Elisa David, Gastautorin / 05.07.2019 / 06:15 / Foto: Gary Dee / 134 / Seite ausdrucken

Abitur geschafft. Schule rum. Und jetzt die Abrechnung

Ich bin seit ein paar Tagen nun offiziell keine Schülerin mehr. Ich habe mein Abitur und eine orangene Rose in die Hand gedrückt bekommen und dem alten Schulgebäude den Rücken zugedreht. Somit habe ich meine Karriere als Gymnasiastin erfolgreich beendet. Und doch, oder gerade deshalb, fühle ich mich schon fast gezwungen, Kritik an unserem Bildungssystem zu üben.

Fakt ist, dass unser Bildungssystem viel zu wenig auf Fortschritt und Erfolg ausgelegt ist. Dafür, dass wir in einem Land leben, das über keine Ressourcen verfügt, ist das verheerend. Deutsche Erfindungen und Forschungen haben die Welt in der Vergangenheit mehr als einmal verändert. Robert Koch erfand die Bakteriologie, Karl Benz und Gottlieb Daimler das Automobil. Die Röntgenstrahlung, das Aspirin, die Zahnpasta, das Tonband, das Düsentriebwerk, der Hubschrauber – alles deutsche Erfindungen. Die Kernspaltung, der Scanner und der Computer kommen auch aus Deutschland. Was ist aus dem Land der Dichter und Denker geworden? Welcher bedeutende Erfinder kommt heutzutage noch aus Deutschland? Und wenn mal jemand dabei ist, wie viele von ihnen bleiben auch tatsächlich hier, statt nach Amerika, Japan oder Südkorea auszuwandern – dahin, wo ihre Fähigkeiten gefördert und angemessen gewürdigt werden?

In meiner Schulzeit war der Unterricht immer nur darauf ausgelegt, uns irgendwie durch zu bringen. Es ging nie darum, ob der Klassenschnitt gut war, sondern dass er ausreichend war. Zielstrebigkeit wurde uns von den Lehrern nahezu aberzogen, genauso wie der Spaß am Lernen, sofern der denn vorhanden war. Wenn der Lehrer selbst schon kein Interesse am eigenen Fach hat, weil er es nur studiert hat, weil es dafür keinen NC (numerus clausus) gab, dann hält sich die Motivation der Schüler auch in Grenzen. Wenn ein Lehrer seine Schüler verständnislos anschaut, wenn die sich über eine Note drei ärgern, weil sie nicht so ehrgeizig sein sollten, weiß man, warum die Schüler so gleichgültig sind.

Man hat mit pubertierenden, aufmüpfigen Kreaturen zu tun

Viele unserer Lehrer waren gar nicht kompetent genug. Als Lehrer sollte man eine grundlegende Sozialkompetenz aufweisen können. Man darf nicht vergessen, dass man hauptberuflich mit pubertierenden, aufmüpfigen Kreaturen zu tun hat, die in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind. Und mit denen muss man nicht nur klarkommen können, nein, die muss man auch noch dazu überzeugen, irgendwelche Lateinvokabeln in sich rein zu prügeln, wenn sie doch nichts lieber täten, als zu schlafen. Dafür sollte von Lehrern erwartet werden können, dass sie in der Lage sind, als Respektspersonen auftreten zu können. Wenn ich mir meine Lehrer so anschaue, scheint das allerdings zu viel verlangt. 

Meine ehemalige Englischlehrerin war zum Beispiel nicht in der Lage, zu der ganzen Klasse zu sprechen. In unserer Sitzordnung gab es in der Mitte des Klassenraumes einen Durchgang – in den stellte sie sich mittig rein, drehte sich zu einer Hälfte und drehte der anderen für den Rest der Stunde den Rücken zu. Sprach man sie darauf an, reagierte sie gereizt, bewegte sich zurück zum Pult, nur um innerhalb von nur wenigen Sekunden wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückzukehren.

