Henryk M. Broder / 05.07.2013 / 22:37 / 6 / Seite ausdrucken

Perfide Perfektion im Land der totalen Überwachung

Falls Sie bis jetzt angenommen haben, der Antiamerikanismus in der Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen sei nicht zu toppen, dann haben sie das RTL-Nachtjournal gestern, am 4. Juli, nicht gesehen. Es war die reine Rache für die Landung der Alliierten in der Normandie vor 69 Jahren, die vor allem deswegen gelingen konnte, weil sich die Abteilungsleiter des Dritten Reiches nicht getraut hatten, ihren pennenden Intendanten zu wecken. Ganz anders dagegen der aufgeweckte RTL-Reporter, der ganz am Ende seiner Reportage vollkommen durchdreht und seine Phantasien als Nachrichten präsentiert. Aber schauen Sie selbst: http://www.4shared.com/video/qS7M5ecx/Snowden-RTL.html

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Leserpost

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Tim Münnekehoff / 06.07.2013

Sehr geehrter Herr Broder, ich teile ihre Ansicht durchaus, dass viele unserer Landsleute ein seltsam verschrobenes Bild der Vereinigten Staaten mit sich herum schleppen. Den meisten jedoch mache ich da gar keinen Vorwurf. Sind sie doch, seit sie auf dieser schönen Welt sind, von allzu vielen “progressiven” Lehrern, Studentenvertretern, Professoren etc. daraufhin geeicht worden. Vielleicht ist es ja ein spezielles Problem meiner Generation. Ich bin 1982 geboren und entstamme einem frisch aufgestiegenen Bildungsbürgerhaushalt. Ich bin in meinem gesamten Bildungsweg keinem Lehrenden begegnet, von dem man behaupten könnte, er sei nicht irgendwie links orientiert. Da gehörte es nun einmal zum guten Ton, gegen das “Imperium” zu sein. Während man dessen kulturelle und sonstige Vorteile selbstverständlich weiterhin genoss. Aber das sie diesen Misstand ausgerechnet an einem Beitrag des RTL Fernsehens festmachen, ist zwar nachvollziehbar, aber man fragt sich trotzdem unweigerlich was sie denn von der Sendegruppe erwarten, die u.a. “scripted reality” Formate in Deutschland etablierte. Mein Tipp wäre, gehen sie einmal am Wochenende in eine Studentenkneipe in einer westdeutschen Großstadt. Ich verwette meinen linken Testikel darauf, dass sie, früher oder später, auf mindestens einen Menschen treffen, der Cola trinkt, einer amerikanischen Band lauscht, und ein T-Shirt trägt auf dem steht “U.S. World domination Tour” garniert mit den Daten der U.S. Interventionen in den letzten 120 Jahren. Um dem Ganzen eine persönliche Erfahrung abzugewinnen, gehen sie in solch ein Etablissement, tragen sie ein mit dem Sternenbanner verziertes Hemd, am besten noch mit Weißkopfseeadler und dem Aufdruck “Proud to be American”! Ich garantiere ihnen, sie werden einen dramatischeren Einblick in den grassierenden Antiamerikanismus werfen können, als dies RTL ihnen je ermöglichen wird.  Hochachtungsvoll, Tim Münnekehoff.

Maria-Anna Konietzko / 06.07.2013

Da ist auch viel Dummheit im Spiel: zumindest Paketpost wird auch bei uns sorgfältig registriert, sonst gäbe es die schöne Einrichtung der Sendungsverfolgung im Internet nicht, die sowohl Absender als auch Empfänger eines Paketes jederzeit über dessen Aufenthaltsort informiert (was alle Kunden toll finden und gerne in Anspruch nehmen),  ob sich da auch jemand ausspioniert fühlt (wer weiß schon was die Post mit diesen Informationen macht)? Viele Menschen haben eben ein sehr selektives Gehirn und auch nie gelernt, ihnen vorgesetzte Meinungsnachrichten zu überdenken und pro und contra zu überprüfen. So kommt es dann, daß der größte Teil der Bevölkerung alles nachplappert, was ihnen vorgegeben wird, und was ihnen positiv berichtet wird, wie zum Beispiel die Aufhebung des Bankgeheimnisses, finden sie dann ganz toll (damit werden ja die unglaublich bösen Steuerhinterzieher - also praktisch IHRES Geldes - überführt!), was ihnen dagegen als großer Skandal präsentiert wird ...   Na ja, das Volk der Dichter und Denker hat ausgedacht.

Tom Guttmann / 06.07.2013

Es ist natürlich ein großer Klassiker des deutschen Verständnisses von totalitären Systemen. Man ist sich nicht so sicher ob es erst das Faschistische Gedankengut und seine Gefolgschaft braucht und dann werden die Überwachungsmechanismen installiert beziehungsweise schon bestehende missbraucht um arglose Bürger zu gängeln oder umgekehrt. Ein klassisches Henne-Ei Problem. Ungefähr So als würde Angela Merkel nur darauf warten dass die 24 Monatige Voratsdatenspeicherung eingeführt wird damit sie endlich Steinmeier und die Redakteure der TAZ in in einen Kerker schließen kann. Der propagandamäßige Auswuchs am ende des RTL Beitrags ist natürlich der Hammer. Da finde ich es schon interessant ob das eher gemacht wurde, weil man daran glaubt, was von einem Spatzenhirn zeugen würde, oder ob man glaubt dass der durchschnittliche RTL zuschauer das glaubt, was auch nicht gerade für RTL spricht.

Faina Faruz / 06.07.2013

RTL muss man nicht mögen, aber Sie kritisieren einen Reporter, der die Sorgen vieler Amerikaner teilt. Ist aus Ihrer Sicht auch Oliver Stone, einer der einflußreichsten Regisseure der Filmgeschichte, durchgedreht, Herr Broder? Stone sprach von einer Schande, dass Präsident Obama mehr damit beschäftigt sei, Snowden zu jagen, als diese George-Bush-artigen Abhöraktionen zu reformieren. Snowdon habe Geheimnisse enthüllt, die wir alle kennen sollten: Die Vereinigten Staaten hätte wiederholt gegen den Vierten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung verstoßen, der allen Bürgern das Recht auf Privatsphäre garantiert. Snowden finde keinen Platz, um sich zu verstecken, “denn jedes Land ist von den Vereinigten Staaten eingeschüchtert.”

Jens Daniel / 06.07.2013

Diese strunzdumme Überheblichkeit mit Fremdschäm-Garantie (soll wohl witzig rüberkommen?) ist vor allem bei den RTL-Nachrichten notorisch. Könnten diese Fachjournalisten nicht diese gruselige Sache mit den Anthrax-Briefen erwähnen, oder das mit den Paketbomben aus Jemen? Aber wo denke ich hin…

Johannes Torker / 05.07.2013

Einfach ekelhaft so ein Machwerk noch Nachrichten zu nennen. Man will eben um jeden Preis den letzten Verbündeten Europas/Deutschlands verjagen. Und dabei verfolgt man sogar noch nahezu die eine ähnliche Strategie wie einst. Egal ob man selbst darunter leidet, solange man dem “Feind” schadet nimmt man alles in Kauf. Aber ich bin sicher sobald es vor den Toren Europas wieder heiß wird z.B. Syrien oder Türkei, ist Amerika wieder der beste Freund, selbstverständlich um Vertretern im Fernsehen hinterher nicht vergessen aufzulisten was sie alles falsch gemacht haben.

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