen mit den Vogelschredderern und Landschaftsvernichtern. Jetzt trat Ole Eggers, Landesgeschäftsführer des BUND im von Windkraftwerken fast vollständig ruinierten Bundesland Schleswig-Holstein die Flucht nach vorne an und nannte Habeck „den für den Naturschutz gefährlichsten Politiker, den wir auf der ganzen Bühne haben“. „Er zieht uns den Boden unter den Füßen weg“. 

Immer breiter werdende Spur der Verwüstung

Auch der Naturschutzbund nahm Stellung zur jüngsten Reform des Klimaschutzgesetzes, mit dem der Bau von Windräder nochmal erleichtert wird. „Das Gesetz trägt entschieden dazu bei, den Klimaschutz gegen den Naturschutz auszuspielen“, so Schleswig-Holsteins Nabu-Chef Alexander Schwarzlose. Personalnot in den Behörden führe dazu, „dass Windräder regelmäßig genehmigt werden, ohne dass die Zentralelemente des Naturschutzes geprüft worden sind“, fürchtet Schwarzlose. Sein drastisches Fazit: „Gebiets- und Artenschutz verkommen so weitgehend zu leeren Worthülsen.“

Auch innerhalb der Grünen selbst rumort es. In einem „Positionspapier grüner Naturschutz und Erneuerbare Energien 2023“ heißt es: „Dieses Positionspapier richtet sich nicht gegen die Energiewende und die notwendige Umstellung von fossilen auf Erneuerbare Energien, sondern gegen die leider immer breiter werdende Spur der Verwüstung, die die gegenwärtige grüne Wirtschafts- und Klimaschutzpolitik ungewollt im Naturschutz hinterlässt. Dieses rabiate Vorgehen kulminiert in der vom grünen deutschen Wirtschaftsministerium angestoßenen EU-Notverordnung zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Erneuerbare Energien und den fatalen Ergebnissen der Verhandlungen des Koalitionsausschusses im März 2023.”

Die Wochenzeitung Die Zeit kommentiert: „Irgendetwas scheint zerbrochen zwischen den Grünen und den Umweltverbänden. Nach über zwei Jahren grüner Regierungsbeteiligung wirkt das Verhältnis so lädiert wie nie. Früher waren die Verbände für die Grünen das, was die Gewerkschaften für die SPD waren: Verbündete in der Sache, vereint im Milieu, im linken vor allem. Viele Mitarbeiter in den Verbänden sind jahrelange Mitglieder der Grünen, auch einige Chefs haben ein grünes Parteibuch. Nun denken die ersten von ihnen in Hintergrundgesprächen darüber nach, den Rücktritt eines grünen Ministers zu fordern.”

Größtes Umweltzerstörungsprogramm aller Zeiten

Wasser auf die Mühlen neuer Naturschutzverbände wie des Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität (VLAB) und der Naturschutzinitiative (NI), die sich schon vor Jahren von der Kungelei der Verbandsökos mit den Grünen abwandten und die „Energiewende“ als das bezeichneten, was sie ist: das größte Umweltzerstörungsprogramm aller Zeiten in Deutschland. 

Damit behält auch Enoch zu Guttenberg (1946-2018), der große Dirigent und Umweltschützer recht, dem folgendes Zitat zugeschrieben wird: „Verblendet und zynisch scheinen mittlerweile ausgerechnet jene, die uns vor der Klimakatastrophe…. retten wollen, und die uns stattdessen unsere letzten menschlichen, natürlichen, nicht urbanisierten Lebensräume in monströse Industriegebiete verwandeln.“ Er trat 2012 aus dem von ihm einst mit gegründeten BUND unter Protest aus und inspirierte mit VLAB und NI die Gründung einer Gegenbewegung. 

Für unsere Rubrik „Achgut zum Hören“ wurde dieser Text professionell eingelesen. Lassen Sie sich den Artikel hier vorlesen.

Georg Etscheit ist Autor und Journalist in München. Fast zehn Jahre arbeitete er für die Agentur dpa, schreibt seit 2000 aber lieber „frei“ über Umweltthemen sowie über Wirtschaft, Feinschmeckerei, Oper und klassische Musik u.a. für die Süddeutsche Zeitung. Er schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss, und auf Achgut.com eine kulinarische Kolumne.