Von einer Frau, die Englisch studiert hat, sollte man vielleicht auch erwarten können, dass sie gut Englisch sprechen kann. Doch ihre Aussprache und ihre Grammatik waren sogar schlechter als unsere, und wir mussten sie oft verbessern. Außerdem war sie nicht in der Lage, uns frei zu unterrichten und auf Zwischenfragen einzugehen. Das hat man immer dann gemerkt, wenn der Unterrichtsverlauf mal ein bisschen vom Plan abgewichen ist. Und wenn ich Plan sage, meine ich das wörtlich. Denn die gute Frau hatte immer einen Stapel Zettel dabei, auf dem sie alles, was sie sagte, in ganzen Sätzen vorher aufgeschrieben hat und den sie auch Wort für Wort vorlas. Wenn auf ihre vorgeplanten Fragen eine Antwort kam, mit der sie nicht gerechnet hat, dann stellte sie sich entweder taub, oder beantwortete ihre eben gestellte Frage einfach selbst, um weiter vorlesen zu können. Wie sollen wir eine Lehrerin ernst nehmen, die vor uns steht, um uns zu belehren, wenn wir ihr noch etwas beibringen könnten? Einen Text vorbereiten und vorlesen kann so ziemlich jeder, dafür muss man nicht lange studieren und dann teuer von Steuergeldern bezahlt werden. 

Schüler mittels Notengebung mundtot machen

Das Schlimmste an so unfähigen Lehrern ist, dass man so ziemlich gar nichts gegen sie tun kann – sind sie erst einmal verbeamtet, wird man sie nicht mehr los. Wir hatten eine kommunistische Geschichtslehrerin, die allen, die nicht Stalin verehrt haben, das Abitur versaut hat. Die einzige Konsequenz war, dass sie nicht mehr in der Oberstufe unterrichten durfte. Dass sie aber verfassungsfeindliches Material verbreitet hat, blieb ohne Konsequenzen, dabei war das an unserer Schule jedem bekannt.

Dass bei unserer Chemielehrerin von sechs Prüfungen fünf genehmigt werden mussten, war auch egal. Und Genehmigungen sind eigentlich der absolute Härtefall; es bedeutet, dass die Klausurergebnisse im Schnitt bei allen ungewöhnlich schlecht ausgefallen sind, die Schulleitung sie aber trotzdem zulässt und die Noten regulär ins Zeugnis fließen. Ansonsten müsste die Arbeit wiederholt werden. Ein Referendar an unserer Schule, der vorher schon durch zwei Prüfungen durchgefallen ist, konnte seine Prüfung in Mathe nochmal versuchen – und durfte dafür unsere Klasse unterrichten, die in der Einführungsphase vor dem Abitur stand. Unsere nachfolgenden Mathelehrer hatten danach große Mühen, die Lücken wieder aufzuarbeiten. An diesen Fällen kann man doch ganz gut erkennen, dass Lehrer sich kaum rechtfertigen müssen, weil sie auch kaum kontrolliert werden und keine Konsequenzen zu erwarten haben.

Das Bildungssystem bietet den Lehrkräften auch Möglichkeiten, Schüler mittels Notengebung mundtot zu machen. Das fängt beispielsweise mit den mündlichen Noten an. Die mündlichen Noten geben den Lehrkräften eine immense Macht, die nicht wenige von ihnen ausnutzen. Denn die zählen in den meisten Fällen zwischen 60 und 70 Prozent der Zeugnisnoten und können – da für sie von Seiten der Lehrer keinerlei Beweise erbracht werden müssen – fast vollkommen willkürlich vergebenen werden. Der Lehrer darf im Grunde machen, was er will. Das gibt Schülern nicht nur das Gefühl, unfair behandelt zu werden, es nimmt ihnen auch die Motivation. 

