Ahmet Refii Dener, Gastautor / 05.04.2024 / 12:00 / Foto: Pixabay / 29 / Seite ausdrucken

Wie Deutschland echte Fachkräfte vergrault

Die Deutschen sind selbst schuld, wenn es wirtschaftlich schlecht für sie läuft. Sie verweigern zahlungsfähigen Ausländern das Visum, während sie diejenigen hereinlassen, die unnötige Kosten verursachen.

Wenn ich einen Reiseführer über Deutschland schreiben müsste, würde unter der Überschrift „Einreisebestimmungen“ stehen:

Nach Deutschland kann man auf zweierlei Arten einreisen:

  1. Ein Visum beim Deutschen Konsulat im Herkunftsland beantragen.
  2. Alle Ausweispapiere vernichten und zu Fuß an der Grenze erscheinen. (*)

(*) Schlepper-Kontaktadressen finden Sie unter folgendem Link.

Auf den Link können Sie so oft klicken, wie Sie möchten, das fehlte noch.

Warum ich mich darüber auslasse, was die Einreise nach Deutschland angeht, hat mehrere Gründe, aber den Anlass lieferte eine Travelbloggerin (Übersetzung des Beitrages der Bloggerin unten) aus der Türkei auf Instagram. Sie reist ständig, wie die Berufsbezeichnung es auch besagt, und ist weltweit unterwegs. Nicht, dass sie noch nie in Deutschland war, aber dieses Mal war ihr Visum abgelaufen. Wie durch ein Wunder bekam sie zwar einen Termin beim deutschen Konsulat in Istanbul, musste jedoch feststellen, dass „Schland“ (zwischenzeitig) noch kostbarer wurde, da man hier nicht jeden reinlässt. Sie bekam vom Abflug- bis zum Abreisetag exakt für elf Tage ein Visum. Witzig war auch, dass es dennoch ein Multiple Visa war. Also hätte sie an diesen elf Tagen mehrmals ein und ausreisen können. Vorher bekam sie immer Drei-,Sechs- oder Zwölfmonats-Visa. Sie ist jung, hat einen Uni-Abschluss und einen super Job in der Türkei, da könnte es schnell passieren, dass sie nach all den Jahren, in denen sie Deutschland bereiste, plötzlich im besten Deutschland aller Zeiten leben und arbeiten könnte.

Trotz Erfolg kein Visum

Womöglich würde sie eine dieser Fachkräfte-Stellen besetzen und Deutschland dienlich sein. Wollen wir das nicht? Es gibt ähnliche Beispiele der Visa-Ungerechtigkeiten gegenüber echten Fachkräften aus der Wirtschaft. Ein Freund von mir hat drei Unternehmen und 1.400 Angestellte und besucht seit Jahrzehnten Deutschland als Tourist auf Einkaufstour. Seine Frau gibt jedes Mal einen Betrag über 20.000 Euro aus – und er, der regelmäßig Fachmessen in Deutschland besucht, bekam zuletzt kein Visum. Dabei muss man bei der Beantragung eines Visums alle Karten auf den Tisch legen und die Hosen runterlassen. Kontoauszüge, Grundbucheintragungen und so weiter sind keine Ausnahmen, eher die Regel. Ihm ist das immer peinlich, er sagt: „Es sieht so aus, als wollte ich mit dem, was ich habe, angeben. Deshalb nehme ich imer nur drei bis vier Grundbucheintragungen und einige Kontoauszüge mit.“

Obwohl die Pässe der Eheleute voll mit Visa sind, bekamen sie wie gesagt zuletzt kein Visum erteilt. Das Konsulat muss keine Gründe nennen, wahrscheinlich ist es nichts persönliches. Dabei wollte er zur Hannover-Messe, da er drei Weltmarken aus Deutschland in der Türkei vertritt. Die Vertretungen hat er von seinem Vater geerbt, der diese seit den 1960ern innehat.

Und er, Absolvent der Eliteschule „Deutsche Schule Istanbul“, fast selbst ein Deutscher, bekam kein Visum. Die Hannover-Messe konnte er dennoch besuchen – mit einem Schengen-Visum aus Italien. Ich könnte noch einige weitere Beispiele aus meinem Bekanntenkreis nennen, wo es hieß: „Schland, kostbares Land!“

Im besten Deutschland aller Zeiten

Der Schaden für Deutschland ist groß. Denn diejenigen, die Geld einbringen, lassen wir nicht rein, und diejenigen, die ein Leben lang den Staat Geld kosten werden, empfangen wir mit offenen Armen. Aber wie gesagt, Letztere müssen zu Fuß kommen und keine Papiere dabeihaben. Im Jahr 2009 gaben Türken, die in der Türkei lebten, dort Grund, Boden und Geld besaßen und dies beim deutschen Konsulat offenlegten, 6 Milliarden Euro im Ausland aus. Das Hauptreiseland war damals Deutschland.

