Die Vermutungen, dass die Sonne einen stärkeren Einfluss auf das globale Klima ausübt als von vielen Forschern angenommen, haben neue Nahrung erhalten. Abermals hat eine wissenschaftlich überprüfte Studie („peer reviewed“) einen Zusammenhang zwischen den langfristigen Schwankungen der Sonnenaktivität und der Wolkenbildung bestätigt. “Wolken, vom Sonnenwind verweht” (Clouds blown by the solar wind”) heißt sie, und ihr Résumé lautet: Je weniger der Sonnenwind das interplanetare elektrische Feld (IEF) stört, desto stärker auch die Wolkenbildung. Da dies besonders die niedriger liegenden Wolken betrifft, die einen kühlenden Effekt auf das Klima ausüben (weit weniger dagegen die höheren, die eher im Sinne des Treibhauseffektes erwärmend wirken), bedeutet dies: Je geringer die Sonnenaktivität desto niedriger die globale Temperaturen. Und umgekehrt: Eine aktive Sonne heizt die Erde auf. Wohlgemerkt geht es hierbei nicht um die unmittelbaren Sonnenstrahlen sondern um den ionisierenden Sonnenwind.
Der beschriebene Zusammenhang könnte eine Erklärung dafür liefern, warum die globale Erwärmung seit eineinhalb Jahrzehnten – zumindest vorerst – zum Stillstand gekommen ist, befinden sich die Sonnenaktivitäten doch derzeit auf einem Tiefstand, wie er lange nicht mehr registriert wurde. Er könnte auch erklären, warum über weite Strecken der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, als die solaren Aktivitäten besonders hoch waren, die Temperaturen stark anstiegen. Dass die derzeit eklatante Inaktivität der Sonne die globalen Temperaturen gleich wieder in den Keller fahren ließe, erwartet niemand, dafür ist die Erde heute zu aufgeheizt, zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Und: Der solare Einfluss heißt im Umkehrschluss auch nicht automatisch, dass der Einfluss des Kohlendioxids völlig vernachlässigbar ist.
Autoren der Studie, die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Environmental Letters“ erschien, sind Mirela Voiculescu von der Dunarea de Jos Universität im rumänischen Galati (Expertin für den solaren Einfluss auf das terrestrische Geschehen und Atmosphärenphysikerin) sowie Ilya Usoskin, Leiter des Institutes für kosmische Strahlung an der Universität von Oulu in Finnland. Sie bestätigen damit Theorien anderer renommierter Klimaforscher, etwa des Dänen Henrik Svensmark vom Dänischen „National Space Institute“ und von Jasper Kirkby, der am Kernforschungszentrum CERN in Genf arbeitet.
Sie alle gehen der Frage nach, inwieweit die sogenannte Galaktische Kosmische Strahlung in der irdischen Atmosphäre Nuklei für Kondensationskeime liefert, aus denen Wolken in niedrigeren Höhen entstehen könnten. Der solare Einfluss würde dabei darin bestehen, dass jener Sonnenwind, wenn er denn stark ist, die kosmische Strahlung und ihre Aerosolbildung vertreibt, dadurch die Wolkenbildung in gewissem Maße verhindert und so zur Erderwärmung beiträgt. Starke Sonnenaktivität = starker Sonnenwind = geringe Galaktische Kosmische Strahlung = geringe Wolkenbildung = höhere Temperatur (und umgekehrt).
Der Zusammenhang zwischen Sonnenwind und kosmischer Strahlung ist wissenschaftlich kaum noch umstritten. Dafür, dass jene Nuklei zur Wolkenbildung beitragen, gibt es in Studien immerhin schon wissenschaftliche Hinweise, die aber noch weiter untersucht werden müssen. Kirkby arbeitet mit Kollegen derzeit am CERN daran, im Frühjahr soll eine weitere Arbeit dazu erscheinen. Kirkby und Svensmark haben in früheren Arbeiten für das vergangene Jahrtausend starke Korrelationen zwischen den Sonnenaktivitäten und dem Klima feststellen können. Während der „Kleinen Eiszeit“ zwischen Mittelalter und Neuzeit beispielsweise waren die Sonnenaktivitäten extrem niedrig, zogen ab dem 19. Jahrhundert wieder kräftig an, parallel zur dann startenden Erderwärung. Kirkny sieht die Sonne als einen “Haupttreiber” des Klimageschehens.
Donner und Doria hat mehrfach über den solaren Ansatz in der Klimaforschung berichtet, etwa hier und hier. Von jenen Wissenschaftlern, die auf den Haupteinfluss des menschengemachten Kohlendioxids schwören und alle weiteren Einflussfaktoren als nicht nennenswert ansehen, wird er nicht weiter beachtet. In der Agenda des Weltklimarates IPCC, dessen Gründungsauftrag auf der damals sich verdichtenden Vermutung über den Treibhauseffekt basierte, hat der Ansatz bislang noch keinen Widerhall gefunden, die entsprechenden Forscher haben keinen Fuß hineinbekommen.
Wie gesagt: Vielfach wird auch nicht zur Kenntnis genommen, dass es sich hierbei nicht um Schwankungen der Sonnenstrahlen handelt, die in der Tat einen eher geringen Einfluss auf das Klimageschehen haben, sondern um einen subtileren Vorgang. Übrigens haben die Autoren der Studie auch festgestellt, dass der von ihnen festgestellte Zusammenhang nur in den mittleren und höheren Breitengraden deutlich sei, kaum in den tropischen. Dies könnte womöglich auch zur Erklärung beitragen, warum die globalen Temperaturbewegungen im 20. Jahrhundert am wenigsten in den Tropen registriert wurden.