Der „pädagogische Spielraum“, der den Lehrern zur Verfügung steht, würde nur Sinn ergeben, wenn Lehrer tatsächliche Pädagogen wären. Um noch einmal auf meine Englischlehrerin zurückzukommen – wie soll sie sich ein vernünftiges Bild von jedem einzelnen Schüler in der Klasse machen, wenn sie die Hälfte gar nicht sieht, weil sie ihr den Rücken zudreht? Außerdem ist das Problem bei dieser Art der Bewertung, dass sie nur einem Typ von Schüler in die Hände spielt. Denn diejenigen, die in unserem Bildungssystem profitieren, sind die aufmüpfigen, selbstbewussten Schüler, die keine Angst haben, etwas Falsches zu sagen.

Und natürlich haben diejenigen, die eine rege mündliche Beteiligung aufweisen, auch eine gute mündliche Note verdient. Aber dafür, dass die mündliche Note sich mit zum Beispiel selbstbewusstem Auftreten zu einem ausschlaggebendem Anteil aus Faktoren zusammensetzt, die nichts mit der schulischen Leistung zu tun haben, zählt sie im Endergebnis eindeutig zu viel. Im schriftlichen Teil geht es um Fakten, im mündlichen um Auftreten – man braucht sich über die gegenwärtige politische Stimmung im Land nicht zu wundern, denn sie wird geradezu herangezüchtet. 

Lange keinen Klassenraum mehr von innen gesehen

Als nächster Faktor wirken die Lehrpläne. Die werden scheinbar von Leuten geschrieben, die lange keinen Klassenraum mehr von innen gesehen haben. Da der Lehrplan bindend ist, können unsinnige Umstellungen schwere Folgen haben. In meinem Profil ist das Hauptfach Biologie gewesen, der Lehrplan hierfür wurde zu Beginn meiner Oberstufe geändert. Statt erst Genetik durchzunehmen und dann Evolution, wurde beides umgedreht. Das führte dazu, dass alles durcheinander unterrichtet wurde. Obwohl wir die Genetik erst später haben sollten, mussten einige Dinge schon nach vorne gezogen werden, da man die Wirkung der Evolution nicht verstehen kann, wenn man nicht weiß, was überhaupt passiert ist. Am Ende verloren unsere Lehrer den Überblick, und wir lernten einige Sachen doppelt und manche gar nicht. Da allerdings alles, was im Lehrplan steht, abiturrelevant ist, mussten wir uns viele Sachen selbst beibringen. 

Auf der anderen Seite ist der Lehrplan für manche Fächer trotzdem sehr weit auslegbar. Ein kleines Beispiel: Meine Deutschlehrerin in der Mittelstufe hat es geschafft, ein ganzes Jahr lang um den Lehrplan herum zu unterrichten. Ein komplettes Schuljahr über hat sie mit uns Jugendsprache behandelt. Nur waren wir dabei eher die Versuchskaninchen als die Schüler, denn sonderlich viel konnte eine fünfzig Jahre alte Frau einem Haufen Jugendlicher nicht über eine Sprache erklären, die diese selbst gestaltet haben. Doch das hielt die Gute nicht davon ab, mit uns alberne Adoleszenzromane zu lesen und die „Bravo“ zu analysieren. Es war eine wirklich grauenhafte Zeit, die mir doch die eine oder andere Gehirnzelle raubte.

