Ich möchte hinzufügen, dass ich die Ausführungen der Twitter-Verlasser für die Essenz des Problems halte (denn von diesen Firmen kommt das Geld): “Kunden wollen keine Kontroverse”. Das ist vielleicht das ursächliche Problem. Im Kaufhaus kommt Dudelmusik statt Kriegsberichterstattung. Die Werbung braucht möglichst farblosen Inhalt auf den Plattformen, um interessant zu sein und wahrgenommen zu werden. Und so formen die Marketingabteilungen dieser Werbekunden eine Dystopie ohne es zu merken.
Ja, Herr Freiling, das Problem ist nur: ich ganz persönlich habe diese Zeit eben nicht mehr. Biss’l blöd gelaufen und mein PP (persönliches Pech).
„Die Politik“ ist niemals tot. Politiker werden immer gebraucht als Handlanger derer, die an den wahren Schalthebeln der Macht sitzen. Sie wissen schon, die im Dunkeln ...
Die Politik ist tot? Nein, im Gegenteil! Es ist die ideologiegelenkte Politisierung aller Lebensbereiche. Sind die deutschen de facto Zensurgesetze eine Erfindung aus Silicon Valley? Die EU Pläne für Chat-Control? Die sogenannten Faktenchecker mit öffentlichen Mitteln? Die Ausweitung des Volksverhetzungsbegriffs plus Auftrag für Geheimdienste? Die Restriktionen gegen Corona-Aufklärung? Die politische Ideologisierung der Leitmedien zu Propaganda-Instrumenten? Nein, sehr geehrter Herr Nicolay, es läuft eine Erfassung und Durchdringung aller Lebensbereiche durch einen sich mehr und mehr aufblähenden Staat
Es gab schon mal “einen solchen Coup”, das war die Erfindung des Buchdrucks. Und die diente vor allem anderen dazu, die Vorstellungen und Dogmen christlicher Moral zu verbreiten. Das hat ein paar Jahrhunderte angehalten. Noch vor 120 Jahren schenkte der Landesfürst frisch verheirateten Paaren eine Bibel, die sie zu christlicher Tugendhaftigkeit anhalten sollte. Heute haben wir einen tüchtigen, gut bezahlten Innenminister, der sich sorgt, dass Menschen mit eher rechter Gesinnung auf der Straße demonstrieren, wobei das Rechte an sich unter anderem darin bestand, dass sie Schilder mit “Die Verfassung achten!” hoch hielten. Während der Minister in anderen Fällen einen Polizeiapparat schützt, der schwere Straftaten nicht verfolgt oder Anzeigen im Sande verlaufen lässt. Von den lächelnd geduldeten Menschenrechtsverletzungen mal zu schweigen. Ich bin kein Demonstrier-Typ, aber mir fiele jetzt aus dem Stand kein Grund ein, warum manche Leute nicht demonstrieren dürfen sollten. Man könnte fast meinen, der Minister kennt sein Grundgesetz nicht. Andererseits haben wir es hier mit der Sozialdemokratie zu tun, der biederen Hälfte der SED sozusagen. Ein gewisser Opportunismus ist quasi eingebaut, egal, was kommt. Dem Otto Wels kann die SPD in diesen Tagen nur mit hochroten Köpfen gedenken. Was die Macht der Techno-Giganten betrifft, die durch das Internet vermittelt wird, bin ich für ein Verbot von Werbung. Das war ich schon zur Wende. Jede aufdringliche Werbung unserer Gegenwart basiert auf verbundenen Geschäften. Und die finden in einer juristisch an kriminellen Betrug grenzenden Grauzone statt, wo sie in anderen krassen Fällen bereits verboten wurden. Die allgegenwärtige Werbung schädigt das Empfinden von Demokratie, Fairness und Gerechtigkeit. Wo es nur noch Mogelpackungen gibt, muss man eine der Mogelpackungen wählen. Ich habe aber wenig Hoffnung, das breite Kreise der Bevölkerung das erkennen.
Liebe Judith Panther, schöner Text. Spricht sicherlich Vielen aus der Seele. Dieses permanente Demokratiegequatsche, von »unserer Demokratie« ist eh kaum noch auszuhalten. Zumal die Protagonisten im Anschluß daran genau das Gegenteil machen.
Genau so sicher und erwartbar, wie die Tatsache, dass das Internet alle tradierten Umgangsformen z.T ersatzlos ruiniert, so erwartbar ist es, dass mir( Bj.1961) regelmäßig Hohn für meine “Gestrigkeit” entgegenbrandet. Seit Beginn der 2000- er Jahre und der Einführung des “Smartphones” zzgl. des head down syndroms habe ich ein allgemeines Zerbröseln meines Freundeskreises bemerkt. Neulich fuhr ich mit dem Rad von Hamburg nach Dresden. Ich kam durch Dörfer, Klein- und Großstädte, flaches Land. Mitten am Tage bei mildem Wetter war auf den Straßen und Plätzen: Nahezu niemand. Wenn man sich alte Filmdokumentationen über Deutschland ansieht, mag man es kaum glauben: Die Strasse waren voller Menschen und selbst noch in meiner Jugend in Hamburg war es normal, vor die Tür zu gehen und mit einem Dutzend Gleichaltriger durch die Gegend zu ziehen. Heute hängen alle vereinzelt in ihren Wohnwaben “kommunizieren”, “gamen”, oder holen sich sonstwie einen runter. Der gigantische Informationsscheißhaufen namens “Internet” zieht alle und alles in seinen Bann und macht alle Menschen zu Homies und flügellosen Stubenfliegen. Wenn das tatsächlich dem evolutionären Gang oder der menschlichen Bestimmung entsprechen sollte, gibt das menschliche Leben und seine Errungenschaften keinen Sinn. Die starke Zunahme von Depressionen besonders bei jungen Menschen zeigt mir, dass niemand umhin kommt entscheiden zu müssen: Internet oder Leben?
Liebe Sabine Schönfeld, Sie schreiben so treffend, ich könnte Sie dafür herzen, ich liebe diese Sensibilität, diese bewußte Wahrnehmung. Dieser heimliche Übergang, diese goldene Brücke, über die Worte wie Sieger-Pokale geliefert werden, und ich mich bei den Jungs aufhalte, die mit der Brülle bis auf 345 aufdrehen, es muss einfach immer bis an die Grenzwertbetrachtung gehen, alles andere wäre nur Trallalla…
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