Gunnar Heinsohn / 01.09.2015 / 20:41 / 4 / Seite ausdrucken

Osteuropa: Ihr wollt uns erziehen? Gehts noch?

Immer drängender ruft man den Menschen zwischen Estland und der Slowakei zu, dass jetzt sie Solidarität zeigen und Flüchtlinge aus Afrika oder dem Islam aufnehmen müssten. Immerhin – wird drohend ergänzt – überweise man ihnen hohe Milliardenbeträge als Strukturhilfe. Da sei allmählich eine Gegenleistung fällig. Überdies – folgt ein vermeintlich raffiniertes Kompliment – habe man mit der in Gdansk geborenen Solidarnosc doch in viel härteren Zeiten bewiesen, wie gut man zusammenstehen könne - wenn man denn wolle. Als besonders abgefeimt wird das empfunden, weil von keiner westeuropäischen Regierung Hilfe für die Solidarnosc kam. Dafür wurde sie von der westdeutschen unter Helmut Schmidt als Bedrohung des Weltfriedens gefürchtet…
 
Ja, Ihr schickt uns Geld, räumt man östlich der Oder ein. Aber Ihr nehmt auch Millionen unserer Besten, die noch viel höhere Beträge bei Euch als Steuern abführen. Und was aus Euren Medien herüberquillt, macht uns nur Angst: Antisemiten, Judenmörder, Drogenhändler, No-go-Viertel und aus Steuern bezahlte Familien, deren Söhne dem Kalifat als Henker dienen! Welcher Segen soll daraus erwachsen in Warschau oder Riga? Vielleicht haben jetzt wir mal einen Standortvorteil, weil wir noch frei sind von diesen Ungeheuerlichkeiten.

Es stimmt aber schon, dass wir Kompetenz ohne Ende benötigen, um unsere Abgewanderten zu ersetzen und die ökonomischen Rückstände aufzuholen. Also schickt uns Hightech-Unternehmer ruhig auch aus Pakistan, solange deren Computer und Smartphones die Wettbewerber aus China und Südkorea aus dem Felde schlagen. Maschinenbauer nehmen wir gerne aus Syrien, wenn sie es mit den Deutschen aufnehmen können. Willkommen sind auch Kreative aus dem Kongo, die Gucci und Dior das Fürchten gelehrt haben, damit wir endlich auch in Prag oder Budapest etwas abbekommen vom Luxusgütergeschäft der Italiener und Franzosen. All diese Spezialisten müssen keineswegs politisch Verfolgte sein. Wir lassen sie auch als gemeine Wirtschaftsflüchtlinge herein, solange sie uns zu Eurem Lebensstandard verhelfen. Wir nehmen sie in jeder Pigmentierung. Ungelernte aber haben wir selbst in großer Zahl. Sie können nämlich nicht nach Norwegen oder Irland entschwinden und eine Hilfe für immer mehr Hilfsbedürftige von draußen werden sie niemals. Oder wollt Ihr uns verhöhnen? Unsere Talente gegen eure Islamisten?

Haltet uns ruhig für Zurückgebliebene, auf die Ihr Eure Toleranztrainer loslassen könnt. Solange diese Volkspädagogik mit der Zuführung ausgewiesener Könner operiert, werden wir unsere Rassisten schon in Schach halten. Ihr predigt aber, dass auch Unqualifizierte alles Notwendige schon lernen würden und wir die nur ohne Bedenken nehmen sollen. Doch über Deutschland lesen wird, dass 50-60 % der Migrantenkinder in Mathematik mangelhaft, ungenügend oder noch schlechter abschneiden. Was stimmt denn nun? Bis das geklärt ist, erzieht sie bei Euch zu Assen und schickt sie erst danach hierher! Aus unseren Ländern wollt Ihr doch auch nur Talente und reißt Euch nicht um die Abgeschlagenen, um sie mit Eurer Wundererziehung in PISA-Sieger zu verwandeln.

Aber bedenkt die Größe beider Aufgaben - die Qualifizierung der bei Euch bleibenden Migranten und die Zivilisierung von uns hier im Osten. Schließlich seid Ihr bei der Erziehung von Euresgleichen in Australien schon 2013 schmählich gescheitert. Gegen all Eure Empörungen und Verwarnungen haben sie ihre Grenzen mit Militär und Flotte einfach dicht gemacht. Selbst die Labour Party aus der Sozialistischen Internationale zieht dabei mit. Bei den Briten beißt Ihr jetzt ebenfalls auf Granit. Warum sollten Polen oder Ungarn gehorsamer und naiver sein als Angelsachsen? Weil ihr uns Geld wegnehmen könnt, während London euch Geld verweigern kann?