Nun stand im Lehrplan zwar, dass sie gezwungen ist, von uns ein Gedicht als Leistungskontrolle abzufragen – „Gedicht“ war nur leider Gottes nicht näher definiert, und so kam sie auf eine der brillantesten Ideen ihrer Karriere. Während es uns natürlich auch freistand, Gedichte von Goethe oder Schiller vorzutragen – was allerdings nicht gern gesehen war –, durften wir auch einen deutschen Rap wie ein Gedicht vortragen, den wir zuvor analysiert haben. Ich stand dort also mit meinem Schiller, den ich vortrug, wie man Gedichte eben so vorträgt. Dann kamen die ganzen Mädchen dran, die sich auf den Rap gestürzt hatten. Darin ging es, grob gesagt, um ein drogensüchtiges Paar – die Frau ist bei einem Unfall gestorben und der Mann „singt“ darüber. Eine sehr emotionale Angelegenheit also. Keine von ihnen hielt das ganze Lied durch, denn sie fingen alle nacheinander an zu heulen und bekamen ihre Note 1 mit Sternchen – alle anderen, die sich in ihrer Freizeit dem Handschuh oder dem Zauberlehrling gewidmet haben, wurden aufgefordert sich an diesen Darstellungen ein Beispiel zu nehmen.   

Solche Lehrpläne führen zu immensen Bildungslücken – ich bin, wie gesagt, in Lübeck zur Schule gegangen. Das Buddenbrookhaus war in der Nähe, trotzdem haben wir in der gesamten Schulzeit nicht einmal Thomas Mann behandelt – hätte ich keine außerschulische Allgemeinbildung, wüsste ich gar nicht, wer das ist. Die deutschen Dichter und Denker, die wir behandelt haben, kann ich an einer Hand abzählen.

Dass das Bohrsche Atommodell schon seit Jahrzehnten überholt ist, hindert die Physik- und Chemielehrer nicht daran, ihren gesamten Unterricht bis ins Abitur hinein darauf aufzubauen. Wo sollen die Fortschritte der Naturwissenschaften denn herkommen, wenn die Professoren ihren Studenten erstmal erklären müssen, wie so ein Atom überhaupt aufgebaut ist. Der Name Hayek ist im Wirtschaftsunterricht nie gefallen, dafür wurde Keynes uns als Heilsbringer vermittelt. Die Hälfte meiner Klasse weiß nicht mehr, wie Prozentrechnung funktioniert, weil wir das seit der Unterstufe nicht mehr gemacht haben, dafür können wir ganz tolle Hüte aus Zeitungspapier und Kleister basteln. 

Innerhalb der letzten drei Jahre insgesamt 24 Lehrerwechsel

Aber selbst wenn wir die kompetentesten Lehrer und die besten Lehrpläne gehabt hätten, wäre unser Wissensstand noch nicht ausreichend gewesen. Das liegt ganz einfach daran, dass wir sehr viel Ausfall und viel zu viele Lehrerwechsel hatten. In einer Informationsveranstaltung für die Oberstufe hatte sich der Oberstufenleiter vor uns gestellt und versprochen, dass wir in den letzten drei Jahren keine Lehrerwechsel mehr haben werden. Die Lehrer, an die wir uns in der Einführungsphase gewöhnen sollten, würden uns auch durchs Abitur führen. Nun, wir hatten als Klasse innerhalb der letzten drei Jahre insgesamt 24 Lehrerwechsel. Und natürlich sind Krankheiten, Todesfälle und meinetwegen auch Schwangerschaften nicht vorhersehbar.

Aber wenn sich eine Schule einen Lehrer nur für ein Jahr ausleiht, kann ich ihn nicht als Klassenlehrer in die Oberstufe stecken. Wenn ein Lehrer in anderthalb Jahren in Rente geht, kann man ihn nicht in die Oberstufe stecken. Wenn eine Lehrerin schon schwanger ist, kann man sie nicht in die Oberstufe stecken. Wenn ein Lehrer nicht ausreichend qualifiziert ist, um Abiturprüfungen abnehmen zu dürfen und die Klasse ihn deshalb kurz vor eben dieser Prüfung abgeben muss, kann man ihn – oh Wunder – nicht in die Oberstufe geben.