Foto: Montage Achgut.com/ Fortepan/ Uvatery CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons U.S. Department of State

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Sabine Heinrich / 07.05.2024

BUND, NABU und wie sie alle heißen - sie haben auf kommunaler Ebene in der Stadt Abg. im südlichen Schleswig-Holstein keinen Finger gekrümmt, als es um das Fällen von gesunden Bäumen ging, damit ein hässlicher Großklotz errichtet werden konnte. Auch als ein bedeutender Unternehmer Jahre zuvor auf seinem sehr großen Grundstück alles hat umsägen lassen, was auch nur Baumähnlichkeit hatte, waren die sogenannten Naturschützer mit keinem Wort zu hören oder etwas von ihnen zu sehen oder lesen. Als vor 2 oder 3 Jahren alle!!! gesunden Bäume in der Hauptstraße in dieser Stadt umgesägt wurden, hat sich kein sogenannter Naturfreund in Stellung gebracht, niemand hat sich an einen Baum angekettet, festgeklebt, gar die Sägenden mit Kot beworfen. Ich habe den hässlichen Verdacht, dass zumindest in dieser SPD-regierten Stadt die linken Naturschützer mit Geld ruhiggestellt werden. Aber denen geht es ja - so mein Eindruck - ohnehin nicht um die Natur, sondern um Macht und Drangsalierung der Bevölkerung, die kein Auto benutzen soll, sondern auf dem Dreirad, auf Krücken, im Rollstuhl einer segensreichen Zukunft entgegenstreben (sterben?) soll. Aber die Bewohner dieser Stadt wollen es offensichtlich nicht anders - flaue Wahlbeteiligung - und so lange man noch entspannt seinen teuren Cappucino oder anderes schlürfen kann, ist alles gut.  - Liebe Frau Buhr - falls Sie (ich verorte Sie als Hamburgerin) dies lesen - ich denke, Sie wissen, welche Stadt ich meine! Viele Grüße von einem Nachbarort, einer Insel der Seligen!

Wolfgang Richter / 07.05.2024

“Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund (NABU). Willig trug man alle Entscheidungen mit,” - Nicht nur bei diesem Thema, sondern auch im kommunalen Nahbereich, wenn es um Bebauungspläne der “Bürgermeister” und ihrer kommunaleigenen Erschließungsgesllschaften zum generieren von Geld für ihre klammen Kassen ging und geht. Da spielen dann auch zB nachgewiesene Vorkommen von artgeschützten Fledermäusen keine Rolle. Wer die und Gleichgestrickte noch mit Spenden unterstützt, der glaubt sicher auch an den “Zitronenfalter”

Lutz Liebezeit / 07.05.2024

Letzte Anmerkung: Die KI-Maschine ist eigentlich die logische Folge der Suchmaschinen wie google, bing, duckduckgo. Der Unterschied sind präzisierte Suchergebnisse, welche zusammengefaßt sind. Früher, in der guten alten Zeit, mußten wir erst 10 Seiten aufrufen, das braucht man damit nicht. Die Maschine war eine Frage der Zeit, denn bei den Betreibern arbeiten tausende von Tüftlern und Programmierern, die Tag und Nacht darüber nachdenken, die Suchergebnisse zu verbessern. Die KI-Maschine war voraussehbar und ist doch nur eine Suchmaschine: Google Volume 2.0.

Lutz Liebezeit / 07.05.2024

You: Was haben Leute zu verbergen, die für Argumente nicht mehr zugänglich sind? ChatGPT: Menschen, die für Argumente nicht mehr zugänglich sind, könnten verschiedene Dinge verbergen oder Gründe haben, warum sie sich verschließen. Einige davon könnten sein: / Stolz oder Ego: Sie könnten zu stolz sein, um zuzugeben, dass sie falsch liegen oder ihre Meinung ändern müssen. Das Zugeben von Unrecht könnte ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen. / Angst vor Veränderung: Sie könnten Angst vor den Konsequenzen haben, die sich aus der Änderung ihrer Meinung ergeben könnten. Es könnte bedeuten, ihre Identität oder ihre Beziehungen zu anderen in Frage zu stellen. / Emotionaler Schutzmechanismus: Manche Menschen schließen sich emotional ab, um sich vor unangenehmen Gefühlen wie Unsicherheit, Scham oder Schuld zu schützen. / Ideologische Überzeugungen: Sie könnten fest an ihre Überzeugungen gebunden sein und sich weigern, alternative Ansichten zu akzeptieren, die ihren ideologischen Überzeugungen widersprechen. / Mangel an Informationen oder Verständnis: Es besteht die Möglichkeit, dass sie nicht genug Informationen haben oder nicht genug über das Thema verstehen, um für Argumente zugänglich zu sein. Dies kann zu einem Festhalten an bestehenden Überzeugungen führen. / Externe Einflüsse: Externe Faktoren wie Gruppendruck, kulturelle Normen oder politische Zugehörigkeit könnten ihre Fähigkeit beeinträchtigen, für Argumente zugänglich zu sein. / Vergangene Erfahrungen: Frühere negative Erfahrungen mit dem Ändern ihrer Meinung könnten sie dazu bringen, sich zu verschließen, um sich vor ähnlichen Situationen zu schützen.  - Es ist wichtig zu erkennen, dass die Gründe, warum Menschen für Argumente unzugänglich sind, komplex sein können und von Person zu Person unterschiedlich sind. // Die Maschine bringt sehr interessante Argumente für die Blockadehaltung der Parteien. Daß das gefährlich, muß ich nicht dazu sagen, es macht denkfaul und langfristig dumm.

