Zwei Verrisse in drei Tagen sind keine schlechte Ausbeute für ein Buch, das soeben auf den Markt gekommen ist, vor allem wenn sie in derselben Zeitung erschienen sind, der FAZ, wo sich im Feuilleton all die Freigeister austoben dürfen, die im Politikteil Hausverbot haben. Das Verfahren ist im Prinzip nicht schlecht, weil es Vielfalt garantiert und sowohl das eine wie das andere Publikum bedient: hier die Fortschrittlichen, dort die Konservativen. Die SPD macht es genauso, je nachdem ob sie Siegmar Gabriel oder Gunter Gabriel ins Rennen schickt. Letzten Freitag hat ein Vertreter der Weight Watchers im FAZ-Feuilleton “Schöner denken” rezensiert und dabei bemängelt, dass in dem Buch der Begriff “Israel-Lobby” nicht vorkommt, gestern hat eine Repräsentantin von Tupper Ware Inc. das Buch auf seine Gebrauchsfähigkeit hin überprüft und dabei…, ja, was eigentlich? Klar ist, das Buch gefällt ihr nicht, unklar bleibt, warum. Die Rezentin braucht die halbe Strecke, um zu erklären, woher “politisch korrekt” bzw. “unkorrekt” herkommt, dann gräbt sie den 1865 verstorbenen ungarischen Arzt Ignaz Philipp Semmelweis und seinen Biographen Louis-Ferdinand Celine aus, stellt den beiden den Zoologie-Professor Gustav Jäger entgegen und kommt - better late than never - in den beiden letzten Absätzen ihrer Rezension auf “Schöner denken” zu sprechen. Es ist wie bei einem Besinnungsaufsatz in der Unterprima: Es kommt auf die Allgemeinbildung des Verfassers, nicht auf den Gegenstand der Betrachtung an.
Nun warten wir ab, wie es weiter geht. Wenn bis Samstag nicht der dritte Verriss erscheint, diesmal aus der Sicht der Tierrechtler, kündige ich mein FAZ-Abo fristlos.