Außerdem müsste man, zumindest an unserer Schule, den Unterricht gar nicht schwänzen, um Freitags demonstrieren zu gehen – denn der ist schon von alleine ausgefallen. Hier kommt es natürlich auch sehr auf den Lehrer an. Mütter zum Beispiel sind immer doppelt so oft krank. Dazu kommen die ganzen unproduktiven Fach- und Wandertage, Lehrerfortbildungen, die man natürlich nicht in die Ferien legen kann, und zwei Wochen vor der Zeugnisausgabe wird bei den meisten schon kein Unterricht mehr gemacht, sondern gespielt und gefrühstückt. Für das unsinnige G8-Experiment ist schon viel Unterrichtszeit verloren gegangen. Aber ich glaube, dass noch mindestens ein halbes Jahr mehr nur allein durch Freistunden draufgegangen ist, wenn man die alle zusammenzählt.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass man wahrscheinlich das komplette Schulsystem überarbeiten müsste, wenn man jemals zu den anderen Ländern aufschließen möchte. Vielleicht sollten auch zumindest die weiterführenden Schulen ein Stück weit aus der Hand des Staates genommen werden. Dass man die Bildung durch Steuergelder finanziert, ist vielleicht keine schlechte Idee, aber dass die Lehrpläne und Schulsysteme mit jedem Regierungswechsel geändert werden, ist ganz sicher falsch.

Außerdem sollte das Ziel des Unterrichts nicht sein, die Schüler auf Prüfungen, sondern auf das Leben vorzubereiten. Welche Schichten ein Vulkan hat, vergisst ein Siebtklässler innerhalb von wenigen Wochen. Doch dass Zehntklässler glauben, dass Deutschland eine freie Marktwirtschaft ist, ist eindeutig weltfremd. Die Politik müsste mehr in die Bildung investieren, statt für viel Geld irgendwelche Gadgets anzuschaffen. Was bringt mir AppleTV und eine hochmoderne Sprechanlage in jedem Klassenraum, wenn man nicht einmal eine Tafel hat, weil die falsch eingebaut wurde? Wenn unser Land eines Tages nur noch aus Gender-Studies-Professoren und Musik-Studenten besteht und keiner mehr die Steuern zahlen kann, weil wertschaffende Arbeit langsam aber sicher unmöglich gemacht wurde und auch von jungen Leuten nicht mehr angestrebt wird, wird es zu spät sein. Zum Glück hab ich das ganze Kapitel Schule erstmal hinter mir! 

 

Elisa David ist 18 Jahre alt, stammt aus Lübeck und hat gerade Ihr Abitur gemacht (Wir gratulieren!). Dieser Beitrag erschien gestern auch auf dem Jugend und Schülerblog Apollo-news.

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Leserpost

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Sabine Heinrich / 05.07.2019

... nicht ganz faires Nachtreten aus der sicheren Position der “Nun-bald-Studierenden” gegen Ihre Schule und manche Lehrer. Ich möchte Ihnen hier nur von einem unschönen Erlebnis als Zeugin - nicht als Betroffene - während einer Abiturfeier vor ca. 15 Jahren berichten: Der Schüler, welcher die Abschlussrede vor der versammelten Schüler-, Lehrer- und Elternschaft hielt, hatte nichts Besseres zu tun, als während dieser feierlichen Veranstaltung Lehrer persönlich anzugreifen, lächerlich zu machen und die Schule heftigst zu kritisieren. Vorher hat er nicht den Mund aufbekommen; das persönliche Gespräch mit den angegriffenen Personen hatte er nie gesucht. Ich hoffe, dass Sie da im Umgang mit Menschen in Zukunft einen anderen Weg gehen! Denn jeder kann aufgrund Ihres Namens (Ich habe noch nicht ergründet, ob es nur ein Tarnname ist) ganz schnell herausfinden, um welche Schule es sich handelt und auch, um welche Lehrerinnen. Ich wiederhole meine Frage: Haben Sie jemals das persönliche Gespräch gesucht?

