Dirk Maxeiner / 19.09.2019 / 06:04 / Foto: Bundesarchiv / 88 / Seite ausdrucken

Abschreiben bei Achgut.com immer beliebter!

Schon Theodor Fontane wusste: „Über Plagiate sollte man sich nicht ärgern. Sie sind wahrscheinlich die aufrichtigsten aller Komplimente“. Eine Erkenntnis von Aristoteles lautete sogar, dass alle Kunst Nachahmung sei. Das deckt sich im Übrigen mit meiner Erfahrung aus Mathematikprüfungen: Besser gut abgeschrieben als schlecht selbst gerechnet. 

Abkupfern ist im Übrigen menschlich und abkupfern lassen sogar sozial. Bei Achgut.com halten wir diese selbstlose Tradition hoch, um auch jenen zu einem Erfolgserlebnis zu verhelfen, die in sprachlicher oder gedanklicher Hinsicht ein wenig herausgefordert sind. Da machen wir keinen Unterschied, egal ob es sich nun um einen AfD-Landtagsabgeordneten aus Bremen oder den grünen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann handelt. Es ist uns eine ausgesprochene Ehre, das Niveau ihrer Beiträge zum öffentlichen Diskurs ein wenig anzuheben. 

Aber eins nach dem anderen. Dieser Tage erregten zwei Beiträge in den sogenannten Qualitätsmedien meine Aufmerksamkeit. Hier die erste Meldung:

Das Regionalmagazin "buten und binnen" von Radio Bremen berichtete am 9. September 2019:

Bürgerschafts-Rede vom AfD-Abgeordneten Jürgewitz war abgeschrieben.

Der Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Jürgewitz sollte für die Bremer AfD auf die Regierungserklärung des Bürgermeisters antworten. Teile seiner Rede stammten von einem rechtsgerichteten Blog.

Und jetzt die zweite Meldung: Sie stammt aus dem Südkurier, der am 17. September über die Auseinandersetzung über eine Ansprache berichtete, die der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Anfang des Jahres anlässlich des Neujahrs-Empfanges der Landesregierung gehalten hatte. Überschrift:

Landtags-FDP hinterfragt eine Kretschmann-Äußerung zur Blütenbestäubung – und sorgt sich jetzt um den Regierungschef

Die Resozialisierung der politischen Klasse nicht gefährden

In dem etwas wirren Text geht es irgendwie um Bienen und darum, wo die Erkenntnisse, die Kretschmann dem Publikum über die Bestäuber ans Herz legte, denn eigentlich her stammen. Das Staatsministerium murmelte etwas von „Die Zeit“ und „ZDF“, hatte aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn, so stellt der Südkurier fest:

Die Erkenntnisse im Staatsministerium zur handbestäubten Jinhuali-Birne entsprechen zufällig teils wortgleich einer entsprechenden Beschreibung in einem 2018 veröffentlichten Beitrag auf dem Blog "achgut" der rechtskonservativen Journalisten Henryk M. Broder und Dirk Maxeiner mit dem Titel "Umwelt-Latein“.

Womit die Katze aus dem Sack ist: In beiden Fällen wurde, so sagen die Berichte, von Achgut.com abgekupfert. Wir haben unsere segensreiche Wirkung natürlich auch bemerkt, aber höflich geschwiegen, schließlich will man Resozialisierung und Fortbildungs-Bemühungen der politischen Klasse nicht gefährden. Nur nebenbei: Die Bezeichnung von Achgut.com als „rechtskonservativ“ ersatzweise "rechtsgerichtet" durch unsere Kollegen ist nicht böse gemeint, es ist nur so eine Art Folklore der Abgehängten, von denen schon lange keiner mehr etwas abschreibt. Das schmerzt und traumatisiert. 

Doch zurück zur parteiübergreifenden Inspiration, die von der Lektüre der Achgut.com- Seiten ausgeht. Im konkreten Fall bediente sich der Bremer AfD-Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Jürgewitz über ausgedehnte Passagen an Marcus Ermlers Text „Deutschlands Venezuela: Bremen taumelt in den Sozialismus“, eine der gekonntesten und am besten recherchierten Abrechnungen mit der Hansestadt, seit die Stadtmusikanten auf Wanderschaft gingen. Marcus Ermler gilt als intimer Kenner der Bremer Verhältnisse und hat in den letzten Jahren in vielen akribisch recherchierten Beiträgen darüber berichtet.

Da dachte sich der AfD-Abgeordneten Jürgewitz: Warum in eigenen Gedanken schweifen, liegt das Gute doch im Internet! Also hat er Ermlers Worte ein wenig vergemeinschaftet, die rote Bremer Wirtschaftspolitik scheint bereits abzuzufärben. Marcus Ermler sieht es gelassen, er hat so viel Nachschub, dass es für die komplette Bremer Bürgerschaft reicht.

