Vielleicht gibt es uns zu denken, dass in Ländern, die wirklich etwas von Freiheit verstehen wie Großbritannien oder den USA, sowohl eine gewisse öffentliche Disziplin als auch eine gelegentliche Ungerechtigkeit akzeptiert werden. Dort akzeptiert man, dass es halt mal Gewinner und Verlierer gibt. Dort lernt man auch, mit Anstand zu verlieren. Dort konnte also das absolute Rauchverbot in öffentlichen Räumen durchgesetzt werden. Dort findet man auch Schuluniformen besser als individuelle Modenschau in der Schule, Gesamtschule besser als Sortierung in “leistungsgerechte” Schulzweige, Ganztagsschule und Abitur nach zwölf Jahren besser als Jammern über den Verlust der Kindheit. Und gut ausgestattete Privatschulen und hohe Universitätsgebühren besser als Mittelmaß für alle im Namen der Gerechtigkeit. Dort steht man aber auch an der Bushaltestelle oder am Bankschalter an, anstatt sich vorzudrängeln. Dort akzeptiert man, dass Freiheit Selbstdisziplin verlangt - weil man sonst den Staat geradezu einlädt, einen zu disziplinieren. Interessanterweise sind das auch Länder, in denen es ein Mehrheitswahlrecht gibt. Das Mehrheitswahlrecht ist ja offenkundig ungerecht. Aber es ermöglicht ein klares Links-Rechts-Zweiparteiensystem, bei dem wenigstens regiert werden kann. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/826570/