Sabine Heinrich / 05.07.2019

Zunächst einmal gratuliere ich Ihnen, Elisa, zu Ihrem Abitur! Nach der Generalabrechnung mit unserem Bildungssystem und Ihrer Schule frage ich Sie jedoch: Haben Sie jemals nur mit EINEM Lehrer über Ihre Gedanken, Ihren Frust gesprochen? Haben Sie (z.B. mit einem Mitschüler oder Lehrer Ihres Vertrauens) das Gespräch mit dem Schulleiter gesucht, um vielleicht auch ein wenig verstehen zu können, unter was für einem Druck und unsäglichen Bedingungen viele Lehrer arbeiten müssen, welchen Zwängen Schulleiter ausgesetzt sind? Sehr skeptisch Ihrem Beitrag gegenüber wurde ich, als Sie ausgerechnet Musikstudenten in einen Topf mit - ich nenne sie mal so - “Laberstudenten” geworfen haben. Das signalisierte mir eine gewisse Ahnungslosigkeit und Arroganz Ihrerseits! Das Bildungssystem geht seit ca. 30 Jahren den Bach runter - das ist offensichtlich so gewollt, das haben andere Kommentatoren vor mir treffend ge- und beschrieben, auch ich habe jahrelang darunter gelitten; deshalb möchte ich nur auf einige Kleinigkeiten eingehen. Sie berichten von Lehrerfortbildungen, “die man natürlich nicht in die Ferien legen kann”. Sie wissen also offensichtlich nicht, dass die meisten Lehrerfortbildungen (seit ca. 15 Jahren) nur noch an Wochenenden (Freitag nach vollem Unterricht bis Sonnabendabend oder Sonntagmittag) und nur noch gegen erhebliche Selbstbeteiligungskosten stattfinden. Oder eben am Nachmittag - nach 6 Stunden Unterricht. Sie sollten auch wissen, dass diese ganztägigen Zwangsfortbildungsveranstaltungen von 9 Uhr bis 17 Uhr für das gesamte Kollegium, die in der Tat während der Schulzeit stattfinden - keineswegs von der Mehrheit der Lehrer begrüßt wird, weil die Qualität der Dozenten oft unterirdisch ist und wir die oft als Zeitdiebstahl registrierten Stunden lieber für den Unterricht oder unsere Korrekturstapel gehabt hätten. Ich wiederhole meine Frage: Haben Sie je mit einer kompetenten Person an der Schule ein Gespräch gesucht? Wenn nicht, empfinde ich Ihren Beitrag als…

Gert Köppe / 05.07.2019

Auch von mir große Anerkennung für die junge Autorin. Dem Barmen einiger Schreiber hier, über die Musikstudenten, möchte ich mich nicht anschließen, denn ich weiß das Sie es in einem anderen Zusammenhang gemeint haben. Einige fühlten sich da wohl persönlich auf den “Schlips” getreten. Fakt ist aber, das man mit lauter Musikern schlecht ein gut funktionierendes Wirtschafts- und Finanzwesen betreiben kann. Egal wie gut die Musiker letztendlich sind, sie machen eben hauptsächlich Musik. Man braucht aber viele Facharbeiter, Meister und Ingeneure in einem Industriestaat. Das will aber kaum noch jemand machen. Der Fachkräftemangel in Deutschland hat handfeste Gründe. Leider wird der Jugend immer wieder, von Schule, Elternhaus und Medien, eingeredet das man ohne Abitur und Studium kaum Berufschancen hat. Dadurch glauben viele um jeden Preis studieren zu müssen, auch die, die dafür normalerweise nicht geeignet sind. Das Ergebnis sind dann die unzähligen Studienabbrecher. Weiterhin halte ich die Verbeamtung von Lehrern für zeitlich überholt. Egal ob der Lehrer Lust hat, oder nicht, ob er gut ist, oder nicht, es spielt keine Rolle, man kriegt ihn nicht mehr los. Er kann machen was er will, das ist ein Freibrief. Angestellte könnten genau so gut unterrichten. Wir brauchen z.B.: Polizeibeamte und Justizbeamte, aber keine Beamten als Lehrer. Überflüssig. Das miserable Bildungssystem in Deutschland ist von langer Hand vorbereitet. Da haben die Alt-68er und ewigen Dauer-Linken “ganze Arbeit” geleistet. Für ihre angestrebte Gesellschaft braucht es keine klugen Köpfe, die könnten ja ihre Machenschaften hinterfragen. Gebraucht werden denkfaule, leicht zu beeinflussende Mitläufer und Denunzianten. Wie man täglich beobachten kann scheint es ja bei der Mehrheit schon bestens zu funktionieren. Nicht mehr lange und Deutschland ist ganz unten, ganz hinten, am A…...!