Ruth Rudolph / 07.05.2024

@Gabriele Kremmel Die Grünen haben noch nie vorher überlegt, welche Folgen ihre Entscheidungen und ihr Tun haben werden.  Sie machen so gut wie immer den zweiten Schritt vor dem ersten. Beste Beispiele das Abschalten der Kernkraftwerke und nun nach und nach auch der Kohlekraftwerke ohne dass eine Alternative zur Energieversorgung gesichert ist. Oder den geplanten Rückbau des Gasnetzes. Dazu passt Habecks Satz ” dann lasst uns doch die Qudratur des Kreises probieren und wenn es dann klappt, können wir uns alle miteinander freuen.” Das ist doch eine Bankrotterklärung für den Wirtschaftsminister eines Landes mit mehr als 80 Mill. Einwohnern.

Lutz Liebezeit / 07.05.2024

Ich habe im Geschichtsunterricht gelernt, daß der Ausdruck des Faschismus die Antihaltung ist. Anti dies, anti das, auch die Wahlprogramme bestehen nur aus anti. Die Graffitis sind anti, die Sticker sind anti, die Anstecknadeln sind anti, ganzre Städte sind, glaubt man den Stickern, anti sein, Fußballvereine, sind anti. Im Parlament werden Popanze aufgeblasen, um die zu bekämpfen, die einzigen, die Hass- und Hetzparolen herumgröhlen, sind sie selber. Wofür sind die? Genauso heruntergekommen sehen die Städte aus, alles wird bekämpft, alles zerstört, und überall laufen die Ratten herum, weil Abfall und Müll nicht bekämpft werden.  Die Sache ist, daß die Gegenseite nichts eigenes vorzuweisen hat, als ebenfalls anti zu sein, nämlich anti-anti. Die hat in den Jahrzehnten keine Parallel-Zukunft geschaffen. Wie Marie von Ebner-Eschenbach so passend festgestellt hat, macht uns der Kampf mit einem Egoisten auch zu einem Egoisten. Tunnelblick, es wird nichts anderes mehr zu gelassen als anti, oder anti-anti.

Peter Groepper / 07.05.2024

@Klaus D. Schlademann “Wie lautet noch der Amtseid der MdBs ? Habe ich mich immer verhört beim Textaufsagen der Abgeordnetinnen im Parlament ?” Nein, Sie haben keinen Hörfehler, aber das weitverbreitete Gutgläubigkeitssyndrom gegenüber den meisten Politikern. Ab einem Alter von ca. 20 (je nach Aufgeklärtheit und entspr. Erziehung im Elternhaus) sollte man dieses Syndrom abgelegt haben. Das, was die große Mehrheit bejubelt, ist eigentlich immer das Falsche (typisches Beispiel aus der Jetztzeit: “Wir sind mehr”)

Michael Hoffmann / 07.05.2024

Neulich habe ich einer informellen Anwohnerversammlung beigewohnt, weil man in ca. 500 m Entfernung zur Wohnbebauung 200 m hohe Windräder plant. Viele Teilnehmer bemühten sich anzumerken, dass sie nicht grundsätzlich gegen “erneuerbare” Energien wären (OT “Der Wind weht immer”). Wer so denkt (St. Florians-Prinzip und Naturzerstörung o.k. ), dem wird die aus meiner Sicht notwendige himmlische Hilfe verwehrt. Da wird das Schicksal gnadenlos zuschlagen. Wer Windräder grundsätzlich befürwortet, muß auch bereits sein, sie in seiner unmittelbaren Nähe auszuhalten.

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