Henryk M. Broder / 14.08.2016 / 10:05 / 4 / Seite ausdrucken

Unorthodox: Das Drama der begabten Tochter

Ein älterer Löwe und eine junge Löwin sitzen sich in einem Kreuzberger Café gegenüber und versuchen, einander an Demut und Bescheidenheit zu überbieten. "Was werden Sie über mich schreiben, Herr Broder? Muss ich Angst vor Ihnen haben?", will Deborah Feldman wissen. "Vor mir hat noch nie jemand Angst gehabt, und was ich über Sie schreiben werde, hängt davon ab, was Sie mir über sich erzählen werden, Frau Feldman", sage ich. "In welcher Sprache wollen wir uns unterhalten? Englisch, Deutsch, Jiddisch oder Hebräisch?" 

Deborah Feldman ist mit Jiddisch groß geworden. Zu Hause bei Oma und Opa wurde Jiddisch gesprochen, auf der Straße in Brooklyn und auch in der Mädchenschule, die sie besuchte. "Jiddisch", sagt ein altes jiddisches Sprichwort, "spricht man nicht, Jiddisch redet sich." Soll heißen: Man wird es nie los. Die Melodie des Jiddischen ist so dominant, dass sie in jeder Sprache durchkommt. 

Bei Deborah Feldman ist das nicht der Fall. Ihr Deutsch ist nicht ganz fehler-, aber vollkommen akzentfrei. Kein Hauch des Jiddischen, bis auf ein paar Füllwörter wie "Take" oder "Emes", die ihr ab und zu herausrutschen. "Take" bedeutet so viel wie "Ausgerechnet!", und "Emes" kann man, je nachdem, ob es mit einem Ausrufe- oder einem Fragezeichen ausgesprochen wird, mit "So ist es!" oder "Ist es so?" übersetzen. Hier geht es weiter.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Andreas Hannemann / 15.08.2016

Hallo Herr Broder, seit längerer Zeit lese ich ich Ihr Kolumnen und Kommentare.. Ich bin mir sicher, das sie diese Kolumnen und Kommentare nicht für “fishing for compliments” verfassen, sondern aus persönlicher Überzeugung und Erfahrung schreiben. Zu 98 % stimme ich Ihnen zu. Die 2 % liegen wahrscheinlich im Unschärfebereich ;-)  .  Wie gehen Sie mit den sicherlich täglichen Angriffen um? Personenschutz vor den Ignoranten, Dummen, Orthodoxen, Einfältigen oder sonstigen “mental eingeschränkten” ist bei Ihrer pointierter Darlegung der tatsächlichen Lage wahrscheinlich notwendig, aber auch tatsächlich notwendig? Wie wehrt man sich vor täglicher Dummheit oder Ignoranz? Ein “Fan” oder was auch immer, aber auf alle Fälle auf Ihrer Linie schwimmnder Andreas Hannemann < Klarname!!!

Thomas Bonin / 15.08.2016

Das Interview, bzw. Ihr hieraus niedergeschriebener Text, ist `ne Klasse für sich, stilistisch sowieso, vor allem aber thematisch. Dass Sie bei den (aller)meisten User-Kommentatoren auf WO damit ins Leere laufen würden, war abzusehen: weil manche Dinge (besonders hierzulande) sich niemals (tatsächlich) ändern werden.

Bernd Fischer / 14.08.2016

Herr Broder, sie als sehr angehmer alter Löwe mit noch sehr scharfen Tatzen,  ( eigentlich ist ihr Mundwerk mit dem noch geistigen Scharfsinn gemeint ) werden der jungen Löwin wohlfeil über alle Vor oder Nachteile aufgeklärt haben , in diesem ( noch schönen ?? ) Land zu leben. Man kann nur hoffen das diese junge Löwin eine Bereicherung , als Anfang, für dieses Land wird.    

Wilfried Cremer / 14.08.2016

Konversionen bzw. Binnenkonversionen nicht unter Todesstrafe zu stellen, ist doch schon mal was. Hier sollte man ansetzen, um Gravierendes von weniger Gravierendem zu unterscheiden.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 26.01.2024 / 12:00 / 70

Frau Assmann denkt über 1945 hinaus

Eine „Expertin für Erinnerungskultur“ möchte die Erinnerung an die Shoa mit der an die Nakba verbinden. Den Palästinensern wäre mehr geholfen, wenn Deutschland ihnen ein…/ mehr

Henryk M. Broder / 17.01.2024 / 06:15 / 91

Der Unsinn, aus dem Antisemitismus-Beauftragte gebacken werden

Gleich nach dem Influencer, dem Eventmanager und dem Insolvenzberater ist „Antisemitismusbeauftragter“ ein Beruf mit Zukunft. Der Antisemitismus hat Hoch-konjunktur, und da braucht man ausgewiesene Experten…/ mehr

Henryk M. Broder / 02.01.2024 / 14:00 / 50

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: Chr. Str.

Christian Streich, seit 2012 Cheftrainer des FC Freiburg, ist vor allem dafür bekannt, dass er sich gerne „einmischt“ und „Stellung bezieht“. Denn: Sich einmischen und…/ mehr

Henryk M. Broder / 21.12.2023 / 16:00 / 6

Efraim Habermann: 19.6.1933 – 19.12.2023

Der Fotograf Efraim Habermann ist mit 90 gestorben. Ein kultivierter Herr, der noch auf Aussehen und Umgangsformen achtete, das Haus nie ohne Krawatte und Einstecktuch verließ. Statt eines…/ mehr

Henryk M. Broder / 05.12.2023 / 13:00 / 38

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: D.F.

Es muss nicht immer einer oder eine aus der Beletage des Feuilletons sein. Auch im Souterrain des Kulturbetriebs flackert manchmal ein Licht auf. Derzeit ist es…/ mehr

Henryk M. Broder / 30.11.2023 / 15:30 / 26

Ernst Piper verlässt PEN Berlin

Der Historiker und Verleger Ernst Piper ist aus dem vor kurzem gegründeten PEN Berlin ausgetreten. Dazu bewogen haben ihn Susan Neiman, die Leiterin des Potsdamer…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com