E Ekat / 05.07.2019

Das vermitteln von Bildung wurde ideologisch eingeordnet und verbürokratisiert. Bei uns weiß  niemand mehr, was Bildung eigentlich meint. Aber das gilt ja auch für andere Bereiche: Demokratie.  Wissenschaft. Heimat. Asylrecht. Wirklichkeit, Seenotrettung, nur einige Beispiele von Begriffen, die einer Bedeutungswandlung unterzogen werden. Katastrophal wird es in dem Augenblick, wo diese Bedeutungswandlung in die Rechtsprechung hineinschwappt. Da sind wir mitten drin und damit ist auch das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit verloren. Alter Hut: Wirklichkeit ist, was die Leute für die Wirklichkeit halten. Diese Wirklichkeit ist also subjektiv und wird durch Information bestimmt. Wer die Information kontrolliert, der bestimmt die Wirklichkeit. Dagegen steht die Realität, die sich erst am bitteren Ende durchsetzt

Roger Wegert / 05.07.2019

Der Zusammenbruch unserer Gesellschaft und damit auch des Bildungssystems zeichnet sich doch schon seit 20 Jahren ab. Die 90er Jahre waren noch das Zeit des Freudentaumels, des Aufbruchs und Hoffnung auf ein großartiges Deutschland, welches neue Chancen ergreift. Die verunglückten Rechtschreibreformen waren der Beginn der Bildungsmisere. Die Schulreform dann war eine absolute Verschlimmbesserung. Und mittlerweile bräuchten wir 40 Milliarden, um nur die Schulgebäude in unserem Land in Schuss zu bringen. Abhilfe ist weit und breit in Sicht. 2020 wird der Bildungsetat um weitere 500 Millionen Euro gesenkt. Vielleicht ist das ja auch alles so gewünscht: Wenn man seine Bürger nicht so gut ausbildet, ja regelrecht für ihre Verdummung sorgt, lassen sie sich besser leiten und lenken. Da bin ich dankbar für jeden jungen Menschen wie die Verfasserin, die das Elend durchschaut und mit kritischen Argumenten in Frage stellt.

Max Koch / 05.07.2019

Zur Leistungskontrolle ein Gedicht vortragen? Ich empfehle ‘Schwabenstreiche’ von Ludwig Uland. Das haben wir in der Schule noch gelernt. Oder ‘Der Kabeljau’ von Heinz Erhard.

Dr. Ilse Jüngling / 05.07.2019

@Herrn Arning: Ihre Kommentare lese ich immer sehr gern. Selten habe ich so eine stimmige Analyse über Lehrer gelesen. Es scheint mir aber auch, daß Sie Volker Pispers kennen: Schule ist das Gegenteil vom Leben. Wer mit dem Leben nichts zu tun haben möchte, geht zurück in die Schule. Viele Grüße!

Christoph Kaiser / 05.07.2019

Wenn man sich die Fragen beantwortet, weshalb sogenannte Lehrer Lehrer werden wollen und ein Ministerium unserer doch so ausgereiften Demokratie Lerninhalte zementiert, ergibt sich ein schlüssiges Bild des Beschriebenen….......

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