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Leserpost

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Martin Wessner / 03.09.2015

Ich glaube, unsere östlichen Nachbarn können ganz gut damit leben, in den Augen der Helldeutschen fiese Dunkeleuropäer zu sein.

Matthias Friske / 02.09.2015

Treffend formuliert. Gilt ganz nebenbei übrigens auch für weite Teile im Osten Deutschlands - nur das die keine Regierungen haben, die in diesem Sinne handeln.

Dr. Joachim Neander / 02.09.2015

Staaten wie Polen und die Tschechoslowakei haben ab 1920 ihre historisch schlechten Erfahrungen mit ethnischen Minderheiten, die sich nicht integrieren wollten, gemacht. Nicht ohne Grund haben sie die Chance genutzt, die ihnen das Ende des 2. Weltkriegs bot, ethnisch homogene und damit innenpolitisch stabile Länder zu werden. Ich lebe seit längerer Zeit in Polen und kann gut verstehen, dass man dort keine Lust hat, sich mit Hunderttausenden bekanntlich nicht integrationswilliger Moslems erneut eine ethnische (und dazu religiöse) Problemgruppe ins Land zu holen. Das Beispiel Westeuropa schreckt ab.

Mathias Genke / 01.09.2015

Sie sprechen mir aus der Seele: Wenn man diese klugen Worte liest, kommen einem fast die Tränen, was aus Deutschland und deutscher Politik geworden ist. Deutschland gebärdet sich in seinem Moral-Wahn nunmehr selbst gegenüber seinen europäischen “Partnern” als Retter der Welt mit erhobenem Zeigefinger. Fast ist man erinnert an den Satz vom “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen”, nur das es diesmal schlichtweg vernunfts-vergessendes und -verneindes Mitleid ist, was da vor sich hin-west. Aber wir wissen es ja auch schon seit ein paar Wochen: Auch diese Länder sind schließlich alles “Unanständige”, genauso wie Kanada, Australien, Neuseeland und alle anderen unzähligen Länder, die sich das dreiste Wissen leisten, dass man ein Problem nicht dadurch löst, dass man es leugnet und vor ihm einfach durch Nichtstun kapituliert. Das Verhalten und die Äußerungen der deutschen Politik fordern europäische Einheit und sind nicht mal in der Lage, die Befindlichkeiten unser Nachbarn anzuerkennen. Wenn die deutsche Politik “die Wahrung des europäischen Wertekanons” einfordert, verrutscht die Maske: Der europäische Wertekanon, der so krokodils-tränengleich angemahnt wird,  soll nämlich der - scheinbar - deutsche sein und alle anderen Länder haben zu kuschen. Dabei ist es sogar umgekehrt: Deutschland ist es, was das Problem zu einem unbeherrschbaren Chaos werden lässt: Der ungarische Zaun musste gerade auch wegen der ausgerufenen deutschen Willkommenskultur gebaut werden und er wird derzeit atomisiert aus dem gleichen Grunde. Auch Rumänien, Bulgarien etc. haben sich schon hinreichend bei uns “bedankt” , dass wir mit dem Sog unserer Sozialleistungen ganze Landschaften entvölkern. Frau Merkel, nehmen sie doch einfach mal zur Kenntnis, das in Danzig und Stettin, Tallin und Prag keiner Lust auf Duisburg-Marxloh hat und insbesondere: nicht das Geld dafür. Schon Brecht wusste, dass man sich Moral leisten können muss und dass in jeglicher Hinsicht: Sozial und finanziell. Die osteuropäischen Länder sind strukturell und wirtschaftlich nicht in der Lage und auch nicht gewillt, 65 Jahre und 25 Jahre nach Abschütteln von Fremdherrschaften sich wieder in eine Situation zu begeben, wo ihnen droht, nicht mehr Herr im eigenen Haus und über ihre eigenen Grenzen zu sein. Das haben wir in Deutschland nicht nur zu akzeptieren, sondern sollten uns sogar eine Scheibe von abschneiden: Aber von unseren europäischen Nachbarn lernen, das kam ja deutschen Politikern noch nie in den Sinn.

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