Hallo Herr Vahlefeld, zum Lackmustest habe ich noch einige Verständnisfragen: 1. Zählen Sie die Linke zum linken Rand? 2. Wenn ja, was ist dann mit den Parteien, die nicht nur eine Koalition mit der Linken eingehen (die gab es schon), sondern auch noch einen Ministerpräsidenten aus den Reihen der Linken kürten? Ist die Zurechtweisung Groths durch Gysi (nach Freiburg) nicht nur ein geschicktes Manöver? Schließlich wurde ja schon oft betont, Antisemitismus habe bei der Linken keinen Platz. Schließlich das Bündel Kernfragen: Was ist eigentlich Antisemitismus? Fängt er erst bei Millionen toter Juden an, wie von linker Seite zu hören, ohne dass lautstarker Protest von SPD und Grünen zu hören gewesen wäre? Ist - so ließe sich das Urteil im Prozess Ditfurth - Elsässer salopp auslegen - jemand, der, ein Knöpfchen mit der Parole “No Nazis” am Revers, “Juden ins Gas” schreit, kein Antisemit? Ist diese und andere Parolen, die auf einer von Moslems beherrschten “multikulturellen” Demonstration gebrüllt wurden, antisemitisch? Mein Eindruck ist, dass man diesen Test so anzuordnen gedenkt, dass bei seiner Durchführung nur noch das gewünschte Ergebnis herauskommt: Antisemitismus gibt es nur auf der rechten Seite. So dürfte der Ausdruck Antisemitismus von der Thüringen Koalition definiert worden sein. Anderenfalls müsste sich die Linke selbst abschaffen und SPD und Grüne hätten nie in Erwägung ziehen dürfen, mit dieser Partei überhaupt Gespräche anzufangen.
A propos Akif Pirincci: Sorry, ich kann mir nicht helfen, aber bei seinem Wort von der “Verschwulung der Gesellschaft” kommt mir gleich “Verjudung” in den Sinn. Sollte er etwas anderes meinen, als eine Minderheit für das Übel dieser Welt (dieses Kontinents, dieses Landes) verantwortlich machen zu müssen, sollte er erst ein anderes Wort dafür finden, bevor ich ihn lese. Aber ich fürchte, er meint es tatsächlich so. Ansonsten haben Sie einen Beitrag verfasst, der auch meine Sorgen (einschließlich einer leisen Hoffnung) treffend formuliert.
Die angeführte nichtvorhandene Judenfeindlichkeit im Etablissement kann ich nicht sehen. Mir fällt auf, daß in den Medien monatelang nichts von den Raketenangriffen der Hamas auf Israel zu hören ist - und die erste Meldung die kommt ist, daß Israel im Gazastreifen bombardiert hat - Nebensatz: wegen Raketenbeschuß. Weiterhin wird auf deutschen Straßen in epischer Breite zum Mord an Juden aufgerufen - unter Polizeischutz. Israelische Fahnen, die als Gegenstimme gezeigt werden, reiß die Polizei herunter - wegen Provokation. Judenhaß gehört zu Deutschland - nach staatlich offizieller Ansage gehört Islam zu Deutschland. Und die herabwürdigende Attributierung “Trotz” - nach dem Motto “infantiles Gehabe” - kann ich nicht nachvollziehen. Das ist ganz einfach Selbstbehauptung, das ist Überlebenswille.
@Andreas Gerlach Können Sie mir einen Hinweis auf Antisemitismus im offiziellen Programm der AfD oder durch Äußerungen der Parteispitze geben?
Deutsche Journalisten sehen sich als Samurai im politischen Kampf. Ihr scharfes Schwert, dass ist ihre spitze Feder. Allerdings dienen die allermeisten nur dem einem Shogun und die Flagge seines Hauses, die ist rotgrün. DAS ist das Problem!
Eine gute Analyse, eine der wenigen…
Danke, Herr Vahlefeld. Ihr Beitrag ist ein Augenöffner. Sie sprechen zu Recht den Antisemitismus als Lackmustest an. Ausgehend vom Antisemitismus der deutschen Medien, den Herr Broder ja hier schon oft genug thematisiert hat und dem tiefen Misstrauen der Pegida gegenüber den Medien vermute ich, dass dieses Thema schlichtweg bei Pegida keines sein wird. Dazu kommt, dass zwar der Ton gegen Israel zu DDR-Zeiten der allgemein verordneten SU-Politik entsprach, aber doch nie in das Volk vorgedrungen war, zumal die offizielle Linie ja immer eben als eine solche wahrgenommen wurde. Das hat auch Herr Broder nie verstanden: Dass eben die Politik der DDR im Rahmen der SU-Politik anti-Israelisch war, aber das Volk eben aus diesem Grunde sich für das Problem schlichtweg nicht interessierte. Natürlich trifft man am Biertisch auf den bösen Juden. Allerdings ist das Thema im Osten fremd, eher sekundär von den Medien hereingetragen. Nebenbei: Der Absatz über Gleichschaltung ist widersprüchlich: “Das hat übrigens nichts mit Gleichschaltung oder Verschwörung zu tun,”... “Die Gleichschaltung ... liegt allein im moralischen Konsens.” Die Gleichschaltung existiert, sie ist allerdings nicht staatlich verordnet, sondern liegt einerseits im Opportunismus, andererseits in einer gleichgeschalteten Weltsicht / Ausbildung der Meinungsmacher.
Sie haben eine gute Beobachtungsgabe, das beweist dieser Text. Vielleicht eine Bessere als ich, denn ich kann bislang nicht erkennen, dass Pegida irgendwas mit Juden zu tun hat - in keiner Richtung. Kann sein, dass da auch ein Jude mitdemonstriert, zum Beispiel weil er sich nicht unberechtigte Sorgen über einen wachsenden islamischen Antisemitismus macht. Ich glaube zudem auch nicht an sowas wie das besondere antisemitische Gen “der Deutschen”, dass sich nun enthemmt Bahn brechen könnte - könnte, das betonten Sie ja. Was mich auch immer stört, ist die Art, wie sich bestimmte Edelfedern über die einfachen Leute erheben - auch wenn Sie das wahrscheinlich nicht beabsichtigen. Eine Art infantile Trotzreaktion ist Pegida für mich jedenfalls nicht. Vielleicht hab ich das aber auch falsch verstanden. Sie schreiben in Bezug auf unsere Medien sehr richtig: “Der Leser scheint nicht reif genug zu sein, Informationen kommentarlos aufnehmen zu können.” Für mich sehen allerdings auch die meisten Demonstranten bei Pegida & Co. wie reife, mündige Bürger aus, die etwas auf die Straße treibt, was natürlich in der Sache auch kritisiert werden darf. Das ist eine Auseinandersetzung, die unsere Demokratie mAn enorm belebt. Aber bitte wertet nicht die Demonstranten ab.
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