Betrachtet man die Reiseziele der türkischen Touristen im Jahr 2023, sieht die Lage ganz anders aus. Deutschland taucht nicht mehr auf der Liste der Haupziele auf. Italien, Spanien, Frankreich, Fernost, Thailand, Bali vor allem, Dubai und die USA sind die neuen Reiseziele türkischer Touristen. Die Geschäftsleute, die zu Messen nach Deutschland müssen, reisen über die Konsulate anderer Länder ein, wie zum Beispiel Polen, Italien oder Griechenland.

Die deutsche Wirtschaft ist am Brodeln. Tagtäglich hören wir von Schließungen namhafter Produzenten oder davon, dass sie ins Ausland abwandern. Das könnte die Chance vieler ausländischer Geschäftsleute sein, Deals mit deutschen Unternehmen zu machen. Sie müssen nur lange genug warten, bis diese Unternehmen Deutschland verlassen und sich dort platzieren, wo man leichter einreisen kann. Leben wir wirklich im besten Deutschland aller Zeiten?

Sinngemäße Übersetzung des Beitrages der Travelbloggerin:

„Deutschland gab mir ein 11-Tage-Visum, bei meinem 4. Schengen Visa-Antrag. Ja, Ihr habt richtig gehört. Wie Ihr wisst, hatte ich hier eine Umfrage gemacht und euch schätzen lassen. Einige sagten, dass ich nach drei Schengen-Visa bestimmt ein 1- oder 2-jähriges Visum erhalten würde. Das Ergebnis war ernüchternd. Ich erzähle Euch, wie es bei mir ablief: Am 7. März reichte ich den Antrag ein und ließ meinen Pass dort. Nach 10 Arbeitstagen, am 21. März, bekam ich es per Paketdienst wieder.  orher gab mir das deutsche Konsulat im Jahr 2014 für zwei Wochen ein Visum, 2022 für sieben Monate, 2023 für sechs Monate und 2024 nur für elf Tage.

Ihr werdet es wahrscheinlich Kaskadenprinzip nennen. Dabei hatte ich im Pass auch ein USA-Visum, aber das alles spielte wohl keine Rolle. Ich habe einen sehr guten Job, mein Devisenkonto ist gut gefüllt, also können das nicht die Gründe sein. Zusätzlich zu meinem Deutschland-Flugticket wies ich auch auf meinen bevorstehenden Flug im Juni nach Basel hin. Interessierte auch niemanden. Ich bin gleichermaßen traurig wie wütend, aber das interessiert das Deutsche Konsulat sicher nicht. Sie befanden mich nur gut genug für ein Elf-Tage-Visum. Dass ich in diesen elf Tagen mehrmals ein- und ausreisen darf, beruhigt mich natürlich ungemein.

Ich wünsche all denen, die demnächst einen Visa-Antrag stellen werden, alles Gute. Jeder Fall ist anders zu bewerten. Ich bin aber bedient. Bis sich meine Wut gelegt hat, werde ich Europa nicht mehr bereisen. Nur noch die USA und Asien.“

Ahmet Refii Denergeb. 1958, ist deutsch-türkischer Unternehmensberater, Blogger und Internet-Aktivist aus Unterfranken. Mehr von ihm finden Sie auf seiner Facebookseite und seinem Blog.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Johannes Schuster / 05.04.2024