Der warme Mantel der Barmherzigkeit

Und nun das Ganze in Grün. Als Quelle für die Bienen-Erkenntnisse der Landesregierung, so deutet der Südkurier an, diente offenbar unser Beitrag „Umwelt-Latein: Die Geschichte von den Bienchen“, der mit der einleuchtenden Zeile beginnt: „Es gibt ein Anglerlatein, ein Jägerlatein und neuerdings ein Umweltlatein“. Autor Georg Keckl ist Agraringenieur und weiß, wovon er schreibt, so, wie in diesem Fall über zahlreiche Mythen im Zusammenhang mit dem sogenannten Bienensterben. Wir gratulieren dem grünen baden-württembergischen Staatsministerium und dort insbesondere den Achse-Lesern, die in Georg Keckl eine fachkundige Quelle gefunden haben. Besser gehts nicht!

Wir freuen uns überhaupt, dass so viel von der Achse an unerwarteter Stelle wieder auftaucht wie ein U-Boot vor Bermuda. Und wir legen den warmen Mantel der Barmherzigkeit darüber. Ansonsten warten wir jetzt auf die erste Doktorarbeit, für die wir eine Patenschaft übernehmen dürfen. Kleiner Tipp: Aus einem Beitrag abschreiben ist ein Plagiat, aus zwei Beiträgen abschreiben ergibt ein Essay und aus drei Beiträgen abschreiben gilt als Dissertation. Allerdings kommen wir um einen Warnhinweis nicht herum: Nur kopieren nützt nichts, man muss es auch kapieren.

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Wolfgang Rebers / 19.09.2019

Ich finde das toll mit dieser “rechtsgerichteten” Zuschreibung. Vielleicht sollten Sie erwägen, die Profilfotos der Autoren mit einem kleinen Hitlerbärtchen zu versehen, damit auch Analphabeten wissen, wo sie dran sind mit der Achse.

Sandra Müller / 19.09.2019

Herr Maxeiner, besser konnte dieser Tag nicht für mich beginnen! Ich habe herzlich gelacht und mich aufrichtig für die Achse gefreut! Einfach großartig!

Michael Stoll / 19.09.2019

“Made in Germany” haben die Engländer erfunden, um deutsche Waren zu diffamieren und potenzielle Käufer abzuschrecken. Erreicht wurde das Gegenteil, der Begriff wurde zum Qualitätssiegel. Irgendwie läuft es mit den Kampfbegriffen „rechtskonservativ“, „rechtsgerichtet“ und “rechtspopulistisch” ähnlich.

Ilona G. Grimm / 19.09.2019

Hallo, lieber Herr Maxeiner, es macht mich richtig stolz, zur Anhängerschaft dieses „rechtspopulistischen“ Blogs zu gehören, wo gescheite Menschen wie Sie Aufklärungsarbeit leisten, und das auch oft noch mit einer gehörigen Portion Humor gewürzt. Dass Inhalte abgekupfert werden, ist doch wunderbar. Nur so können vernünftige Essays und Doktorarbeiten entstehen (dieser Passus gefällt mir besonders). @Anders Dairie, auch ich halte es für ein wirkungsvolles Anti-Demenz-Programm, sich jeden Tag auf der Achse gedanklich (und/oder auch schreibend) mit anderen Themen auseinanderzusetzen. Mir macht es große Freude, und ich bin der Achse und allen Kommentatoren sehr dankbar für diesen sinnvollen Zeitvertreib. Jeden Tag lerne ich Neues dazu, sowohl aus den Beiträgen als auch aus Kommentaren! Ich habe zwei Patenschaften übernommen und werde im vierten Quartal 2019 eine dritte übernehmen. Das muss einfach sein, damit die Achse weiter geschmiert bleibt.

Andreas Rochow / 19.09.2019

Wenn so ein brillanter Text nicht gute Laune erzeugt, hat es mit dem Kapieren nicht geklappt. Dafür ein Bienchen für Dirk Maxeiner!

Thomas Taterka / 19.09.2019

Dabei ist die Achse doch nichts weiter als die leichte Kavallerie, die die dumpfe Schlachtordnung etwas “auflockert “, ohne einen einzigen Tropfen Blut, nur ein paar Säbelhiebe auf den Arsch mit der flachen Klinge. Rechts, rechtsgerichtet? - Wie tumb ! Wie ungeschmeidig! Wie roh!- Und wie muffig - links !!! Frische Luft , ein Königreich für frische Luft! ( Frei nach Shakespeare )

Karl Schmidt / 19.09.2019

Bitte ermutigen Sie die Politik weiter. Als passenden Frame schlage ich die Ersetzung von “abgeschrieben”, durch das positive “neu interpretiert” vor.

Andrea Walter / 19.09.2019

Ich finde es toll, dass Sie von jedem Lager (rechts bis links) nicht nur gelesen werden, sondern auch Zuspruch erfahren. Das abkupfern adelt auf diese Weise. Außerdem: Wer weiß wie viele politische Reden sie inspirieren, wo die Verantwortlichen sich die Zeit nehmen und “umformulieren”.  Wenn ich das so lese, dann habe ich Hoffnung! (Wenn ich das öffentlich-rechtliche einschalte, schwindet diese leider immer ganz schnell….da gibt es nur EINE Meinung. Und zwar die “einzig richtige”).

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