Bernd Zeller / 12.06.2013 / 21:03 / 0 / Seite ausdrucken

Lanz, Merkel, Steinbrück: Sie können nichts dafür

Eigentlich sollte uns das Wetten-dass-Desaster weder interessieren noch beschäftigen, wenn es nicht symptomatisch wäre für das, was schiefläuft in diesem Land.

Die öffentlichrechtlichen Programme, als Zwangsabgabefernsehen verschmäht, trennen nicht mehr zwischen U und E, Unterhaltung und Ernst, sondern mittlerweile zwischen G und K, Gefühl und Körper. Wetten dass gehört zu Körper. Tatort zu Gefühl.

Es ist bezeichnend, dass die Kritiker mit Markus Lanz gar nicht viel anfangen können, sie wissen kaum, welche Schuld sie ihm eigentlich zu geben haben, außer dass es keine großen Showmaster mehr gebe.

Und da sind wir beim Problem.

Die großen alten Meister haben allesamt das getan, worum es geht, wenn ein Showmaster beliebt wird, nämlich: zeigen, dass es seine Show ist.
Das und nichts anderes ist es, was die Show ausmacht. Welche, ist nachrangig bis egal.

Schauen wir mal an, wer es wo geschafft hat. Günther Jauch ja, Hans Rosenthal auch, Kulenkampff und die übrigen ohne Frage, Stefan Raab, Hans Meiser, Sabine Christiansen ja, Thomas Gottschalk nur, solange er nicht in die Fänge einer professionellen Redaktion fällt, Koschwitz mit Brainpool ja, mit den Samstagnacht-Trotteln nein, Harald Schmidt mit Verstehen Sie Spaß nein, sonst ja, außer mit Pochi, Anke Engelke gelegentlich, Der Typ von Der Preis ist heiß ja, Letterman und Leno sowieso, Oliver Welke antrainierterweise bei der heute-show ja, was nun nicht für ihn spricht, aber so ist es eben. Und so fort. Sich selber zum Deppen zu machen, gehört nicht dazu, das geht erst, wenn man die Show dominiert.

Hier liegen die sozialen Ursachen des Versagens von Markus Lanz. Er kann nichts dafür, und das ist es, was die Gesellschaft will. Das ist der deutsche Traum, nichts dafürzukönnen.

Einer, der eine große Show übernimmt, müsste vor der Kamera ein großer alter Mann sein gleich welchen Alters. Heißt, er müsste so inszeniert sein.
Na das erst.

So etwas, so ein Individuum, passt nicht in die Vielfalt.

Aus: tagesschauder

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