Mich sind diese deutschen Nachbarschafts-Kriegsherren im meinem Fach auch los. Hier würde ich jetzt gerne Flüche in Genital - Gewalt - und Kraftsprache folgen lassen, wobei “Dirne” und “Idiot” noch blanke Höflichkeiten wären.  Ich bin in meinem Fach kein Virtuose, aber ein guter Orchestermusiker der Elektronik. Meine private Entwicklung mutiert den deutschen Deppen im Amt zu einer Geheimagenten - Werkstatt (die suchen derzeit tatsächlich meine “Geheimkonten” zur Finanzierung meiner geheimen - Geheimentwicklung von Geheimprojekten). Mein Sucht nach Revox und anderen Audio - Köstlichkeiten ist jetzt eine heimliche Radio - Firma. Meine Antenne im Garten holt den AfD - versessenen Superdeutschen auf den Plan.  Wisst Ihr was: L _M _A_A aber kreuzweise nach einer Überdosis Most !  Paranoia, Gehässigkeiten, eine Dummheit am Rand des Affentums, dazu Mülltrennung als Sexualobjekt und diese ganze Mischung aus Kleingeist und Urinal, Bausparvertrag und dem üblichen Laufhaus beim Feuerwehrfest und an Fasnacht. Ich habe es über, mir kommt das Kotzen wenn ich diese Einfalt nur schon beim Bäcker sehe.  Die “Beziehungskiste” zwischen mir und diesem Wrack aus hochgiftigen Moralisten ist AUS, nicht einmal wenn ein AKW in die Luft zu fliegen drohte würde ich noch einen Lötkolben anwerfen.  Das einzige was mir in Bezug auf dieses Land an Technologie noch eine Mühe wert wäre, wären die Werkzeuge es auf Kirchturmhöhe auszubaggern um es hernach mit Gips zu verfüllen.  Das wars liebe Leute, da gehe ich lieber Tiere streicheln oder kehre zurück zu den Ursprüngen.  Amalek soll tun, wie ihm beliebt, aber ohne mein Zutun.

Lutz Liebzeit / 05.04.2024

Sie sind für das Wirtschaftsdiktat? Die Wirtschaft soll den Bürger ernähren und nicht der Bürger die Wirtschaft.

Hans_Bethe / 05.04.2024

Dieses Thema kenne ich: Ein Kollege indischer Abstammung arbeitet in unserem Werk in den USA. Um uns in DE zu besuchen brauchte er: - Eine Einladung des Arbeitgebers mit der Zusage, das alle Reisekosten gedeckt sind - Ein Visum für DE - Ein Rückflugticket Der Witz war, dass er 2015 reiste und am Fernbahnhof Frankfurt freudig von Flüchlingshelfern begrüsst wurde. Ich riet ihm das nächste mal einfach sämtliche Papiere weg zu schmeißen.

Heiko Winkler / 05.04.2024

Ich kann das nur bestätigen. Und ironischerweise wenn sie bei einer deutschen Botschaft ein (echtes) Asylgesuch stellen wollen, könnten sie auch Pech haben. Die Bundesrepublik hat zwar das internationale Migrationsabkommen unterzeichnet, nur rein kommen sie nicht. Also in die Botschaft. Jedenfalls schon mal gar nicht ohne Termin. Nein, belohnt wird illegales Verhalten, Betrug und Diebstahl. Angeblich vom Krieg traumatisierte, laufen (noch) mit Messern rum. Keines dieser Länder die so furchtbar sind, das alle nur noch weg wollen, hätte a) geöffnete Grenzen und b) würde schon gar kein Visum an Personen ohne Reisepass ausstellen und c) bei Straffälligkeit sie umgehend des Landes verweisen.

Bernd Büter / 05.04.2024

Am Freitag, 15.03.24 wird meine SES VerA Begleitung von 2017-2021 vom Friesoyther Bürgermeister als Musterbeispiel für gelungene Integration auf dem Nevrouz Fest in Cloppenburg ausgezeichnet (mit Urkunde) und am darauf folgenden Montag lässt ihn eine junge Mitarbeiterin beim Landkreis wegen nicht flüssiger Sprache (wie seine Tochter) bei der Erklärung zur FDGO +GG “durchfallen” ohne in der Lage zu sein, sich mit der Persönlichkeit auseinander zu setzen. Dieser Deutsche Staat hat Null Einwanderungskompetenz.

W. Renner / 05.04.2024

Nicht dass ich die im Artikel genannten Ablehnungen der Visa für gut halte. Die sind genau so Banane, wie die gesamte Deutsche Politik. Aber den Fachkräftemangel an Reisebloggern halte ich dennoch für vernachlässigbar gering. Und Geschäftsleute, die mit deutschen Unternehmen Deals machen wollen, sind inzwischen besser beraten, wenn sie ein Visum für China beantragen.

Judith Panther / 05.04.2024

Was sollen denn Fachkräfte hier in Industrieabwickel-Schland, Die langweilen sich doch zu Tode.

F.Lux / 05.04.2024

Das ist ja mal wieder Typisch!Der Freund hat ein Unternehmen mit 1400 Mitarbeitern und die Frau gibt offensichtlich das Geld ihres Gatten mit offenen Händen aus, anstatt selber was auf die Beine zu stellen….  :-)

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